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,,Meine Sünde ließ er vom Wind forttragen,

Meine Ohren, die verstopft waren, verriegelt waren wie bei einem Tauben: deren Sausen nahm er weg, öffnete mein Gehör.

Er heilte meine Brust, die wie eine Flöte pfiff.

Er reicht dar meine Speise, bringt herbei Gebäck.

Meinen Nacken, der schlaff war, nach tief unten gebeugt war,

hat er ...... wie eine Zeder aufgerichtet.

Einem an Kraft Vollendeten machte er meine Gestalt gleich.
Er wischte ab meinen Rost, machte mich glänzend wie Gold.

Meine trübe Leibesgestalt wurde hell.

Beim göttlichen Strom, woselbst das Gericht der Menschen gehalten wird, wurde mir das Sklavenmal abgewischt, die Kette abgenommen.

In den Rachen des Löwen, der mich verschlingen wollte, hat Marduk ein Gebiß gelegt."

Der Sänger will sagen: In meinem Leiden war ich in die Unterwelt versenkt; dort beim Totenfluß drohte mir, daß ich von dem Löwen-Ungeheuer verschlungen wurde da erlöste mich Marduk1.

In der mexikanischen Mythologie heißt das erste Weib,,die Frau mit der Schlange" oder ,,die Frau von unserm Fleische" und hat Zwillingssöhne. Abb. 342 stellt sie dar mit der Schlange redend, während die

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Zwillingskinder im Streit erscheinen. Sie wird in Mexiko verehrt als Gattin des Gottes des himmlischen Paradieses.

Ebenso kennen die Inder eine göttliche Urmutter des Menschengeschlechts, die im Paradiese (dem indischen Meru) wohnt. So hat im

1) vgl. S. 599 ff. zu Hiob, wo das Geheimnis des Leidens in einem höheren sittlich-religiösen Sinne ebenfalls mit der kosmischen Gigantomachie in Verbindung gebracht ist.

2) Seler, Cod. Vat. Nr. 3773, I, S. 133.

3) A. v. Humboldt, Vue des Cordillères Pl. 13 und p. 56ff.

Anfang die Schlange den bösen Dämon Mahišasura bekämpft, ihm den Kopf zertreten und abgeschlagen - ein Sieg, der sich am Ende der Weltzeit wiederholen wird, wenn Brahma dem Indra die Weltherrschaft zurückgeben wird1.

In China findet sich eine Lolo zugeschriebene, wohl entlehnte Kosmologie, die Fuh-hi und Nü-küa als erstes Menschenpaar nennt. In der historischen Legende gilt Fuh-hi (angeblich 2852-2738) als Gründer des Reiches, als Erfinder des Kalenders und der Schriftzeichen und Erzieher der Menschen zu gesittetem Leben. Ein aus der Tiefe kommender Drache soll ihn die 8 kwa gelehrt haben. Eine spätere Glosse bemerkt dazu:,,Das Weib ist die erste Quelle und die Wurzel alles Übels"2.

Der glückliche Zustand des Urmenschen.

Die Sündenfall-Geschichte setzt ein goldenes Zeitalter voraus, in dem die Menschen in Gottesnähe und Frieden lebten. Auch dieser Gedanke gehört der durch die Welt gewanderten einheitlichen religiösen Weltenlehre an und hängt zusammen mit der Lehre von den Weltzeitaltern, die eine glückliche Urzeit voraussetzt und durch Fluchzeit hindurch eine künftige neue Segenszeit erwartet (s. HAOG S. 214ff). Man hat gesagt3, der Mythos vom Frieden der Menschen atme die Sehnsucht eines kriegesmüden gealterten Volkes nach Ruhe und Frieden, das älteste Israel könne ihn also nicht erzeugt haben. Erzeugt hat Israel die Lehre vom goldenen Zeitalter nicht. Sie ist gemeinsamer Besitz der orientalischen Geisteswelt und fragt weder nach geographischen noch politischen Zuständen.

Das Gilgameš-Epos erzählt von einem Freunde des Helden, einem an Pan und Priapus erinnernden, am ganzen Körper behaarten Heros Engidu. Er ist das Geschöpf, das Aruru schuf, indem sie,,Lehmerde abkniff“ und „,ein Bild Anus schuf". Er ist ein Geschöpf von riesiger Kraft. „Mit den Gazellen zusammen frißt er Kraut, mit dem Vieh zusammen sättigt er sich (?) an der Tränke, mit den Fischen (eig. Gewimmel) im Wasser ist ihm wohl“?. Dem,, Jäger“ verdirbt er die Jagd. Aus Liebe zu den Tieren zerstört er Gruben und Fangnetze (?), so daß das Wild entkommt. Da wird ihm durch die List des Jägers, der sich vor ihm fürchtet, ein Weib zugeführt, das ihn verführt und ihn sechs Tage und sieben Nächte von seinen Gefährten, den Tieren, abzieht. Als er dann wiederkommt, weicht das Vieh des Feldes ihm aus, sein Vieh geht davon. Nun folgt Engidu dem Weibe und läßt sich in die Stadt Erech führen. Das Weib, die Engidu mit göttlicher Speise nährt und mit königlichem Wein tränkt und mit Feierkleidern bekleidet hat, erscheint in den folgenden Stücken des Epos (Tafel II, Jensen, KB VI, 1, S. 138f.) als die Ursache seiner Mühen und Leiden. An einer späteren Stelle wird berichtet, daß Engidu es verflucht hat.

