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Mephistopheles. Das zierlich höfische Geschlecht
Ist uns nur zum Verdruß geboren:

Und hat ein armer Teufel einmal Recht,
So kommt's gewiß dem König nicht zu Ohren.

Klassische Walpurgisnacht.

Fauft. Du schärfe deiner Augen Licht!
In diesen Gauen scheint's zu blöde.
Von Teufeln ist die Frage nicht,
Von Göttern ist allhier die Rede.

Mephistopheles. Das Auge fordert seinen Zoll.
Was hat man an den nackten Heiden?
Ich liebe mir was auszukleiden,
Wenn man doch einmal lieben soll.

Freies Feld.

Mephistopheles. Bestünde nur die Weisheit mit der Jugend,
Und Republiken ohne Tugend,

So wär die Welt dem höchsten Ziele nah.

Mephistopheles. Pfui! schäme dich, daß du nach Ruhm verlangst! Ein Charlatan bedarf nur Ruhm zu haben.

Gebrauche besser deine Gaben,

Statt daß du eitel vor den Menschen prangst!
Nach kurzem Lärm legt Fama sich zur Ruh;
Vergessen wird der Held so wie der Lotterbube:
Der größte König schließt die Augen zu,
Und jeder Hund bepißt gleich seine Grube.
Semiramis! hielt sie nicht das Geschick

Der halben Welt in Kriegs- und Friedenswage?
Und war sie nicht so groß im lezten Augenblick,
Alz wie am ersten ihrer Herrschertage?

Doch kaum erliegt sie ungefähr

Des Todes unversehenem Streiche,

So fliegen gleich, von allen Enden her,
Starteten tausendfach und decken ihre Leiche.

Wer wohl versteht, was so sich schickt und ziemt,
Versteht auch seiner Zeit ein Kränzchen abzujagen;
Doch bist du mur erst hundert Jahr berühmt,
So weiß kein Mensch mehr was von dir zu sagen.

Mephistopheles. Und wenn ihr scheltet, wenn ihr klagt,
Daß ich zu grob mit euch verfahre,

Denn wer euch heut recht derb die Wahrheit sagt,
Der sagt sie euch auf tausend Jahre.

Mephistopheles. Geh hin, versuche nur dein Glück!
Und hast du dich recht durchgeheuchelt,
So tomme matt und lahm zurück!

Der Mensch vernimmt nur, was ihm schmeichelt.
Sprich mit dem Frommen von der Tugend Lohn,
Sprich mit Irion von der Wolke,

Mit Königen vom Ansehn der Person,

Von Freiheit und von Gleichheit mit dem Volke!

Fauft. Auch dießmal imponirt mir nicht

Die tiefe Wuth, mit der du gern zerstörtest,
Dein Tigerblid, dein mächtiges Gesicht.
So höre denn, wenn du es niemals hörtest:
Die Menschheit hat ein fein Gehör,
Ein reines Wort erreget schöne Thaten;
Der Mensch fühlt sein Bedürfniß nur zu sehr
Und läßt sich gern im Ernste rathen.

Mit dieser Aussicht trenn' ich mich von dir,
Bin bald, und triumphirend, wieder hier.

Mephistopheles. So gehe denn mit deinen schönen Gaben!

Mich freut's, wenn sich ein Thor um andre Thoren quält:
Denn Rath denkt Jeglicher genug bei sich zu haben;
Geld fühlt er eher, wenn's ihm fehlt.

Mephistopheles. Worum man sich doch ängstlich müht und plact, Das ist gewöhnlich abgeschmackt.

Zum Beispiel unser täglich Brod,

Das ist nun eben nicht das feinste;

Auch ist nichts abgeschmackter als der Tod,

Und grade der ist das Gemeinste.

Vor dem Palast.

Mephistopheles. Das Leben, wie es eilig flieht,
Nehmt ihr genau und stets genauer;
Und wenn man es beim Licht besicht,
Gnügt euch am Ende schon die Dauer.

Mephistopheles. So ruhe denn an deiner Stätte !
Sie weihen das Paradebette,

Und eh das Seelchen sich entrafft,
Sich einen neuen Körper schafft,
Verkünd' ich oben die gewonnene Wette.
Nun freu' ich mich aufs große Fest,

Wie sich der Herr vernehmen läßt.

Mephistopheles. Nein! dießmal gilt kein Weilen und kein Bleiben! Der Reichsverweser herrscht vom Thron:

Ihn und die Seinen kenn' ich schon;

Sie wissen mich, wie ich die Ratten, zu vertreiben.

Theater und dramatische Poesie.

Deutsches Theater.

Das Theater ist in dem modernen bürgerlichen Leben, wo durch Religion, Gefeße, Sittlichkeit, Sitte, Gewohnheit, Verschämtheit und so fort der Mensch in sehr enge Gränzen eingeschränkt ist, eine merkwürdige und gewissermaßen sonderbare Anstalt.

