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Zu den Weisheitssprüchen, die Delitzsch, Weltschöpfung S. 19. 54f. 111f. zuerst besprach, aber ohne Grund als,,Ermahnungen des Schöpfergottes an den ersten Menschen" bezeichnete, s. zu Spr. Sal. S. 584 ff.

Die ältesten sumerischen Texte setzen bereits die Anschauung voraus, daß die Leiden des Menschen Folge der Sünde sind. Von Urukagina, dessen Tafelschreiber einmal sagt, daß die Gottheit (Nisaba),,die Sünde. auf das Haupt des Menschen legt", besitzen wir das älteste der sieben Sündenregister. Er rechtfertigt seine Usurpation durch die Aufzählung der Sünden seiner Vorgänger.

,,Sie enthält neben Verletzungen des göttlichen Eigentums durch Fürsten und Priester namentlich Verletzungen der ewigen göttlichen Ordnung im Staat, wie in der Umwandlung herkömmlicher naturwirtschaftlicher Einrichtungen mit ihrer Milde in egoistische, streng rechnende und hartherzige kaufmännische Verwaltungsformen geldwirtschaftlicher Art mit ihren Vögten, und allerlei Verbrechen gegen die Moral, Vergewaltigung der Schwachen, Ungerechtigkeit und Verleumdung von Rechtsprechung und Seelsorge".

Die sumerischen Königs-Bußpsalmen, die zum Teil aus der Zeit der Dynastien von Ur und Isin (Mitte bis Ende des 3. vorchristl. Jahrtausends), zum Teil aus der Bibliothek Asurbanipals und zum Teil aus der spätbabylonischen Zeit stammen und in den beiden letzten Stadien der Überlieferung vielfach zu rituellen Rezitationen bei Beschwörungen eingerichtet sind, bezeugen seelische Leiden unter der durch eine bewußte oder unbewußte Verschuldung gegenüber der Gottheit hereingebrochenen Landesnot. Daß sie alt sind, beweisen die Duplikate, die sich aus allen drei Perioden der Überlieferung nachweisen lassen.

In einem der Eršemma-Lieder (,,Flötenklagen für Tamuz)3, die teilweise rein sumerisch erhalten sind, tritt der König als Vertreter des Volkes vor die Gottheit und bittet um gnädige Abwendung der Landesnot. Unter Weinen und Klagen kehren oft die Rufe wieder:,,Beruhige dein Herz",,,verkünde Versöhnung",,,wie lange noch".

Die eigentlichen Bußpsalmen heißen Eršakumal,,Klagelieder der Herzensberuhigung". Eine Serie hat das Stichwort:,,Ich will preisen den Herrn der Weisheit". Sie sind dem König in den Mund gelegt als dem Menschen kat' exochen, der das Volk vertritt (HAOG 179ff.). V R 4, 89 sagt Asurbanipal:,,Ihre grollenden Götter (und) ihre erzürnten Göttinnen beruhigte ich durch Eršakumal und tak-kal-ti (Klagelied)". In persönlicher und bürgerlicher Not fühlt man die Hand der strafenden Gottheit. Der Beter fühlt sich schuldlos, aber er fügt sich und bittet um Gnade und hofft, daß seine bußfertige Gesinnung die Gnade herbeiziehen wird. Die Sünden,

1) VAB I, 58f. Tontafel Rs. 4, 1 ff.

2) Schneider, Denker der Babylonier S. 227.

3) CT XV, pl. 10—23; Reisner, Hymnen Nr. 45,49.53 f. Viele dieser Lieder (Beispiele bei Zimmern, Berichte der philol.-hist. Klasse der Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften LIX, S. 201 ff. Nr. 3-5) sind nur Tamuz-Ištar-Klagelieder ohne BußCharakter.

4) IV R 10; IV R 21* Nr 2 (B) ; IV R 55 usw, Es gab ganze Listen solcher Klagelieder, s. Schrank, Babylonische Sühneriten 48 ff.; Jastrow, Religion Babyloniens II, 4 ff.

die die Psalmen als Beleidigung der Gottheit voraussetzen, sind: Versäumung der Feste, Vernachlässigung des Gottesdienstes, der frommen Familienerziehung, Bruch von Gelübden usw.1

Akkadisch heißen die Eršakumal-Lieder ummisallu. Das ist ein Lehnwort von sumerisch eme-sal, das man früher für die Bezeichnung eines besonderen sumerischen Dialektes hielt. Die Bezeichnung der Klagelieder mit dem Lehnwort ummisallu zeigt aber, daß es sich vielmehr um eine bestimmte Redeweise handelt (s. Delitzsch, Sumerische Grammatik S. 21). Delitzsch hat auf Grund der Sprachformen nachgewiesen, daß diese Klagelieder teilweise wenigstens in sehr alte Zeit zurückgingen; allerdings haben jüngere inhaltsverwandte Lieder die alten Formen nachgeahmt3.

