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7. Bei dem Tode Sauls, der nach dem Tode seiner 3 Söhne eintritt (die 3 ist Mondzahl), wird neben der Lanze (2 Sam 1, 6) und der Spange das Diadem hervorgehoben. Der Mond ist aber im Mythos bêl agê, Träger des Königsdiadems1 (vgl. auch S. 428).

8. Mit Saul stirbt sein Begleiter, babyl. gesprochen sein sukallu; der babylonische Mondgott hat seinen sukallu (Nusku).

9. Der tote Saul wird geköpft (Köpfung als Drachenkampf-Motiv z. B. auch in der Goliath-Legende, s. Motivreg.) und 7 Tage betrauert (1 Sam 31, 9. 13).2

Dreißigstes Kapitel.
David.

Die Berufungsgeschichte Davids ist in der vorliegenden Gesamterzählung aus drei Erzählungsreihen kombiniert3.

I. Der Kriegsmann David.

1. Der Sieger über die Philister. Saul hat für Rettung aus der Philisternot die ältere Königstochter ausgeboten. David, einer der Krieger Sauls 4, soll sie zum Weibe bekommen (18, 17), wenn er ,,die Kriege Jahves siegreich führt“.

Nach vollbrachter Tat wird die Königstochter verweigert und einem andern gegeben (18, 19).

2. Der Sieger über Goliath.

Isai, der Ephratiter, sendet seinen jüngsten Sohn, den Hirtenknaben David, zum Heere ins Feld, um seinen unfreundlichen Brüdern, die im Kampfe gegen die Philister stehen, Liebesgaben zu bringen.

Als er zu seinen Brüdern kam, trat eben der Philister Goliath aus Gath in den Zwischenraum der beiden Heere 5 und fordert mit höhnischen Worten zum Zweikampf heraus (17, 1-25 ohne die harmonistischen Zusätze v. 12 und 15).

1) s. HAOG S. 171-173. Die Krönung des Königs in Harran war mit Riten verbunden, die der Mondmythologie entsprechen.

2) Bei Justin XXIV, 5, 6 wird dem besiegten Ptolemaios der Kopf abgeschnitten und auf eine Lanze gesteckt herumgetragen. Vgl. Judith 14, 6. 11. Abb. 195 zeigt die Sitte der Assyrer, abgeschlagene Köpfe vor dem Stadttore auf Stangen aufzuspießen. Die Erzählungen in 1001 Nacht berichten oft von diesem grausamen Brauch.

3) Baentsch, der in seinem kleinen wertvollen Büchlein über David und sein Zeitalter (Leipzig 1907) nur einen Teil der legendarischen Motive durchschaut hat (zumeist im Anschluß an Winckler, Gesch. Isr. II), nimmt wie Winckler nur zwei Erzählungsreihen an. Ich glaube aber im folgenden gezeigt zu haben, daß es neben der Erzählung vom Harfenspieler David eine Überlieferung vom Philister-Besieger David gegeben hat, die frei von der Goliath-Legende war. In beiden Reihen werden geschichtliche Fäden zu suchen sein.

4) Nach 17, 54 war David ein Kriegsmann, der sein Zelt hat. Das paßt nicht zu dem Knaben David.

5) So ist v. 4 und 23 zu verstehen. Der Text ( ) ist verdorben.
6) Die Entscheidung der Schlacht durch einen Zweikampf findet sich z. B.

David soll nun die jüngere Tochter bekommen, wenn er 100 Philistervorhäute bringt1.

David legt die Vorhäute vor und erhält die jüngere Tochter zum Weibe (18, 17-27).

Einer der Soldaten Sauls meldet dem Knaben, daß der König den Besieger Goliaths reich belohnen will; er soll die Königstochter zur Frau bekommen und mit seiner Sippe steuerfrei 2 sein (17, 26-27).

Der Knabe David will sich zum Zweikampf stellen. Saul läßt den Knaben holen (17, 28-31).

David erbietet sich zum Kampf und erschlägt Goliath (17, 32 ff.). Saul behält ihn bei sich (18, 2). Zu ergänzen ist wohl, daß er die versprochene Tochter zur Frau erhält 3.

II. Der Harfenspieler David'.

Saul wird von einem von Jahve gesandten bösen Geiste 5 gequält. Seine Diener schlagen vor, den Bethlehemiten David zu holen, der als gegeschickter Saitenspieler den bösen Geist bannen soll. Saul läßt David holen und behält ihn bei sich (16, 14—23). Eines Tages will Saul in einem Anfall den Harfenspieler mit seinem Speere an die Wand spießen. David weicht aus und entflieht (19, 9-10)8. Die Legende vom Harfen

auch in der islamischen Legende. Abraha, der Heerführer der Abessynier, fordert nach Ibn Hišam p. 28f. den König und Heerführer Arjat von Jemen zum Zweikampf heraus. Abraha war ein kleiner fleischiger Mann, Arjat ein schöner schlanker Mann. Das Schwert Abrahas spaltete ihm den Kopf. Bei Justin (Trogus Pompejus) X, 3, 3f. tritt Codomannus im Kampf gegen die Cadusier gegen Einen zum Zweikampf an und wird zur Belohnung Statthalter von Armenien. Den Zweikampf der Horatier und Curiatier erzählt Livius I, 25; Dionys. Halic., Ant. III, 17f. Weitere Beispiele unten S. 452f. 463. Auch 2 Sam 2, 14 ff. wird der Kampf durch Turniere eingeleitet.

