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Antreiben der Thiere, sondern gewöhnlich nur einen weichen Strick aus Lamawolle, den er höchstens, wenn es ihm nöthig scheint, in der Luft schwingt und sein „hayá“ dazu ertönen lässt. Abends, wenn Halt gemacht werden soll, wird die Heerde, oft mit Mühe, auf einen Haufen zusammengetrieben und es ist manchmal nöthig, einzelne mit der Wurfschlinge zu fangen (purwa). Sobald alle vereint sind, werden sie mit Stricken, die an mehreren Stöcken befestigt sind, umfasst. Diese so geringe Einzäunung ist vollkommen hinreichend, die Lamas Nachts über zusammen zu halten; es wird keines versuchen, diese schwache Abwehr zu durchbrechen, darunter durchzukriechen oder darüber hinwegzusetzen. Wenn die Thiere abgeladen sind (tuyukuska), legen sie sich meistens bald nieder und bringen die Nacht wiederkauend und schlafend zu. Nach Sonnenuntergang weiden die Lamas. nicht mehr; sie können selbst 2-3 Tage der Nahrung entbehren. Vorzüglich der Umstand, dass sie nur am Tage ihrer Nahrung nachgehen, bedingt die Nothwendigkeit, sie auf Reisen nur kurze Märsche von etwa 20 km machen zu lassen.

Beim Bepacken (tšaxnay) wird die Ladung (winay) entweder auf ein Stück grob wollenen Stoff (tšextšipatša, spanisch „jerga“) oder ohne Unterlage auf das dichte, lange Rückenfliess der Thiere gelegt und durch einen wollenen Strick ganz systematisch-kunstgerecht geschnürt, so dass sich nur sehr ausnahmsweise eine Ladung während der Tagereise verschiebt und eine Nachhülfe erforderlich macht.

Auch heute noch ist es sowohl bei den Aymarás als bei den Khetšuas gebräuchlich, dass, wie schon Ulloa1) berichtet, bevor eine Recua ihre Reise antritt, eine Art Fest mit Tanz und Maisbierlibationen, an denen der Heerdenbesitzer mit seinen Nachbarn, Verwandten und Peonen Theil nimmt, veranstaltet wird, wobei den besten Lastthieren farbige, wollene Quasten (puylú) durch die durchlöcherten Ohren gezogen und verknüpft, sie auch durch Halftern (senka sapa Khetš., mukuña Aymar.) und das Leitthier mit Glöckchen (sak apa) geschmückt und vielfach geliebkost werden.

Als Lastthiere dienen nur vollständig ausgewachsene, starke männliche Individuen. Sie heissen wakay wa oder wakahuya.

Durch A. von Humboldt) wurde die irrige Ansicht verbreitet, dass das Lama zur Zeit der Inkas auch als Zugthier, nehmlich zum Pflügen, gebraucht worden sei. Der berühmte Forscher stützt sich dabei auf den Chronisten Cieza de Leon), der an einer missverstandenen Stelle sagt: Verdaderamente en la tierra de Collao es gran placer ver salir los indios con sus

1) Not. americ. S. 104.

2) Die Aymarás nennen besonders starke Lastthiere kusu kusu tacerani, weil sie gewöhnlich sehr lange, etwas gekräuselte Wolle haben.

3) Reise in den Aequinoctial-Gegenden des neuen Continentes, deutsch von Hauff. III. S. 275. Ansichten der Natur I. S. 203.

