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Wird gleich bei Sigurd selbst der Schlangenblick nicht ausdrücklich hervorgehoben, sondern ihm nur ein stechendes Auge, das keiner ertragen konnte, beigelegt ebenso wie auch seiner anderen Tochter Svanhilde, deren Augen so glänzend waren, dass die Pferde, welchen sie vorgeworfen ward, sie nicht zerstampfen wollten, und man ihr erst eine Decke über den Kopf werfen musste, der jene verhüllte, so sind das nur eben Varianten jenes Zuges 1). Tritt doch bei Siegfried auch noch ein anderes an den Drachen erinnerndes Wahrzeichen hervor, seine hörnerne Haut, die er von dem Lindwurm überkommen 2), und berührt er sich in beidem doch wieder mit Odhin, an dem sowohl das Auge charakteristisch hervorgehoben wird, wie er auch selbst nicht bloss in Schlangengestalt gelegentlich auftritt, sondern auch Ofnir, d. h. Schlange, heisst 3).

In Süd und Nord, bei Griechen wie Germanen lebte so das alte mythische Drachen- und Schlangen-Element, wenngleich verschiedentlich abgeschwächt und variirt nicht bloss in den Götter-, sondern auch in den Stammsagen noch fort und bekräftigt so an seinem Theil die Richtigkeit der anderen gefundenen Bezüge, welche in der Tradition die Schöpfung der irdischen Wesen mit den himmlischen verband, indem sie die edlen Geschlechter an jene anknüpfte.

Die Untersuchung ist zu einem gewissen Endpunkt gelangt. Wenn aber namentlich zum Schluss als besonders charakteristisch hervortrat, dass die Blitzschlange, der himmlische Gewitterdrache in einzelnen Mythen nicht. bloss als Gegner aufgefasst wird, mit dem Götter und Helden kämpfen, sondern diese in griechischen wie deutschen Mythen selbst in nüancirter, vielleicht älterer Auffassung jene Gestalt annehmen, ja an ihrem Geschlecht dieselbe noch als ein Symptom seiner himmlischen Heimath in allerhand Wahrzeichen haften geblieben ist, so hat diese Seite des Schlangenelements nicht bloss allerhand Analogien auch in slavischen wie indischen Mythen, sondern greift auch noch über den Kreis des Indogermanischen hinaus und rückt damit noch in ein Stadium höheren Alterthums hinauf. Wie die mongolischen Stämme neben dem brüllenden Gewitterstier auch den Gewitterdrachen kennen, so begegnen wir den letzteren nicht bloss in der Form einer Fruchtbarkeit verleihenden Gottheit noch bei den Chinesen, sondern auch in Birma, Cambodga und bei den Malaien der Südsee bringen, wie

1) Gerade wie Athene bald yogyanis, bald bloss dudegxns ist.

2) Die deutsche Sage hat noch ein anderes höchst charakteristisches Ueberbleibsel des hier zu grundeliegenden alten Mythos bewahrt, wenn sie an den Weltrand ein ganzes dem Siegfried in diesem Sinne analoges Riesengeschlecht lokalisirt, das von dem Genuss eines Krautes, von dem die Drachen sich nähren, hörnern und unverwundbar geworden sei. S. Indogerm. Volksgl. 149.

3) Ebenso ist Apollo nicht blos Drachentödter wie Siegfried, sondern erscheint auch selbst in Drachengestalt. Ursp. d. Myth. 21. Desgl. tödtet Athene bald die Gorgo, bald erscheint sie selbst als solche, und die Schlange ist daneben noch ihr heiliges Thier.

Bastian berichtet, die Volkssagen die Königsgeschlechter auch in Verbindung mit einem alten Drachen- und Schlangengeschlecht, und wenn die ursprüngliche Heimath desselben gelegentlich ausdrücklich in die Tiefe der Erde gesetzt wird, so stellt auch dies sich wieder zu dem behaupteten Ursprung des betreffenden Elements, denn, wie die Gewitter meist am Horizont heraufzukommen scheinen, so setzte der Mythos die Heimath der in ihnen auftretenden Wesen meist in die Unterwelt, der Himmel schien nur zeitweise das Feld ihres Auftretens und Handelns zu sein 1). Um ethnologisch derartiges weiter zu verfolgen und festzustellen, thut es Noth, immer mehr Aufmerksamkeit den Volkstraditionen auch im Orient zu widmen, wie Bastian es in so bedeutsamer Weise begonnen hat, ehe sie der immer zunehmende allgemeine Weltverkehr verschlingt.

