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Die gleiche religiös-mythologische Vorstellung findet sich in einem der sog. Kedorlaomer-Texte (S. 282), in dem die Gottheit, bez. ihr Sendbote, zum Gericht herabsteigt:

,,Wenn der König nicht spricht Gerechtigkeit, sich neigt zum Bösen, so wird von Ešarra, dem Tempel der Gesamtheit der Götter, sein šêdu herabsteigen"1.

Es ist möglich, daß auch die Sprachverwirrung eine babylonische Vorlage hat. Schnabel, Prolegomena zu Berossos, glaubt das Motiv in den Fragmenten gefunden zu haben, die den Bau von Babel samt seinem Turm an den Anfang der Welt setzen. Die biblische Erzählung hat im Sinne der Gesamtredaktion eine politische und religiöse Tendenz. Sie richtet sich gegen die stolze Welthauptstadt und ihre heidnische Religion: Das ist die große Babel, die ich erbaut habe (Da 4, 27) bezeichnet in der späteren Zeit sprichwörtlich den babylonischen Hochmut. Gott stieg hernieder, diesen Hochmut zu strafen. Der Pragmatismus der israelitischen Geschichtsauffassung aber, wie sie in JE zum Ausdruck kommt, sieht in der Völkertrennung den Ausgangspunkt der Hiġra Abrahams, der in Kanaan der Anfänger des wahren Gottesvolkes wurde (s. S. 168).

Die 143. Fabel des Hyginus erzählt die Sprachverwirrung allein: „Vor vielen Jahrhunderten führten die Menschen ein Leben ohne Städte und Gesetze, nur eine Sprache redend. Aber nachdem Merkurius (= bab. Nabû) die Sprache der Menschen vervielfacht und auch die Nationen geteilt hatte, begann Zwiespalt zu herrschen unter den Menschen, was Jupiter mißfällig aufnahm.“

Vierzehntes Kapitel.

Die politischen Verhältnisse im vorisraelitischen Kanaan.

I Mos 12, 1: Ziehe hinweg aus deinem Lande in das Land, das ich dir zeigen will.

Das Ziel der Wanderung ist das biblische Kanaan. Wir versuchen, an der Hand der Quellen ein Bild von dem Lande zu entwerfen, das als Ziel der Abrahamwanderung gilt und das hernach den Schauplatz der Geschichte der,,Kinder Israel" bildet.

Babylonien und das Westland.

Das Küstengebiet am Mittelmeer, zu dem Kanaan im engeren Sinne gehört, bildet für die Babylonier einen Teil des ,,Westlandes": babylonisch MAR-TU A-mur-ru-u2. Das,,Westland" bildete von den ältesten uns bekannten Zeiten her die Brücke zwischen den Euphratländern und Ägypten. Den Babyloniern und Assyrern bot es zu allen Zeiten den er

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1) Weitere Stellen zum „Herabsteigen des Gottes" s. bei Weidner, Handbuch S. 57, Anm. 4.

2) Die Amarna-Briefe schreiben A-mu-ur-ri.

außer dem folgenden S. 191.

Zu,,Amurrû" Amoriterland s.

wünschten,,Weg nach dem Meere", nach den Häfen des Mittelmeeres. Wir dürfen annehmen, daß die lange Reihe der Hafenstädte, die wir als phönizisch-philistäische Städte kennen, bereits im 3. Jahrtausend bestanden haben1. Die babylonischen Karawanen und Heereszüge gelangten dahin auf demselben Wege, der in der Abrahamwanderung angegeben ist, über Harran, den Euphrat bei Biredjik überschreitend 2, durch Koilesyrien über die Libanonpässe an das Mittelmeer.

Die Straße am Meer, die von Gaza hinauf bis zu den Libanonpässen führt, hat bereits in der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends die Brücke gebildet, auf der neben dem Seewege, der direkt vom Delta zu den phönizischen Häfen führte, die Kriegs- und Karawanenzüge der babylonischen und ägyptischen Weltherren gingen. Ebenso wird die Straße, die von Haifa ausgehend an Megiddo vorüber durch die Ebene Jesreel und das Hoch

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Abb. 54: Der Talausgang am Nahr el Kelb. Nach einer Zeichnung aus der Mitte
des 19. Jahrhunderts.

land Samarien und Judäa über Jerusalem nach Hebron und Gaza führte, in uralten Zeiten bestanden haben.

Eine natürliche Grenzscheide zwischen dem nördlichen und südlichen Phönizien bildet der Talausgang des Nahr el Kelb zwischen Byblos und Beirut. Abb. 54 zeigt den Zustand des Talausganges in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts, Abb. 56 den Zustand in der Gegenwart. Abb. 55 zeigt die beiden am besten erhaltenen Monumente Nr. 10 und II. Auf der Felsenlehne des rechten Ufers finden sich noch die deutlichen Reste einer Inschrift Nebukadnezars nebst einer Darstellung des Königs, der,,mit heiligen Händen die Zedern bricht". Am linken Ufer finden sich

1) s. zu den,,32 Städten" S. 187.

