ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

auf den Bergen um ihr Sterben im Jungfrauenalter (11, 37--39). Alljährlich besingen seitdem am Kultort in Gilead vier Tage lang (wohl Epagomenen eines Mondkalenders' die Töchter Israels die Tochter des Gileaditers. Epiphanius, adv. haeres. III, 2, 1055 (ed. Patavius) heißt es:

,,In Sichem, dem jetzigen Neapolis, opfern die Einwohner auf den Namen der Kore, offenbar unter Beziehung auf die Tochter Jephtas, die einst der Gottheit zum Opfer geweiht worden ist" 2.

Daß es sich um eine wirkliche Opferung handelt, erkennt die rabbinische Überlieferung (Thaanit 3b) an. Sie vergleicht die Opferung Isaaks und sogar die des heidnischen Königs 2 Kg 3, 27. Zum Menschenopfer s. S. 303. 399 f.

Auf Riten des Ištar-Tamuz-Kultus in der Volksreligion von Gilead und Ephraim deutet vielleicht auch Ri 12, 6 die Erkennungs-Parole: Šibboleth-Sibboleth. Es handelt sich um einen angeblichen Sprachfehler (s. Motivregister) der Ephraemiten. Aber warum ist gerade dieses Wort gewählt? Šibboleth,,die Ähre" ist das Zeichen der Ištar-virgo3. Daraus ergibt sich eine neue Spur für Ištar(-Tamuz)-Riten in Sichem (s. S. 426 f.).

Šimšon aus Dan.

Der Šimšon-Roman ist ein besonderes Literaturstück, das in die Richtergalerie eingefügt ist, weil er angeblich als ,,Richter" (15, 20) und ,,Retter" (Ri 13, 5), und zwar als Retter von einer vierzigjährigen Philisternot (13, 1) auftrat.

Šimšons Geburt und Berufung.

Der Vater heißt Manoah, das ist ein hieratischer Name der Errettererwartung, wie aus S. 110 hervorgeht. Die Mutter war unfruchtbar (p). Zu diesem Motiv

Abb. 190: Altbabylonischer Siegelzylinder des Schreibers Ilî-Ištar.
Drei Getreidegottheiten. Nach Ball, Light, S. 15.

der geheimnisvollen Geburt (13, 2) s. das Motivregister. In einer Theophanie wird der Mutter und auch dem Vater die Geburt des Kindes vorausgesagt.

Der Ort Sor'ah, in dem die Geburtsankündigung geschieht, liegt in der Nähe von Beth-Šemeš, also an einem Sonnenkultort4. Dazu stimmt, daß der Name des Kindes Šimšon genannt wird, d. h.,,kleine Sonne".

[graphic]

Das Kind wird auf göttlichen Befehl zum Naziräertum bestimmt. Šimšon tritt in seiner Jugend als Löwentöter hervor 14, 6 (zerreißt den Löwen ohne Waffe).

1) Oder 3 Tage Totenfeier und am 4. Tage Epiphanie? Zu dem Mond-Motivwort 11, 35, durch das die Trauer Jephtas ausgedrückt wird, s. Motivregister.

2) Wenn die Nachricht alten Verhältnissen entspricht, so würde damit ein indirekter Beweis gegeben sein, daß es sich bei Jephta, wie bei Gideon und Abimelek, ursprünglich um die Eroberung Sichems handelte, mit der die Vorherrschaft in Israel verbunden ist, s. oben S. 424. 4271.

=

2) Zur Ähre als Ištar-Zeichen (Sibylle = šibultu Ähre) s. unten S. 598; HAOG S. 112 f. 258 und vgl. oben Abb. 190 (Getreide gottheiten). Babylonisch šibultu = Riten des Ištar-Kultus fanden wir auch unter Gideon S. 4262. 4) s. zur Ausgrabung S. 237 f.

.שבלתא aramäisch

Šimšons Hochzeit und Rätsel.

Šimšon wirbt um eine Philisterin aus Thimnath, die er zuerst in dem Weinberge sah (Ri 14, 5). 3 Gänge werden berichtet, vom ersten brachte er den Eltern Bienenhonig vom Aas des Löwen mit1.

Bei der 7-tägigen Hochzeit verspricht er den 30 Brautgesellen 30 Unterkleider und 30 Festgewänder (vgl. Od. 6, 25 ff.), wenn sie seine Rätsel (hîdah)2 lösen (14, 12ff.): Speise ging aus von dem Fresser,

Und Süßigkeit ging aus von dem Starken3.

