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,,Du erscheinst schön im Horizonte des Himmels, du lebende Sonne, die zuerst lebte. Du gehst auf im östlichen Horizonte und erfüllst die Erde mit deiner Schönheit. Du bist schön und groß und leuchtend hoch über der Erde. Deine Strahlen umarmen Länder, so viel du geschaffen hast. Du bist Re, du bezwingst sie durch deine Liebe. Du bist fern, aber deine Strahlen sind auf Erden.

Gehst du unter im westlichen Horizonte, so ist die Erde finster, als wäre sie tot. Sie schlafen in ihren Kammern mit verhülltem Haupt. Ihre Nasen sind verschlossen und kein Auge sieht das andere. Stähle man ihre Habe, die unter ihrem Kopfe liegt, sie merkten es nicht. Jeder Löwe kommt aus seiner Höhle heraus, und alles Gewürm beißt. Die Erde schweigt: der sie schuf, ruht ja in seinem Horizonte. Früh morgens gehst du im Horizonte auf und leuchtest als Sonne am Tage. Die Finsternis flicht, wenn du deine Strahlen spendest. Die Bewohner Ägyptens sind fröhlich, sie erwachen und stehen auf ihren Füßen, wenn du sie erhoben hast. Sie waschen ihren Leib und greifen nach ihren Kleidern. Sie erheben ihre Hände, dich zu preisen. Das ganze Land tut seine Arbeit.

Alles Vieh ist zufrieden auf seiner Weide. Die Bäume und Kräuter grünen, die Vögel flattern in ihren Nestern und heben ihre Flügel, dich zu preisen. Alle Tiere flattern auf ihren Füßen, was da flattert und fliegt, lebt, wenn du für sie aufgehst.

Die Schiffe fahren hinab und ebenso herauf. Jeder Weg steht offen, weil du aufgehst. Die Fische im Strom springen vor deinem Antlitz. Die Strahlen dringen in das Innere des Meeres ...

Wie viel ist, was du gemacht hast! Du schufst die Erde nach deinem Wunsche, du allein, mit Menschen, Herden und allen Tieren, alles, was auf Erden ist, was auf Füßen geht, was schwebt und mit Flügeln fliegt.

Die Fremdländer, Syrien und Äthiopien, und das Land Ägypten, jedes setztest du an seine Stelle und schufst, was sie bedürfen. Ein jeder hat sein Eigentum, und seine Lebenszeit ward berechnet. Ihre Zungen sind durch die Sprachen geschieden und ihr Äußeres durch ihre Farbe. Unterscheider, du unterschiedst die Völker.

Du schufst den Nil in der Tiefe und führst ihn herbei nach deinem Belieben, die Menschen zu ernähren ...... Wie schön sind deine Beschlüsse, du Herr der Ewigkeit ....

Du schufst die Jahreszeiten, um all dein Erschaffenes zu erhalten, den Winter, um sie zu kühlen, die Glut, damit sie dich kosten. Du schufst den fernen Himmel, um an ihm zu strahlen, um all dein Erschaffenes zu sehen, als ein- und aufgehend in deiner Gestalt als lebende Sonne, erglänzend, strahlend, dich entfernend und wiederkehrend. Du schufst für die, die aus dir entstanden sind, die Hauptstädte, Städte, Stämme, Wege und Ströme. Aller Augen sehen dich vor sich, wenn du als Tagessonne über der Erde bist. Du bist in meinem Herzen, keiner kennt dich als dein Sohn, der König. Du gibst ihm Einsicht in deine Wege und in deine Macht. Das Land ist in deiner Hand, der es gemacht. Du scheinst und sie leben, und wenn du sinkst, so sterben sie. Denn durch dich lebt das Volk, sie sehen deine Herrlichkeit, bis du untergehst. Sie legen ihre Arbeit hin, wenn du im Westen sinkst, und erheben sich, wenn du aufgehst. Seitdem du den Grund der Erde gelegt, erhobst du sie für deinen Sohn, der aus dir hervorging, für den König, der in der Wahrheit lebt, den Herrn beider Lande, den Sohn des Re, der in der Wahrheit lebt, Ech-en-Aten, dessen Leben lang ist, und für seine große königliche Gemahlin, seine Geliebte1, die Herrin beider Länder, lebend und blühend für immer und ewig.

