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sondern im Gegentheil fast durchweg ein Sinken derselben konstatirt haben. Das erste Ziel der Trusts bleibt die Verbesserung der Produktion, mit welcher die Verbilligung Hand in Hand geht. Das Kartell sucht die Preise in ein richtiges Verhältniß zu den Selbstkosten zu bringen, es paßt die Produktion dem Verbrauch an; der Trust sucht die Selbstkosten zu erniedrigen und durch Herabsehung der Preise den Verbrauch auszudehnen. Wo ist da die richtige Wirthschaftspolitik?

Wie steht denn das Kartell zur Herabseßung der Selbstkosten? Die Produktion wird durch das Kartell durchaus nicht verbilligt. Das Kartell ermangelt aller Vortheile des kapitalistischen Großbetriebes. Es ist nichts als eine gegenseitige Gewinnversicherungsgesellschaft, es trägt einen zünstlerischen Charakter. Ja, das Kartell hat nicht nur keinen fördernden Einfluß auf die Entwicklung der Produktion, es erschwert vielmehr sogar diese Fortentwicklung. Der einzelne Unternehmer wird durch seine Zugehörigkeit zum Kartell in keiner Weise zur Verbesserung seines Betriebes. veranlaßt. Sein Gewinn wird ihm durch seine Zugehörigkeit zum Kartell garantirt, seine Produktion ist meistens kontingentirt, wozu also da sich wirthschaftlich und produktionstechnisch anstrengen, wozu neue Maschinen erproben und einstellen, wozu neue Patente und Fabrikationsmethoden studiren? Der einzelne dem Kartell angehörige Industrielle wird durch das Kartell zum Stillstand verleitet. Durch diese stillstehenden und damit rückständigen Kartellmitglieder wird aber auch das Niveau derjenigen Kartellmitglieder herabgedrückt, welche etwa noch nach technischem Fortschritt streben. Ist Jemand einmal mit einem bestimmten Produktionsantheil in das Kartell eingetreten, so wird er bei kontingentirter Produktion, wie sie die meisten Kartelle haben, von einer Ausdehnung seiner Produktionsmöglichkeiten keinen Vortheil haben. Einer Ausdehnung seines Kontingentes aber werden sich die technisch rückständigen. Fabrikanten widersehen. Die kleineren und rückständigeren Betriebe aber werden im Kartell in der Regel das Gros bilden. Aus ihrer Mitte wird am ehesten der Wunsch nach einem Kartell laut werden, denn sie sind die ersten, welche bei freier Konkurrenz geschädigt werden. Die großen kräftigen, produktionstechnisch hochstehenden Betriebe sehen wir deshalb auch so oft sich bei der Bildung eines Kartells im Hintergrunde halten. Sie treten dem Kartell in der Regel nur ungern bei, weil sie wissen, daß das

Produktionsniveau innerhalb des Kartells stets durch die rückständigsten Betriebe desselben bestimmt wird.

Das eine Ziel der Kartellpolitik, die Stärkung der deutschen Industrie gegenüber dem ausländischen Wettbewerb, wird durch die Kartelle also am allerwenigsten erreicht, während die amerikanischen Trusts in der That eine enorme Stärkung der amerikanischen Produftion bedeuten und sich mehr und mehr zu einer Gefahr für das deutsche Wirthschaftsleben auswachsen. Wie steht es aber mit der anderen Aufgabe, der Verhinderung von Krisen? Haben die Kartelle in Deutschland vermocht, Krisen zu verhindern? Bisher nicht. Wir brauchen im gegenwärtigen Rahmen dieser Frage nicht näher nachzugehen. Die Vertheidiger der Kartelle behaupten, daß dieselben durch ihre Preispolitik die leßte Krisis wenigstens ge= mildert haben, während über einzelne Kartelle Thatsachen angeführt werden, welche beweisen, daß wenigstens eine Reihe von Industriezweigen durch die ihr aufgenöthigten langfristigen Lieferungskontrakte zu hohen Preisen die Krisis wesentlich verschärft empfinden mußte. Eines nur muß hier festgehalten werden, daß die krisenmildernde Wirkung sicherlich nur den kartellirten Industrien selber zu Gute gekommen ist. Die nicht kartellirten Industrien aber, welche als Abnehmer auf die Kartelle angewiesen sind, kommen für die krisenmildernde Wirkung zum mindesten erst in zweiter Linie in Frage. In jedem Falle würden sie bei Nichtbestehen der Kartelle die von ihnen gebrauchten Vorfabrikate billiger haben beziehen können und schon dadurch würde die Wirkung der Krisis für sie wenigstens zu einem Theile paralysirt worden sein.