Drei Tage (nach 14, 14 f.) können sie die Rätsel nicht lösen. Am 4. fordern sie von Šimšons Weib unter Drohungen die Lösung. Am 7. Tage erfahren sie die Lösung und halten sie ihm vor, ehe er ins Brautgemach geht:

Was ist süßer als Honig?

Was ist stärker als der Löwe?

Er erwiderte: Hättet ihr nicht mit meinem Kalbe gepflügt, so hättet ihr die Rätsel nicht geraten. Den Lohn für die Rätsellösung erbeutet er von 30 Männern, die er vom Geiste erfaßt in Askalon erschlug.

Aus der in den Anfängen begriffenen vergleichenden Märchenforschung ergibt sich, daß die in den Šimšon-Erzählungen sich findenden Motivenreihen der Mondmythologie angehören (s. Schultz 1. c., Hüsing, Iranische Überlieferung S. 38f.). Gelegentlich der Anwendung auf die Errettererwartung sind die Mondmotive teilweise in Sonnenmotive umgewandelt worden, wie es oft geschieht. Darum sind z. B. aus den üblichen 3 Haaren (Locken) des Mondphasen-Mythos 7 Locken geworden. (Sonnenhaare statt Mondhaare). Darum ist Šimšon, der Held von Beth-Šemeš, Sonnenheld und die Zahl seiner Herrscherjahre ist 20 (15, 20; zu 20 als Sonnenzahl s. HAOG S. 198). Da die alttestamentliche Stilisierungskunst sonst die Mond-Stilisierung liebt, muß das seinen besonderen Grund haben. Vielleicht handelt es sich in der Vorlage der Erzählungen um Kultlegenden des Sonnenkultortes, der in Šimšon einen Heros verehrte. Das alles aber geht uns für das Verständnis der biblischen Erzählung nichts an. Hier sind die Legenden unter dem Gesichtspunkt der großen Errettererwartung stilisiert. Šimšon ist ein,,Retter", und die dem Kalendermythos angehörigen Motivenreihen werden in den Dienst der Errettererwartung gestellt.

Der Löwe ist in der Kalendermythologie, die mit dem Stier als Frühlingszeichen rechnet, das Sternbild der Sommersonnenwende', das kosmisch festgelegt den Zu

1) Zu diesem Motiv s. Schultz OLZ 1910, Sp. 447, der Parallelen und Märchen, die den gleichen Stoff wie die Šimšon-Sage behandeln, beibringt. Der mythologische Sinn der Vorlage muß gewesen sein: er bringt den Eltern die Lebensspeise (in den parallelen Märchen: Löwenmilch bez. Lebenswasser). Zum Lebenswasser Šimšons s. S. 433. 2) s. unten S. 491.

3) Die Rätsel haben gewöhnlich mehrfachen Sinn, von denen der eine fast immer phallisch ist; das wird auch hier der Fall sein, wie Jensen, Gilgameschepos I, 388 ganz richtig vermutet.

4) Das ist aber nicht,,klägliche Verderbnis“, wie der Mond-Mythologe Schultz 1. c. S. 445 sagt, sondern bewußte Umwandlung. Auch Gilgameš, der wie Herakles dem Šimšon verwandt ist, hat als Sonnenheros 7 Locken (s. S. 159 Abb. Varian45, ten 5 Locken). Die Errettererwartung bedient sich zur Mythologisierung der Kreislaufmotive; ob sie im einzelnen Falle von Sonnen- oder Mondlauf abgelesen sind, ist an sich gleichgültig, vgl. S. 146.

5) Übertragungen kommen auch sonst vor, s. die Motivregister.

6) vgl. meine Allg. Religionsgeschichte S. 42ff.

7) Mit dieser kalendarischen Situation rechnete man auch noch, als längst (seit ca. 2000 v. Chr.) der Sommersonnenwendepunkt im Krebs lag, wie wir heute noch mit Widder als Frühlingspunkt und Krebs als Sommersonnenwendepunkt rechnen, obwohl inzwischen der Frühlingspunkt infolge der Präzession wieder um

gang zum Sitz des summus deus bildet, (s. HAOG S. 112). Von dort als der Götterwohnung kam Milch und Honig (s. Motivreg., vgl.,,Land, wo Milch und Honig fließt" und S. 594, Anm. 2). Der Sommersonnenwendepunkt ist auch der mythische Hochzeitspunkt (s. HAOG S. 264), zu dem die verhängnisvollen Rätsel gehören (Rätsel der Sphinx). Die Honig bringende Biene (debôrah) deutet die Tyrannentötung an. Debôrah, die den Tyrannen (gibbôr) tötet, hat daher ihren Motivnamen1. Das Sprichwort vom Pflügen mit meinem Kalbe" findet vielleicht durch das Pflugmotiv (s. Motiven-Register) seine Lösung.

