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I a ust.
Erster Theil.

Bueignung.

Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten!
Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
Versuch' ich wohl, euch dießmal festzuhalten?
Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,
Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.

Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
Und manche liebe Schatten steigen auf;
Gleich einer alten, halbverklungnen Sage,
Kommt erste Lieb' und Freundschaft mit herauf;
Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage
Des Lebens labyrinthisch irren Lauf

Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden
Vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden.

Sie hören nicht die folgenden Gefänge,
Die Seelen, denen ich die ersten sang;
Zerstoben ist das freundliche Gedränge,
Verklungen, ach! der erste Wiederklang.
Mein Lied ertönt der unbekannten Menge,
Ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang;
Und was sich sonst an meinem Lied erfreuct,
Wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet.

Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen Nach jenem stillen, erusten Geisterreich;

Goethe, Werke. 5. Bd.

1

Es schwebet nun in unbestimmten Tönen
Mein lispelnd Lied, der Aeolsharfe gleich;

Ein Schauer faßt mich, Thräne folgt den Thränen,
Das strenge Herz, cs fühlt sich mild und weich;
Was ich besige, seh' ich wie im Weiten,
Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.

Vorspiel auf dem Theater.

Direttor. Theaterdichter. Lustige Person.

Direktor. Ihr Beiden, die ihr mir so oft
In Noth und Trübsal beigestanden,
Sagt, was ihr wohl in deutschen Landen
Von unsrer Unternehmung hofft?

Ich wünschte sehr, der Menge zu behagen,
Besonders weil sie lebt und leben läßt.
Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen,
Und Jedermann erwartet sich ein Fest.
Sie sizen schon, mit hohen Augenbraunen,
Gelassen da und möchten gern erstaunen.
Ich weiß, wie man den Geist des Volks versöhnt;
Doch so verlegen bin ich nie gewesen :
Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt,
Allein sie haben schrecklich viel gelesen.

Wie machen wir's, daß Alles frisch und neu
Und mit Bedeutung auch gefällig sei?

Denn freilich mag ich gern die Menge sehen,

Wenn sich der Strom nach unsrer Bude drängt
Und mit gewaltig wiederholten Wehen

Sich durch die enge Gnadenpforte zwängt,

Bei hellem Tage, schon vor Vieren,

Mit Stößen sich bis an die Kaffe ficht,

Und wie in Hungersnoth um Brod an Bäckerthüren,
Um ein Billet sich fast die Hälse bricht.

Dieß Wunder wirkt auf so verschiedne Leute
Der Dichter nur; mein Freund, o thu es heute!
Dichter. O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bei deren Anblick uns der Geist entflieht!
Verhülle mir das wogende Gedränge,
Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
Nein, führe mich zur stillen Himmelsenge,
Wo nur dem Dichter reine Freude blüht,

Wo Lieb' und Freundschaft unsres Herzens Segen
Mit Götterhand erschaffen und erpflegen.

Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen,
Was sich die Lippe schüchtern vorgelallt,
Mißrathen jeßt und jezt vielleicht gelungen,
Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt.
Oft, wenn es erst durch Jahre durchgedrungen,
Erscheint es in vollendeter Gestalt.

Was glänzt, ist für den Augenblick geboren;
Das Aechte bleibt der Nachwelt unverloren.

Lustige Person. Wenn ich nur nichts von Nachwelt hören sollte!
Gesezt, daß ich von Nachwelt reden wollte,
Wer machte denn der Mitwelt Spaß?
Den will sie doch und soll ihn haben.
Die Gegenwart von einem braven Knaben
Ist, dächt' ich, immer auch schon was.
Wer sich behaglich mitzutheilen weiß,
Den wird des Volkes Laune nicht erbittern;
Er wünscht sich einen großen Kreis,
Um ihn gewisser zu erschüttern.

Drum seið nur brav und zeigt euch musterhaft;
Laßt Phantasie mit allen ihren Chören,

Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft,
Doch, merkt euch wohl! nicht ohne Narrheit hören.

Direktor. Besonders aber laßt genug geschehn!

Man kommt, zu schaun, man will am liebsten seyn.
Wird Vieles vor den Augen abgesponnen,
So daß die Menge staunend gaffen kann,
Da habt ihr in der Breite gleich gewonnen,
Jhr seid ein vielgelichter Mann.

Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen,
Ein Jeder sucht sich endlich selbst was aus.

Wer Vieles bringt, wird Manchem etwas bringen,
Und Jeder geht zufrieden aus dem Haus.

Gebt ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken !
Solch ein Ragout, es muß euch glücken;
Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht.
Was hilft's, wenn ihr ein Ganzes dargebracht!
Das Publikum wird es euch doch zerpflücken.

Dichter. Ihr fühlet nicht, wie schlecht ein solches Handwerk sei!
Wie wenig das dem ächten Künstler zieme!

