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von Ur nach Haran kann auch bei J2 gestanden haben und dem Exzerpt zum Opfer gefallen sein. Jedenfalls besteht zwischen der Tradition, die den Ausgangspunkt von Ur nimmt, und der, die bei Haran anknüpft, eine gute logische Verbindung. Ur (s. Abb. 128) und Haran waren die beiden

Abb. 127: Assyrisches Relief. Wanderung einer Familie. Die Palmen

deuten auf Babylonien.

innerlich verbundenen Mondkultorte des geeinigten babylonischen Reiches: Ur im Süden, Haran im Norden. Eine Wanderung von Südbabylonien nach dem Westland würde noch heute, wenn man im Kulturlande bleiben schwierige

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und die

die Wüstendurchquerung vermeiden will, über Haran führen1.

Smend, Die Erzählungen des Hexateuch S. 34 f. meint, daß erst P den Ausgangspunkt der Wanderung nach Babylonien verschoben habe. Die Benennung des Landes als Chaldäa (Ur Kasdim) entspricht allerdings der späteren Zeit. Aber es wäre schwer verständlich, wenn dieser Gedanke, der Babylonien zur Urheimat der religiösen Gemeinde Israels macht, ersonnen wäre in einer Zeit, in der die Chaldäer die Zwingherren der Judäer waren. Es ist nicht nötig, die Überlieferung vom Auszug aus Babylonien in eine Linie zu stellen mit dem Welt

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imperiumsgedanken des P, der ihn z. B. dazu verleitete, die Ideal-Grenzen Kanaans bis zum Nil und Euphrat auszuspannen. Die große Welt war den Israeliten keineswegs erst, wie Smend, 1. c. meint, mit dem Auftreten der Assyrer aufgegangen. Politische und religiöse Beziehungen Kanaans zu den großen Weltreichen waren auch in altisraelitischer Zeit, wie wir S. 180 ff. sahen, keineswegs etwas Unerhörtes. Was ist unter Ur Kasdim zu verstehen? Es kann kaum zweifelhaft sein, daß das Uru der Keilinschriften gemeint ist. Der Name umfaßt dann die Stadt an der zugehörigen Landschaft2.

1) Abb. 127 und 129 mögen eine solche Wanderung illustrieren.

2) Die Sibyllinen reden vom ,,Lande Ur der Chaldäer" (Kautzsch, Pseudepigr. Amurru sein, und dann Ur Kasdim das babylonische

S. 189).

Daß Ur Awur

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Könige von Ur haben in Babylonien wiederholt die Hegemonie gehabt. Nach den in Nippur gefundenen Königslisten, die bis zur Sintflut zurückdatieren, gab es drei Dynastien von Ur, von denen die ersten beiden in das 4. Jahrtausend fallen. Die früher einzig bekannte, im hellen Lichte der Geschichte stehende Dynastie von Ur ist die dritte1. Die Könige nennen sich auch Könige von Sumer und Akkad (ki-en-gi ki-uri-ge). Die historischen Inschriften der 3. Dynastie sind in Transkription und Übersetzung behandelt von Thureau-Dangin in VAB I, S. 186ff. Abgesehen von dem Begründer Ur-Engur werden die Namen aller Könige der Dynastie mit dem Gottes-Determinativ versehen, in Götterlisten genannt und in Hymnen verherrlicht. Nach ihren Festen werden Monate bezeichnet (HAOG S. 156).

Die Stadt Ur ist wiederentdeckt in den Ruinen von El-mukajjar (el-Mugheir) im südlichen Babylonien auf dem rechten Euphratufer. Es sind hier Königssiegel mit dem Namen der Stadt Uru gefunden worden, Inschriften von Dungi, Kudur-Mabuk, Išme-Dagan, aber auch noch von Nabonid. Die Stadt war Hauptsitz des südbabylonischen Mondkults3. Hammurabi hat nach der Einleitung des Gesetzeskodex Ur erneuert. Er sagt von sich:,,Den Sin schuf, der reich machte Ur, der Reichtum brachte nach E-giš-šir-gal (Tempel des Mondgottes)", s. Zehnpfund, AO XI, 3f. S. 55 ff.

I Mos II, 31. Die Abrahamsleute ziehen nach Haran, der nördlichen Mondstadt, dem Hauptort des eigentlichen Mesopotamien. Wie Ur in Chaldäa der Hauptkultort im Süden des großen babylonischen Reiches war, so Haran im Norden1.