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arados en estos carneros, ya la tarde verlos volver a sus casas, cargados de leña;" was wörtlich übersetzt lautet: Es ist in der Landschaft Collao in der That ein grosses Vergnügen, die Indianer mit ihren Pflügen auf diesen Widdern (den Lamas) ausziehen und sie Abends mit Holz beladen in ihre Häuser zurückkehren zu sehen." Es ist also an dieser Stelle nicht die geringste Anspielung enthalten, welche vermuthen liesse, dass die Lamas zum Ackern gebraucht wurden, es heisst ja nur, dass sie den Pflug hinaus und Abends Holz nach Hause tragen. Sie werden also nur in ihrer Eigenschaft als Lastthiere erwähnt 1). Während die Indianer nach ihrer Art ackerten, weideten die Lamas ohne Zweifel in der Nähe. Kein einziger Chronist spricht von den Lamas als Zugthieren, und wenn auf der Karte zu d'Ovaglie's Reise werk in Magalhañsland ein Indianer mit zwei Lamas pflügend abgebildet ist, so muss diese Darstellung zu den Phantasiezeichnungen europäischer Künstler, an denen die artistischen Beilagen zu exotischen Reiseberichten des 16. und 17., zum Theil auch des 18. Jahrhunderts, überreich sind, gezählt werden. Das Lama wurde nirgends und zu keiner Zeit als Zugthier benützt. Garcilasso de la Vega 3) beschreibt den Pflug und die Art des Pflügens der Inkaperuaner so genau, dass gar kein Zweifel darüber entstehen kann, dass bei diesem Pfluge und den mit ihm gebräuchlichen Manipulationen jede thierische Zugkraft absolut ausgeschlossen war1).

Est ist viel davon gefaselt und auch gläubig hingenommen worden, dass das Lama auch als Reitthier benutzt worden sei. Bei den Indianern war dies nie der Fall. Die Erzählung in dem Berichte Philipp von Hutten's, Zug nach dem oberen Orinocco, von einer Omagua-Cavallerie auf Lamas ist durchaus erfunden. Dem Diego de Ordaz wurde am Rio Meta von den Eingeborenen von einem mächtigen einäugigen Fürsten und von Thieren kleiner als Hirsche'), auf denen man reiten könne, wie die Spanier auf

1) Max Steffen in seiner interessanten und fleissigen Schrift, die Landwirthschaft bei den altamerikanischen Culturvölkern S. 122, sagt ganz richtig: allein die Stelle aus Cieza's Cronica del Perú, auf die er (Humboldt) sich stützt, ist sicher nicht in diesem Sinne auszulegen."

2) Alonso d'Ovaglie Istoria relazione del regno de Chile, Roma 1646, cap. 21, wo auch erwähnt ist, dass der holländische Admiral Spilberg auf der Insel Mochica (an der Südwestküste Chiles) die Indianer mit „Welkes" habe pflügen sehen. Molina, vielleicht auf Ovaglie's Angabe gestützt, sagt ebenfalls, die Bewohner Chiles haben vor der Eroberung durch die Spanier mit Welkes (Huelque) gepflügt. Diese Angaben entbehren jedoch einer jeden thatsächlichen Grundlage.

3) 1. c. lib. V cap. 2.

4) Der berühmte Zoologe Brandt hat in seiner Abhandlung über das Lama (Mém. de l'acad. de St. Petersbourg IV 5 livrais. 1841 folgern wollen, dass nach Ulloa 1. c. in Riobamba die Lamas als Zugthiere benutzt worden seien, Prof. Andr. Wagner (Schreber's Säugethiere S. 1820) hat indessen aus Ulloa's Stelle selbst den Irrthum Brandt's widerlegt.

5) Es ist immerhin fraglich, ob die spanischen Chronisten bei dem oft vorkommenden Vergleiche mit Hirschen“, „ciervos", den in Spanien nicht gerade häufig vorkommenden Edelhirsch, oder den Dambirsch, oder, was mir am wahrscheinlichsten ist, die südamerikanischen Hirsche gemeint haben. Da diese Hirscharten an Grösse sehr verschieden sind, so ist es natürlich nicht gleichgültig zu wissen, welche Art als Vergleichsthier angenommen wird.

Pferden, und die auf den Hochebenen von Neu-Granada vorkommen sollen, berichtet, Angaben, die ebenfalls in den Bereich der Fabel gehören.