Der saubern Herren Pfuscherei

Ist, merk' ich, schon bei euch Maxime,

Direktor. Ein solcher Vorwurf läßt mich ungekränkt;
Ein Mann, der recht zu wirken denkt,
Muß auf das beste Werkzeug halten.
Bedenkt, ihr habet weiches Holz zu spalten,
Und seht nur hin, für wen ihr schreibt!
Wenn diesen Langeweile treibt,

Kommt jener satt vom übertischten Mahle,
Und, was das Allerschlimmste bleibt,

Gar Mancher kommt vom Lesen der Journale.
Man eilt zerstreut zu uns, wie zu den Maskenfesten,
Und Neugier nur beflügelt jeden Schritt;

Die Damen geben sich und ihren Puß zum Besten
Und spielen ohne Gage mit.

Was träumet ihr auf eurer Dichterhöhe?

Was macht ein volles Haus euch froh?

Beseht die Gönner in der Nähe !

Halb sind sie talt, halb find sie roh.

Der, nach dem Schauspiel, hofft ein Kartenspiel,

Der eine wilde Nacht an einer Dirne Busen.

Was plagt ihr armen Thoren viel

Zu solchem Zweck die holden Musen?

Ich sag' euch, gebt nur mehr, und inumer, immer mehr,

So könnt ihr euch vom Ziele nie verirren.

Sucht nur die Menschen zu verwirren,

Sie zu befriedigen ist schwer

Was fällt euch an? Entzückung oder Schmerzen?
Dichter. Geh_hin und such' dir einen andern Knecht!
Der Dichter sollte wohl das höchste Recht,

Das Menschenrecht, das ihm Natur vergönnt,
Um deinetwillen freventlich verscherzen!

Wodurch bewegt er alle Herzen ?

Wodurch besiegt er jedes Element?

Ist es der Einklang nicht, der aus dem Busen dringt
Und in sein Herz die Welt zurücke schlingt?
Wenn die Natur des Fadens ew'ge Länge,
Gleichgültig drehend, auf die Spindel zwingt,
Wenn aller Wesen unharmon'sche Menge
Verdrießlich durch einander klingt,

Wer theilt die fließend immer gleiche Reihe
Belebend ab, daß sie sich rhythmisch regt?
Wer ruft das Einzelne zur allgemeinen Weihe,
Wo es in herrlichen Accorden schlägt?
Wer läßt den Sturm zu Leidenschaften wüthen?
Das Abendroth im ernsten Sinne glühn?

Wer schüttet alle schönen Frühlingsblüthen
Auf der Geliebten Pfade hin?

Wer flicht die unbedeutend grünen Blätter
Zum Ehrenkranz Verdiensten jeder Art?
Wer sichert den Olymp, vereinet Götter?
Des Menschen Kraft, im Dichter offenbart.
Luftige Person. So braucht sie denn, die schönen Kräfte,
Und treibt die dicht'rischen Geschäfte,

Wie man ein Liebesabenteuer treibt!

Zufällig naht man sich, man fühlt, man bleibt,
Und nach und nach wird man verflochten;
Es wächst das Glück, dann wird es angefochten,
Man ist entzückt, nun kommt der Schmerz heran,
Und eh man sich's versieht, ist's eben ein Roman.
Laßt uns auch so ein Schauspiel geben!
Greift nur hinein ins volle Menschenleben !
Ein Jeder lebt's, nicht Vielen ist's bekannt,
Und wo ihr's pact, da ist's interessant.
In bunten Bildern wenig Klarheit,
Viel Irrthum und ein Fünfchen Wahrheit,
So wird der beste Trank gebraut,
Der alle Welt erquickt und auferbaut.
Dann sammelt sich der Jugend schönste Blüthe
Vor eurem Spiel und lauscht der Offenbarung,
Dann sauget jedes zärtliche Gemüthe

Aus eurem Werk sich melanchol'sche Nahrung,
Dann wird bald dieß, bald jenes aufgeregt,
Ein Jeder sieht, was er im Herzen trägt.

Noch sind sie gleich bereit, zu weinen und zu lachen,
Sie ehren noch den Schwung, erfreuen sich am Schein.
Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen;

Ein Werdender wird immer dankbar sein.

Dichter. So gieb mir auch die Zeiten wieder,
Da ich noch selbst im Werden war,
Da sich ein Quell gedrängter Lieder
Ununterbrochen neu gebar,

Da Nebel mir die Welt verhüllten,
Die Knospe Wunder noch versprach,
Da ich die tausend Blumen brach,
Die alle Thäler reichlich füllten.
Ich hatte nichts, und doch genug!

Den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug.
Gieb ungebändigt jene Triebe,

Das tiefe schmerzenvolle Glück,

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