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selbe Gesandtschaft wird gewiß auch andre Höfe der syrisch-palästinensischen Kleinstaaten aufgesucht haben, um die Empörung gegen Assyrien zu schüren.

Merodachbaladan wollte Babylon zu einer selbständigen Machtstellung verhelfen und nahm deshalb Fühlung mit Assyriens mißmutigen Vasallen. Man hat früher allgemein angenommen, daß diese Gesandtschaft um das Jahr 702 anzusetzen sei. Sie dürfte aber wohl mit den Mißerfolgen zusammenhängen, die Sargon gleich im Anfange seiner Regierung auf babylonischem Gebiete zu verzeichnen hatte. Im Jahre 7211 war er von den Elamiern, den Bundesgenossen der aufständischen Babylonier, geschlagen worden, so verrät uns die babylonische Chronik, während die Annalen von einem Siege prahlen. Sargon hat in der Tat zunächst auf Babylonien verzichten müssen, erst im Jahre 710 kommt er dazu, ernsthaft gegen Merodach baladan zu rüsten. Wir haben uns also, wie die Dinge jetzt liegen, die Gesandtschaft im Anfange der Regierung Hiskias zu denken und nehmen an, daß sie zugleich die Glückwünsche zum Regierungsantritte brachte.

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Hiskias Politik geht wie einst die Politik des Ahas auf Wiederherstellung des David-Reiches. Babylon sollte jetzt helfen, nachdem Assyrien seine Hilfe versagt hatte. Er baute den Millô' auf Şion wieder auf, restaurierte die Mauern und Türme und füllte die Schatzkammern, wie die Chronik sehr glaubhaft berichtet. Eine religiöse Reform, die vom Tempel in Jerusalem ausging, sollte die neue Zeit inaugurieren. In der Nachricht der Chronik wird auch in diesem Falle geschichtliches Gut liegen. Nach 2 Chr 30, 6-11 hat Hiskia damals Boten (1) durch ganz Israel, durch die Gebiete von Ephraim und Manasse geschickt, die zum Anschluß an Juda wider Assyrien einladen sollten. Die Boten, die gewiß zugleich für

1) So nach den Annalen, nach der babylonischen Chronik 720.

2) Nach 2 Chr 32, 29 hatte Hiskia großen Herdenbesitz. Er muß also die Herrschaft nach Süden ausgedehnt haben. Auf den Bau der Wasserleitung (32, 30 = 2 Kg 20, 20) soll sich die 1880 von H. Guthe entdeckte Siloah-Inschrift (Abb. 230) beziehen, die aber keine Datierung bietet.

die alte davidische Tradition Propaganda machen sollten, wurden in Israel verlacht und verspottet. Bei Jesaias sind uns die Warnungsstimmen der Propheten aufbewahrt, die die politische Situation klar erkannten und den Anschluß an Babylonien für hochgefährlich hielten. Es ist ja Sargon in der Tat gelungen, Babylonien gründlich zu beugen, sobald es ihm geglückt war, die elamische Hilfe abzuschneiden. Schon im ersten Jahre des Feldzuges ist er als König von Babylon eingezogen.

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Abb. 231: Der assyrische König Sanherib. Aus dem Palast des S. in Kujundschik-Niniveh.
Nach Paterson, Assyr. Sculptures, Palace of Sinacherib Pl. 42.

Bekanntlich hat Sargon 705 seinen Tod gefunden. Ein Jahr vorher meldet die Eponymenliste die Einweihung seiner Residenz Dûr-Šarrukîn, nördlich von Niniveh. Bis dahin hatte er in Kelah residiert. Die Umstände seines Todes sind noch nicht ganz aufgeklärt. Die Stellen der assyrischen Urkunden, die davon reden, sind verstümmelt. Wahrscheinlich ist er auf einem Feldzuge eines gewaltsamen Todes gestorben. Denn es heißt K 4730, Z. 9':,,Er wurde nicht in seinem Hause begraben". Vielleicht ist das Lied von der Unterwelt, Jes 14, 15-20, dessen Dichter mit den babylonischen Gedankenkreisen wohl vertraut gewesen ist, ursprünglich auf Sargons Tod gemünzt. Sonst könnte noch Sanherib in Betracht kommen (vgl. S. 601).

1) s. Winckler F. I, S. 140.

Sargons Sohn und Nachfolger Sanherib (705-681)1 hat nicht nur alles darangesetzt, die Freiheitsgelüste Babyloniens definitiv zu brechen; er verfolgte auch den Plan, Assyriens Herrschaft 2 von der überwiegenden Kulturmacht Babyloniens freizumachen: er wollte Ägypten erobern und mit Umgehung Babyloniens über Ägypten neue Wege eröffnen3. Aber gerade seine gewaltsame Politik hat die Macht Assyriens erschüttert. Die fernen Vasallenstaaten verweigerten den Tribut.