[ocr errors]

Die gleiche Motivenreihe findet sich bei Hygin. Der Löwentöter feiert Hochzeit, läßt Rätsel raten und verspricht Milch und Honig.

Der Fuchsbrand.

Šimšon hatte nach 14, 20 einen Gefährten, wie Gilgameš den Engidu und Herakles den Iolaos. Ihm wird Šimšons Weib von ihrem Vater gegeben 2. Šimšon rächt sich, indem er 300 Füchse mit den Schwänzen zu Paaren bindet und mit brennenden Fackeln, die zwischen je zwei Schwänzen angebunden waren, die Felder der Philister anzündet. Die Philister vergalten die Tat durch Verbrennung von Vater und Tochter. Šimšon wiederum zerschlug den Philistern,,Schenkel und Hüfte"3 und versteckte sich in einer der Höhlen von Etam. (Ri 15, 3-8).

Auch hier liegt ein kalendarisches Motiv vor, und zwar handelt es sich um ein Frühjahrsmotiv, um den,,Getreidebrand" (lat. robigo), der in der Blütezeit des Getreides gefürchtet wird, weshalb ihn Ovid (Fasten IV, 910 ff.) unter dem 24./25. April behandelt. Ovid teilt das Gebet an Robigo, den Schutzherrn wider den Getreidebrand, mit: er möge das Getreide unter günstigen Gestirnen schonen, bis es reif zur Saat sein werde. Der gefürchtete Getreidebrand wurde mythologisch durch brennende Füchse symbolisiert. Schultz, der OLZ 1910, 249 f. selbst den Zusammenhang zwischen Fuchs und Getreide mit neuem Material erwiesen hat, nennt das ib. 250,,naturfremde Phantasie". Dieselbe Phantasie aber liegt den Robigalia der Römer zweifellos zugrunde: Ovid, Fasten IV, 681 ff. (18/19. April, also kurz vor den Tagen des Gebets an Robigo) erklärt die Sitte, nach der man in den Tagen der Getreideblüte Füchse mit lodernden Bränden auf dem Rücken durch den Zirkus jagte, rationalistisch durch eine Legende, die den gleichen mythischen Stoff verarbeitet, wie die Šimšon-Legende. Ein 12jähriger Knabe hat hier einen Fuchs in Stroh gewickelt und angezündet; dieser entwischt ihm und steckt die Fluren in Flammen. Zur Strafe dafür würden, so sagt Ovid, jedes Jahr beim Ceres-Feste brennende Füchse durch den Zirkus gejagt. Aber hinter der Legende verbirgt sich der Mythos vom Getreidebrand. Das geht deutlich aus der Erwähnung des Ceres-Ritus hervor. Ceres gilt als 'Eovoißin, die den Getreidebrand abwehrt (ἐρυσίβη robigo). Es handelt sich also um einen Ab

ein Tierkreisbild weiter gerückt ist. Älian, XII, 7: Etav ý kavtov dequótatos d fhios, λέοντι αὐτὸν πελάζειν φασί.

1) Jes 7, 18 steht,,die Biene" Assur, dem Helden, der,,Milch und Honig" ißt, als siegreiche Macht gegenüber. Nach dem Gesetz der Umkehrung, das im kosmischen Mythos allenthalben herrscht, kann der Beiname auch den Tyrannen symbolisieren. Ps 118 sind die Bienen, die den Liebhaber Jahves feindlich umringen, mit dem,,Feuer in den Dornen“ (s. hierzu S. 100f. 358) in Parallele gestellt. Auch 5 Mos 1, 44 ist das Wort in diesem Sinne, dem die poetische Anschauung übrigens entgegenkommt, gebraucht. Außerdem kommt das Wort nur noch 1 Sam 14, 26 in einer ebenfalls mythologisierten Erzählung vor. Vgl. Motivreg. u. Biene. 2) Herakles gibt seine Gattin Megera dem Iolaos zum Weibe, als er um Iole werben wollte, Apollod. II, 6, 1; Diod. IV, 31. Vgl. ferner S. 449 (David).