1) Saul hofft durch die Liebeskünste Michals David zu beseitigen. Das gleiche Motiv begegnete uns bereits in der Šimšon-Legende, s. S. 434. Es ist das Motiv der Männer mordenden Ištar s. Motivregister.

2) vgl. Justin XI, 6, 12 (Befreiung von Staatslasten für den Sieger). Im Mythus vom Drachenkämpfer ist der Lohn: die Hälfte des Reiches, s. Stucken, Astralm. 131. 173 (vgl. den Anklang Mk 6, 23 und s. Motivreg. u. Lohnverheißung).

3) Im vorliegenden Text ist die Ausbietung der Königstochter auch mit der Goliath-Erzählung verbunden 17, 25, ohne daß das Motiv innerhalb dieser Erzählung durchgeführt wird, s. unten.

4) Abb. 196 zeigt einen Spielmann vor den Toren von Sendschirli, Abb. 197 eine elfseitige Harfe aus Telloh.

5) So ist auch die Pest 2 Sa 24, 13 ff. ein Bote Jahves.

6) Musik hat besänftigende Gewalt. Jos. Ant. VI, 8, 2 geben Ärzte den Rat. Auf einem der Kudurru aus der Kassitenzeit (Abb. 200) werden wilde Tiere durch Musik besänftigt. Der Araber singt, um die Dämonen zu vertreiben.

7) Der Hirtenknabe, der nicht in den Sinn der Sage 16, 14 ff. paßt, stammt v. 19 aus einer harmonistischen Glosse.

8) 18, 10-11 gehört hinter 19, 9-10 und ist Dublette (vgl. 18, 11: er wich zweimal aus mit 19, 10). Zur Rettung durch Michal s. S. 455. Parallele zum Wahnsinnsanfall s. S. 461f.

spieler wird, wie wir später (s. S. 455) sehen werden, wiederholt mit Erzählungen vom Kriegsmanne David verflochten.

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Berufung und Salbung, 16, 1-13 mit der Motivenreihe der Königsberufungslegende:

1. Samuel wird zu Isai nach Bethlehem geschickt. Isai hatte 7+ Söhne. Bei der Opfermahlzeit läßt Isai die sieben, vorüberziehen ( -Motiv)1.

2. Zuletzt kommt der kleinste, der Hirtenknabe David. Der Name (Da-wi-da-nim wiederholt babylonisch bezeugt, s. Ranke, Pers. Names p. 78) ist vielleicht als Tamuzbezeichnung gewählt (hebr. 717, bab. dûdu, Liebling). Er war

admônî, d. h. er hatte rotes Haar2, schönäugig, (tôb) kraftvoll.

Er ist der,Tamuz-Adonis', der Segenbringer, der durch Notzeit emporsteigen wird als der Retter.

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3. Samuel salbt ihn in Gegenwart seiner Brüder zum künftigen Königtum3. Das Motiv der unscheinbaren Herkunft', das sich ebenfalls häufig in der 1) vgl. die 5 Söhne in der Makkabäer-Erzählung, s. mein KBB S. 32. Zu Variante 18, 12-14 s. S. 449.

2)

zu lesen (16, 12 vgl. 18), s. Klostermann z. St. und vgl. Motivreg. 3) Die Ölsalbung zum Königtum ist für Ägypten bez. Zypern in dem Amarna

Berufungslegende findet, ist hier durch den wertvollen religiösen Grundsatz zum Ausdruck gebracht: der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, Jahve aber sieht das Herz an. Der religiöse Gesamtsinn der Legende aber ist der: nicht auf einem blinden Zufall, sondern auf weiser Fügung Gottes beruht die Berufung Davids zum Retter1.

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Abb. 200:

Babylonischer Kudurru (Kassitenzeit). Wilde Tiere werden durch Musik besänftigt.

Zu I, 1. Die Erzählung vom Kriegsmann David, der die Philister besiegt 2), enthält folgende Motive des Drachenkampfes:

briefe Nr. 51 (VAB II) bezeugt. Addu-nirari erinnert den König, daß Thutmes III. seinen Großvater in Nuhašše zum König gemacht und ,,Öl auf sein Haupt getan" habe. In einem babylonischen Hymnus auf das Öl (Maqlû VII, 31 ff. vgl. BA IV, S. 160 f.) heißt das Öl Z. 27 šaman balâți,,,Lebensöl". Der Ölbaum ist Lebensbaum, s. S. 77. Vgl. die Salbung Etanas S. 41.