2) Abb. 129 (S. 260) zeigt eine Abbildung einer wandernden Familie aus einem assyrischen Palast. Die Dattelpalmen weisen auf Babylonien.

3) Veröffentlicht von Weißbach, Die Inschriften Nebuk. II. in Wâdi Brîsā und am Nahr el Kelb.

über den Spuren der alten Straßen in verschiedener Höhe über der Talsohle ägyptische und assyrische Monumente, die zeigen, welche strategische Wichtigkeit dieser einzigartige Platz für die Großkönige gehabt hat.

Der Libanon.

Das Gebirge Libanon (assyrisch Lab-na-na) war den Babylonlern seit den ältesten urkundlich bekannten Zeiten zugänglich. Von den Gebirgszügen von Amurru, die Gudea (Statue B 6, 1 ff., VAB I, 70 f.) erwähnt: Basalla, Ti-danum, bezeichnet das letztere wohl den nördlichen Libanon; denn II R 48, 12 c d ist Tidnu Amurru bezeugt. Seitdem der Libanon unter Tiglatpileser I. (S. 494 f.) zum assyrischen Machtbereich gehörte, holten die Assyrerkönige von hier ihr Bauholz, wie es zuvor die Ägypter (S. 192 ff.) und Hettiter getan hatten. Der

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Abb. 55: Denkmal Nr. 10 und 11 am Nahr el Kelb.
Links Asarhaddon, rechts Ramses II.

Amanus, der in der Eponymenchronik als šad êrini,,Zederngebirge" genannt wird1, und von dem Gudea bereits Zedern holte, war damals wohl bereits ziemlich abgeholzt. Šamši-Adad I. (Šamši dingir IM, zu lesen Šamši-Mêr) sagt auf der in Assur gefundenen Steintafel-Inschrift:,,Meinen großen Namen und meine Steinurkunde ,im Lande Libanon' am Ufer des großen Meeres errichte ich." Zum Lande Laban' s. Streck, ZA XX, 459 f.: Aaßßáva (Aaußáva) Labbanat und Laban. Vielleicht handelt es sich um das Vorgebirge am Nahr el Kelb (s. unten). Die Inschrift ist nicht erhalten. Nebukadnezar hat im Wadi Brissa im Libanon eine Straße bauen lassen, die Zedern herabzubringen. Felsenreliefs im Wadi Brissa und am Nahr el Kelb stellen ihn dar, wie er ,,mit reinen Händen die Zedern bricht".

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Die Denkmäler am Nahr el Kelb1.

Nr. 1 Inschrift der französischen Expedition von 1860/61; hierzu ist die Steinplatte einer ägyptischen Inschrift (dem Ptah gewidmet) verwendet. - Nr. 2, etwa 6 m weiter westlich: assyrische Inschrift, wahrscheinlich von Asurnaşirpal II., Königsbild mit aufgehobener rechter Hand, Inschrift völlig durch Wetter zerstört. Daneben Nr. 3 assyrische Königsfigur, Salmanassar III., nur Kopf und Leib sind erkennbar. Etwa 20 m aufwärts, etwas höher als die alte Straße, Nr. 4 assyrisch, wohl Adad-nirari IV. (810-782), Figur undeutlich, etwas kleinere Tafel. - Weiterhin an der

1) Winkler KAT3 190.

2) Messerschmidt, Keilschrifttexte aus Assur hist. Inh. I, Nr. 2 col. IV, Z. 12 ff. šu-mi ra-bi-e-im u na-ri-ja i-na ma-a-at La-ab-a-anki i-na a-ah tâmti ra-bi-i-tim lu-u aš-ku-un.

3) Vgl. zu dieser Abholzung S. 516. Zu der Nebukadnezar-Inschrift samt den Bildnissen s. oben S. 181 Anm. 3.