[ocr errors]

wehr-Ritus. An die Stelle des Fuchses tritt in dem Ritus der rote Hund1. Die Römer feierten am 25. April zur Abwehr des Getreidebrandes die Robigalia, an denen der Flamen Quirinalis einen rötlichen Hund opferte. Denselben Sinn hat das Augurium canarium zur Zeit, wo die Ähren noch in den Scheiden lagern (also in der Nähe der Robigalia), bei dem an der Porta Catularia rötliche Hunde geopfert wurden (s. PaulyWissowa, Religion und Kultus der Römer S. 162 f.) 2. Der Termin der Robigalia fällt in das Frühjahr. Das Motiv gehört also in der kalendarischen Mythologisierung der Errettererwartung zur Stilisierung des Tyrannen, der vertrieben wird.

Ein verwandtes Motiv enthält der Feldbrand Absoloms S. 471.

Die Krafttat bei Lehi.

Die Philister suchen Šimšon. 300(0) Judäer locken ihn aus der Höhle und binden ihn mit zwei neuen Stricken. Šimšon zerreißt sie angesichts der Philister wie versengte Fäden und erschlägt mit einem,,frischen Eselskinnbacken" 1000 Philister. Der Eselskinnbacken wird dann durch

Spaltung eine Quelle, aus der Šimšon Wasser trinkt, so daß seine Lebensgeister zurückkehren und er wieder auflebt.

Lehi ist Motivname (ass. laḥu Kinnbacken), s. Motivreg. Die „aitiologische Sage" (s. Vorbemerkung zum Motivregister) arbeitet mit mythischen Motiven. Der Eselskinnbacken3 wird als Waffe des Siegers in einem Liede (15, 16) verherrlicht. Der Esel, das Tier des kommenden Retters, ist der Bringer des Lebenswassers (s. Motivregister). Als Gegenstück zum Eselskinnbacken gilt der Ochsenstecken, mit dem im masoretischen Text (s. oben S. 421 zu dem wahrscheinlich ursprünglichen Text) Šamgar 3, 31 die 600 Philister schlug, als er Israel,,rettete", Ochs und Esel sind die Tiere des erwarteten Erretters (s. Motivregister). Das Lebenswasser, das der Held findet, ist das Gegenstück des Honigs, den er seinen Eltern bringt (s. S. 431 zu 14, 10). Das Lebenswasser des Eselskinnbackens erinnert an den Esel Silens, der mit seinen Hufen Quellen aus dem Boden stampft (s. Motivreg. u. Esel).

Die Torflügel von Gaza.

Šimšon verbindet sich mit einer Buhlerin" in Gaza. Die Leute von Gaza lauern ihm am Tore auf. Um Mitternacht trägt er die Tore samt ihren,,Pfosten" (mezuzah) auf den Berg gegenüber Hebron (16, 1-3).

Auch hier liegt ein bekanntes Märchenmotiv vor. Der starke Hans, der in Varianten als Priestersohn auftritt, s. Schultz OLZ 1910, 446 ff., hebt nachts eine Türe aus, trägt sie auf einen Baum und läßt sie auf Kaufleute oder Räuber fallen. Aber das Motiv ist hier in kalendarisch-mythologischem Sinne auf den Heros angewendet, der den Tyrannen besiegt. Die beiden mezuzoth des Tores kennen wir in kosmischmythologischer Bedeutung als Repräsentanten der kosmischen Hauptpunkte (s. S. 363

1) Die Araber senden bei anhaltender Dürre Rinder mit Bränden am Schwanz auf die Berge, um die (himmlischen) Meere zu erregen (Wellhausen, Reste arab. Heidentums2 S. 167).

2) In den astrologischen Texten der Babylonier (Beleg HAOG S. 279) gehört der Fuchsstern dem Pestgott Ira (= Nergal).

3) Im letzten Grunde wird ein Mond-Motiv vorliegen. Der Mond erscheint u. a. als eine in den Weltenraum geschleuderte Waffe, Diskus, Harpe, Knochen. Siecke, Götterattribute S. 1781, erinnert im Zusammenhang mit unserer Stelle an Rigv. 1, 84, 13, wo Indra 99 Vritras mit den Knochen des Dadhyank erschlägt.

*) Ist an den Stab des Ochsenhirten (Bovzóλos) in den Mysterien des Dionysos Sabazios zu erinnern, dessen Sinn (er heißt abwechselnd κέντρον, νάρθης, λαγωβόλτιον) nur die Geweihten erfuhren?

Jeremias, ATAO 3. Aufl.

28

und 487). Der Held hebt die Welt aus den Angeln. Noch deutlicher ist das in der folgenden Erzählung von den zerbrochenen Säulen des Dagon-Tempels. Daß man noch im frühen Mittelalter den kosmisch-mythischen Sinn gekannt hat, zeigen alte Bilderserien (z. B. die im 15. Jahrhundert erneuerten berühmten Bilder am Gasthof Oetz in Tirol), die das Aufheben der Tore dem Goliathkampf Davids gegenüberstellen.