Zu allen Zeiten hat sich das Theater emancipirt, sobald es nur konnte, und niemals war seine Freiheit oder Frechheit von langer Dauer. Es hat drei Hauptgegner, die es immer einzuschränken suchen, die Polizei, die Religion und einen durch höhere sittliche Ansichten gereinigten Geschmack.

Die gerichtliche Polizei machte den Persönlichkeiten und Boten auf dem Theater bald ein Ende. Die Puritaner in England schlossen es auf mehrere Jahre ganz. In Frankreich wurde es durch die Pedanterie des Kardinal Richelieu gezähmt und in seine gegenwärtige Form gedrängt, und die Deutschen haben, ohne es zu wollen, nach den Anforderungen der Geistlichkeit ihre Bühne gebildet. Folgendes mag diese Behauptung erläutern.

Aus rohen und doch schwachen, fast puppenspielartigen An fängen hätte sich das deutsche Theater nach und nach durch verschiedene Epochen zum Kräftigen und Rechten vielleicht durchge= arbeitet, wäre es im südlichen Deutschland, wo es eigentlich zu Hause war, zu einem ruhigen Fortschritt und zur Entwickelung gekommen; allein der erste Schritt, nicht zu seiner Besserung, sondern zu einer sogenannten Verbesserung geschah im nördlichen Deutschland von schalen und aller Produktion unfähigen Menschen. Gottsched fand zwar noch Widerstand. Die famose Epistel von Rost zeigt, daß gute Köpfe es doch wohl auch gerne sehen mochten, wenn der Teufel manchmal auf dem Theater los war: allein Leipzig war schon ein Ort von sehr gebundener protestantischer Sitte, und Gottsched hatte durch sein Ueberseßungswesen schon so sehr in die

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Breite gearbeitet, daß er die Bühne für eine Zeit lang genugsam versehen konnte. Und warum sollte man dasjenige, was Franzosen und Engländer billigten, nicht auch in einer schwachen Nachbildung sich auf dem deutschen Theater gefallen lassen!

Zu dieser Zeit nun, als der seichte Geschmack den deutschen Schauspieler zu zähmen und die privilegirten Spaßmacher von den Brettern zu verbannen suchte, fiengen die noch nördlichern Hamburgischen Pfarrer und Superintendenten einen Krieg gegen das Theater überhaupt zu erregen an. Es entstand schon vorher die Frage, ob überall ein Christ das Theater besuchen dürfe; und die Frommen waren selbst unter einander nicht einig, ob man die Bühne unter die gleichgültigen (Adiaphoren) oder billig zu verwerfenden Dinge rechnen solle. In Hamburg brach aber der Streit hauptsächlich darüber los, in wiefern ein Geistlicher selbst das Theater besuchen dürfe; woraus denn gar bald die Folge gezogen werden konnte, daß dasjenige, was dem Hirten nicht zieme, der Heerde nicht ganz ersprießlich sein könne.

Dieser Streit, der von beiden Seiten mit vieler Lebhaftigkeit geführt wurde, nöthigte leider die Freunde der Bühne, diese der höhern Sinnlichkeit eigentlich nur gewidmete Anstalt für eine fittliche auszugeben. Sie behaupteten, das Theater könne lehren und bessern und also dem Staat und der Gesellschaft unmittelbar nußen. Die Schriftsteller selbst, gute, wackere Männer aus dem bürgerlichen Stande, ließen sich's gefallen und arbeiteten mit deutscher Biederkeit und geradem Verstande auf diesen Zweck los, ohne zu bemerken, daß sie die Gottschedische Mittelmäßigkeit durchaus fortseßten und sie, ohne es selbst zu wollen und zu wissen, perpetuirten.

Ein Drittes hat sodann auf eine fortdauernde und vielleicht nie zu zerstörende Mittelmäßigkeit des deutschen Theaters gewirkt. Es ist die ununterbrochene Folge von drei Schauspielern, welche, als Menschen schäzbar, das Gefühl ihrer Würde auch auf dem Theater nicht aufgeben konnten und deßhalb mehr oder weniger die dramatische Kunst nach dem Sittlichen, Anständigen, Gebilligten und wenigstens scheinbar Guten hinzogen. Eckhofen, Schrödern und Ifflanden kam hierin sogar die allgemeine Tendenz der Zeit zu Hülfe, die eine allgemeine An- und Ausgleichung aller Stände und Beschäftigungen zu einem allgemeinen Menschenwerthe durchaus im Herzen und im Auge hatten.

Die Sentimentalität, die Würde des Alters und des Menschenverstandes, das Vermitteln durch vortreffliche Väter und weise Männer nahm auf dem Theater überhand. Wer erinnert sich nicht des Essig händlere des Philosophen, ohne es zu wissen, des ehrlichen Verbrechers und so vieler verwandten Stücke ?

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