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nicht ausgesetzt und das Maskenfest selbst dient nun dazu, in allegorischer Darstellung auf den großen Schatz des undurchforschten Befizes hinzuweisen und der geistige und materielle Reichthum (PlutusFaust), vom idealen Gebrauch (Lenker) geführt, wird, den Geiz (Mephisto) im Gefolge und trotz ihm beglückend, zum großen Pan (dem Kaiser) geleitet, der sich, nach dem Maskenspiel, nicht recht in den plötzlich durch die Erfindung des Papiergeldes ins Reich strömenden Reichthum finden kann. Reich geworden, will er amüsiert sein. Er hat Paris und Helena zu sehen verlangt (die erste Ahnung des griechischen Ideals in Deutschland) und Faust, auf seines Genossen Macht bauend, hat sie zu zeigen verheißen, erfährt nun aber, daß er zuviel versprochen, da Mephisto keine Gewalt über die Heiden be= sigt und ihm nicht anders helfen kann, als daß er ihm den Schlüffel gibt, um zu der Ewigkeit, zu den Müttern, den unfaßbaren Schöpferinnen des idealen Lebens, niederzusteigen. Faust geht nicht unter auf dieser Fahrt, wie Mephisto fürchtet, er bringt dem mit keder Jronié geschilderten Hofe die beiden Gestalten des Alterthums, wenn auch nur als täuschende Schattenbilder vor Augen, und während die lieben Zuschauer zu wizeln, zu äugeln, zu lüfteln, zu kritteln haben, reißt ihn der Anblick der großen Scheinbilder so leidenschaftlich hin, daß er wie nach lebenden Wesen nach ihnen greift, sie aber nicht zu faffen vermag und vor den Verschwindenden, wie einst vor dem Geiste, hinstürzt und von seinem Genossen bewußtlos in sein altes Studierzimmer zurückgetragen wird. Während er schläft, gehen äußer lich sichtbar die Bewegungen seines Innern, die hemmenden und fördernden Elemente seiner ästhetischen Bildung, der weltschaffende Dünkel der Philosophie, der vorleuchtende künstlich erschaffue Begriff des Ideals, vor uns vorüber. Und von diesem nach Leben strebenden, selbst nicht fertigen Idealbegriff geführt, erwacht Faust aus seiner Bewußtlosigkeit auf classischem Boden in der 'classischen Walpurgisnacht. Unter Ungestalten des classischen Alterthums werden Gegner der wissenschaftlichen Strebungen (Goethes), besonders die Vertreter der vulkanischen Idee der Erdbildung gegenüber der neptunistischen, die Thales (Goethe) vertritt, verkleinert dargestellt. Die antike Fratzenwelt behagt dem an derberen, greifbareren Spuk gewöhnten Mephisto wenig, der dennoch auch hier sein Spiel zu treiben weiß. Jener Buchbegriff des Ideals (Homunculus) zerfließt leuchtend, als er das Ideal selbst in der auf dem Muschelwagen daher schiffenden Galathea erblickt. Faust aber, nur nach dem Ideal der Schönheit, nach Helena verlangend und suchend, wird von der Sibylle Manto in den Orkus gewiesen, eine Allegorie, die schwer aufzulösen sein möchte, da der Dichter die Erinnerung an Orpheus und den Wunsch eines besseren Geschicks nicht ausgeführt und nicht angenommen hat, daß Fauft die Helena aus dem Orkus geholt habe. Sie kommt von selbst. Helena, das hellenische Schönheitsideal, rettet sich vor dem Gatten, der ihr, wie Phorkyas - Mephistopheles ihr enthüllt, den Tod bereitet, auf Fausts Burg; das Hellenenthum findet im deutschen Geist und Gemüth schüßende, liebevoll geschirmte Stätte; nur einen Moment bedroht die kriegerische Bewegung diesen Bund, aus dem