Daß Ps 104, 5 ff. von den jüdischen Auslegern auf die Urzeit, auf den Kampf gegen die personifiziert gedachte chaotische Urflut und ihre Helfers

von Erman und Petrie. Der Tag beginnt am Morgen, nicht am Abend. Von Sternen und Mondgöttern ist nicht die Rede. Die Wunder der Sonne sind durchaus Wunder der Natur, kein Zauber. Der König ist Gott und Sohn der Sonne; die Welt ist mit seinem Wissen und zunächst für ihn geschaffen. Das alles sind im Verhältnis zur älteren Zeit völlig neue Gedanken.

1) s. die Bilder des Königs und der Königin S. 201f., Abb. 76–79.

helfer gedeutet wurde (vgl. v. 26 die Ungeheuer im Meer), zeigt das Zitat in Midrasch rabba, das Daiches ZA XVII, 396 beibringt:

Als die andern Wasser sahen, daß Gott den Okeanos (in Parallelstellen als persönlich gedacht, wie babylonisch Apsû und Tiâmat) bezwang, da entflohen seine Genossen auf sein Geschrei hin ... wie es auch heißt (Ps 104):,,Vor deinem Geschrei entfliehen sie."

Ps 104, 9, s. S. 53.

Ps 104, 10: Er hüllt sich in Licht wie in ein Gewand. Im Avesta heißt es Yašt 13, 3:,,Diesen Himmel oben, strahlend und schön, blankes Erz an Aussehen, leuchtend über die drei Teile der Erde hin, welchen Mazda trägt wie ein Gewand, ein sterngesticktes, gottgewobenes" (s. Kaegi, Rigveda S. 202). Der Himmel ist der Weltenmantel, der Sternenmantel Gottes, s. Register. Auch andere Stellen des Psalms haben Parallelen in den

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Veden (s. Kaegi 1. c. S. 86 f.): der Himmel, bez. die Erde als Teppich Ps 104, 2; Gras auf den Bergen Ps 104, 13f.; Ordnung des Lichtes Ps 104, 19; die Quellen Ps 104, 10. Zu Ps 104, 22 f. vergleiche Kaegi 1. c. S. 77 ebenfalls eine Rigveda-Stelle:

,,Auf Surjas (der Sonne) Antrieb mögen nun die Menschen

Ihr Ziel verfolgen, ihre Werke treiben."

Ps 104, 26 s. S. 40. Ps 110, 4 s. S. 291.

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Ps 115. Der Sinn der ersten Verse ist: Herr, laß uns gedeihen, nicht um unsertwillen, sondern damit nicht die Götzen der Heiden größer als du dastehen.

Ps119,55f. Das klingt wenigstens der Form nach astrologisch. Er denkt des Nachts nach und beobachtet ( term. techn. s. Motivreg.) das Gesetz. Weil er,,die Befehle beachtet hat", wird ihm,,solches" zuteil. Was ihm als Schicksalsgabe zuteil wird, ist nicht gesagt. ,,Am Ende der Nacht" (v.62 so zu lesen?) erhebt er sich und dankt für die gerechten Ordnungen.

Ps 119, 169f. Hier liegt ein besonderes deutliches Beispiel für die Herübernahme babylonischer Ausdrucksweise vor. Das Jammern und Flehen soll,,vor das Angesicht Gottes" kommen. Der Babylonier bittet: ,,bringe meine dumķu (Begnadigung) vor den und den Gott". Die zweiten Vershälften werden so zu verstehen sein:

,,Jahve durch dein Wort (so zu lesen?) laß mich einsichtig werden, durch dein Gebot (lies) errette mich.“

Ps 120-134.