Der Mondgott heißt hier neben Sin speziell Bêl-Harrân und hat als solcher einen starken Einfluß auf Syrien ausgeübt. Im Mitanni-Vertrag aus Boghazköi findet sich die älteste Erwähnung des Sin von Harrân (OLZ 1910, Sp. 296). Ein Relief aus Sendschirli in Syrien bezeugt den Kultus für Syrien. In Nerab bei Aleppo wurden zwei Grabsteine gefunden, die für Priester des Mondgottes von Harran errichtet sind. In einem Vertrage des Mati-ilu, Fürsten von Arpad (HAOG 289f.), mit dem assyrischen König Ašurnirâri wird Sin von Harran an erster Stelle angerufen. Die Reformen des Islam knüpfen wohl vielfach an Harran an. Bis ins Mittelalter erhielten sich in diesem Bollwerk des heidnischen Kultus Spuren des Mondkultus bei den haranischen Sabiern. Amurru-Gebiet bezeichnen könnte, zu dem Haran gehörte (Eduard Meyer, Geschichte I, 22, S. 467), halte ich für gänzlich ausgeschlossen. Wenn J 1 M 22, 22 Kesed als Sohn Nahors im Umkreis von Haran nennt, so erklärt es sich daraus, daß Haran auch chaldäisches Gebiet war. Auch die Herleitung von Urfa aus Ur Kasdim (Rassam, Joh,. Lepsius) ist unmöglich; Urfa (= Landrücken?) ist ein später Name, von Orrhoe, arab. Ruḥâ (Edessa) übrigens formell zu trennen (s. Hommel, Grundriß 193, Anm. 3). Die Abrahamstraditionen in Urfa hängen mit Haran zusammen. Oder hat der Anklang an Ur Kasdim die Traditionen geschaffen? Sehr merkwürdig ist der Anklang von Ur Kasdim an Arpakšad (sämtliche Konsonanten sind vorhanden), mit dem ebenfalls Abrahams Legenden verbunden sind.

1) s. Poebel in OLZ 1914, Sp. 241 ff., und die Veröffentlichung der neuen Nippur-Texte in Historical and Grammatical Texts chiefly from Nippur (s. S. 103, Anm. 1).

2) In einer unveröffentlichten Liste aus Nippur aus der Zeit der Dynastie von Isin, die neben den Hauptgöttern des babylonischen Pantheons auch Dungi nennt (neben den Göttern stehen die Kultorte außer bei Dungi), und in einem keilinschriftlichen assyrischen Götterlisten-Register.

3) Eupolemos (um 160 v. Chr.) bei Eusebius, praep. evang. IX, 7 (ed. Gifford I, 418d vgl. III, 1 zur St.) sagt, Abraham sei in der Stadt Babyloniens Kamarine, die manche Ovoiŋ nennen, geboren. Kamarine, wohl aus dem Arabischen kamar Mond zu erklären, wird auch in der Sibylle (Kautzsch, Pseudepigr. 189) als Stadtname,,im Lande Ur“ zu lesen sein.

4) s. meinen Artikel Sin in Roschers Lexikon der Mythologie IV, Sp. 883—923. Zur Geschichte und Archäologie von Haran s. Weißbach, Art. Kaggai bei PaulyWissowa, Real-Encyclopädie.

Das Land, aus dem die Abrahamsleute kamen, war voll hoher Kultur. Es ist aus der alten Anschauung vom urisraelitischen Leben in der Wüste heraus geredet, wenn Gunkel, Gen. 163 sagt, nach 1 Mos 12, 1 würden Abrahams Vorfahren, als sie von Haran ausgehend geschildert werden, nicht als Städte bewohner gedacht. Von Haran führt der Weg bei Biredjik über den Euphrat. Sachau fand Spuren der alten Straße. Der Weg der Abrahamsleute geht auf der uralten Karawanen- und Kriegsstraße, die Babylonien mit dem Westlande verband und die noch heute von Südbabylonien in großem Bogen zuerst nach Norden in die Gegend von Haran und dann südwärts durch Syrien führt1. Als Hauptstation wäre Damaskus zu erwarten 2. I Mos 15, 2 zeigt vielleicht die Spur einer Verbindung der biblischen Vätergeschichten mit Damaskus (s. S. 306). I Mos 14, 15 geht der Kriegszug Abrams von Süden her über Damaskus hinaus. Die Tradition lebt noch heute in Damaskus. Josephus Ant. I, 7, 2, sagt, noch zu seiner Zeit sei Abrams Name im Damaszener-Lande berühmt gewesen, und zitiert aus dem 4. Buche der Geschichte des Nikolaus von Damaskus die folgende Geschichte:

,,Zu Damaskus regierte Abram, der mit einem Heere aus dem oberhalb Babylons gelegenen Lande der Chaldäer' dorthin gekommen sein soll. Und nicht lange nachher wanderte er mit seinem Volke von dort wieder aus nach Chananaea, welches jetzt Judäa heißt, und wo sich die Seinen stark vermehrten.“

Justin (Trogus Pompejus) 36, 2 hat eine höchst merkwürdige Geschichte der Juden. Auch bei ihm ist Abraham König in Damaskus, dem Stammsitz der Juden. Die Josephserzählung beginnt hier im Bezirk von Damaskus.

