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Conferenz im Panopticum am 12. Januar 1885.

(1) Hr. Virchow:

Vorstellung von Zulu-Kaffern.

Die Anwesenheit einer kleinen Anzahl von Zulu in unserer Stadt ist die Veranlassung gewesen, die Mitglieder der anthropologischen Gesellschaft mit ihren Damen zu einer Conferenz in das Panopticum einzuladen, welches Hr. Castan mit gewohnter Freundlichkeit uns zur Verfügung gestellt hat. Zu dem Interesse, welches es gewährt, ausgesuchte und zweifellose Exemplare dieses in den letzten Jahren so viel genannten Stammes zu sehen, tritt noch die wachsende Bedeutung, welche für Europa und nicht am wenigsten für Deutschland der „schwarze Erdtheil" gewonnen hat. Jedermann empfindet das Bedürfniss, aus der verwirrenden Zahl der afrikanischen Stämme durch eigene Anschauung wenigstens gewisse Haupttypen kennen zu lernen.

Durch einen besonderen Zufall sind es gerade Zulu gewesen, welche den langen Reigen anthropologischer Vorstellungen in unserer Stadt eröffnet haben. Vor etwa einem Menschenalter führte Professor Lichtenstein, dessen Reisen in Südafrika so viel Licht über die dortigen Stämme verbreitet haben, eine Gruppe von Kaffern dem wissenschaftlichen Publikum vor; die Erinnerung au diesen seltenen Besuch hat sich bis jetzt in der Erinnerung der Menschen erhalten. Nicht wenig hat dazu der Umstand beigetragen, dass die Berliner Missionsgesellschaft im Kafferlande eine ausgedehnte Thätigkeit entwickelt hat, und gerade unsere Gesellschaft, welche in Hrn. G. Fritsch den berufenen Schilderer der Eingeborenen Südafrikas besitzt, ist, wie ich dankbar anerkenne, durch zurückkehrende Missionare in mannichfaltiger Weise über die socialen und psychologischen Verhältnisse dieser Leute unterrichtet worden.

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Es ist gar nicht lange her, als man in Europa den ganzen schwarzen Erdtheil" anthropologisch wie eine Einheit behandelte. Die schwarze Rasse" oder die Neger wurden als Leute eines einzigen Stammes angesehen. Nach und nach erst gewöhnt man sich daran, sie zu gliedern und die einzelnen Glieder auf ihre Zusammengehörigkeit zu prüfen. So sind uns durch Hrn. Hagenbeck die sudanesischen Völkerschaften oder, wie sie hier mit einem neu erfundenen und nicht unpraktischen, wissenschaftlich jedoch nicht recipirten Namen bezeichnet wurden, die Nubier, in recht ausgezeichneten „Karawanen" vorgeführt und befreundet geworden. Sie gehören jener grossen Familie nordostafrikanischer Völker an, die man generell als hamitische oder auch wohl als kuschitische von den eigentlichen Negern unterscheidet.

Unsere Zulu dagegen dürfen als hervorragende Repräsentanten der südöstlichen Völkerfamilie gelten, welche in zahlreichen Stämmen die Länder der ganzen Ostküste südwärts vom Aequator erfüllt. Sie wurden am frühesten den Arabern bekannt, welche sie unter dem Namen der Zinges oder Zendj zusammenfassten. Der Name Zanguebar oder Zanzibar leitet sich davon ab. Aber noch allgemeiner wurde die Bezeichnung Kafir, Ungläubige. Die Portugiesen, welche den Arabern folgten, behielten diesen Namen bei, aus welchem später durch die Holländer das Wort Kaffern" gebildet ist, während sie recht charakteristischer Weise die Araber selbst,

welche hier Niederlassungen gegründet hatten, Moros, also Mohren nannten, eine Bezeichnung, die im übrigen Europa später als synonym mit Neger ge

braucht worden ist.