ein zukunftverheißender Sohn Euphorion (mit spätern Zügen Byrons) entsprießt, der sich aber in jugendlicher Unraft selbst zerstört. Auch Helena tehrt zurück und läßt Faust nur ihr Gewand, die schöne Form des Lebens, das der Rückbleibende in sich aufgenommen. Dieser Theil des Gedichtes war schon früh begonnen und im reinen tragischen Styl weit vorgeschritten, als er sich dem übrigen anschließen sollte. Die Schwierigkeiten der Verbindung hielten Goethe lange auf, und sie sind nicht überwunden, da das Bestreben, dies unabhängige Bild in das übrige einzupassen, eine Veränderung des Bildes selbst zur Folge gehabt und auf den ursprünglich zu einem Denkmal für Byron nicht angelegten Euphorion eine störende Wirfung geübt hat. Das Allegorisch-Symbolische, das nach dem Beginn des fast selbstständigen Stückes rein und groß hervortreten konnte, geht in dem 'Hineingeheimnissen' unter. Der fortdauernde Gebrauch der Allegorie nimmt im vierten Act eine veränderte Wendung; es werden nun geschichtliche Dinge allegorisiert und perfifliert. Faust, dessen befriedigteres Wesen keinen Wunsch nach Verehrung der Menge, keinen Wunsch nach sardanapalischem Genießen hat, denn Genießen macht gemein, erkennt, daß die Erde noch Raum zu großen Thaten bietet, und fühlt Kraft zu kühnem Fleiße: er möchte die zwecklose Kraft unbändiger Elemente besiegen, dem Meere den Strand abringen, um ihn fruchtbar zu machen. Mephistopheles räth, den Krieg, in den ihr alter Kaiser gerade verwickelt ist, zu benutzen, um dem Kaiser wider den Gegenkaiser als Retter zu erscheinen und sich dann mit dem Strande belehnen zu lassen. In dem Kriege selbst thun Faust durch Rath und Mephisto durch Zauberblendwerke das Beste, und die Schlacht wird gewonnen. Der Kaiser ordnet vier Erzämter und läßt durch den Erzbischof - Erzkanzler das Statut aufseßen, indem er die Erzämter mit untheilbaren Reichen belehnt, während der Erzbischof sich die Gegend, in welcher der Zauber ge= wirkt hat, um sie zu entsühnen, mit Bergen, Wäldern, Weiden, fischreichen Seen und zahllosen Bächlein überweisen und in unersättlicher Habgier auch in den Strecken, die dem Meere erst abgerungen werden sollen, Zehnten, Zins, Gaben und Gefälle versprechen läßt, so daß der Kaiser unwillig meint, er könne zunächst wohl das ganze Reich verschreiben. Was Fauft zu vollbringen gewünscht, hat er im fünften Act zum Theil gethan. Ein Wandrer, einst an den Strand geworfen und von Philemon und Baucis hülfbereit aufgenommen, kommt noch einmal zu dem friedlichen Lindenschatten und dem klingenden Glöcklein der Alten, um seinen Dank zu erneuen. Aber er kann den Strand nicht wieder kennen, das Meer ist zurückgedrängt; Wiesen, Anger, Dorf, Garten und Wald zeigen sich dem Auge; wie die Vögel das Nest, kennen die befrachteten Schiffe den sicheren Hafen. Faust aber, im höchsten Alter in seinem Palast, empfindet mit leidenschaftlichem Unmuth, daß jener kleine Besitz der friedlich - freundlichen Alten, die keinen Tausch wollen, weil sie dem trügerischen Wasserreich nicht trauen, für ihn unerreichbar bleibt; der Schatten der Bäume mit weitem Blick von der Höhe reizt ihn; der Klang des Glöckchens ihrer Capelle macht ihm Pein, weil er ihn

an die Grenzen seiner Macht erinnert. Er ermüdet, gerecht zu sein. Mephisto faßt ein halbes Wort dienstbeslissen auf. Das Gütchen, die Bäume, das Kapellchen gehen in Rauch auf; die Alten tödtet der Schrecken, der wandernde Gast wird dahin gestrekt. Das hat Faust nicht gewollt; aber die That ist gethan. Es neigt zum Ende. Der Mangel, die Schuld, die Noth, die Sorge nahen der verschlossenen Thür des Palastes. Jene drei können nicht hinein, da auch die Schuld vor dem Reichen zunicht zu werden bekennt. Im Abziehen sehen sie fern den kommenden Bruder, den Tod. Nur die Sorge hat durch das Schlüsselloch den Weg gefunden. Auch sie vermag nichts über Faust. Sein durchstürmtes Leben zieht noch einmal an ihm vorüber, er hat nur begehrt, vollbracht und abermals begehrt. Den Erdenkreis kennt er, der Blick ins Drüben ist ihm verschlossen und er nennt es thöricht hinüberzublinzen und sich über Wolken seines Gleichen zu dichten, da man sich hier feststehend umzusehen habe und die Welt dem Tüchtigen nicht stumm sei. Im Weiterschreiten liege Lust und Qual, wenn auch keines Augenblicks Befriedigung. Die Sorge muß zwar weichen, aber der Anhauch der Scheidenden macht ihn blind. In seiner Nacht ruft er seine Leute zu neuer symbolischer Arbeit auf, noch ein Sumpf am Gebirge soll troden gelegt werden, um Millionen einen thätig-freien, wenn auch keinen sichern Wohnplatz zu bieten. Er hört Spaten klingen und meint es seien die seiner fröhnenden Menge; aber es sind die Lemuren, die sein Grab graben. Im schauenden Blick zeigt sich ihm das Gewollte wie vollendet: ein wimmelndes Volk, von Gefahr umrungen, das Leben und Freiheit täglich erobern muß und sie beide dadurch verdient. Wenn er sich mit freiem Volke auf freiem Grunde könnte stehen sehen, dann dürfte er zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Im Vorgefühl von solchem hohen Glück füllt ihn jezt der Genuß des höchsten Augenblicks. Es ist sein letztes Wort; er sinkt zurück; die Lemuren fassen ihn auf und legen ihn ins Grab. Mephisto triumphiert. Um seiner Beute sicher zu werden, beruft er das höllische Heer, das aber die Engel, Rosen streuend, verdrängen. Die schönen Gestalten, die appetitlichen Wetterbuben, beschäftigen Mephistos Phantasie. Als er aus diesem Rausche zu sich selbst zurückkehrt, erkennt er, daß er zu früh triumphiert hat. Die Himmlischen haben Fausts Unsterbliches entführt. Hymnen der Büßenden, unter denen Gretchen ihn in erster Jugendkraft aus ätherischem Gewande hervortreten steht, bilden den feierlich ausklingenden Schlußton. Gretchen, die bittet, es möge ihr vergönnt sein, den vom neuen Tage Geblendeten zu belehren, wird von der Mater dolorosa zu höheren Sphären geführt, auf daß er, sie ahnend, ihr folge.

Faust, wie er in beiden Theilen jetzt vorliegt, betrachtete der Dichter nicht als erschöpft. 'Aufschluß erwarten Sie nicht', schrieb er an Reinhard, nachdem er das Manuscript eingefiegelt: 'Der Weltund Menschengeschichte gleich enthüllt das zuletzt aufgelöste Problem immer wieder ein neues aufzulösendes.

Iphigenie auf Tauris.

Goethe begann die Iphigenie auf Tauris während einer geschäftlichen Rundreise durch Sachsen-Weimar am 14. Februar 1779 in Prosa zu entwerfen und förderte sie mitten unter Störungen und Hemmungen aller Art, bald in Apolda, bald auf dem Schloffe Dornburg, bald auf dem Schwalbenstein bei Ilmenau mit so kräftigem Zuge, daß er die Vollendung schon am 28. März melden und die erste Darstellung am 6. April möglich machen konnte.

Aus der ersten prosaischen Fassung rang sich die Dichtung langsamen Schrittes durch die freie rhythmische Form bis zu der reinen Schönheit empor, in der sie unter Goethes unbestrittenen Meisterwerken als eins der vollendetsten dasteht. Auf der ersten italienischen Reise gelang ihm unter des befreundeten Morit fördernder Theilnahme die harmonische Durcharbeitung der letzten Form und am 6. Januar 1787 konnte er von Rom aus den Freunden in Deutschland mittheilen, daß die Iphigenie endlich fertig geworden sei. Sie erschien zuerst im dritten Bande seiner Schriften zu Leipzig bei G. J. Göschen im Jahr 1787, die ältere Prosaform in den nachgelassenen Werken zu Stuttgart bei J. G. Cotta 1842 im siebenundfünfzigsten Bande.

Den Stoff entlehnte Goethe aus der gleichnamigen Tragödie des Euripides. Geist und Gemüth des deutschen Dichters hoben ihn zu einem ganz andern poetischen Werke, als dem des Griechen, der auf die Kraft seines mythischen Stoffes bauend, denselben ganz äußerlich erfaßte und sich nicht scheute, für die tragische Handlung Motive zu benutzen, die eine gesunde Kunstauffaffung nur dem Lustspiele zuweisen kann. Die tragische Verwicklung erzielte der Grieche mittelst der Intrigue und die Auflösung durch göttliches Einschreiten, dem der widerwillig gesinnte Mensch sich unbedingt und knechtisch und deßhalb nur äußerlich beugt.

Goethe machte, wie Euripides, die Erfüllung eines göttlichen Spruchs des Apollo, daß die Greuel im Hause des Tantalus und der auf Orest lastende Fluch des Muttermordes nur durch die Einholung der Schwester aus Tauris gesühnt werden könne, zur Aufgabe seiner Dichtung. Aber er strebt diesem Ziele nur mit Anwendung menschlicher Mittel entgegen und gibt in der Verwicklung und Lösung ein tief ergreifendes Bild sittlicher Reinigung der йeberlebenden des fluchbeladenen Geschlechtes der Tantaliden.

Iphigeniens schuldlose Reinheit ließ sich mit der täuschenden List der Hellenen ein, und das Schicksal, das jene bestrickt hielt, drohte auch sie zu erfassen; aber in sittlicher Selbstüberwindung hebt sie die Schuld auf, und erst jetzt ist auch Orests geistiger Blick hell und rein, so daß er den deutbaren Willen der Gottheit richtig versteht. Dieser Grundgedanke ist mit der vollendeten Meisterschaft des ächten Künstlers dramatisch gestaltet, alle Handlung, das heißt, alle Bestimmung des Willens, geschicht vom ersten Heraustreten Iphigeniens bis zu ihrem Scheidegrüße, auf der Bühne; alle Begebenheiten, die

nur als Stufe zur Handlung Werth haben, sind hinter die Scene gelegt; alles ist mit strengster Nothwendigkeit eins aus dem andern entwickelt, alles vollendet vorbereitet, alles vollendet ausgeführt. Der Bau dieses aus der mythologischen Ferne und Fremde in die lebendigste Nähe gerückten Stoffes, der im Aeußerlichen wenig verändert erscheint gegen die griechische Dichtung, im Innern aber vom Standpunkte edelster Menschlichkeit neu aufgefaßt und mit unendlicher Seelenfülle zum geläuterten Leben gehoben ist, war so fest und in sich harmonisch gegründet, daß, als Schiller im Jahr 1802 den Versuch machen wollte, die Dichtung, die ihm nicht dramatisch genug, das heißt, in seinem Sinne theatralisch erschien, einer Bearbeitung zu unterwerfen, das Werk, wie es dastand, dem Versuche trotte und entweder ganz umgeschaffen oder ganz unberührt bleiben mußte, wie es aus Goethes Hand hervorgegangen war, da die Umgestaltung nur möglich erschien, wenn das Sittliche, wie Schiller die Handlung nannte, hinter die Scene, die Handlung aber, wie er die sinnlich in die Augen fallende Begebenheit bezeichnete, auf die Bühne verlegt worden wäre, was einer völligen Verkehrung des Charakters der Dichtung gleichkam.

Torquato Tao.

Goethes Schauspiel 'Torquato Taffo' bedurfte gleich der Jphigenie langer Jahre stiller Entfaltung, bis es zu der glänzenden Vollendung gedieh, in der es 1790 vor die Augen der Welt trat. Das Leben Lassos (geb. 11. März 1544 zu Sorrent, gest. 25. April 1595 in Rom), das bis auf den Abbate Serassi (1785) übereinstimmend erzählt wurde und seinen Hauptreiz in des Dichters unglücklicher Leidenschaft zu der Prinzessin Eleonora von Ferrara mit den sich daran knüpfenden traurigen Folgen hatte, erschien Goethe um so mehr als geeigneter Gegenstand einer dramatischen Behandlung, da er, wenigstens ideell, einen großen Theil ähnlicher Erfahrungen wie Tasso gemacht und die Disproportion- des Talentes mit dem Leben, worin er den eigentlichen Sinn seines Schauspiels erkannt wissen wollte, in früheren Jahren und dann auch am Hofe von Weimar wenn nicht so unheilvoll, doch ebenso tief wie Tasso empfunden hatte. Er beschäftigte sich zuerst am 30. März und 15. April 1780 mit dem Stoffe, wurde aber gleich im Beginn durch andre Arbeiten zerstreut und durch vielfältige Geschäfte gehindert, so daß er erst im Spatjahre sich wieder dahin zurückwenden konnte. Am 13. November war der erste Act des in Prosa angelegten Stückes beendet. Zwar versuchte er die Fortseßung gleich unmittelbar daran zu schließen, doch konnte er den ganzen Winter hindurch zu keiner Sammlung gelangen und nahm die Arbeit erst im April 1781, auf dringende Mahnung der Frau v. Stein, die sich alles zueignen wollte, was Tasso sagte, wieder auf. Zwar erhielt Frau v. Stein

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