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Den gleichen Doppelsinn hat Milch und Honig in der Sage vom irdisch gewordenen Jupiter-Zeus auf Kreta, der als verfolgtes Kind von der Milch der Ziege Amalthea (aus deren Hörnern Nektar und Ambrosia fließt, s. Abb. 266) und vom Honig der Kureten ernährt wurde1.

Die entscheidende Zeit bricht an, wenn der Knabe weiß, das Schlechte zu verwerfen und das Gute zu erwählen. Die psychologische Methode greift fehl, wenn sie nach Beobachtungen 'der modernen Kindererziehung erklärt:,,wenn er zwei bis drei Jahre alt ist"2. Es bedeutet vielmehr im Sinne

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Abb. 267: Die Hathorkuh mit dem saugenden Osiris bez. Horus (bez. dem jungen als Horus
geltenden Königskinde). Aus Naville, The XIth Dynasty temple.

1) Virgil, Georgica 4, 151. Zu Milch und Honig als Nährmittel des Götterkindes (auch Dionysos) s. die Belege bei Gruppe, Griech. Mythol. 819. 824-26. Im Märchen vom Marienkind, Grimm Nr. 3, ißt das Kind im Himmel Zuckerbrot und süße Milch. Zu Butter und Honig vgl. auch Hi 20, 17. - Vgl. zu Milch und Honig Usener im Rhein. Mus. LVII (1902), S. 177 ff. Babylonisch findet sich oft die mystische Verbindung von Butter (himêtu, Dickmilch) und Honig in den Ritualtafeln und bei der Weihe von Götterbildern (IV R 25, 51a, s. Zimmern Beitr. S. 139, Anm. 2, KAT3 S. 526, Anm. 5; ib. 30 f. a führt Ea den Menschen zu Milch und Honig; vgl. auch IV R 18, Nr. 3, col. I, 12/13).

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2) Jes 8, 4 redet von solchem Kindesalter im pädagogischen Sinne: wenn es noch nicht,,Vater und Mutter" sagen kann. Duhm hat übrigens im Kommentar z. St. die richtige Ahnung:,,vielleicht nimmt der Verfasser an, daß der Knabe eine besondere eschatologische Größe sei, etwa der Messias, über dessen Jugendgeschichte er durch Exegese eine interessante Einzelheit gefunden zu haben glaubt". Aber nicht um Exegese handelt es sich, sondern um Orakelsprache, die mit den Motiven der Erlösererwartung arbeitet. Wenn man an ein bestimmtes Alter denken will, so würde man unter römischen Verhältnissen an den Zeitpunkt denken, an dem der Knabe

der eschatologischen Orakelsprache: wenn er wehrfähig ist, wenn der Held weiß, wofür es zu kämpfen gilt (in demselben Sinne ist der Ausdruck 5 Mos 1, 39 gebraucht); dann wird er auftreten und die Segenszeit wird anbrechen. In den mythologisierten Erzählungen vom Heilbringer handelt es sich um die Zeit, in der der Held zum Schwerte greift. Theseus (Plutarch, Theseus cp. 3) zieht das verborgen gehaltene Schwert unter dem Stein hervor,,,als sein Arm stark wurde". Von dem Wunderkinde, dessen Geburt in der 4. Ekloge des Virgil (s. S. 599 f.) angekündigt wird, erwartet man, daß es als neuer Achilles gegen Troja gesendet wird, d. h., daß mit ihm die Notzeit ein Ende haben und ein neues Zeitalter anbrechen wird.