1) Poet. Naturan. II. 126 f. 129 ff. Auch das indische Schlangenreich der schon oben erwähnten Nâga's, die gleichfalls also melusinenartig als schöne Nymphen (oder Jünglinge) auftreten, gilt im obigen Sinne als unterirdisch. Deutet dies schon auch hier auf den behaupteten Ursprung der betreffenden Anschauung hin, so kommen noch allerhand bestätigende Accidentien hinzu, dass z. B. das betreffende Reich als schätzereich gilt, oder eine derartige Schlange, die erlöst sein will, vom Feuer umgeben auftritt, was beides auf den leuchtenden Gewitterhimmel geht, ganz abgesehen davon, dass auch in der Weltschöpfung und in den himmlischen Kämpfen schlangenartige Ungeheuer offenbar desselben Ursprungs eine höchst bedeutsame Rolle bei den Indern spielen. Dies Sagenelement tritt eben da noch am massigsten auf, während es bei den anderen Völkern mehr .verblichen, was auch nach den lokalen Verhältnissen ganz natürlich ist. Vergl. Gubernatis: Die Thiere in der Indogerm. Mythologie. S. 637 ff., der freilich im Einzelnen es zum Theil etwas anders fasst.

IX.

Die Nationaltracht der Sylterinnen.

Von

Christian Jensen auf Sylt.

(Hierzu Tafel VIII und IX.)

Es würde thöricht sein, von einer Nationaltracht der Sylterinnen der Gegenwart reden zu wollen, denn der erste Anblick einer Sylterin überzeugt uns davon, dass auch hier die Mode ihren Einzug gehalten, sie hat auch die letzte eigenthümlich sylterfriesische Tracht bis auf einige winzige Reste verschlungen: als besonders bemerkbaren Rest einer solchen findet man nur noch das weisse Kopftuch sonntäglich und festlich geschmückter ältlicher Frauen. Hell und fröhlich waren die Farben der früheren Trachten, von denen man auf der Insel wohl kaum noch einen vollständigen Anzug antreffen möchte, viel weniger noch bei den jetzigen Bewohnern eine genügende Auskunft über deren Beschaffenheit erhalten dürfte.

In Erwägung dieser Umstände danken wir es dem Zufall, dass er eine recht ausführliche Beschreibung1) derselben in unsere Hand führte, nach der wir die folgenden Angaben niederschreiben.

Die weissen Kopftücher, deren wir schon gedachten, sind im Laufe der Zeit insofern verändert worden, als sie früher grösser, von feiner Leinewand und Drell gemacht und noch um 1830 von feinem Muslin mit zierlichen Stickereien und Blumen an den Ecken versehen waren, was jetzt selten der Fall ist. Nebenher wurden damals auch blau und weiss oder roth und weiss gewürfelte Stoffe als Kopftuch getragen und war die dabei übliche übrige Tracht vorwiegend weiss.

Die Trachten der früheren Jahrhunderte waren dagegen ganz anders und gehören die nachstehend beschriebenen Kleidungsstücke jener alten Tracht an, die wenigstens schon zur Zeit des dreissigjährigen Krieges, viel

1) Von Hinrich Reihert Hinrichs, gewöhnlich Henning Rinken genannt. Er war Kirchspielsvorsteher in Westerland, geb. den 2. Septbr. 1777 zu Rantum, von 1790 bis 1820 war er Seefahrer und Schiffsführer, blieb dann zu Hause, er führte seine wahrheitsgetreue Chronik bis an seinen Tod 1862 fort. Er hatte nur ein Jahr Gelegenheit, die Schule in Westerland zu besuchen, in Rantum war damals keine.

leicht schon früher, bis in die letzte Hälfte des vorigen Jahrhunderts allgemein auf Sylt getragen wurde.

1. Die Krone (Hüif).

Dieselbe ist der Sage nach in alter Zeit ursprünglich eine gewöhnliche friesische Mütze gewesen, welche, mit über die Ohren führenden Bändern unter dem Kinn zusammengebunden, bestimmt war, den Kopf warm zu halten. Die Mütze kleidsamer zu machen, wurden zunächst wenige, später mehrere zinnerne Knöpfe in der Naht, quer über den Kopf gehend, angenäht. Hernach mussten die Knöpfe von Silber und erheblich grösser und zahlreicher als früher sein; in seiner Weiterbildung wurde der Hüif dann nicht mehr als Mütze über den Kopf gezogen, sondern oben auf demselben stehend getragen; wann aber dieser Gebrauch aufgekommen, lässt sich nicht bestimmt ermitteln. Die Knöpfe werden von da an „Döpken" genannt.

Anfänglich war der „Hüif" nur zwei bis drei Zoll hoch und mit kleinen Haken an dem geflochtenen Haar befestigt; auch sollen die derzeitigen alltäglichen Hauben oder Kronen nur kleine zinnerne, die sonntäglichen dagegen grössere silberne „Döpken“ gehabt haben. Die Sylterinnen damaliger Zeit trugen bei allen ihren Arbeiten jene Kopfbedeckung: man sah sie damit beim Grasmähen, beim Heumachen, beim Kornschneiden, beim Dreschen, beim Düngerfahren und Pflügen, beim Fischen und selbst die Wöchnerinnen sassen damit auf dem Bette. Mit den niedrigen „Hüifen" nicht mehr zufrieden, wurden dieselben von Zeit zu Zeit immer höher, die an denselben befindlichen „Döpken“ immer grösser.