Šimšon und Delila.

Šimšon gewinnt im Bachtale Sorek ein Weib namens Delila lieb1. Die Philister erkunden durch sie das Geheimnis der Stärke Šimšons. Er zerreißt 7 frische Schnüre, mit denen sie ihn fesselt, ebenso,,neue Stricke, mit denen noch keine andere Arbeit getan ist"; den Weberpflock, an den er mit 7 Locken gebunden wird, reißt er aus der Erde. Erst der vierte Anlauf gelingt. Als die Locken von seinem Haupte geschoren sind, wird er schwächer 2. Die Philister blenden ihn und werfen ihn ins Gefängnis, wo er die Mühle drehen muß. Dort wächst sein Haar. Bei einem Dagon-Fest soll er die Versammlung,,belustigen". Er zerbricht Säulen des Hauses,,mit der Rechten und Linken" und tötet sterbend mehr Philister als bei Lebzeiten.

Auch diese Legende enthält die Motivenreihe des Mondphasen-Mythos. Der abnehmende dunkle Mond ist enthaart (s. Motivregister unter,,Haare"), erblindet (s. unter,,Blindheit“), im,,Gefängnis“ (= Unterwelt, s. S. 331). Wenn die Haare zu wachsen beginnen (Neumond), kehrt seine Kraft zurück, die Unterweltsmacht wird besiegt. Auf die Sonne angewendet (s. oben S. 431) heißt das: die Sonne hat in der Winterzeit ihre Kraft verloren, sie ist unwirksam, steht auf ihrem Tiefpunkt, ist in der Unterwelt (HAOG S. 74 f. 92.). Das entsprechende Motiv der listigen Beraubung z. B. Grimm Nr. 54; Leskien, Balkanmärchen Nr. 52 (albanisch); ferner in dem S. 4311 zitierten Märchen. Auf die Errettergestalt angewendet heißt es: der Held hält seine Höllenfahrt, aber er steigt siegreich empor. In der Trunkenheit des Festes (wahrscheinlich also Neujahrsfest) reißt er den alten Tempel ein (der neue wird erstehen). Zum Mühledrehen s. Motivregister.

In der Gruft Manoahs (s. oben S. 430) wird Šimšon begraben. Im Sinne der Erretterlegende ist zu ergänzen: er wird wiederkommen.

Auf die Parallelen zu Gilgameš und Herakles, die Eusebius für eine,,heidnische Nachahmung Šimšons erklärt“, habe ich bereits Izdubar-Nimrod (1891), S. 70 hingewiesen. Vielleicht kannte die Vorlage 12 Taten des Šimšon.

1) An die Simson-Legende erinnert Paulus Diak. Langob. 2, 30 bei der Legende vom Riesen Peredeo wegen der Ähnlichkeit der Motive. Delila ist eine Ištar-Gestalt, die dem Liebhaber Verderben bringt (s. S. 328. 460). Vgl. Gilgameš und Ištar im Gilgameš-Epos Tafel VI, Z. 42ff. Herakles wird durch Dejanira, die Tochter des Oineus (,,Weinmann"), kraftlos, wie Šimšon durch Delila (,,die Schwächende"). Auf germanischem Gebiet liegt das Motiv in der Erzählung von Alboin und Rosemunda vor (Paulus Diak., Langob. 2, 28). 1 Sam 18, 21 (S. 4461) hofft Saul, daß Michal David durch ihre Liebe zum Fallstrick werden wird und die Philister Hand an ihn legen werden. Darin steckt das gleiche Motiv. Im Sinne jüdischer Religion ist es verwendet im Testamentum Salomonis (F. C. Conybeare, Jewish Quarterly Review 1898/9 S. 1 ff.) § 128 ff., wo Salomo durch eine Jebusiterin,,in heidnischen Kult verstrickt“ die Macht über die Dämonen verlor und ihnen zum Spott wurde. Vgl. auch Judith 16, 7ff.

2) Dasselbe Motiv in der Sage von Nisos, dem König mit dem Purpurhaar von Megara, einer Dionysos-Gestalt. Als Minos die Stadt belagerte, schnitt ihm seine Tochter und Geliebte Skylla die Haare ab, Dadurch fiel die Stadt in die Hände der Feinde (Hygin, Fab. 198; Apollod. 3, 15, 8; Ovid, Metamorphosen 8, 1-151).

3) priz Motivwort wie pns s. Motivregister.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »