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Jedenfalls haben die Altamerikaner kein Glas gemacht, und wenn heute auch die Weiber der Mandans, Mönnitarris und Arikkaras selbst Perlen aus Glas verfertigen (Lewis and Clarke I. p. 170), was Schoolcraft entgangen ist, so kommt dies doch schon deshalb hier nicht in Betracht, weil das Rohmaterial zu diesen Perlen europäisches oder nordamerikanisches Glas ist. Wie kommen nun jene auffallenden Perlen, deren Muster mit Perlen aus Gräbern der Rheinlande oder Englands stimmt, in vorcolumbische Gräber Nordamerikas? Es bleibt wohl nur übrig anzunehmen, dass sie mit den Fahrten der Normannen nach Weinland u. s. w. um das Jahr 1000 nach Amerika gelangten. Charles Rau hat gezeigt, wie weit sich in Nordamerika einst der amerikanische Tauschverkehr erstreckte, zur Zeit als die Europäer noch nicht ins Land gekommen waren; da mag es auch kein Wunder nehmen, wenn solche Perlen vom fernen Norden bis zu den Mounderbauern im Innern und nach der Ostküste gelangten.

Lassen wir auch die von Herodot berichtete Erzählung ausser Acht, dass phönizische Seeleute auf Befehl des Königs Necho ganz Afrika vom rothen Meere ausgehend bis zu den Säulen des Herkules umschifften, so bleibt uns doch die sichere Fahrt Hannos, welche bis über das Kap Verde hinaus in den Guineabusen reichte. Damit ist im fünften Jahrhundert vor Chr. punischer Verkehr bis in jene Gegenden dargethan. Dass jene geriebenen Händler Waaren aller Art damals schon mit sich führten und dass unter diesen Glas waaren, Edelstein- und Bernsteinarbeiten, Perlen genannt werden, ist auch bekannt. Wie heute noch Glas- und Porzellanperlen massenhaft nach dem schwarzen Erdtheil exportirt werden, so war dieses auch schon im hohen Alterthum der Fall, und es hat nichts unwahrscheinliches, wenn wir die an der Guineaküste ausgegrabenen alten Perlen, die dort Aggri heissen, auf jene Frühzeit des Handels zurückführen und sie aus den Mittelmeerländern ableiten.

Die „Agries-Steine" sagt Bowdich (Mission von Cape Coast Castle nach Ashantee, Weimar 1820, S. 364) gelten bei den Negern an der Goldküste als Zaubermittel, auch befördern sie, zu Pulver zerrieben und im Wasser zum Trinken eingegeben, das Wachsthum der Kinder. Sie kommen in Dankara, Akim, Wassaw, Ahanta und dem Fantilande vor, also überall zwischen Aschanti und der Goldküste. „Die Neger sagen, dass ein schlangenförmig aus dem Boden aufsteigender Dunst ihnen anzeige, wo sie graben müssen. Der Finder ist eines ununterbrochenen Glückes gewiss. Die einfachen Agriessteine sind blau, gelb, grün oder dunkelroth. Die vielfarbigen bestehen aus allen Farben und Schattirungen. Die Fanti haben den einfachen gelben am liebsten; die Amanahens den blau und gelben, für den sie oft doppelt soviel an Gold bezahlen als er wiegt. Auch die minder schönen haben oft einen hohen Werth, wenn ein König sie getragen hat. Isert meint, es wären Korallen mit eingelegter Arbeit, und in der That sind die vielfarbigen Schichten der Agriessteine so fest verbunden und so

unmerklich ineinander gemischt, dass die Vollkommenheit derselben die Kunst zu übertreffen scheint. Einige gleichen Mosaikarbeit, die Oberfläche anderer ist mit Blumen und mit sehr kleinen regelmässigen Mustern bedeckt, die Schatten so zart ineinander verschmolzen, dass nichts als die feinste Berührung des Pinsels ihnen gleichkommen kann. Die agatähnlichen Theile zeigen Blumen und Muster bis tief in den Stein hinein. Die Eingeborenen führen an, dass sie nachgemacht werden und dass sie die Falschen an ihrer grösseren Schwere erkennen. Auch glauben sie, dass wenn sie dieselben im Sande verscharren, sie nicht allein wachsen, sondern sich auch vermehren."