Die Kafferstämme haben die eigentliche Südspitze Afrikas nicht erreicht. Hier haben sich vielmehr allophyle Stämme von ganz besonderer Art, die Hottentotten und die Buschmänner, im Besitz des Landes erhalten, bis die europäische Colonisation sie mehr und mehr verdrängt und dem Verschwinden nahe gebracht hat. Dagegen sind die Kaffern nördlich von den Hottentotten und Buschmännern in das Innere des Landes eingedrungen und haben selbst die Westküste erreicht, hier freilich unter anderen Namen, da es keine Araber und daher auch keine Ungläubigen (Kafirs) an der Westküste gab. Den Leitfaden für das Verständniss hat die Linguistik geliefert. Gleichwie schon Lichtenstein den Nachweis lieferte, dass die Stämme um die Delagoa-Bay den Kaffern sprachlich zugerechnet werden müssen, so hat man nach und nach in immer grösserer Ausdehnung die Sprachverwandtschaft durch ganz Südafrika bis über den Aequator hinaus verfolgt. Unser Landsmann Bleek, der einen grossen Theil seines Lebens der Erforschung dieser Verhältnisse geopfert hat, fasste alle diese Sprachen unter dem Namen der BantuSprachen zusammen, von Ba-ntu Menschen. Friedrich Müller (Allgemeine Ethnographie. Wien 1879. S. 199) sagt darüber: „Alle diese Sprachen hängen unter einander auf das Innigste zusammen, etwa so wie die indogermanischen Sprachen unter einander, und sind als Abkömmlinge einer, nunmehr nicht existirenden, in ihnen aufgegangenen Ursprache zu betrachten. Sie hängen als solche mit keinem Sprachstamme weder Afrikas noch Asiens zusammen, obgleich sich gewisse Anklänge an die hamitischen Sprachen nicht verkennen lassen."

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Bei vielen dieser Stämme haben sich Sagen erhalten, welche auf eine weiter nördlich oder nordöstlich gelegene Heimath hinweisen. Ja, bei den eigentlichen Kaffern lässt sich sogar historisch darthun, dass sie als ein eroberndes Volk von Norden her in ihr jetziges Land eingebrochen sind und weithin die Urbewohner verdrängt oder vernichtet haben. Wo diese frühere Heimath gelegen hat, ist bisher nicht sicher aufgefunden, indess scheinen alle Thatsachen auf das Gebiet um die grossen Seen hinzudeuten. Denn von hier aus strahlen nach Osten, Süden und Westen die Bantu-Völker aus. Hoffentlich werden die jetzt immer stärker auf dieses Gebiet gerichteten Bestrebungen unserer Reisenden bald mehr Klarheit darüber verschaffen.

Schon jetzt ist es sehr wahrscheinlich geworden, dass längs des ganzen Congo Bantu -Völker sitzen. Wir besitzen dafür das neueste, sehr werthvolle Zeugniss von H. H. Johnston (Der Kongo. Leipzig 1884. S. 367). Derselbe sagt: „Die Menschenrassen, welche das Becken des Kongo in dessen ganzem Laufe wenigstens in allen von mir besuchten Theilen bewohnen, gehören fast ausschliesslich alle zu jener grossen Familie der Bantu, welche in ihren reinsten Vertretern, den Ova-herrerro und Ova-mpo des Südwestens, den Sambesistämmen, den Völkerschaften des grossen Tanganjika- und Njassa-Sees und der Westküste des VictoriaNjansa-Sees, sowie endlich des oberen Kongo, physikalisch (?physisch) und sprachlich sich streng von den verschiedenen Neger-, Halbneger- und Hamitischen Stämmen im Norden und von der Gruppe der Hottentotten und Buschmänner im Süden unterscheiden. Sie erreichen nicht nur längs des Congo die Westküste, sondern wenn wir den Linguisten folgen, gehören zu ihnen auch noch weiter hinauf am Gabun die Mpongwe und Bakele, ja sogar unsere neuen Landsleute, die Dualla (Diwalla) am Kamerun und die Stämme von Fernando Po (Fr. Müller a. a. O. S. 183). Aber ihre hauptsächlichsten Vertreter an der Westküste sind die Damara

(Dama) in der Gegend der Walfischbai, insbesondere die Ovahérero. schliessen sich im Innern die zahlreichen Stämme der Bé-tschuana.