4) Vgl. H. Winckler, Das Vorgebirge am Nahr el Kelb und seine Denkmäler (Der alte Orient X, 4; Leipzig 1909). Die obigen Aufzählungen nach Weißbach in Baedeker, Syrien und Palästina, 7. Aufl. 1910.

alten Straße, Nr. 5 lateinische und Nr. 6 griechische Inschrift. Etwas höher Nr. 7 assyrisch, wohl Tiglat-Pileser IV., unmittelbar daneben Nr. 8 ägyptische Tafel mit Karnies (Ramses II. opfert dem Sonnengott Ra). - Etwa 30 m weiter aufwärts Nr. 9 assyrisch, Sanherib, gut erhaltene Figur des Königs. Etwa 35 m weiter aufwärts Nr. 10 ägyptisch, große Tafel mit schönem Karnies (Ramses II. und der thebanische Gott Ammon von Oberägypten). Daneben Nr. 11, am besten erhalten, assyrisch, Asarhaddon berichtet die Eroberung Ägyptens und die Vertreibung des Königs Tirhaka im Jahre 670 v. Chr.: Asarhaddon mit lockigem Bart, in langem Kleide, die Kidaris

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mütze auf dem Kopf; die linke Hand hält ein Zepter und ist über die Brust gelegt; die rechte Hand ist, wie bei assyrischen Figuren üblich, ausgestreckt und scheint etwas darzureichen. Zu den inschriftlich bezeugten ältesten assyrischen Monu

menten s. S. 495 u. 497.

Amurrû bezeichnet ursprünglich gewiß eine Völkerschaft, wie noch im Namen der biblischen Amoriter. Die Amurrû spielen seit den Zeiten Sargons I. als Nomaden, die in das Kulturland ziehen, dieselbe Rolle wie später die Arami und die Chaldi. Mit der ersten Dynastie von Babylon, zu der Hammurabi gehörte, gewannen sie in Babylonien die Herrschaft an Stelle der ersten semitischen Schicht der Akkadû, benannt nach der Stadt Akkad (Agade), dem Mittelpunkt ihrer Herrschaft1. Aber bereits zu Sargons I. Zeit muß MAR.TU = Amurrû auch ein politischer Begriff gewesen sein. Wenn auch die S. 186 zitierte historische Angabe, nach der Sargon das Land des Westens eroberte, nicht ein bestimmtes politischgeographisches Gebiet bedeuten sollte, so wird es doch bewiesen durch die astrologische Geographie der bis in die Sargon-Zeit hinaufreichenden Omina. Dort gilt Amurrû (mat MAR.TUki mit oder ohne Determinative

1) Zur Unterscheidung von Akkadû und Amurrû in Babylonien s. unten S. 190 f.

geschrieben) als einer der vier Weltteile (kibrâti) neben Elam, Akkad, Subartu (Assyrer) s. mein HAOG S. 191 f. In einem unten S. 187 zu zitierenden historischen Omentext Sargons scheint die Eroberung von MAR.TU geradezu als Vollendung der Eroberung der vier Weltteile angesehen zu werden.

In den Omina wird auch sonst auf diese vier Weltteile Bezug genommen. Für MAR-TU (Amurrû) mögen folgende Beispiele dienen:

III R 59, 5 (vgl. auch S. 189 Anm. 1): .Wenn am 14. Adar eine Mondfinsternis in der ersten Nachtwache eintritt, so gilt das Vorzeichen für den König der kiššati (Mesopotamien), Ur und MMR-TU (Amurrû)“.

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Abb. 57: Altsemitischer Kopf.
Banks, Bismya S. 256.

Abb. 58: Amoriter. Nach Maspéro, Histoire II, S. 147.

Thompson Rep. 76, 1-3 u. ö. (Stellen bei Virolleaud, Sin XXXV A, Nr. 10): .,Wenn der Mond (Neumond) am 30. Tebet sichtbar wird, wird Subartu (Assyrien) der Ahlamû (aramäische Nomaden),,fressen", ein fremdes Volk wird das Land MAR-TU (Amurrû) erobern.

Thompson Rep. 70, 1-8:,,Wenn der Mond (Neumond) am 30. Tage sichtbar wird, wird die Fülle Amurrûs den Ahlamû (Ah-la-ma-a),,fressen" 1. Virolleaud, Astr., Ištar XX, 27 ff. heißt es: Wenn Merkur inmitten des Mondes steht, wird in diesem Jahre die Pest

Abb. 59: Siegel des Königs Sargon I. Nach Coll. de Clercq I, pl. V, Nr. 46.

(der Gott Nergal) das Land packen; wenn er im rechten Horn des Mondes (d. h. im westlichen Horn, da man bei den Beobachtungen nach Süden schaut s. HAOG S. 52), so wird im Lande Amurrû (mât Amurrûki) Hungersnot sein; wenn er im linken Horn des Mondes ist, so wird der König Machtfülle haben.

Für die historischen Beziehungen Babyloniens zum Westlande bieten die Keilinschriften folgende Zeugnisse:

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1. Lugalzaggisi, König aus der Dynastie von Uruk (um 2900) sagt in einer sumerisch geschriebenen Urkunde (VAB I, 154f.):

1) Hier ist die Deutung nach Willkür des Astrologen umgekehrt. Solche Umkehrungen und Zweideutigkeiten finden sich oft; vgl. die Stellen aus Thompson bei Virolleaud, Sin XXXV A, Nr. 4 u. 5.

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