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Abb. 232: Felsenrelief von Bavian (Sanherib). Nach Layard, Mon. of Nin. II 51.

Der Plan Sanheribs, seine Macht über Arabien nach Ägypten auszudehnen, wurde für die Geschicke Judas verhängnisvoll. Juda mußte umklammert werden, denn es lag an der Südgrenze des assyrischen Machtbereiches.

Der biblische Bericht redet von drei Feldzügen Sanheribs gegen Jerusalem (vgl. Abb. 240 u. 241).

1) Abb. 233 zeigen Rekonstruktionen des in Niniveh ausgegrabenen Palastes Sanheribs.

2) Er unterdrückt Kelah und macht Niniveh zur glänzenden Residenz, s. S. 164f. 3) Asarhaddon hatte das gleiche Ziel mit Hilfe Babyloniens erstrebt. Unter Asurbanipal ging Ägypten für Assyrien verloren. Vgl. die merkwürdige Stelle Jes 19, 23 f.

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Abb. 233: Rekonstruktion des Palastes Sanheribs in Niniveh. Nach Fergusson und Layard.

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Abb. 234: Assyrischer Empfangs saal im Königspalast. Nach den Monumenten entworfen. Nach Layard, The Mon. of Niniveh.

I. Im Jahre 701 zog Sanherib, nachdem er Babylon vorläufig zur Ruhe gebracht hatte, nach dem Westlande1. Nur Tyrus, das Sanherib

1) S. Prašek, Sanheribs Feldzüge gegen Juda, MVAG 1903, Heft 4, wo die übrige Literatur angegeben ist. Vgl. auch Nagl, Die nachdavidische Königsgeschichte.

vergeblich belagerte, und Hiskia leisteten Widerstand in der Hoffnung auf die Hilfe der Scheichs von Mušri und Meluḥha (KT3 44 f.).

Über diesen Feldzug meldet der biblische Bericht 2 Kg 18, 13-16:

,,Im vierzehnten Jahre des Königs Hiskia zog Sanherib, der König von Assyrien, wider alle festen Städte Judas und nahm sie ein. Da sandte Hiskia, der König von Juda, an den König von Assyrien nach Lakiš und ließ sagen: Ich habe mich vergangen; ziehe wieder ab von mir; was du mir auflegst, will ich tragen! Da legte der König von Assyrien Hiskia 300 Talente Silber und 30 Talente Gold auf."

Hiskia mußte, um diese Riesensumme aufzubringen, Tempel- und Palastschatz angreifen, ja sogar die Goldbleche von den Tempeltoren abreißen, 2 Kg 18, 16. Der assyrische Bericht. erzählt die gleichen Ereignisse folgendermaßen1:

,,Und von Hizkia, dem Judäer, der sich nicht unter mein Joch gebeugt hatte, belagerte ich 46 feste Städte, mit Mauern versehene, die kleineren Städte in ihrer

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Abb. 235 Tor des Sargon-Palastes. Nach Botta, Ninive et l'Assyrie Pl. 21.

Umgebung ohne Zahl; mit der Niedertretung der Wälle (?) und dem Ansturm der Widder (?), dem Angriff der Gardefußtruppen, Breschen, Beilen (?) und Äxten belagerte und eroberte ich (sie); 200 150 Menschen, jung, alt, männlich und weiblich. Rosse, Maultiere, Esel, Kamele, Rinder und Kleinvieh ohne Zahl führte ich von ihnen heraus und rechnete sie als Beute. Ihn selbst sperrte ich wie einen Käfigvogel in Jerusalem, seiner Residenz, ein; feste Plätze befestigte ich gegen ihn und ließ die aus dem Tore seiner Stadt Herauskommenden sich zurückwenden (?). Seine Städte, die ich geplündert hatte, trennte ich von seinem Lande ab und gab sie an Mitinti, den König von Asdod2, Padî, den König von Ekron und Şil-bêl, den König von Gaza, und verminderte sein Land. Zu dem früheren Tribut, der Abgabe ihres Landes, fügte ich den Tribut und die Geschenke an meine Herrschaft hinzu und legte sie ihnen auf. Ihn, Hizkia, überwältigte die Furcht vor dem Glanze meiner Herrschaft und die Urbi und seine tapfern (?) Krieger, die er zur Verteidigung Jerusalems, seiner Residenz, hatte (dorthin) kommen lassen, meuterten3. Nebst 30 Talenten Goldes (und) 800 Ta

1) KT3 45 f.

2) S. 524 Anm. 3.

3) iršu baṭlâti (vgl. Delitzsch, Handw. 171a).

Jeremias, ATAO 3. Aufl.

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