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Gegen die Annahme Sellins, daß es sich um einen Räucheraltar handelt, spricht abgesehen von der geringen Höhe, daß der Fundort, nach Sellin selbst, ganz den Eindruck eines Privathauses macht. Es kann sich auch um den Ofen eines vornehmen Bürgers handeln, etwa nach Art des Ofens, über dem der König die zerstückte Prophetenrolle des Jeremia verbrennt (Jer 36, 22f.).

5. Megiddo. Auf der Straße von Dschenin nach Haifa liegt ca. 1 Stunden von Tell Ta'anek entfernt Tell el-Mutesellim, die Stätte des alten. Megiddo, das in der Bibel wiederholt mit Ta'anek zusammen genannt wird. Der Ort beherrschte die Straßenkreuzung und wurde zu allen Zeiten stark besetzt. Thutmes III. nennt Megiddo unter den eroberten Städten (s. S. 199), die Amarnabriefe erwähnen wiederholt die Stadt. Die Ebene Jesreel wird gelegentlich nach der Stadt benannt, und ebenso der Bach Kison: Bach von Megiddo. Der dem Deborahliede Ri 5 zugrunde liegende Kampf, der die Kanaanäer unterwarf, fand hier statt. Unter David und Salomo war die Stadt von Bedeutung (1 Kg 4, 12; 9, 15), während sie nach dem Tode Sauls eine Zeitlang in philistäischen Händen gewesen war. Nach dem masoretischem Text fand auch hier der Kampf gegen Pharao Necho statt, bei dem Josia sein tragisches Ende fand (2 Kg 23, 29), falls nicht eine Verwechslung mit dem alten Hafen Migdal Aštoreth vorliegt (s. S. 539).

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Abb. 107: Lebensbaum mit Steinböcken am Räucheraltar von Ta'anek.

Hier hat 1903-1905 unter Leitung des Baurat G. Schumacher aus Haifa der deutsche Palästina-Verein Ausgrabungen veranstaltet1. Nach Schumacher liegen bis zur israelitischen Zeit 6 Kulturschichten übereinander. Der Felsen ist mit Höhlen durchzogen, die teilweise künstlich erweitert sind. Auf dem nackten Felsen fanden sich Feuersteinwaffen und Spuren menschlicher Ansiedelungen, deren Alter sehr hoch hinauf reichen kann. Eine starke Schuttschicht trennt den Felsen von einer Schicht, der primitive Grabkammern und Grabbeigaben angehören. Die hier gefundenen Skarabäen weisen auf ägyptische Herrschaft um 2000. Dieser Schicht rechnet Schumacher die am tiefsten gelegenen Reste der Mittelburg zu, die er deshalb als,, ägyptische Burg" bezeichnet. Zur nächst höheren Schicht werden die Reste der,,Nordburg" gerechnet, unter deren Fundamenten die Leiche eines Kindes eingemauert war. Auch in der vierten Schicht der Feststellungen Schumachers sind die

1) Tell el-Mutesellim I. Band, Fundberichte von G. Schumacher (Text und Tafeln), 1908. Vgl. die vorläufigen Berichte in Mitt. u. Nachr. des DPV 1904-1906; Thiersch im Archäol. Anzeiger des Jahresber. des Kaiserl. Arch. Instituts 1907, 257 ff. 2) s. Steuernagel, Mutesellim S. 191 f.,

Bauten noch aus unbehauenen Quadern hergestellt. In dem dieser Schicht angehörenden Teile der Nordburg fand sich eine bronzene Räucherschale, deren Dreifuß eine flötenblasende Figur darstellt1, in der der gleichen Periode angehörenden Bauschicht des südlichen Tores ein reicher Frauenschmuck, darunter Skarabäen mit dem Namen Thutmes III., die natürlich älterer Herkunft sein können. Auch ein origineller Topfscherben mit aufgemalten Kriegern (Abb. 108) gehört hierher 2.

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Die fünfte Schicht Schumachers mit den Resten eines Palastes und eines anstoßenden Säulenraumes, die mit behauenen Steinen gebaut sind, gehört der ersten israelitischen Königszeit an. Hier wurde das Siegel des Sema' aus Jaspis gefunden (Abb. 109), dessen althebräische Inschrift sagt: ,,Šema, Diener3 Jerobeams".