Soweit Bowdich. Ich füge hinzu, dass auch im deutschen Schutzgebiete an der Sklavenküste, im Togolande, diese Aggri-Perlen in der Erde gefunden werden. Nach Missionar J. Steinemann (Mittheil. der k. k. geogr. Gesellsch. Wien 1863. S. 39) gräbt man sie bei Povo (Popo) und unterscheidet man drei Sorten: zui, die fleischrothe; kploti, die himmelblaue und dzagba, die hellbraune Sorte. Die dortigen Schwarzen glauben, dass sie aus dem Leibe der Riesenschlange stammen.

Die Schilderung Bowdich's ist ausführlich und die in europäischen Museen befindlichen Aggri-Exemplare stimmen mit derselben überein. Aus beiden aber erkennen wir, dass es sich hier um dieselben Perlen handelt, die wir bereits aus der Südsee, Asien, Nordamerika erwähnten und die aus ein und derselben Quelle stammen dürften, als uralte Zeugen frühhistorischen oder prähistorischen Handels.

Auch unser Erdtheil ist reich an solchen Perlenfunden. Für das ferne Irland hat sie J. W. Knowles nachgewiesen (Journ. of the roy. historical and archaeological Association of Ireland. July 1881. vol. V. p. 522), doch bemerkt er, dass die ornamentirten Perlen Irlands grösser als die englischen seien. In alten römischen und angelsächsischen Gräbern England's kommen sie häufig und sehr schön vor; jene im Museum von Colchester beschrieb J. E. Price (Journal Anthropol. Institut. XII. p. 64), welchem gleichfalls ihre Uebereinstimmung mit den afrikanischen Aggriperlen auffällt. Diejenigen dieser Perlen, welche aus einem Wikingergrabe der Hebrideninsel Islay entnommen wurden, zusammen mit einer Münze des Königs Coenwulf von Mercia (8. Jahrh.), beschrieb W. Campbell (Proceedings of the Soc. of antiquaries of Scotland. 1879-80. II. p. 67).

Ungemein reich ist unser Vaterland an solchen Perlen, die hier meist der frühen la Tène-Periode angehören. Gross ist die Zahl der Fundorte, welche von Tröltsch (Fundstatistik 80) für Perlen anführt, wenn auch nicht stets behauptet werden kann, dass dieselben mit den Aggriperlen identisch sind und auf dieselbe Quelle hinweisen. Gewiss befinden sich darunter aber übereinstimmende. Zu letzteren möchte ich die von Lindenschmit beschriebenen Perlen aus den Gräbern von Hedingen (Alterthümer der Hohenzollern'schen Sammlungen zu Sigmaringen. 57 und Taf. V, Fig. 23)

rechnen, bei denen auch Thonperlen in orange, hellgelb und roth vorkommen, welche durch künstliche Verschmelzung und Zusammensetzung farbiger Fritte gebildet sind. Prachtvolle Proben, namentlich aus Frauengräbern der Merowingerzeit, befinden sich im Mainzer Museum (Fig. 3). Diese

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zahllosen Schmuckperlen, die aufgereiht als Arm- oder Halsbänder dienten, zeigen z. Th. identische Farben, wie wir sie auf den Palau-Inseln finden und dabei die mannichfaltige Abwechslung, wie sie von den Aggriperlen der Goldküste beschrieben wird.