Abb. 268: Muttergöttin mit Kind. In Babylon gefunden. Koldewey, Das wiedererstehende Babylon,

S. 272, Abb. 204.

Zu dem Wunderkind gehört die vom himmlischen Geheimnis umgebene Mutter. Das junge Weib wird einen Sohn gebären1. Es ist an sich nicht unmöglich, daß der Prophet an eine bestimmte Frauengestalt gedacht hat, etwa an eine Prinzessin des königlichen Hauses, mit der die Davidshoffnung verbunden war. Die ergänzende Weissagung des Micha, des Zeitgenossen des Jesaias, macht es aber wahrscheinlich, daß er zugleich der Idee nach an die Personifikation von Şion (vgl. Sach 9, 9 Tochter Șions, Tochter Jerusalems) gedacht hat. Micha, der an Jesaias anknüpft, sieht 4, 10 Șion wie eine Gebärende, die vertrieben wird und dann die Rettung erfährt; Mi 5, 2f. heißt es dann weiter 2: er wird Israel preisgeben bis zur Zeit, daß die Gebärerin geboren hat.... dann wird er (der Sohn der Messiasmutter) weiden in der Kraft Jahves und groß dastehen bis an das Ende der Erde, und er wird der Friede sein. Micha bestätigt, was Jes 7, 14f. sagt.

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Abb. 269: Ištar mit Kind Berliner Museum V A. Nr. 2408.

die toga virilis erhält, bei den Juden an das 12. Jahr, in dem der Knabe,,Gesetzesknabe" wird. Ein christlicher Proselyt aus Galizien sagte mir, daß nach dem Talmud noch jetzt der Knabe mit dem 13. Jahre als selbstverantwortlich gilt, bis zum 12. Jahre trägt der Vater die Sünde des Sohnes. - Zur Tatkraft des volljährigen Helden (Yima) s. auch S. 69, Absatz 43.

1) Daß almah allgemein das junge Weib (puella nubilis) bezeichnet, ohne Rücksicht auf die Jungfräulichkeit, kommt hier nicht in Betracht. Der mythische virgoBegriff ist nicht physiologisch. Der Urtypus ist die himmlische Virgo am Tierkreis, das ..himmlische Weib", das in der mythischen Sprache von Offbg Joh 12 (welche Stelle man sich immer als Parallele zur messianischen Weissagung vergegenwärtigen kann) den Christus gebiert, der in die Wüste flieht und dann als Drachentöter und Bringer des goldenen Zeitalters auftritt, s. BNT 34 ff. und zu Jes 7 BNT 47 und mit Beziehung hierauf (auch zu 9, 1-6; 11, 1-10) Sellin, Die isr.-jüdische Heilandserwartung S. 25 ff. Erbt, die Hebräer, S. 141 sieht in almah den Titel der Königin (Gegensatz: gebîrâh, Königinmutter).

2)4, 10u. 5, 2 f. gehören zwar nicht literarisch, aber doch dem Sinne nach zusammen.

Ein Gegenstück zu der Erwartung des Messiaskindes in Jes 7, 14f., das zugleich das jüdische Verständnis für die kosmisch-kalendarische Symbolik zeigt, findet sich im ,,Testament des Joseph" cp. 191:

,,Und ich sahe, daß aus Juda eine Jungfrau geboren wurde, die ein Gewand aus Byssus trug, und aus ihr ging ein unbeflecktes Lamm hervor, und zu seiner Linken wie ein Löwe und alle wilden Tiere bestürmten es, und das Lamm besiegte sie. Und

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es freuten sich darüber die Engel und die Menschen und die ganze Erde. Dieses aber wird zu seiner Zeit geschehen in den letzten Tagen. Bewahrt die Gebote des Herrn und ehrt Juda und Levi, denn aus ihnen wird aufgehen das Lamm Gottes, welches durch Gnade alle Heiden und Israel rettet. Denn sein Königreich wird ein ewiges Königreich sein, welches nicht vergehen wird."

1) Die aramäische Variante bei Kautzsch, Pseudepigr. 502 hat interessante mythologische Motive.

2) s. BNT 18 und vgl. zum Lamm die Bildersprache der Offbg Joh 12 1 ff., die

Die Bezeichnung der Messiasmutter als virgo steht kalendermythologisch im Zusammenhang mit der himmlischen virgo am Tierkreis, die ihrerseits wieder als Entsprechung der planetarischen Erscheinung der Venus-Virgo gilt1.