HAOG S. 330 ff. wurde der berühmteste der Psalmen aus der Serie ,,Ich will preisen den Herrn der Weisheit" nach Zimmerns ausgezeichneter Interpretation wiedergegeben. Hier einige weitere Beispiele1 nach

Zimmern:

IV R 10 Daß doch das Toben im Herzen meines Gottes zur Ruhe komme ... Solches, das meinem Gott ein Greuel wurde, habe ich unwissentlich gegessen, auf solches, das meiner Göttin ein Abscheu, habe ich unwissentlich getreten, O Herr, meiner Sünden sind viel, groß sind meine Vergehen. Mein Gott, meiner Sünden sind viel, groß sind meine Vergehen; meine Göttin, meiner Sünden sind viel, groß sind meine Vergehen. Gott, den ich kenne, nicht kenne, meiner Sünden sind viel, groß sind meine

Vergehen.

Göttin, die ich kenne, nicht kenne, meiner Sünden sind viel, groß sind meine
Vergehen.

kenne ich nicht,
kenne ich nicht,

Die Sünde, die ich begangen,
das Vergehen, das ich verübt,
den Greuel, von dem ich gegessen,

das Abscheuliche, auf das ich getreten,
Der Herr hat im Zorn seines Herzens

kenne ich nicht;

kenne ich nicht. mich böse angeblickt.

Ich suchte nach Hilfe, aber niemand faßte mich bei der Hand;

ich weinte, aber niemand kam an meine Seite.

Ich stoße Schreie aus, aber niemand hört auf mich;

flehe ich laut;

ich bin voll Schmerz, überwältigt, kann nicht aufblicken.
Zu meinem barmherzigen Gotte wende ich mich,
die Füße meiner Göttin küsse ich, rühre sie an.
Zu dem Gott, den ich kenne, nicht kenne, flehe ich laut.
Zu der Göttin, die ich kenne, nicht kenne,

flehe ich laut.

1) Vgl. die Aufzählung der möglichen Sünden in den babylonischen SühneRitualtafeln und dazu die Aufzählung der eventuellen Sünden bei Hiob cp. 31.

2) s. K 3312, Kol. III, 22 (ZA IV, S. 30, vgl. Jensen KB VI, 2, S. 102f): ..der kraftlose Schwächling, der Niedergeschlagene, der Aussätzige (muškênu; vgl. Recueil d'Arch. or. VI, 56ff.), sie bringen fortwährend Klagelieder und Ziegenopfer (?) (maš-da-ra) vor dich". Ein Synonym zu ummisallu ist takkaltu (,,Klagelied“), s. Delitzsch, Handwörterbuch S. 55.

3) Die Schlußfolgerung von Schneider, Denken der Babylonier S. 228, der Emesal für einen neu sumerischen Text hielt und deshalb die individuellen Bußpsalmen bis über die Hammurabi-Dynastie hinab datieren will, ist hinfällig. Weder in Babylonien noch bei den Hebräern muß ein Psalm deshalb jung sein, weil er individuell ist.

4) Vgl. H. Zimmern, Babylonische Bußpsalmen 1885 und AO VII, 3 und XIII, 1 (Babyl. Hymnen und Gebete), und Hehn, Sünde und Erlösung nach biblischer und babylonischer Anschauung, 1903. Vgl. ferner S. 563f., wo die Bußpsalmen in ihrem Verhältnis zum Buche Hiob besprochen sind.

Die Menschen sind verstockt, sie wissen nichts.

Die Menschen, so weit sie existieren, was wissen sie?

Mögen sie schlecht handeln, mögen sie Gutes erweisen, nichts wissen sie.
O Herr, deinen Knecht, stürze ihn nicht;

fasse ihn bei der Hand! wandle in Gutes;

in die Wasser des Schlammes geworfen,
Die Sünde, die ich begangen,
den Frevel, den ich verübt,

meine vielen Schlechtigkeiten

führe der Wind fort!

ziehe mir aus wie ein Kleid!

Mein Gott, sind meiner Sünden auch siebenmal sieben, so löse meine

Sünden!