Die Wanderung Esaus nach Se'ir, die mit ähnlichen Worten erzählt wird, wie die Abrahams (P 36, 6 vgl. 12, 5), ist reine Analogiedichtung auf Grund der alten Überlieferung, die Esau mit Se ir verband, aber sie will auch als Wanderung einer Gemeinschaft angesehen sein, wie Klostermann, Gesch. Isr. 30 treffend bemerkt hat.

1) 1001 Nacht, Recl. Heft 20, S. 147 ff. spielt die Erzählung zwischen Haran und Samarien. Chudadad (,Gottesgabe'), der Sohn des,,Königs" von Harran und seiner Gemahlin Firûse, die wegen ihrer Unfruchtbarkeit nach Samarien verbannt wurde (die Kerne des Liebesapfels, die Chudadad aß, wirkten bei dieser 50. Frau nicht), ist mondmythologisch erzählt.

2) s. hierzu S. 306.

2) Der über Damaskus sich erhebende Dschebel Kasjûn ist den Moslems heilig; hier sei u. a. Abraham zur Erkenntnis der Einheit Gottes gekommen, s. Baedekers (Benzinger) S. 321.

4) Das ist wohl ein später Zusatz, der Haran mit Ur verwechselt oder gleich Ur zu Chaldäa rechnet. Sonst könnte sich Lepsius, der Urfa für die Urheimat hält (s. oben S. 261, Anm.), hierauf berufen.

Achtzehntes Kapitel.

Abraham als Kanaanäer.

Die Wanderungen Abrahams in Kanaan.

Die Abrahamsleute gehen über (12, 6: 'âbar)1 das Land. Abb. 129 mag eine solche Wanderung veranschaulichen.

Der erste Ort der Wanderung war nach der ältesten Quelle J, Sichem, die S. 236 besprochene uralte kanaanäische Stadt, die noch heute neben Jerusalem die zweitgrößte des Landes ist. Wie alle großen religiösen Reformatoren verbindet Abraham seinen neuen Kultus hier mit den heiligen Stätten, die er bei der Niederlassung vorfand:

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Abb. 129: Frauen auf der Wanderung. Assyrisches Relief aus dem Palaste Sanheribs. Paterson, Pl. LXXXVIII-LXXXIX.

1. makôm šekem, die (heilige) Stätte von Sichem J 12, 6, vgl. S. 319 zu 28, 11. 16, wo es von Bethel heißt: Jakob kam (unversehens) an die (d. h. an die bekannte) heilige Stätte; makôm als Kultstätte auch 2 Kg 5, II und Esra 8, 17.

2. 'elôn môreh, eine Terebinthe der Unterweisung (auf Grund von Orakeln oder Belehrung s. S. 275). 35, 4 verscharrt Jakob unter diesem Baum heidnische Theraphim, die Rahel aus Haran mitgenommen hat (S. 326). Jos 24, 26 erwähnt das Heiligtum Jahves, das hier errichtet war, und Josua richtet hier einen Denkstein auf. Ri 9, 37 nennt den Baum mit dem aus dem kanaanäischen Kultus herübergenommenen Namen 'elôn me'ônenîm ,,Terebinthe der Orakelbefrager, Zauberer". 5 Mos II, 29f. erläutert die Lage des Ebal und Garizim nach diesem berühmten Heiligtum.

3. Ein Gilgal (heiliger Steinkreis), wie die oben erwähnte Stelle, 5 Mos II, 30, bezeugt.

1) Motivwort (vom gleichen Stamme das babylonische nibiru, der kosmische Kulminationspunkt, s. HAOG S. 72 f.) 12, 6; 13, 18 (ähnlich 18, 5). Das parallele Motivwort, ebenfalls dem Mondlauf entnommen, ist OD, S. S. 362 f. u. Motivreg.

Abraham erbaut bei diesen kanaanäischen Heiligtümern, ergriffen von einer Erscheinung Jahves (12, 7), einen Altar.