An sie

An der Ostküste nenne ich, mit Uebergehung zahlreicher anderer Namen, die Makua am Zambesi, an welche sich südlich die eigentlichen Kaffern anschliessen, insbesondere die Ama-tonga, die Ama-swazi, die Ama-chosa und die Ama-zulu. Letztere, zu welchen auch die hier anwesenden Leute gehören, haben historisch die grösste Bedeutung erlangt, indem sie unter der Führung einer Reihe entschlossener Häuptlinge eine fest gegliederte, militärische Organisation angenommen und in blutigen Kriegen bewährt haben. Das unglückliche Ende, welches nach tapferer Gegenwehr ihr letzter Krieg gegen die Engländer unter Ketschwayo genommen hat, ist noch in frischer Erinnerung; das einzige Weib unter unseren Gästen, die höchst anziehende Assambola, wird als eine Verwandte des Ermordeten bezeichnet, mit wie viel Recht, lasse ich dahingestellt. Die 3 Männer, Inkomo, Assafile und Umfula, haben nach ihrer Angabe sämmtlich den Krieg mitgemacht.

Gegenwärtig sind die Reste des Zulu-Stammes auf ein sehr verkleinertes Gebiet zurückgedrängt, aber sie halten noch ihre Unabhängigkeit aufrecht. Der hier anwesende Commandant Schiel (von Frankfurt) führt seiner Mittheilung nach den Befehl über eine nicht unbeträchtliche Truppenmacht. Wie lange sie im Stande sein werden, dem Zusammenwirken der Engländer und der immer zahlreicher werdenden Boeren - Republiken, welche ihre Grenzen umfassen, Widerstand zu leisten, wird vielleicht eine nahe Zukunft lehren. Jedenfalls ist es von hohem Interesse, ein so reich beanlagtes und mit so grosser Activität ausgestattetes Volk in seinem energischen Kampfe um das Dasein zu verfolgen, und an seinen vor uns stehenden Vertretern die Merkmale seiner vorzüglichen, weit über das gewöhnliche Maass der Negervölker hinaus entwickelten Natur kennen zu lernen.

(2) Hr. Commandant Schiel giebt eine kurze Darstellung der gegenwärtigen Verhältnisse der Zulu unter König Deniselo, erläutert die von den Leuten vorgetragenen Kriegsgesänge, Waffentänze und Handtierungen, und zeigt eine Reihe von Waffen und Manufakten.

(3) Hr. Fritsch bespricht die historischen Vorgänge:

Den Ausführungen meiner hochverehrten Herren Vorredner habe ich bei der vorgerückten Zeit nur noch wenig hinzuzufügen. Ich möchte auf die höchst bemerkenswerthe Vitalität hinweisen, welche sich in dem ganzen Auftreten der Zulu, wie sie vor uns stehen, unverkennbar markirt. Kein anderer der an der gleichen Stelle gelegentlich vorgestellten wilden Stämme dürfte sie an Lebendigkeit übertroffen haben. Schon in dem Kinde fällt die Lebhaftigkeit und Intelligenz deutlich in die Augen und zwar mehr wie bei den Erwachsenen; dies ist keine Ausnahme, sondern als Regel anzusehen, da in der That in der Wildniss das Kind bis zu seinem sechsten Jahre etwa bereits Alles lernt, was ihm das Leben zu bieten hat, später aber ihm die Gelegenheit für gewöhnlich mangelt, um weitere Fortschritte zu machen. Demzufolge entwickeln sich auch körperlich wie geistig die unter einigermaassen civilisirten Verhältnissen aufwachsenden Abkömmlinge solcher Eingeborener auffallend viel besser.

Die hier Vorgestellten haben, obgleich körperlich im Ganzen gut veranlagt, doch noch die Charaktere des Wilden in unverkennbarer Weise an sich, wie sich besonders durch die mangelhafte Entwickelung der Unterarme und der Waden, die schmalen mageren Hände und Füsse kenntlich macht. Die Extremitätenmuskulatur nimmt bei regelmässiger Arbeit unter geordneten Verhältnissen schon in der ersten Generation einen völligeren, oft sogar herkulischen Charakter an, worüber Beispiele

an den Natal-Zulu und den in der Colonie lebenden Fingoe von Zulu-Abstammung zahlreich zu finden sind.