Jedenfalls ist die krisemildernde Wirkung der Kartelle, wenn eine solche überhaupt vorhanden ist, nur eine sehr partielle. Vollständiger vermag diese Wirkung der Trust auszuüben, und zwar der vertikale Trust. Der vertikale Trust, welcher eine ganze Industrie vom Rohstoff bis zum Fertigfabrikat umfaßt, vermag die Unternehmergewinne, welche sonst auf die einzelnen Industriestufen ungleich entfallen würden, untereinander auszugleichen. Es schadet beim Trust nichts, wenn einmal eine Produktionsstufe eine Zeit lang ohne Gewinn arbeitet. Stände diese Industriestufe außerhalb des Trusts als einzelne Gruppe da, so würde sich ein solcher Zustand als Krisis offenbaren, innerhalb des Trusts aber ist dies nicht der Fall. Die einzelnen Industriestufen, welche im Trust vereinigt sind, beseitigen das Risiko der

Krise zu einem großen Theile dadurch, daß sie unter einander dauernde Lieferungs- und Abnahmeverträge haben. Es tritt hier innerhalb der Industrie bis zu einem gewissen Grade ein Zustand ein, wie wir ihn in der Wirthschaftsgeschichte im Stadium der ge= schlossenen Hauswirthschaft finden, wo alle Mitglieder dieser Wirthschaft ihre Bedürfnisse gegenseitig befriedigen. Beim Trust ist dies natürlich nur bis zu einem gewissen Grade der Fall, da die Frage des Verbrauchs der lezten fabrizirten Artikel immer die ausschlaggebende bleibt. Aber hieraus wird auch wieder klar, daß die Aufgabe des Trusts in viel höherem Maße darauf ausgeht und darauf ausgehen muß, den Verbrauch auszudehnen, was aber nicht durch höhere Preise geschehen kann, und deshalb zu einer klugen Preispolitik nothwendiger Weise führen muß.

Ein vertikales Kartell besizen wir in Deutschland bisher überhaupt noch nicht, ein solches Kartell würde gleichbedeutend mit einem Trust sein. Es ist überaus charakteristisch, daß in allerjüngster Zeit in Deutschland Versuche gemacht werden, vertikale Kartellformen zu schaffen. In Frankfurt a. M. ist kürzlich eine Vereinigung von Vertretern der verschiedenen Produktionsstufen innerhalb der Textilindustrie zusammengetreten, welche ein solches Ziel verfolgt. Die Versammlung führte einen Beschluß auf Schaffung einer Zentralstelle herbei, die sich möglichst aus den einzelnen wirthschaftlichen Verbänden der Textilindustrie zusammensehen sollte. Vertreten waren sämmtliche Zweige der Textilindustrie: Spinnerei, Weberei und Weiterveredelung. Und die Vertreter der einzelnen Gruppen, welche sich sonst auf das Schärfste zu bekämpfen pflegten, erkannten hier die Nothwendigkeit an, daß Mittel und Wege gefunden werden müßten, um in gemeinsamem Vorgehen die drückende Lage der Textilindustrie zu bessern. Wenn auch in Folge der zollpolitischen Gegensäße einstweilen die Weiterverfolgung des in Aussicht genommenen Zieles ausgesetzt worden ist, so unterliegt es doch keinem Zweifel, daß man in erneuten Verhandlungen sich zunächst über ein gemeinsames Vorgehen im Export einigen wird. Es ist möglich, daß dieser Versuch, der hier gemacht ist, für die Entwicklung des Trustwesens in Deutschland von grundlegender Bedeutung ist.

Eines muß mit aller Schärfe hervorgehoben werden. In dem Rahmen des heutigen Kartellwesens in Deutschland wird die Fertigindustrie ihre Rechnung nicht finden. Ein Kartell in der Weise, wie es die deutschen Rohstoff- und Halbzeugindustrien

besitzen, vermag die Fertigindustrie nicht zu bilden, dazu sind die von ihr erzeugten Artikel viel zu verschiedenartig, ihre Produktionsmethoden viel zu ungleich. In einem Trust dagegen hat auch die Fertigindustrie ihren vollen Plaz.