1) Lüken, Die Traditionen des Menschengeschlechts2, 90 f.

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) HAOG S. 200 ff. Zur Erklärung des Textes s. mein Izdubar-Nimrod 1891 S. 15. 46; Jensen KB VI, 120 ff.

6) Das friedliche Zusammenleben von Menschen und Tieren 1 Mos 1 kehrt in der Endzeit wieder, s. u. Jes 11, 6-8, vgl. 65, 25; Hi 5, 23.

7) Vegetarische Ernährung ist nach Plato, Plutarch, Ovid auch bei den klassischen Völkern Charakteristikum des goldenen Zeitalters, s. Dillmann, Genesis 36.

Vom Urmenschen ist hier nicht die Rede. Aber eine gewisse Ideenverwandtschaft dieser Schilderung mit der Erzählung vom friedlichen Urzustande Adams wird man zugeben müssen'.

Die Folgen des Sündenfalls.

I Mos 3, 14: Auf dem Bauche sollst du kriechen, Staub (= Erde) essen dein Leben lang.

Der Fluch über die Schlange setzt voraus, daß die Schlange ursprünglich nicht auf der Erde kroch2. Die altorientalische Vorstellung kennt aufrechtstehende Schlangenungeheuer. Man vergleiche die Gestalt mit aufrechtstehendem Menschenleib und Schlangenunterleib Abb. 36 (und 37?).

Der Ausdruck,,Staub essen" ist bildlich gemeint, im Sinne von,,verflucht sein". Auch babylonisch ist die Redensart mehrfach bezeugt. Amarna Nr. 100, Z. 34-36 (VAB II, S. 452 f.) heißt es:

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,,Staub essen" ist

=

Abb. 37: Babylonischer Siegelzylinder, gefunden ge-
legentlich der Grabung in Susa von P. Toscanne.
Skolopender (Tausendfüßler mit Giftdrüsen) mit
Menschenkopf. Nach Revue d'Assyriologie IX, p. 18,
Fig. 9. Ist der Zylinder echt?

,,Es höre der König auf die Worte seiner treuen Diener und gebe Geschenk an seine Diener, während unsere Feinde zuschauen und Staub essen." Kot essen (arabisch kûl hara"). Kot aber ist das Element der Unterwelt. In der Höllenfahit der Ištar ist,,Staub" die Nahrung der Toten. Jes 1, 20 ist mit Winckler F. I, 290; OLZ 1901, Sp. 196 N n zu lesen (,,Dreck essen" im Gegensatz zu,,die Güter des Landes verzehren"). Mi 7, 17 ist die Redensart ,,Erde essen" in dem gleichen Sinne gebraucht wie 1 Mos 3, 14 (die Heiden sollen Staub

1) Jastrow, American Journal of Semitic Languages 1899, 193 ff.; P. Keil, Zur Babel- und Bibelfrage, S. 59f. Stade, Der Mythus vom Paradies und die Zeit seiner Einwanderung in Israel, ZAW 1903, 174 f., sagt von der naiven Erzählung: 1 Mos 2, 19ff. verhielte sich zu dieser Engidu-Erzählung wie ein lauterer Gebirgsquell zu einer verjauchten Dorfpfütze! Seine Ansicht, daß vielleicht die Engidu-Legende als eine Verunstaltung einer ursprünglich mündlich tradierten Sage vom Urmenschen und seinem Zustande sich charakterisierte, kommt auf die literarische Entlehnungstheorie hinaus, die wir für irrtümlich halten.

2) Luther sagt: sie muß aufrecht gestanden haben wie ein Hahn.

3) Oder frißt die Schlange etwa tatsächlich Staub? Sie nährt sich doch nicht von Vegetabilien, wie Dillmanns Erklärung merkwürdigerweise voraussetzt. Dann höchstens könnte von Staub fressen im wirklichen Sinne die Rede sein (s. meine Bemerkungen gegen Gunkel, Theol. Lit. Bl. 1905, Sp. 345 ff.).

4) Das Material gesammelt von Streck OLZ 1905, Sp. 490 f.

5) Arabisches Schimpfwort:,,friß Dreck"; s. Hartmann, OLZ 1902, Sp. 118. Jeremias, ATAO 3. Aufl.