Gott, den ich kenne, nicht kenne, sind meiner Sünden auch siebenmal sieben, so löse meine Sünden;

Göttin, die ich kenne, nicht kenne, sind meiner Sünden auch siebenmal sieben, so löse meine Sünden.

IV R 54 Sein inbrünstiges Flehen möge dich droben barmherzig stimmen!
Seufzer oder Gnade bis wann noch? mögen sie zu dir sprechen.

Sieh doch an seinen elenden Zustand,

es möge doch ruhen dein Herz, gewähre ihm Gnade!
Ergreife seine Hand, löse seine Sünde!

Vertreibe die Krankheit und das Elend von ihm.

IV R 29 Ich dein Knecht, seufzend rufe ich dich,

K 34591

wer Sünde hat, du nimmst an sein inbrünstig Flehen,

wenn du einen Menschen erblickst, so lebt der Mensch,

Allmächtige Herrin der Menschheit,

Barmherzige, deren Zuwenden gut ist, die annimmt das Gebet!
Sein Gott und seine Göttin zürnen, dich ruft er an.

Deinen Nacken wende zu, ergreife seine Hand!

Außer dir gibt es ja keine rechtleitende Gottheit!

Es schafft Linderung Marduk [...]

er nimmt die Bitten an [. . . .],

nachdem er im Zorn seines Herzens [...],

Marduk, deinem Diener, adapu', welcher [....]

entferne doch seine Sünde, o Inlil [. .].

Sünde vollbrachte sein Mund [....].

richte ihn doch empor aus der großen Flut [. .].

Ein besonders interessantes Beispiel bietet Myhrman, Hymns and Prayers, Nr. 14, transskribiert und übersetzt von Langdon, PSBA 1912, p. 75 ff.

In ....

,,Beschwörung: O Ea, Šamaš und Marduk, was ist meine Sünde ? Mit Krankheit bin ich geschlagen; Uebel triumphiert über mich. Meines Vaters [Sünde] verfolgt mich; meine Mutter [Sünde] sucht mich. gehe ich; wie ein elender (?) Mensch ... 5. Aus der Dunkelheit erhebe ich mich (?) in Ein unheilvoller Wind blies über mein Dach. Eine gewaltige Flut kommt über mein Haupt.

ich. sehe ich dich.

Wie das Nest eines Vogels ist meine Wohnstätte herabgerissen.
Meine Nahrung

....

10. Meine Besitztümer sind mir genommen. Ungnade ist auf mich gefallen

kann ich nicht.

mit voller Gewalt.

1) Hehn BA V, 322f., Col. 2. 7. 9—15.
2) Epitheton = Adapa?!

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Ich bin in Finsternis geworfen, ich weine kummervoll.
Tränen des Leids fliessen aus meinen Augen.

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Daß die Sünde Ursache der Übel ist, setzen auch die babylonischen Epen voraus, vor allem das Sint flut-Epos. Sie erstreckt sich auf alle Gebiete des Denkens und Handelns. Ihr Wesen ruht entweder in Versäumnis göttlicher Vorschriften oder in Aufruhr gegen göttliche Gebote. Darauf weisen alle Worte für Sünde in der sumerisch-babylonischassyrischen Sprache2.

Eine hervorragende Bedeutung spielt auch das Sündenbekenntnis in den Ritualien, die zur Heilung von Krankheit angewendet werden3. Der Sühnepriester zählt alle möglichen Sünden auf, um sicher die Wurzel des Unglücks zu treffen. Die Sündenregister, die sich daraus ergeben, haben einen bestimmten Stil und Gruppierungen, die sich Jahrtausende durch Wendung erhalten haben und die in der gleichen Weise noch in den mittelalterlichen christlichen Sündenregistern vorliegen.

Auch andere magische und hymnische Texte beziehen sich auf Sünde:

,,die Sünden meines Vaters und Großvaters, meiner Mutter und Großmutter, meiner Familie, meines Geschlechtes, meiner Verwandtschaft mögen sich mir nicht mehr nahen."

,,die große Sünde, die ich seit meiner Jugend begangen habe, löse, vernichte sie siebenmal; dein Herz, gleich dem des Vaters und der Mutter, die mich geboren, kehre an seinen Ort zurück, Held (?) Marduk, ich will dir gehorsam dienen“.

Der Sündenfall im Avesta.

Die Theologie Zarathustras, die ihre wichtigsten Elemente der babylonischen Weltenlehre entnommen hat 5, bietet eine Sündenfall-Erzählung im Zusammenhang mit der Gigantomachie zwischen Ahuramazda und Ahriman.

