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Das Schattenreich war also gedacht und angeordnet: In der Mitte eine schwach beleuchtete Höhle, die drei Parzen umschließend, ihrer Beschäftigung gemäß, von verschiedenem Alter und Kleidung, die jüngste spinnend, die mittlere den Faden ausziehend, und die älteste mit der Scheere bewaffnet. Die erste emsig, die zweite froh, die dritte nachdenkend. Diese Höhle dient zum Fußgestelle des Doppelthrons, auf welchem Pluto seinen Plag ausfüllt, die Stelle jedoch zu seiner Rechten leer gesehen wird. Ihm linker Hand auf der Nachtseite, erblickt man unten, zwischen Wasserstürzen und herabhängenden Fruchtzweigen, bis an den Gürtel in schäumenden Wällen, den alten Tantalus, über ihm Irion, welcher das ihn aus einer Höhle fortreißende Rad aufhalten will, gleichfalls halbe Figur; oben auf dem Gipfel des Felsens Sisyphus, ganze Figur, sich anstrengend, den auf der Klippe schwebenden Steinblock hinüberzuwerfen.

Auf der lichten Gegenseite waren die Seligen vorgestellt. Und wie nun Laster und Verbrechen eigentlich am Individuum kleben und solches zu Grunde richten, alles Gute und Tugendhafte dagegen uns in das Allgemeine zieht, so hatte man hier keine be sonders benannten Gestalten aufgeführt, sondern nur das allgemein Wonnevolle dargestellt. Wenn auf der Schattenseite die Verdammniß auch dadurch bezeichnet war, daß jener namhaften Heroen jeder allein litt, sprach sich hier dagegen die Seligkeit dadurch aus, daß allen ein gesellkger Genuß bereitet war.

Eine Mutter, von vielen Kindern umgeben, zierte den würdigen Grund, worauf der frohbegrünte Elysische Hügel emporstieg. Ueber ihr eilte, den Berg hinab, cine Gattin dem herankommenden Gatten entgegen; ganz oben in einem Palmenlusthain, hinter welchem die Sonne aufgieng, Freunde und Liebende in vertraulichem Wandeln; sie wurden durch kleine Kinder vorge= stellt, welche gar malerisch fernten. Den Farbenkreis hatte der Künstler über das Ganze vertheilt, wie es den Gruppen und der Licht- und Schattenseite zukam. Denke man sich nun Proserpina im königlichen Schmuck, zwischen der kinderreichen Mutter und den Parzen, hinanstaunend zu ihrem leeren Thron, so wird man das Bild vollendet haben.

Die löbliche Gewohnheit, das Bild nach einer kurzen Verdeckung zum zweiten Male zu zeigen, benutte man zum Abschluß. Ein niederfallender Vorhang hatte auch Proserpina mit zugedect; sie benutte die kurze Zwischenzeit, sich auf den Thronsiz zu bez geben, und als der Vorhang wieder aufstieg, sah man sie neben ihrem Gemahl, einigermaßen abgewendet, fißen und sie, die Bewegliche, unter den Schatten erstarrt. Chorgesang mit Musikbegleitung dauerte bis zu Ende.

Die Beschreibung des Gemäldes giebt zu erkennen, daß wir, dem beschränkten Raum unserer Bühne gemäß, mit einer löblichen lakonischen Symbolik verfahren, wodurch alle Figuren und Gruppen deutlich hervorleuchteten; welches bei solchen Darstellungen höchst nöthig ist, weil dem Auge nur wenig Zeit gegeben wird, sie zu fassen.

Wie wir nun anfangs den Architekten und Landschaftsmaler zu Hülfe gerufen, so werden Bildhauer und Maler nun eine dankbare Aufgabe zu lösen eingeladen. Den Raum größerer Theater benugend, können sie ein ungeheures, mannigfaltiges und dennoch aus einander tretendes, faßliches Gemälde darstellen. Die Grundzüge sind gegeben; wobei wir gestehen, daß wir uns nur mit Mühe enthielten, mehrere Gebilde, welche theils die Mythologie, theils das Gemüth aufdrang, anzubringen und einzuschalten.

Und so wären denn die Mittel klar auseinandergelegt, deren man sich bedient hat und noch bedienen kann, um mit geringem Aufwand bedeutenden Effekt hervorzubringen.