Die enorme Lebenszähigkeit dieser Eingeborenen wird noch auffälliger, wenn man die Geschichte zu Rathe zieht. Die Zulu, wie wir sie kennen, stellen thatsächlich keinen einheitlichen Stamm dar, sondern sind ein Conglomerat einer sehr grossen Anzahl allerdings unter einander verwandter Stämme des nach ihnen benannten Landstriches. Das Verhältniss dieser Stämme, welche ein patriarchalisches Leben führten und Viehzucht trieben, zu einander war etwa das der schottischen Clans im frühen Mittelalter.

Die Zulu waren keineswegs besonders mächtig, sondern gelangten zu ihrem Ansehen erst, als der Häuptling Chaka (spr. Tschaka) um das Jahr 1818 ihnen eine durchaus militärische Organisation gab, unter gewaltsamer Vernichtung des bisherigen patriarchalischen Lebens. Mit genialem Blick des Kriegers erkannte er, dass der unter den Stämmen übliche Wurfspiess wegen seines langsamen Fluges und geringer Trefffähigkeit eine schwächliche Waffe sei; indem er die Klinge über das Doppelte verlängerte und den verkürzten Stiel erheblich verstärkte, formte er ihn zur Stosswaffe um und zwang seine Krieger, mit der blanken Waffe im geschlossenen Angriff dem Gegner auf den Leib zu rücken. Da seine Krieger damals die einzigen waren, welche sich dieses Angriffes bedienten, so vermochte ihnen kein Stamm der Nachbarschaft Widerstand zu leisten. Wie ein Sturmwind fegten Chaka's Armeen Alles vor sich her bis hinunter zu den ebenfalls sehr kriegerischen Ama-Xosa, die sie erfolglos angriffen, und nordwärts bis an den Zambesi, wo sie 1866 Senna zerstörten.

Was nicht in den Schlachten fiel, wurde vertrieben oder musste sich den Reihen der Zulu einordnen, und so wuchs die Mannschaft durch Rekrutirung, nicht durch Nachwuchs, mächtig an. Die junge Mannschaft bildete Regimenter unter Führung bestimmter Officiere (Induna) und lebte so in grossen Niederlassungen (Enkanda), in denen Frauen nur als Concubinen vorhanden waren und etwaige Kinder in de Regel getödtet wurden. Erst bei vorgerückten Jahren der Krieger erlaubte dann wohl der Häuptling einem ganzen Regiment sich zu verheirathen, worauf die Niederlassung den militärischen Charakter verlor. Dieser schreckliche Despotismus wuchs noch unter Chaka's Nachfolger Dingaan, doch wurde dieser nach wechselnden Erfolgen von den Boeren endlich gänzlich aufs Haupt geschlagen und damit bereits die Zuluberrschaft, wahrscheinlich für immer, gebrochen.

Die Kriegszüge der Zulu hatten hauptsächlich drei Völkerströmungen entstehen lassen, durch die von ihnen geworfenen Stämme gebildet, von denen eine nordwestlich verlief, die andere südlich, eine dritte südwestlich. Von diesen drei Völkerströmungen umfassten die beiden ersten nahe Verwandte der Zulu, die dritte stammte aus nördlicheren Gegenden. Die nordwestlich ausweichenden Natalstämme bildeten unter ihrem Führer Umselikazi ein besonderes Reich und nahmen den Namen Matabele (die Verschwindenden) an; sie sind noch heute in den Gebieten nördlich vom Limpopo mächtig, da die benachbarten Be-chuana viel schwächer organisirt sind. Der nach Südwesten gerichtete Volksstrom ist bekannt unter dem Namen Ba-mantatisi und enthielt Reste nördlicher wohnender Völker; sie waren nur durch ihre grosse Anzahl furchtbar und fielen sehr bald den Gegnern, zuerst den Griqua's, zum Opfer, so dass sie allmählich gänzlich versprengt wurden.

Ein besonderes Schicksal war den nach Süden gedrängten Stämmen vorbehalten. Ein Theil fand unter dem Schutz der allmählich wachsenden Colonie von Natal eine Zuflucht und stellt heute die sogenannten Natal-Zulu dar; ein anderer und zwar der gewaltigste drang tief nach Süden gegen die Capcolonie vor, und in

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