1) vgl. den Katashiro-Ritus der Shinto-Religion in meiner Allgemeinen Religionsgeschichte S. 200 und unten S. 399.

2) s. die Übersicht HAOG S. 330.

3) Beispiele HAOG S. 332 ff. Die Texte der Serie Šurpu von Zimmern veröffentlicht in Beiträge zur Kenntnis der babylonischen Religion (Ass. Bible XII). 4) King, Babyl. Magic Nr. 11 (Hehn, BA V, 365 f.). Also auch das Bewußtsein der Vererbung von Sünden folgen liegt vor; vgl. auch den S. 92 unten zitierten Text Z. 3f. 5) s. meine Allgemeine Religionsgeschichte S. 120 f.

Yasht 19, 30 ff. (Opferlieder mit eingeschobener Heroenlegende) berichtet den Sündenfall des Yima und seine Vertreibung aus dem Paradies. S. 68f. wurde der Text wiedergegeben und besprochen.

In dem späten Werke Mainyo-i-khard1, das alte Stoffe behandelt, war Yima (Dschen) ursprünglich unsterblich erschaffen und wurde durch seine Sünden sterblich. Sein Verführer und Feind war Azay Dahaka, der Schlangendämon.

Die Schlange als Verführerin.

Schlange und Drache können in der orientalischen Symbolik nicht getrennt werden (vgl. S. 17). Die Umgestaltung des Drachen-Ungeheuers zur Schlange im Garten entspricht der Vereinfachung des gesamten kosmischen Hintergrundes der Paradieserzählung. Das muß auch im Auge behalten werden für das Verständnis des Spruches 3, 15, hinter dem der Gedanke der kosmischen Gigantomachie steckt. Im Sinne der Weltenlehre stammt das Böse, das in den gegenwärtigen Äon eingedrungen ist, von den Mächten der chaotischen Urzeit. Daß Schlange und Drache in der jüdischen An

Abb. 33: Altbabylonischer Siegelzylinder,
Devotionsszene mit Schlange.
Ball, Light zu S. 25, Nr. II.

schauung identisch sind, zeigt Offbg 12, 9: der große Drache (ὁ δράκων ὁ μέγας) wird hier in Erinnerung an I Mos 3 näher erklärt als die alte Schlange (o opis), genannt Diabolos und der Satanas, der die ganze Welt verführt; ebenso 20,2.

Von der Schlange als eine dem Menschen feindliche Macht in babylonischen Texten war oben S. 89 die Rede.

Daß auch der Babylonier in dem Drachen der Urzeit den Ursächer des Bösen in der Welt sah, kann von vorherein nicht zweifelhaft sein, wenn auch direkte Zeugnisse nicht vorhanden sind. Frevelhaftes Treiben der Menschen erscheint in der poetischen Sprache wie Ausgeburt der Tiâmat, des Drachen der Urzeit. So nennt Asurbanipal im Dankhymnus an Marduk seinen besiegten Feind ein Geschöpf der Tiâmat (s. HAOG S. 208). Vielleicht sind auch in dem HAOG S. 29 besprochenen Marduk-TiâmatText die chaotischen Zustände, die über Babylon gekommen sind, mit dem Treiben Tiâmats in Parallele gedacht3.

Da das Ungeheuer der Urzeit im Labbu-Text auch als Löwe erscheint (S. 15f.) und 1 Petri 5, 8 das die Menschen verführende satanische Ungeheuer ebenfalls als Löwe auftritt (geht umher wie ein brüllender Löwe), so kommt auch die symbolische Sprache eines sumerischen Bußliedes (IV R 60* V R 48) in Betracht, wo es zum Schluß im Dankpsalm heißt:

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1) Text und Übersetzung von E. W. West, London 1871.

2) Das mythische Mysterium schreibt überall der Schlange geheimes Wissen und dämonische Macht zu (s. Motivregister unter ). Deshalb ist sie heilig und Schrecken erregend zugleich ein tabu-Tier. Abb. 33 zeigt die Schlange zwischen einem weiblichen Wesen und einer Devotionsszene. Zur Lilith als Weib und Verführerin Adams s. Stucken MVAG 1902, Nr. 4, S. 65.

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3) HAOG S. 29, wo Zeile 17 zu übersetzen :,,auf das Verbot einer unziemlichen Herrschaft richtete Marduk seinen Sinn".

4) Nach Zimmern AO VII, 3, S. 30f.; s. zu dem Liede oben S. 91.

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