Als virgo am Tierkreis wird die Himmelskönigin und Muttergöttin entweder mit der Ähre (Spica Hauptstern der virgo) oder mit dem Kinde gesehen. Da für die israelitischen Schriftsteller der Zusammenhang der Ähre mit Ištar-Venus erwiesen scheint (s. zum Ištar-Stile der Ruth S. 435 und zu Šibboleth-Sibylle S. 430), kann auch die Verbindung der himmlischen virgo mit dem Kinde bekannt gewesen sein. Ein altes babylonisches Bild der Muttergöttin mit dem Kinde ist HAOG S. 113, Abb. 90 gegeben, vgl. Abb. 267. 270f. u. 272 (Hathor mit dem Kinde) und Abb. 268f. (Ištar bez. die babylonische Muttergöttin mit dem Kinde). Die große Einleitung des Abu Ma šar, die eine Beschreibung der babylonischen Sphära etwa aus dem ersten

Jahrhundert unserer Zeitrechnung wiedergibt (s. die Übersetzung bei Boll, Sphaera 513), sagt:

,,In ihrem (der virgo) ersten Dekan steigt ein Mädchen auf, das Teukros der Babylonier Isis nennt; sie ist eine hübsche reine Jungfrau mit langem Haar und schön von Angesicht; sie hat zwei Ähren in der Hand (vgl. S. 430) und sitzt auf einem Thron, worauf Polster liegen; sie wartet einen kleinen Knaben und gibt ihm Brühe zu essen an einem Ort, der Atrium heißt; diesen Knaben nennen einige Völker Isū (aramäische Form des Namens Jesu), d. i. Jesus."

In demselben Sinne heißt in den Eleusinien Demeter, die Mutter des Jahrgottes und Heilbringers Dionysos, legà лao9ivos, und in der Tempelinschrift zu Sais (Plato, Procl. in Tim. I, 30),,Mutter der Sonne". Die göttliche Mutter des Dusares, der nabatäischen Tamuz-Adonis-Gestalt, heißt in ihren Manifestationen im zácßos, der ein Gegenstück zur mekkanischen Kaaba bildet, nach Epiphanius 7a09éros (Epiphanius fügt hinzu: tovt' koti Koon)2. Dasselbe gilt von Isis, der Mutter des Horusknaben. In der oben zitierten Stelle ist sie bereits bei Teukros, dem Babylonier, durch Maria und Jesus ersetzt3. Die altkirchliche Kalendersymbolik hat die Verbindung der Messiasmutter mit dem Sternbilde der Jungfrau wieder aufgenommen. Die Himmelfahrt der Maria (10. Aug.) ist auf den Tag des heliakischen Untergangs der Virgo (bez. Spica) gesetzt worden und der Geburtstag der Maria (8. September) auf den Tag ihres heliakischen Aufgangs.

Abb. 272 Hathor, den
Osirisknaben säugend.

II. Jes 9, 5 ff. sieht die Geburt des Messiaskindes nach schwerer Notzeit:

im kosmisch-astralen Lamm (dgviov mit 7 Hörnern und 10 Augen) den Messias der Endzeit sieht. Das himmlische doviov (der Widder am Tierkreis) ist astronomisch das Gegenbild der virgo. Wenn die virgo untergeht, geht der Widder auf.

1) s. HAOG S. 112f. 3) Zu Horus-Isis und Jesus-Maria s. Reitzenstein, Zwei religionsgeschichtliche Fragen S. 130. Zur Einsetzung der Maria für die himmlische Virgo und das ihr entsprechende Sonnenweib in Offbg 12 s. auch das kalendarische Relief an Notre Dame in Paris, das in meinem Artikel Sterne in Roschers Lexikon der Mythol. IV, Sp. 1496 wiedergegeben und besprochen ist.

2) s. Winckler MVAG 1901, Nr. 4, S. 126.

Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben,
und er trägt die misrah auf seiner Schulter.

Durch 7 Namen wird er charakterisiert und als neuer David gepriesen, der Friede ohne Ende bringt. Das nur hier vorkommende Wort misrah muß in v. 5 ein Requisit der Investitur des Königs bedeuten und dann (übertragen) v. 6 die Herrschaft selbst. Was bedeutet es?