Betrachten wir lediglich die wirthschaftliche Seite der Frage, so leuchten die Mängel, welche das Kartellwesen gegenüber dem Trustwesen hat, klar ein. Damit ist uns auch der Weg vorgezeichnet, den wir in Deutschland zu gehen haben. Erfreulicher Weise scheint in den Artikeln und Veröffentlichungen, welche von den Vertheidigern der Kartelle in lezter Zeit publizirt sind, das Bewußtsein von diesen Mängeln vorhanden zu sein. Es liegt so etwas wie ein leiser Selbstvorwurf in ihnen. Man scheint sich doch hier und da bewußt geworden zu sein in Kartellkreisen, daß man mit dem anvertrauten Pfunde schlecht gewuchert hat. So kommt es, daß es mehr und mehr durchschimmert, wie man sehnsüchtig nach den amerikanischen Trusts hinüberäugelt, und es klingt wie ein verhaltener Seufzer: Wenn wir doch auch so weit wären! Ja es scheint zuweilen durch, als ob wirklich bei Vielen das ehrliche Bestreben vorhanden wäre, die Kartellentwicklung Deutschlands in Bahnen zu lenken, welche zu den Errungenschaften und Erfolgen der Trusts führen. Hat man einmal in der deutschen Industrie erkannt, welche Mängel das Kartellwesen und welche Vorzüge das Trustwesen hat, so wäre es ja auch merkwürdig, wenn nicht unsere Industriellen eine Entwicklung anstreben sollten, die zur Stärkung der nationalen Produktion und nicht bloß zur Garantie des Unternehmergewinnes führt. Hier wie überall wird es der Fall sein, daß die klugen und weitblickenden Köpfe das wirklich nationale Interesse gegenüber der egoistischen Selbstgenügsamkeit der trägen Masse wahrnehmen und durchsetzen. Wir haben wahrlich in Deutschland Männer genug, die befähigt wären, an die Spiße von Trusts zu treten und dieselben in ökonomisch vollendeter und gleichzeitig echt nationaler Weise zu leiten. An Morgans und Schwabs wird in Deutschland kein Mangel sein!

Einstweilen besteht in Deutschland, nicht wie in den Vereinigten Staaten von Amerika, ein Trustproblem, die Frage lautet nicht: Wie forrigiren wir Kartelle und Trusts im Interesse der Allgemeinheit? Sondern die Frage lautet: Wie organisiren wir unsere Produktion? In Trusts oder in Kartellen? Die Antwort ist aus unseren bisherigen Ausführungen klar, sie lautet: Die deutsche Industrie darf ihre Entwicklung nicht weiter

nehmen zu den Kartellen, sondern sie muß sie nehmen zu den Trusts.

Soweit die wirthschaftliche Seite der Frage. Nicht minder wichtig aber ist die soziale. In den Vereinigten Staaten von Amerika, wo daß Problem „Trust oder Kartell?" längst gelöst ist, hat sich nunmehr ein Trustproblem gezeigt, an dessen Lösung noch gearbeitet werden soll. Die Trusts haben eine Reihe von Schäden gezeitigt, theils allgemeiner, theils spezieller Art. Unter den speziellen verstehen wir die verschiedenen Auswüchse, welche sich bei der Gründung der Trusts zeigten. Unter ihnen steht in erster Linie die vielfach enorme Ueberkapitalisirung der Trusts, d. h. die Ausgabe durch reale Werthe nicht gedeckter Trustantheilscheine, ferner die ungerechtfertigt hohen Profite, welche die Trustgründer und Finanziers einstecken, die Spekulationen der leitenden Trustdirektoren in Antheilscheinen und anderes mehr. Diese speziellen Mängel des amerikanischen Trustwesens können wir einstweilen unberücksichtigt lassen. Es wird unsere Aufgabe sein, späterhin diese Fehler genau zu studiren, um sie bei Gründung deutscher Trusts nach Möglichkeit zu vermeiden. Hier gehen uns vor Allem die sozialen Wirkungen der Trusts an.

Diese sozialen Wirkungen werden von Manchen als so gefahrbringend erachtet, daß sich die Meinung herausgebildet hat, es wäre besser, auf die produktiven Fortschritte der Trusts zu verzichten, um nicht ihre sozialen Gefahren mit in den Kauf nehmen zu müssen. Die Anhäufung so kolossaler Produktionsmachtmittel in den Händen Weniger müsse, so heißt es, zu immer größerer Abhängigkeit der Massen der arbeitenden Bevölkerung von einigen. wenigen Produktionsleitern führen, die Arbeitslöhne müßten ge= drückt werden, die politische und soziale Stellung der breiten Bevölkerungsschichten werde durch die Trusts außerordentlich gefährdet.

Zunächst sei darauf hingewiesen, daß, wenn diese Bedenken durchschlagend sein sollen, sie es in viel höherem Grade gegenüber den Kartellen sind als gegenüber den Trusts. Die Entwicklung des Kartellwesens in Deutschland in den letzten Jahren hat gezeigt, daß in der That die Kartelle sich vielfach als Truzburgen gegen die arbeitenden Klassen erwiesen haben, und es ist in dieser Hinsicht bedauerlich, daß der Ruf zum Zusammenschluß der einzelnen Kartelle in Deutschland von derselben Stelle ausgegangen ist, welche bisher an der Spiße des Kampfes gegen alle Sozialreform gestanden hat, dem Zentralverband Deutscher Industrieller. Lohn

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