Das deutsche Theater besigt viele kleine komische Stücke, welche Jedermann gern wiederholt sicht; schwerer und seltener sind kurzgefaßte Tragödien. Von den Melodramen, denen der edle Inhalt am besten ziemt, werden Pygmalion und Ariadne noch manchmal vorgestellt; die Zahl derselben zu vermehren dürfte daher als ein Verdienst angesehen werden. Das gegenwärtige kleine Stück, welches sich in idyllischen, heroischen, leidenschaftlichen, tragischen Motiven immer abwechselnd um sich selbst herumdreht, konnte seiner Art nach Gelegenheit geben, manche Mittel, welche seit seiner Entstehung die deutsche darstellende Kunst erworben, ihm zu Gunsten anzuwenden. Die landschaftliche Kunst hat sich in diesen lezten Zeiten von der bloßen Aus- und Ansicht wirklicher Gegenstände (veduta) zur höhern, ideellen Darstellung erhoben. Die Verehrung Poussins wird allgemeiner, und gerade dieser Künstler ist es, welcher dem Dekorateur im landschaftlichen und architektonischen Fache die herrlichsten Motive darbietet.

Recitation und Deklamation haben sich auch gesteigert und werden immer ins Höhere reichen können, wenn sie nur dabei mit dem einen Fuße den Boden der Natur und Wahrheit zu berühren verstehen. Schöne, anständige törperliche Bewegung, an die Würde der Plastik, an die Lebendigkeit der Malerei erinnernd, haben eine Kunstgattung für sich begründet, welche ohne Theilnahme der Gewänder nicht gedacht werden kann und deren Einfluß sich gleichfalls schon auf die Tragödie erstreckt.

Ebenso ist es mit dem Tableaux, mit jener Nachbildung eines gemalten Bildes durch wirkliche Personen. Sie fiengen in Klöstern, bei Krippchen, Hirten und Dreikönigen an und wurden

zuleßt ein gleichfalls für sich bestehender Kunstzweig, der manchen Liebhaber reizt und beschäftigt, auch sich einzeln schon auf dem Theater verbreitet hat. Ein solches Bild, nicht einem andern Bilde nachgeahmt, sondern zu diesem Zweck erfunden, welches bei festlichen Gelegenheiten bei uns mehrmals geschehen, hat man hier angebracht und an das Stück dergestalt geschlossen, daß dieses dadurch seine Vollendung erlangt.

Auch darf man wohl zulezt noch die Mäßigkeit des Komponis sten rühmen, welcher sich nicht selbst zu hören, sondern mit keuscher Sparsamkeit die Vorstellung zu fördern und zu tragen suchte.

Zu Schillers und Ifflands Andenken.

Weimar, den 10. Mai 1815.

In diesen lezten Wochen erinnerte man sich allgemein zweier abgeschiedenen vortrefflichen Männer, welchen das deutsche Theater unendlich viel verdankt, deren bedeutende Verdienste noch dadurch erhöht werden, daß sie von Jugend auf in dem besten Vernehmen eine Kunst gefördert, zu der sie geboren waren. Bemerklich ist hierbei, daß der Geburtstag des einen nicht weit von dem Todestag des andern falle, welcher Umstand zu jener gemeinsamen Erinnerung Anlaß gab.

Iffland war am 26. April geboren, welchen Tag das deutsche Theater würdig gefeiert hat; Schiller hingegen entzog sich am 9. Mai der Welt und seinen Freunden. An einem Tage daher ward auf dem Großherzoglichen Weimarischen Theater das Andenken beider Männer dramatisch erneuert; und zwar geschah es folgendermaßen.

Die beiden lezten Akte der Hagestolzen wurden aufgeführt; sie können gar wohl als ein Ganzes für sich angesehen, als eines der schönsten Erzeugnisse Ifflands betrachtet werden, und man durfte um so eher diese Wahl treffen, als das ganze Stück, vollkommen gut befeßt und sorgfältig dargestellt, immerfort bei uns einer besondern Gunst genießt.

Der Schluß des leßten Aktes gieng unmittelbar in ein Nachspiel über, welches, in Versen gesprochen, sogleich den Ton etwas höher nehmen durfte, obgleich die Zusammenspielenden nicht eigentlich aus ihrem Charakter heraustraten. Die in dem Stücke selbst obwaltenden Mißverhältnisse kamen auf eine läßliche Weise wieder zur Sprache und wurden freundlich beschwichtigt, so daß zulegt Margareta, ihre Persönlichkeit nicht ganz verläugnend, in einen Epilog höhern Styls übergehen konnte, welcher, den