Derselben Fundschicht

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Abb. 108: Topfscherben aus Mutesellim aus vorisraelitischer Zeit, hellbraun und rotbraun bemalt. Nach Schumacher,

Tell el-Mutesellim I, Taf. XXIV.

gehört das Asaphsiegel (Abb. 110) aus Lapislazuli an, das unter dem Wappentier (Löwe und Falke mit Krone) die vier kanaanäischen Buchstaben zeigt

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Die von einem Ring umrahmten Hieroglyphen neben dem Wappenbild sind nach Erman nicht zu enträtseln. Die Astarte bilder dieser und der älteren Schicht

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sind teilweise aus Tonformen abgedrückt. Ein Gebäude am Ostrande des Tell, das aus derselben Zeit stammen soll, hält Schumacher für eine ,,Tempelburg", weil hier ein runder, mit Loch versehener Stein zwischen zwei Steinsäulen, in dessen

1) Tell el-Mutesellim I, Tafel L.

2) Die als,, Felsaltar" von Schumacher 1. c. I, 155 ff., Taf. XLIX; Kittel, Studien zur hebr. Arch, S. 142 ff. beschriebene Felsstelle als Vorterrasse scheint nicht sakral zu sein, s. Pal. Jahrb. X, 35f.

3) Im Sinne von ,,Minister" zu verstehen.

Nähe Brandreste und Tierreste sich fanden, auf eine Opferstätte schließen läßt. Reste von Tonkästen (vgl. S. 227) deuten hier auf ein Archiv.

Einer jüngeren israelitischen Schicht gehört das Abb. III wiedergegebene bemalte tönere Räuchergefäß mit assyrischer Zeichnung an, ferner ein am Nordostrand gefundenes Siegel mit Lebensbaum und Greifen und anderen Tierfiguren (Abb. 112) ein babylonischer Siegelzylinder mit Keilschriftzeichen1 und ein anderer mit den Spuren zweier Priestergestalten, zwischen denen ein Skorpion und Astralzeichen eingegraben sind 2.

In die gleiche Schicht gehört eine Schmiedewerkstatt mit eisernen Pflugscharen und Werkzeugen.

Die obersten beiden Schichten gehören der vorchristlichen und der arabischen Zeit an.

Abb. 111: Räuchergefäß aus Tell el-Mutesellim in bunter Bemalung (blau, rot, gelb) in assyrischer Art. Nach Schumacher, Tell el-Mutesellim I, Pl. I.

Daß die Reste von Kindesleichen, die sowohl in Ta'anek wie in Mutesellim in Hausgräbern gefunden wurden, von Kinderopfern herrühren, möchte ich schon wegen ihrer großen Menge bezweifeln. Man wird die Kinder im Hause beigesetzt haben, eine Sitte, die jetzt auch durch die in Assur gefundenen Grabanlagen bezeugt zu sein scheint. Menschenopfer, wie sie 2 Kg 3, 27 als grauenhafte verzweifelte Einzeltat vom Moabiterkönig berichtet wird, sind in Kanaan in historischer Zeit kaum allgemein Sitte gewesen. Die Redensart: er ließ seinen Sohn durchs Feuer gehen (z. B. S. 553) bezieht sich jedenfalls auf eine dem frommen Israeliten Abscheu erweckende Sonnenwendfeier, bei der durchs Feuer gesprungen wurde, nicht auf Menschenopfer.

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Abb. 112: Siegel aus
Tell el-Mutesellim. Nach
Schumacher-Steuer-
nagel S. 142, Abb. 212.

6. Jericho3. Das älteste Jericho lag unter Tell es-Sultan am Fuße des Dschebel Karantal bei den Quellen nordwestlich

Die älteste nachJosua (6, 24) zer

vom heutigen und nördlich vom römischen Jericho. weisbare Ansiedelung reicht bis ins 3. Jahrtausend. störte die stark besetzte kanaanäische Stadt. Zu Davids Zeiten (2 Sam 10, 5) ist sie wieder bewohnt. Ahab, zu dessen Reich sie seit der Reichsteilung gehörte, ließ sie durch Chi'el neu befestigen (1 Kg 16, 34). Nach dem Exil hielten sich die Bewohner von Jericho zur Gemeinde des neuen Tempels (Esra 2, 34). In den Makkabäerkriegen diente Jericho als Festung. Augustus schenkte die Stadt Herodes, der sie mit Palast, Theater und Hippodrom ausstattete (Josephus, bell. jud. I, 33, 6) und hier sein Ende fand.