J bringt Sichem nur vorübergehend mit Abraham in Verbindung. Nach der 1 Mos 14 zugrunde liegenden Sonderquelle war Sichem (s. S. 291, vgl. S. 272) vielleicht der Ort, in dem Abraham eine Kultgemeinde besaß (hanikîm), und in dem er in Bundesbrüderschaft stand mit den ba'alê berît, deren Priester im Sinne der Vorlage wohl Malkiṣedek war.

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Der Kultus von Sichem war Tamuz-Kult s. S. 272 zu Ehiovv zahovuevos yotos,,,der Himmel und Erde gemacht hat" bei Philo von Byblos 'el 'eljôn, dem Schöpfer Himmels und der Erde im Kultus des Malkiṣedek Mos 14, 18f. Die E-Quelle bringt Sichem besonders mit Jakob in Verbindung, s. 1 Mos 33, 18 (er kam nach Šalem, der Stadt des Sichem) und vgl. 3, 21 (sie sollen Šalemiten sein) und dazu das Wortspiel 34, 11. Zu Šalem = Sichem v 18 wie 1 Mos 14, 18, s. S. 291). Er gewinnt hier commercium und connubium mit den Landesbewohnern und baut den großen Brunnen. Durch Jakob empfängt Joseph Sichem als besonderes Erbteil. Er wird hier begraben Jos 24, 32.

Bei der Weiterreise von Sichem (12, 8), die aus dem Tale aufwärts führt, baut Abraham gelegentlich einer Rast einen Altar zwischen Bethel und,,dem" ‘Ai.

Ich glaube nicht, daß es sich um geographisch auseinanderliegende Orte handelt, sondern daß beide Namen beieinander gelegene heilige Stätten bezeichnen. Nach 1 Mos 28, 10 ff. (s. S. 319 ff.) war Bethel ein bekannter heiliger Ort, auf dem ein Gilgal errichtet war. Bethel ist vielleicht Bezeichnung dieser heiligen Gilgal-Stätte, und ,,der" "Ai (eine Asylstätte?, jedenfalls zu trennen von der kanaanäischen Königsstadt Jos 12, 9) lag wohl dicht dabei.

Bethel wird in der Jakobserzählung (der wir die Erzählung 1 Mos 28, 10 ff. ungetrennt zuschreiben, s. S. 319ff.) von besonderer Bedeutung. Nach dieser Erzählung war hier,,der" heilige Ort, auf den Jakob unbewußt stieß. Es war der Nabel der Welt nach kanaanäischer kosmischer Geographie (s. S. 320). Die Steine, die dort lagen, und von denen einer Jakob als Kopfkissen diente, als er die große Vision hatte, sind wohl als heiliger Steinkreis, als Gilgal, zu verstehen.

Von Bethel muß die Reise über Jerusalem gegangen sein, das nicht erwähnt wird. Die Überlieferungen haben später die Malkiṣedek-Erzählungen auf Jerusalem (Šalem) gedeutet, und ebenso die Opferung Isaaks (Morijah). Abraham wandert von Bethel nach dem Negeb, dem Südland1.

12, 10-20 und 13, 1-6 durchbrechen die geographische Disposition. Abraham und Sarah ziehen für einige Zeit nach Ägypten, kommen in den Negeb zurück und ziehen,,stationenweise" wieder (nördlich) bis zu dem zwischen Bethel und ‚dem' 'Ai gegründeten Heiligtum, dann (wieder südlich) nach Hebron. Der Einschub gehört einer verwandten Quelle an. Smend schreibt 1. c. S. 53 12, 10-20 und 13, 1 dem etwas jüngeren J2 zu2. Es gehört m. E. zusammen: 12, 1-8; 13, 7. 12a. 14—18. Die eingeschobene Erzählung von der Reise Abrahams und Sarahs aus dem Negeb nach Ägypten gehört nach der ältesten Quelle (bei J1) in die Geschichte Isaaks, dem sie mit Rebekka in Gerar passiert c. 26, 7-11; J2 hat sie 12, 10ff. auf Abraham übertragen; E, dem beide Quellen vorlagen, hat in seiner Variante c. 20 die Übertragung auf

1) „Südland“ von den südlichen Abhängen des Gebirges Juda an beginnend. Schon Thutmes III. nennt Negeb unter den besetzten Gebieten, s. S. 199.

2) Daß 13, I vom Folgenden nicht zu trennen ist, ergibt sich aus dem Stil der Erzählung; das Reichwerden ist ein Motiv, das immer mit Ägypten zusammenhängt (s. S. 312. 365).

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