Die obere Grundfläche eines solchen Hüif war annähernd ovalförmig und hatte einen längsten Durchmesser von 24 cm, einen kürzesten von 13 cm; dieses eigenthümliche Durchmesserlängen verhältniss der Grundfläche wird verständlich, wenn hinzugefügt wird, dass der kürzere Halbmesser eines vollständigen Ovals 10 cm war, die Ovalform nach der anderen Seite aber nur 3 cm Radius hatte, so dass, wie wir schon sagten, nur die annähernde Ovalform herauskam.

Ganz ähnliche Form hatte die untere Oeffnung, deren Durchmesser 71 und 51⁄2 cm lang war; an den Seiten derselben waren kleine Läppchen zur Befestigung des Hüif am Kopfe angebracht, und brauchte man dazu gewöhnlich silberne Nadeln, die das Paar 1 Mark 8 Schillinge (1 Mk. 80 Pf.) galten; am ganzen Festanzug wussten sie einige 20 solcher Nadeln anzubringen, dass sie alle sichtbar waren. Die Döpken waren an der Vorderseite der Hüif so befestigt, dass sie aufrecht standen, und hatte der Hüif vorne eine Höhe von 20 cm, an der Rückseite, die weniger ausgebogen war, als die Vorderseite, dagegen nur eine solche von 16 bis 17 cm. Die vier in der Abbildung mit c bezeichneten Münzen waren gewöhnliche, stark vergoldete Achtschillingstücke, die man am Rande der Oberfläche, nachdem sie durchlöchert, wie Knöpfe angenäht hatte.

Die Rückseite der Hüif zwischen den Münzen war vom besten Scharlachtuch gefertigt und in Abtheilungen zerlegt, von denen zwei und zwei die rothe Farbe zeigten, in die hinein aber mit schwarzer Seide und feinem weissen Zwirn Rechtecke gestickt waren, während die Abtheilungen eins und eins mit feinem weissen Linnen überzogen waren. Der Hüif war aus steifer Pappe gefertigt und mit Sammet überzogen, auf welchem sich die Verzierungen und Silberaufsätze recht kleidsam ausnahmen. Nachdem die Krone eine wie eben beschriebene Grösse angenommen, musste man dieselbe als werktägliche Kopfbedeckung abschaffen, weil sie lästig wurde; wurde es doch schon namentlich für ältere Frauen lästig genug, dieselben in 2 oder 3 Stunden der Kirchzeit auf dem Kopfe zu tragen, da die kantgestellte Pappe auf demselben ruhte. Wer nur einen kurzen Weg zur Kirche hatte, musste, wenn es nicht eben Regenwetter war, mit dem Hüif auf dem Kopfe dahin gehen; wer weiter weg wohnte, kehrte im befreundeten Hause nabe der Kirche ein, den Hüif zum Kirchgang aufzusetzen. Zu ähnlichem Zwecke erbaute man noch um 1765 bei der westerländer Kirche ein Kalfaster. Bei besonders festlichen Gelegenheiten ging man mit blossem Hüif zur Kirche, bei Leichenbegängnissen deckte man zum Zeichen der Trauer ein weisses Hüiftuch, welches man unterm Kinn zusammenknotete, darüber, und war eine damit angethane trauernde Sylterin für die in der Kirche hinter ihr Sitzenden nicht willkommen, weil sie ihnen alle Aussicht nahm.

Seit 1807 wurden keine Hüifen mehr gemacht und immer seltener getragen. In Westerland wurde die erste Braut ohne diese Tracht 1804 getraut. Ein Hüif kostete 24 Reichsthaler. Wer Mutter geworden, ohne verheirathet zu sein, durfte die Ehrenkrone nicht tragen.

Statt dem Hüif der Frauen trugen die Mädchen zwei verschiedenartige Kronen:

a) Das Haud bjend (Kopfband).

Dasselbe war ähnlich dem Hüif aus Pappe gearbeitet und mit Sammet überzogen, nur war es oben nicht verschlossen, sonst aber von gleicher Höhe mit dem Hüif, jedoch kam es in seiner Form der Kreisform näher als jener, und wurde dadurch die Plattform der Rückseite desselben erheblich kleiner. Statt der Döpken war das Haudbjend durch aus Messing geprägte Münzen verziert, die auf der nach aussen gekehrten Seite stark vergoldet waren, aber die Grösse eines Achtschillingstücks hatten. Von diesen waren so viele angenäht, als sie platt aufliegend Platz finden konnten, im Nacken nur war eine viermal so grosse Münzform angebracht, und zwar sassen die Münzen nicht an der oberen Kante, sondern in der Mitte zwischen dieser und der unteren befestigt. Confirmations- und Abendmahlstag waren die einzigen, an denen es getragen wurde; in ganz alter Zeit trug man es bei jeder Arbeit, jedoch hatte es auch damals nur eine Höhe von 3 Zoll und war aus schwarzem Stoff verfertigt.

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