1) Tell el-Mutesellim I, S. 143 und Taf. XLVI a.

2) ib. Taf. XLIV c.

3) E. Sellin und C. Watzinger, Jericho 1913; ZDPV 1913 S. 40 ff. MDOG Nr. 39 (1908) und Nr. 40 (1909).

Um den

1908/09 hat Sellin in Tell es-Sultan eine Ausgrabung veranstaltet. Hügel laufen im Abstand von etwa 30 m zwei parallele Ringmauern. Die innere ca. 32 m breite und 10 m hohe Mauer mit vierkantig vorspringenden Türmen ist kanaanäisch; die äußere,,,ein geradezu majestätisches Bauwerk", ist die nach 1 Kg 16, 34 von Chi'el unter Ahab erbaute Mauer. In den kanaanäischen und den darüber liegenden israelitischen Häusern fand man Hausgerät aller Art: Getreidemühlen, Lampen, Tongefäße, Eisengeräte, Webergewichte usw. Die Stadtanlage mit ihren Plätzen und Straßen und Türen ist nach der Bloßlegung klar ersichtlich. Am Ostabhange zeigte sich das Fundament eines großen Gebäudes, das auf einem älteren kanaanäischen Fundament ruht, und das Sellin für den Palast Chi'els hält.

Krughenkel mit Legende, die den Gottesnamen Jah und Jahu enthalten, scheinen dem 5.-3. Jahrhundert anzugehören.

Ob die aufgefundenen kleinen unbeschriebenen Tontafeln als Schreibmaterial anzusehen sind, ist unsicher.

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7. Samaria1. Bei dem Dorfe Sebastije, einem kronenartig terrassierten Hügel (vgl. Jes 28, 1), liegen die Reste der Stadt Šomrôn (aram. Schâmerajin, griech. Samareia), die seit der Makkabäerzeit dem mittleren Palästina den Namen gab. Nach 1 Kg 16, 24 hat Omri die Stadt gebaut und zur Hauptstadt des Nordreichs gemacht. Sargon (Abb. 228) eroberte die Stadt 722 nach dreijähriger Belagerung. Johannes Hyrkanus zerstörte die Stadt, die in der Makkabäerzeit wieder hervorragte, zum zweiten Male. Augustus schenkte Jericho Herodes dem Großen,

1) Die Ausgrabungsberichte The Harvard Theological Review II, Jan. 1909 (S. 1 ff. Bericht über die Ausgrabung 1908 von David G. Lyon, vgl. Kittel in Theol. L. Bl. 1911, Nr. 3f.); III, 2. Apr. 1910 (S. 244ff. Bericht über die Ausgrabung 1909 von George A. Reisner); IV, 2 Jan. 1911 (S. 136 ff. Lyon, Hebrew Ostraca from Samaria auf Grund eines Sonderberichtes Reisners).

der sie dem Kaiser zu Ehren Sebaste (griechisch für Augusta) nannte. Wie vor Omris Zeit wurde die Stadt später wieder durch Sichem-Nablus (Neapolis) überflügelt.

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dem Tempel wurden die Grundmauern eines hebräischen Baues bloßgelegt. Tonscherben mit althebräischer Schrift, ähnlich der des Mesasteines, wurden hier in der untersten auf dem Fels liegenden Schicht gefunden. Die ältesten Bestandteile

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des Baues gehören sicher der Zeit Omri's an (1 Kg 6, 24); der große Erweiterungsbau wird Ahab, Jehu, Jerobeam II. zuzuschreiben sein (Abb. 115). Mit dem Palast ist der Tempel des Ba'al verbunden gewesen (1 Kg 16, 32).

Auf der Südseite des Hügels sind viele Monolithen als Reste einer Säulen

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