Zum Begriff des šir hamma'alôt vgl. das HAOG 44ff. zum kultischen Emporsteigen Gesagte.

Ps 120, 5. Zelte Kedars, s. Abb. 263 und S. 592.

Ps 121, 6. Neben dem Sonnenstich wird der Mondstich bez. Mondsucht genannt. Im Babylonischen scheint man ein Mondfieber zu fürchten. In einer Fluchformel (Tallqvist, Maqlû 3, 100 ff.) wird dem Feinde gewünscht, daß der Mondgott seinen Körper,,in Feuer und Wasser werfen möge“, was an die Schilderung der Krankheit des Mondsüchtigen Mt 17 erinnert:,,er fällt oft in Feuer und Wasser". Im großen Mondhymnus IV R 9 heißt es von Sin:,,er hält Feuer und Wasser". Vgl. auch S. 606. Macrobius, Sat. 7, 16, 25 (ed. Eyssenhardt p. 473) spricht vom Schutz der Säuglinge gegen Mondstich.

Ps 132. Zu diesem Liede, das sich wie Ps 24 auf die Einbringung der Lade durch David bezieht, s. S. 467.

Ps 133, 2. Das in den Bart fließende Öl ist auch als orientalisches Bild unerträglich. Ist vielleicht der Text verdorben? Heißt es etwa:

"

Wie das köstliche Öl auf dem Haupte, [wie das Schläfenhaar, peôth ?]

das auf den Bart herabwallt, [wie der] Bart Aarons, der auf seinen Kleidersaum herabwallt?

Ps 135, 6 s. S. 53. Ps 148, 7 s. S. 53. Ps 139. Ein Fragment aus Atharvaveda 4, 16 erinnert im Aufbau und in den Gedankengängen stark an diesen Psalm1:

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1) Bemerkt von Kaegi, Der Rigveda S. 89 ff., vgl. auch Brunnhofer, Iran und Turan S. 188-196 und Hommel, Grundriß S. 228. 2) s. S. 27.

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Brunnhofer hält Psalm 139 für abhängig von Atharvaveda. Es wird sich umgekehrt verhalten: Der Psalm in Atharvaveda wird israelitisch beeinflußt sein. Der Zusammenhang der eranischen Inder mit Vorderasien ist durch die Funde von Boghazköi erwiesen, s. S. 219. Der Einfluß wird sich auch später geltend gemacht haben. Zur Erwähnung Babylons in der eranisch-indischen Literatur s. Brunnhofer 1. c. S. 221 f.

Siebenunddreißigstes Kapitel.
Die Sprüche Salomo's'.

Was S. 571f. von den Psalmen gesagt worden ist, gilt auch von der Spruchweisheit. Sie ruht auf einem dem alten Orient gemeinsamen Geistes

besitz.

In Ägypten ist die Weisheitsliteratur schwer datierbar. Bereits im Ausgang des mittleren Reiches wird alles geflissentlich auf die Urzeit zurückgeführt. Das älteste datierbare Werk der ägyptischen Weisheitsliteratur ist die Weisheitslehre des Kagemni, die der 4. Dynastie angehören soll. Sie enthält Klugheitsregeln für vornehme Leute und warnt bei der Unsicherheit der Zukunft vor Übermut. Aus der 5. Dynastie sollen die Sprüche des Ptahhotep stammen, die im gleichen Papyrus überliefert sind (Pap. Prisse). Sie beklagen die Leiden des Armen, besprechen die Vorgänge und Gefahren des Reichtums und geben Nützlichkeitsregeln für den

1) Auch der von Kaegi nicht übersetzte Vers:,,Mögen alle deine bösen Fallstricke, siebenfach und dreifach ausgeworfen, den Menschen fassen, der eine Lüge redet, und den verschonen, der die Wahrheit spricht“, wird von Brunnhofer mit Ps 139, 19 f. und 23 mit Recht in Verbindung gesetzt:,,Erfahre, wie ich es meine", d. h.,,ob ich die Wahrheit spreche". In der Fortsetzung heißt Varuna,,ein dreifach bergend Schirmdach", vgl. dazu Ps 91, I und s. S. 477.