Wie in den Schweizer Pfahlbauten, ist das Vorkommen gleicher und ähnlicher Glasflüsse und Perlen dargethan in Italien (schöne Proben. im Museo civico in Bologna) und vielfach in den Mittelmeerländern. Mit ägyptischen Porzellan zusammen fand Schliemann in der dritten. Stadt Troja's, der verbrannten, Glasknöpfe, Glaskugeln und eine Glasperle; die durchbohrten Knöpfe bestehen aus grüner Glasmasse und zeigen eine Verzierung von weissen oder gelben Spirallinien, die nicht aufgemalt, sondern im Glase selbst enthalten sind. Es sind diese Knöpfe und Perlen die einzigen Gegenstände von Glas, die Schliemann in Hissarlik fand (Ilios S. 480 und Fig. 549-555). Auch in Novum llium fand Schliemann dahin gehörige Glasperlen (das. S. 694).

Wir sind jetzt der Quelle jener Perlen näher gekommen. Ohne behaupten zu wollen, dass alle hier aufgeführten Objekte in dieselbe Kategorie gehören und einerlei Ursprungs sind, ist dieses doch gewiss bei den meisten der Fall. Die Uebereinstimmung in Farbe, Form und Mustern führt dahin und die vergleichende Behandlung, welche uns durch das ferne Ostasien, die Südsee, den Norden Amerika's, über Afrika und durch unsern Kontinent nach dem Orient leitet, liefert uns Bestätigung für unsere Ansicht.

Aegyptisches Glas war frühzeitig berühmt. Priester des Nillandes. hatten den Kaiser Hadrian mit farbigen Glaskelchen beschenkt, die nur bei hohen Festen gebraucht werden durften. Bereits vor 3500 Jahren bliesen die alten Aegypter Glas, wie die Darstellungen von Theben zeigen, und eine Glasperle von Theben aus dem Jahre 1500 vor Christus ist konstatirt (Wilkinson, ancient Egyptians III. p. 90.). Wenn Strabo (ed. Casaubonus p. 758) erzählt, er habe in Alexandria von Glasbläsern gehört, dass Aegypten eine Glaserde berge, ohne die es nicht möglich sei, die vielfarbigen und köstlichen Glaswaaren zu fertigen, so sehen wir daraus, dass noch zur Römerzeit dieses Gewerbe dort blühte. Man nimmt an, dass unter der Erde die Soda zu verstehen sei, die aus der Asche des Mesembryanthemum copticum gewonnen wurde. Venedig bezog noch im Mittelalter ägyptische Soda zu seiner Glasfabrikation. So strahlt von Aegypten die Glasfabrikation aus, und wenn man die polychromen, genetzten und gebänderten ägyptischen Glassachen unserer Museen betrachtet, die an jene Venedigs erinnern, so wird man zu Vergleichen mit den Aggriperlen angeregt. Auch nach Palästina muss die ägyptische Glasfabrikation vorgedrungen sein. So wenigstens lässt sich das noch heute bestehende isolirte Vorkommen in Hebron erklären. Die Stadt hatte schon zu Abrahams Zeiten lebhafte Verbindung mit Aegypten, und im Mittelalter wird die Herstellung der bunten Glasringe und Perlen dort erwähnt. Ihre Ursprünge aber liegen sicher weiter zurück. Dieser Industriezweig (überhaupt ein seltener und lokalisirter) bei der arabischen Bevölkerung ragt als ein Ueberbleibsel aus uralter Zeit in unsere Zeit herein und deutet uns die Quelle an, aus der ein grosser Theil der merkwürdig übereinstimmenden Perlen stammt, die jetzt aus der Erde gegraben, uns von alten Handelsbeziehungen reden. Als die Heimath kann Aegypten, der Ursitz der Glasfabrikation, angesehen werden; Verbreiter der Perlen auf dem Handelswege waren wohl die Phönizier.