Zweck des Ganzen näher bezeichnend, die Verdienste jenes vortrefflichen Mannes mit würdiger Erhebung einigermaßen aussprach. Hierauf ward Schillers Glocke nach der schon früher beliebten Einrichtung vorgestellt. Man hatte nämlich diesem trefflichen Werke, welches auf eine bewunderungswürdige Weise sich zwischen poetischer Lyrik und handwerksgemäßer Prosa hin und wieder bewegt und so die ganze Sphäre theatralischer Darstellung durchwandert, ihm hatte man ohne die mindeste Veränderung ein vollkommen dramatisches Leben mitzutheilen gesucht, indem die mannigfaltigen einzelnen Stellen unter die sämmtliche Gesellschaft nach Maßgabe des Alters, des Geschlechts, der Persönlichkeit und sonstigen Bestimmungen vertheilt waren, wodurch dem Meister und seinen Gesellen, herandringenden Neugierigen und Theilnehmenden sich eine Art von Individualität verleihen ließ.

Auch der mechanische Theil des Stücks that eine gute Wirkung. Die ernste Werkstatt, der glühende Ofen, die Rinne, worin der feurige Bach herabrollt, das Verschwinden desselben in die Form, das Aufdecken von dieser, das Hervorziehen der Glocke, welche sogleich mit Kränzen, die durch alle Hände laufen, geschmückt erscheint, das alles zusammen giebt dem Auge eine angenehme Unterhaltung.

Die Glocke schwebt so hoch, daß die Muse anständig unter ihr hervortreten kann, worauf denn der bekannte Epilog, revidirt und mit verändertem Schlusse vorgetragen und dadurch auch dieser Vorstellung zu dem ewig werthen Verfasser eine unmittelbare Bezichung gegeben ward. Madame Wolf recitirte diese Schlußrede zur allgemeinsten Bewunderung, so wie Madame Lorging in jenem Nachspiel sich den verdientesten Beifall erwarb. Man hatte die Absicht, beide genannte Stücke zwischen jenen bezeichneten Tagen jährlich aufzuführen.

Nachspiel zu den Hagestolzen.

Erste Gruppe.

Margrethe. Der Hofrath. Therese. Die beiden Kinder.

Margrethe. Aus werther Hand hab' ich den Strauß empfangen,
Und festlich prangt er mir im schlichten Haar;

Als hohe Braut komm' ich einhergegangen,
Die gestern noch ein armes Mädchen war.

Bald schmückt mich reicher Stoff und goldne Spangen,
Ein Diener reicht mir das Befohlne dar,

Die niedre Kammer tausch' ich um mit Zimmern,
Wo Decken strahlen, wo Tapeten schimmern. -

Und werd' ich dann mich selber noch erkennen?
Bin ich dann auch so froh, so brav, so gut?
(Zu Theresen.)

Wirst du mich dann auch noch Margrethe nennen?
Zu den Kindern.)

Und Bärbchen, Paul seid ihr mir dann noch gut?
Soll ich es je, jemals vergessen können,

Daß ich aufs Feld gieng mit dem Schnitterhut?
(Zum Hofrath.)

Dann hast du dir die Rechte nicht erlesen,
Dann bin ich nein! Margrethe nie gewesen!
(Sie verbirgt sich in die Arme des Hofraths.)
Hofrath. So recht! In des Mannes Arme

Flüchte sich das bange Weib,
Daß ihr sanft geschmiegter Leib
An der starken Brust erwarme.

Margrethe (zum Hofrath).

Und werd' ich deiner Hoffnung auch entsprechen?
Sieh mich noch einmal an! Gefall' ich dir
Mit jenem Wasserkrug, mit jenem Rechen,
Mit diesem Mieder ohne Puß und Zier?

Und wirst du dann auch freundlich zu mir sprechen,
Wenn es nun fest ist zwischen dir und mir?
Bedcnke dich! für mich sei ohne Sorgen!
Denn wie ich heute bin, so bin ich morgen.

Wir kennen nicht der Städter leichte Sitte,
Wir halten Wort auf unsrer stillen Flur;
Die treue Liebe wohnt in unsrer Mitte,
Sie weilet gern in ländlicher Natur.
(Zu Theresen.)

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Nicht wahr? Schwester, auch in deiner Hütte
Blüht ihrer Nähe segensvolle Spur.
Das wunderfeltne Bild beglückter Ehen,
Bei euch hier hab' ich's oder nie gesehen.

O daß es mich, auch dorthin mich begleite,
Wo sich das Leben wilder nun bewegt,
Wo Häuser streben in die Höh' und Weite,
Wo sich der Lärm auf lauten Märkten regt!
(Zum Hofrath.)

Dann, Lieber, rette dich an meine Seite,
Zu ihr, die dich im treuen Herzen trägt,

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