1) s. Baentsch, David, S. 33 f.

2) Die Erzählung ist mit der vom Harfenspieler David mehrfach verwoben.

1. David, ein Krieger Sauls1, bekämpft die Philister um den Preis der ausgebotenen Königstochter (18, 17).

2. Zum Zeichen des Sieges muß er die Vorhäute der erschlagenen Philister vorlegen, die den ausgeschnittenen Gliederteilen in dem Mythos vom Drachenkampf entsprechen (18, 27). S. hierzu S. 326.

3. Nach dem hebräischen Texte erhält er an Stelle der früher verweigerten älteren Königstochter (18, 19) die jüngere Tochter zum Weibe, die ihm zum Fallstrick werden soll (18, 21). (2 Sam 3, 13f. nimmt darauf noch einmal Bezug.)

Wir haben S. 325 f. gesehen, daß die Legende eine Parallele bildet zu der Legende von Sichem; dort sind die Motive besprochen.

Das Motiv der ausgebotenen Königstochter ist hier kompliziert durch die vorausgehende Verweigerung der versprochenen älteren Tochter. Es handelt sich dabei um einen späteren Zusatz. Die Episode 18, 17-19 fehlt in der Septuaginta. Aber gerade dieser Zug ist für den mythischen Stil charakteristisch. Stucken, Astralmythen S. 569 weist eine Parallele nach, in der ebenfalls die dem Drachenkämpfer verweigerte Königstochter durch die jüngere Schwester ersetzt wird3. Die Geliebte des,Drachenkämpfers' Theseus, Ariadne, wird das Weib des Dionysos, statt ihrer erhält Theseus ihre jüngere Schwester Phaedra zur Frau. Šimšon, der ebenfalls im Sinne des mythischen Stils Drachenkämpfer ist, wird nach der Löwentötung von seinem Schwiegervater die jüngere Schwester der Geliebten, die inzwischen einem anderen gegeben wurde, angeboten Ri 15, 1-2 (s. S. 432); vgl. Motivregister unter Ausbietung und Verweigerung.

Zu I, 2. Die Legende vom Knaben David, der Goliath besiegt, enthält folgende Motive:

I. Isai hat 4 Söhne, David ist neben drei Brüdern der jüngste. So hat wohl die Vorlage erzählt. Der Text 17, 12-14 nennt neben David nur drei Brüder. Wenn es heißt, daß die vier nur ein Teil von 8 Söhnen seien, so ist das dem Redaktor zuzuschreiben, der die Angabe mit den 7 bez. 8 Söhnen in cp. 16, 10f. (S. 447) harmonisierte. Die 3+1 Brüder finden sich in den Brüdermärchen oft an Stelle der 2 + 1 Brüder, von denen der jüngste (der Däumling usw.) von den Brüdern verfolgt wird und als Retter auftritt (das Trita-Motiv der arischen Mythen s. Motivreg. u. Brüder). Die Brüder sind dem Kleinen, bei dem sie Herrschaftsgelüste wittern, feindselig und miẞgünstig gesinnt, 17, 28f., wie die Söhne Jakobs ihrem Bruder Joseph. 2. Der Knabe David hat bereits in seiner Kindheit Taten verrichtet, die den künftigen Retter kennzeichnen: er hat als Hirtenknabe Löwen und Bären getötet (17, 34-36), vgl. S. 430.

3. Er ist rötlich und von schmuckem Aussehen 17, 42, ähnlich wie in der Berufungslegende 16, 12 und in der Legende vom Harfenspieler David 16, 18; vgl. das Motivregister u. " und Schönheit.

4. Der kleine David besiegt den Riesen Goliath, der in den Zwischenraum zwischen die beiden Heere tritt (s. S. 445) und als Gesamtvertreter der feindlichen Macht zum Zweikampf (s. hierzu S. 453. 463) auffordert (17, 1 ff.). Es ist im Sinne des mythischen Stils der Kampf des alten Jahres mit dem neuen, des Frühlings mit dem Winterriesen, babylonisch gesprochen der Kampf Marduks gegen Tiâmat:

a) Der Name Goliath ist sicher Motivname und dann wohl eine Drachenbezeichnung. Einen Deutungsversuch macht Peiser MVAG 1901, 75. Goliath (baby

1) vgl. oben zu 17, 54, wo David ein Zelt im Heere Sauls hat, was dort zur Legende vom Knaben nicht paßt.

2) Der Zusatz ist spät. Aber auch die Ersetzung der ausgeschnittenen Drachenglieder durch Vorhäute weist auf späte Zeit. Die literarische Anwendung des mythischen Stils wurde in immer neuen Formen wiederholt.

3) Die Episode von Merab, die angeboten und verweigert wurde, ist vielleicht nur dem Legendenmotiv zuliebe eingeschoben (s. S. 455, Anm. 1).

Jeremias, ATAO 3. Aufl.

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