Augustin de Zarate1) erzählt, dass die Spanier während des Feldzuges des Diego de Almagro nach Chile auf Lamas geritten seien, welche eigentlich dazu bestimmt waren, die Wasservorräthe für die Truppen zu tragen, und dass sie auf diese Weise 4-5 Leguas pro Tag zurückgelegt hätten '). Aehnliches giebt Lopez de Gomara an. Es mag auch der Wirklichkeit entsprechen, dass einzelne, vielleicht auch eine grössere Zahl von Spaniern, nach Verlust ihrer Pferde sich auf besonders starke Lamas setzten und vielleicht auch 25 km weit an einem Tage ritten; dass dies aber mehrere Tage nacheinander und von gewappneten Reitern, deren Durchschnittsgewicht doch mindestens 6 Arrobas (75 kg) betrug, geschah, entbehrt der Glaubwürdigkeit. Es wird eben nur erwähnt, dass spanische Soldaten auf Lamas ritten. Nähere Angaben fehlen. Als Reitthiere sind die Lamas ungeeignet, weil zu schwach. Die brutale spanische Soldateska hat sich stets durch Rohheit gegen Menschen und Thiere ausgezeichnet und hat viele Tausende von. Lamas durch Ueberanstrengung umgebracht.

Ein ergötzliches Geschichtchen erzählt Cieza de Leon 3). Als nehmlich die Indianer von Otowallo in der Nähe von Quito ihren Feinden, den Karanki-Indianern, einen grossen Schatz, den sie besassen, rauben wollten und wussten, dass diese vor den berittenen Spaniern eine grosse Furcht zeigten, bildeten sie aus starken Lamas und einer Anzahl Indianern eine Cavallerie ad hoc. Durch diese List soll es ihnen gelungen sein, sich des Schatzes der Karankis zu bemächtigen. Die Verantwortlichkeit für diese Erzählung bleibt dem genannten Gewährsmanne. Immerhin geht daraus hervor, dass die Indianer, erst nachdem sie berittene Spanier gesehen hatten, auf den Gedanken kamen, sich des Lamas als Reitthier zu bedienen, - wohl ein Beweis, dass es früher nie geschah.

Diese Art der Benutzung des Lamas hat auch später nicht mehr stattgefunden und verursacht höchstens noch hin und wieder einmal einem Indianerbuben ein Vergnügen. Ich füge nur noch bei, dass sich die Lamas gegen derartige Versuche in der Regel sehr renitent zeigen.

1) l. c. lib. III cap. 2.

2) Die Legua ist zu verschiedenen Zeiten von sehr verschiedener Länge gewesen. Anfänglich betrug sie 4000 varas castellanas (span. Ellen) = 3345 m, dann 5000 varas = 4175 m; von 1801 an 6666, varas = 5572 m. Die officiellen Distanzvermessungen vom Jahre 1845 unter dem Präsidenten Don Ramon Castilla, vorzüglich zur Berechnung des Postendienstes, wurden auf der Basis von 20 000 Fuss 5572 m die Legua vorgenommen.

3) Histor. de las Indias cap. 142. 4) Cronica Parte I cap. 39.

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Zeitschrift für Ethnologie. Jahrg. 1885.

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VI.

Aggri-Perlen.

Von

Dr. Richard Andree in Leipzig.

Die Mittheilung, dass auch auf der ostasiatischen Insel Savu die Perlen vorkommen (Verhandl. 1884. S. 593), welche man generell als Aggri-Perlen bezeichnen kann, erweitert den Verbreitungsbezirk dieser merkwürdigen Schmuckgegenstände abermals. Es lassen sich diese Perlen nun in allen fünf Erdtheilen nachweisen, und wenn es auch noch nicht sicher ist, dass dieselben sämmtlich aus einer und derselben Bezugsquelle stammen, so deutet doch die grosse Uebereinstimmung vieler derselben in Gestalt, Farbe und Ausführung auf ein gemeinsames Herkommen hin. Es ist vielleicht angebracht, einmal darüber zusammenzustellen, was bekannt ist, und zu weiteren Vergleichen und Nachforschungen anzuregen. Im Nachstehenden erlaube ich mir einen kleinen Beitrag hierzu zu liefern.