In mancher Beziehung lässt sich die Aggri-Perle mit dem Bernstein und der Kaurischnecke vergleichen. Wie diese beiden, ist sie schon in prähistorischer und frühhistorischer Zeit durch den Handel weit von ihrem Ursprungslande verbreitet und durch Zwischenhändler in die weitesten Fernen getragen worden, wo sie denn, heute aufgefunden, wie ein Wunder angestaunt wird und zu Sagen Anlass giebt. Die Verbreitung dieser Perle aus dem Orient nach der Guineaküste oder dem indischen Archipel erscheint aber nicht auffallender, als die auf dem Handelswege erfolgte Verbreitung der aus dem indischen Ozean stammenden Cypraea moneta nach dem Kaukasus oder in die prähistorischen Gräber an der Ostsee u. s. w. Aber das Ursprungsland der Schnecke oder des Bernsteins war uns nicht verborgen, während bei den Glasperlen dasselbe erst zu suchen war.

Besprechungen.

A. Treichel. Volksthümliches aus der Pflanzenwelt. Folge I-V. Aus den Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. Bd. V. H. 1; N. F. Bd. V. H. 4; VI, H. 1; H. 2.

Diese Sammlungen bilden einen Theil der mannichfachen Arbeiten des um die Erforschung westpreussischer Landesverhältnisse hoch verdienten Verfassers und sind bei ihrem reichen Inhalt, unter Berücksichtigung aller volksthümlichen Beziehungen, von vielseitigem Werth für die Volks- und Landeskunde Deutschlands. Besondere Anerkennung verdient noch in sprachlicher Hinsicht die Sammlung wie Untersuchung polnisch-westpreussischer Volksnamen von Pflanzen. W. v. Schulenburg.

A. Treichel. Die Haferweihe am Feste des heiligen Stephan. Ebenda. N. F. Bd. VI. H. 2.

Diese Weihe, üblich in der römisch-katholischen Kirche, wird vom Verfasser durch den b. Stephan auf das germanische Heidenthum, und zwar auf den mittleren Träger der alten göttlichen Dreiheit, zurückgeleitet. W. v. Schulenburg.

E. Lemke.

190 S.

Volksthümliches in Ostpreussen. Mohrungen. 1884. Harich.

Die Verfasserin giebt nach eigenen Forschungen eine sehr gewissenhafte, wenn auch wohl nicht erschöpfende Sammlung des Volksthümlichen in Sitte, Brauch und Sprache aus der Umgegend der Stadt Saalfeld. Ein zweiter Band (Sagen und Märchen) steht in Aussicht; Nachträge zum ersten wären darin erwünscht. W. v. Schulenburg.

Mittheilungen aus dem anthropologischen Vereine Coburg. 1885. 27 S.

Dio Schrift giebt Nachrichten von den vorgeschichtlichen Verhältnissen der coburger Gegend. Die Gräber von Mirsdorf (Hermunduren") werden in das 2. und 3. Jahrhundert n. Chr., die von Mährenhausen etwa bis 800 oder 1000 n. Chr. gesetzt; das Vordringen der Slaven (Sorben, Wenden, Winden, Winiden) bis an den Südabhang des Thüringer- und Frankenwaldes spätestens in die 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts, begünstigt zuweilen durch inneren Hader zwischen Hermunduren (Thüringern) und Franken, in Folge dessen das thüringische Königreich in der Schlacht bei Scheidungen (1. Oct. 531) den vereinten Franken und Sachsen erlag. Grosse und verheerende Einfälle der Slaven in die ostfränkischen Gaue folgten, besonders i. J. 631 und 632. Radolf, Herzog von Thüringen, zum Schutz des Landes gegen die Slaven bestellt, verband sich als Aufrührer mit ihnen. Fortan scheint die Slavisirung von ganz Ost- und Mittelfranken, wie überhaupt von Thüringen, stetig fortgeschritten zu sein. Trotzdem drohten von Osten immer neue slavische Einfälle, mehrfach ausgeführt unter Hetarich II. Regierung, während von Norden die Sachsen Thüringen bedrängten, 718 von Karl Martell geschlagen. Von da ab waren die Bewohner Germanen und Slaven. Papst Zacharias schrieb an Bonifacius: gerade von den Slaven müsse man die Steuern er

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