Umgang mit Frauen, für die Behandlung der Söhne, Regeln für die Diener, insbesondere für die Schreiber. Religiöse Gesichtspunkte fehlen gänzlich: Wenn du verständig bist, so gründe dir einen Haushalt und liebe deine Frau. Gib ihr zu essen und kleide ihren Rücken; die Arznei für ihren Leib ist die Salbe. Erfreue ihr Herz, solange du lebst: sie ist ein Acker, der seinem Herrn lohnt.

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Krümme deinen Rücken vor deinem Oberhaupt, deinem Vorgesetzten vom Königshause. So wird dein Haus bestehen mit seiner Habe und deine Bezahlung wird richtig sein. Schlimm ist es, wenn der Vorgesetzte zürnt, aber man lebt, wenn er milde ist.“

Aus dem mittleren Reich stammen zwei Rezensionen eines Trinkliedes vom Lebensgenuß (s. S. 589), und das ,,Gespräch eines Lebensmüden mit seiner Seele" (S. 588f.). Beide sind dem ,,Prediger Salomo" verwandt, vgl. S. 587 ff. Während hier das religiöse Element ganz ausgeschaltet ist, wird es von einem anderen Weisen des mittleren Reiches, Enei, stark hervorgehoben. Er betont die Pietät gegen die Mutter und die Forderung der Frömmigkeit gegen die Götter, die Hüter der Sittlichkeit. Die Lebensregeln des Schreibers Duauf an seinen Sohn Pepi aber preisen den Schreiberstand als einen königlichen Stand:

,,Drum setze dein Herz hinter die Bücher und liebe sie wie eine Mutter; es gibt nichts, was darüber geht."

Zur babylonischen Weisheitsliteratur s. HAOG S. 334f.

Schon in den sumerischen Kultliedern werden Weisheitsregeln gegeben, z. B.:

,,Auf das Wort deiner Mutter, wie auf das Wort des Gottes (der Göttin) magst du das Ohr richten ....

auf das Wort deines älteren Bruders wie auf das Wort eines Greises mögest du die Ohren richten!

das Herz deiner älteren Schwester kränke nicht, achte auf ihr Wort"1.

Die HAOG S. 333 f. besprochenen Weisheitsregeln CT XIII, 29f. finden sich bei Zimmern AO XIII, 1, 27ff. vollständig und verbessert übersetzt und lauten dort: 2

(Anfang verstümmelt)

In einer Versammlung [zum] Anführer erhebe [dein Auge]!

Am Orte des Streites

Im Streite dein

....

vermehre nicht den [Lä]rm(?)!

auch du zum G[uten(?)] richte empor dein [Ant]litz!

(Die 6 folgenden, z. T. verstümmelten Zeilen handeln gleichfalls z. T. noch vom richtigen Verhalten bei Streitigkeiten).

Von deinem Widersacher

dem, der dir Böses tut,

vergilt ihm mit [G]utem!

(folgen noch einige weitere Zeilen, die vom Verhalten gegenüber dem Feinde, Widersacher und Schadenfrohen handeln; darauf eine Lücke)

Vertraue nicht [..... . . . . . .]

Schau auf den älteren Bruder

fürchte

1) Zimmern in Vorderasiatische Schriftdenkmäler Heft X, Nr. 204f., s. Zimmerns Mitteilung HAOG S. 335.

2) Nach mehreren einander gegenseitig ergänzenden Texten des Brit. Mus.; vgl. Macmillan, Rel. Texts Nr. 2 und Zimmern, ZA XXIII, 367f.; s. auch Weber, Liter. S. 309 und Ungnad bei Greßmann, Texte und Bilder S. 98f.

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