Um im fernen Osten zu bleiben, so hat A. Langen (Verhandl. 1884, S. 427) sie auch von Timor und Flores nachgewiesen, wo sie hoch geschätzt werden. Er zeigte ganz richtig, dass sie mit den braunen und gelben Perlen, die auf den Palau-Inseln das Geld bilden, übereinstimmen.

Auf Palau treten die „Perlen" in dreierlei Arten, als gebrannte Erden, Emaillen und Glas auf. Wir besitzen darüber eine vortreffliche Monographie von Kubary im Journal des Museum Godeffroy, Heft IV, S. 49. Auch ist damit zu vergleichen, was Semper in seinem Buche über die Palau-Inseln, Leipzig 1873, S. 61 ff. sagt. Wenn man die sehr gut ausgeführten Abbildungen im Journal des Museum Godeffroy (Fig. 1) vergleicht

Figl. Palau-Geld.

mit alten Perlen aus Gräbern der Merowinger Zeit oder solchen aus altindianischen Gräbern Nordamerikas, so ist ein Unterschied kaum wahrnehmbar: Grösse, Farbe, Muster, Stoff alles stimmt in überraschender Weise. Leider sind die Originale im Museum Godeffroy nicht vorhanden;

als ich mich nach denselben erkundigte, hiess es, Kubary habe dieselben wieder mit in die Südsee genommen. Unter den Palauperlen sind durchbohrte walzenförmige, spindelförmige, runde, und solche, die Doppelpyramiden darstellen; charakteristisch sind jene blau-weiss-rothen, bei denen die drei verschiedenen Farben gezähnelt ineinandergreifen.

Ich erwähne hier gleich die Maga-tama Japans, die wohl auch theilweise in das Gebiet der Aggri gehörten, wiewohl ich dieses nicht bestimmt behaupten kann, da ich kein Exemplar in Händen hatte und die Abbildungen bei von Siebold (Nippon III. p. 3) theilweise andere Deutung zulassen. Diese von japanischen Priestern und Alterthumsforschern hoch geschätzten „gekrümmten Edelsteine", findet man in der Erde, meist in alten Begräbnissen oder Urnen. Sie sind nach Grösse, Form, Farbe und Stoff verschieden. Da giebt es solche Perlen von Edel- und Halbedelsteinen, ferner die Kuda-tama (röhrenförmigen Juwele) von Walzenform und der Länge nach durchbohrt, doch auch ei- und spindelförmige, ferner Doppelpyramiden. Neben Edelsteinen finden sich solche aus Thon gebrannt oder aus Obsidian. geschmolzen. An diese letzteren schliessen sich an die usi-isi oder usi-tama (Ochsensteine), gleichfalls walzenförmig und durchbohrt, aber kürzer, aus gemeinen Steinarten und Thon bestehend.

Von letzterer Art ist nun mancherlei Palaugeld, so die braunrothen Bungaus und gelben Baraks und so scheinen z. Th. die von Langen, von Timor erwähnten „Perlen“ zu sein. Möglich, dass diese mit den usi-isi Japans zusammenfallen und auf Nippon als Quelle hinweisen, während die roth-weiss-blau gezähnten Kalebukubs von Palau wohl mit dem Orient in Zusammenhang gebracht werden müssen.

Letztere sind es auch, die ihr, man kann wohl sagen identisches, Gegenstück in Nordamerika finden. Schoolcraft bildet nämlich (Indian Tribes I, plate 24 and 25) solche Perlen aus indianischen Gräbern ab, die ich nicht von den Kalebukubs der Palau-Inseln zu unterscheiden vermag. Auch hier die rothen, weissen und blauen Schmelzlagen, die gezähnelt ineinandergreifen, ganz so wie die unter dem Namen „englische drops" verkauften Süssigkeiten aussehen. Schoolcraft bemerkt zu diesen Perlen (a. a. O. I. 104) nur das folgende: The enamel beads are a curious article. No manufacture of this kind is now known. They are believed to be of european origin and agree completely with the beads found in 1817 in antique Indian graves at Hamburg, Erie county, N. Y. (Fig. 2.)

Fig 2. Aus indianischen Gräbern

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