Jes 22, 20 ff. wird Eljakim (= Jojakim vgl. S. 539) investiert. Er erhält neben dem Leibrock und dem Gürtel des königlichen Hausministers den Schlüssel (maphteah) des Hauses David, daß, wenn er öffnet, niemand verschließen, wenn er verschließt, niemand öffnen soll, und den Ehrennamen Vater des Landes (wie Joseph 1 Mos 45, 8)1. Gehört der,,Schlüssel des Hauses David" der gleichen Symbolik an, der unser Kammerherrenschlüssel seinen Ursprung verdankt? Wurde er auf der Schulter getragen, wie jetzt an der Hüfte? Dann könnte das Herrschaftszeichen auf der Schulter 9, 5 hier seine Erklärung finden. Auf der Statue des Lugalkisalsi ist ein Stern auf die Schulter des Königs eingezeichnet (s. S. 478, Anm. 2). Es liegt aber näher, an den Königsmantel zu denken, den der Bringer der neuen Zeit im Sinne des Weltenmantels trägt 2.

III. Jes II, I—10. Aus dem Baumstumpf Isai schlägt ein Reis aus und ein Zweig (neṣer) bricht aus seiner Wurzel hervor (vgl. v. 10). Auf ihm ruht der 7 fache Geist Jahves3. Er wird nicht König genannt, aber als gerechter Richter wird er sich der Elenden annehmen und die Gewalttätigen,,mit dem Stabe seines Mundes" schlagen 4.

In neşer steckt das nṣr-Motiv, das den Weltenfrühling anzeigt, s. S. 274 und das auch den Sektierernamen Nașarener und Noșairier zugrunde liegt. Es ist der Sache und Bedeutung nach identisch mit şemah (4, 2 s. S. 613 zu Jer 23, 3—6)o. Die Stelle wird im Talmud j. Berach. 5, 1 und im Midrasch Tillim 70 messianisch gedeutet. Pausanias erzählt I, 27, 2 von einem Ölbaum im Tempel der Polias, der bei der Eroberung durch die Meder verbrannte, aber am selben Tage als Siegeszeichen für die Göttin beim Kampf gegen zwei Ellen hoch emporgewachsen ist. Vgl. ferner Herod. 8, 55; Dionys. 14, 4.

Der Friede der messianischen Zeit wird auch die Tierwelt erfassen. Das gleiche eschatologische Bild findet sich in der bereits S. 596 erwähnten Ekloge des

1) Außerdem soll er als Nagel an einem festen Orte eingeschlagen werden und soll ein Ehrenthron für seines Vaters Haus werden. Ist beim Nagel an den Nagel zu denken, der als Zeichen des neuen Jahres bei den Babyloniern in die Tempelwand geschlagen wird (s. S. 421)? Dann würde vom Tempel und Palast die Rede sein.

2) Die vom Orient stark beeinflußten Hohenstaufen ließen sich die Königsmäntel aus Byzanz bringen,,mit Bildern aus der Apokalypse". Das letztere ist cum grano salis zu verstehen. Es waren kosmische Symbole der Weltherrschaft, wie sie auch in der Apokalypse vorliegen. Zur Idee des Weltenmantels in der Bibel s. die Register; vgl. Eisler, Weltenmantel und Himmelszelt.

3) 7fach: 6 Ausstrahlungen des Geistes Gottes, wie die 6 Arme am Hauptleuchter des siebenarmigen Leuchters (zusammen 7 Lampen wie Sach 4, 1 ff.). Zu neşer vgl. S 274 u. 613.

4) vgl. zu dieser Symbolsprache des Kampfes S. 578. 606 und Motivregister. 5) Zum Zusammenhang mit Naṣareth s. BNT 56; vgl. Motivregister u. 9. 6) şemah Jahves 4, 2 Parallelglied Frucht des Landes. Die Frage, ob Messias oder Natursegen gemeint sei, erledigt sich. In dem Motivnamen des Messias steckt die Erwartung des Weltenfrühlings, der den Natursegen umfaßt.

7) Natursegen der paradiesischen Zeit verspricht auch Hosea 2, 20-24.

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