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lecken). Ein Glossator hat es wörtlich mißverstanden und nach 1 Mos 3, 24 hinzugefügt: Wie die Schlangen, die am Boden liegen. Ebenso ist die Bemerkung Jes 65, 25, die der Segenszeitschilderung ein Fluch- und Unterweltsmotiv gegenüberstellt (falls es sich nicht um eine Glosse handelt), aus dem Mißverständnis heraus formuliert: aber die Schlange, Staub ist ihre Nahrung. Vgl. das Motivregister.

3, 15: Feindschaft will ich setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er trete dir nach dem Kopfe, du schnappe ihm nach der Ferse. Das Wortspiel mit (zweimal) läßt sich mit Hilfe des Lexikons nicht feststellen. Dem Sinne des Vorgangs nach muß so übersetzt werden. Der Schlangentöter sucht die Schlange durch den Kopftritt zu vernichten, sie verwundet ihn durch den Fersenstich. Als Ausgang des Kampfes ist jedenfalls Vernichtung der Schlange in Aussicht gestellt.

Das Wortspiel deutet ein symbolisches Mysterium an. Die beiden packen sich bei Kopf und Ferse. Das ergibt das Bild eines Ringes. Die beiden Kämpfer vertreten die beiden Hälften des Kreislaufes, ihrer lichten und dunkeln Hälfte. Wir werden das Bild noch zweimal bei der Geburt von Zwillingssöhnen finden (1 Mos 25, 24; 38, 28f.), deren Kampf im Mutterleibe die Gigantomachie abbildet (s. S. 315 u. 316). Luther hat genial den Schlangentreter in der Stelle gefunden. Auch er stellt ein Motiv des Drachenkampfes dar. Der Sieger tritt auf den Drachen (Ps 91, 13 s. HAOG S. 209, vgl. ib. Abb. 124). Endlich enthält auch die Verwundung der Ferse ein Drachenkampf-Motiv. Herakles wird beim Hydrakampf von einem großen Krebse, der der Hydra half (Sommersonnenwende), in den Fuß gebissen. Obwohl er ihr (der neunköpfigen Hydra) mit der Keule die Köpfe abschlug, so konnte er doch nicht zum Ziele kommen; war nämlich ein Haupt abgeschlagen, so wuchsen deren zwei hervor; vgl. Stucken, Astralmythen 24.

Die Schlange ist in der zugrunde liegenden Weltvorstellung einerseits das finstere Urchaos, aus dem der Demiurg die Welt erbaut hat, andrerseits die fortwirkende feindliche Macht, die der erwartete Erretter vernichten soll. Beides fanden wir in der babylonischen und in der persischen Lehre. Die biblische Weltanschauung erfüllt die Lehre mit neuem religiösen Inhalt und bedient sich ihrer zur Beantwortung der beiden Fragen: Woher kommt die Sünde? Wie wird die Rettung sich gestalten?

Der Spruch enthält die Gigantomachie. Die kirchliche Auslegung (zuerst wohl Irenäus) hat eine gute Witterung gehabt, wenn sie 1 Mos 3, 15 mit dem Drachenkampf der Offenbarung Johannis in Verbindung setzte und unsre Stelle das,,Protevangelium" nannte1.

Es ist durchaus nicht unmöglich, daß der Spruchbildner auch das Motiv vom Leiden des Erretters im Auge gehabt hat. Wie Tiâmat und Marduk, Set und Typhon stehen sich Schlange und Weibessame (vgl. Adapa als,,Menschheitssame" und den Sintfluthelden als ,,Bewahrer des Samens der Menschheit" S. 120, Z. 11) gegenüber. Das Paradies ist verschlossen. Der Drachentöter wird das Paradies und damit den Zugang zum Lebensbaum zurückerobern. In der Bildersprache der Apokalypse ist das Gesamtbild deutlicher. Der Erzähler der Urgeschichten hat die Züge verblaßt.

1) Das literarische Alter der Stelle ist hier gleichgültig; die Vorstellung, die zugrunde liegt, ist uralt. Es scheint fast, als ob der Schriftsteller seine alte,,Vorlage“ nicht mehr verstanden hat.

3, 17-19: Der überladene Fluchspruch ist aus J, und J, zusammengesetzt, wie Smend, Die Erzählungen des Hexateuch S. 18f. 27 überzeugend nachgewiesen hat.

Dornen und Gestrüpp soll es dir aufwachsen
lassen und du sollst das Kraut des
Feldes essen. Denn Staub bist du und
zum Staub sollst du zurückkehren.

Durch deine Arbeit sollst du sie nutzbar machen alle Tage deines Lebens. Im Schweiße deines Angesichts sollst du Brot essen, bis daß du zurückkehrest zu dem Erdreich, denn von ihm bist du genommen.

Nach J, gingen die Menschen vom Paradies in die Wüste und lebten als Nomaden. Dann gelangten sie nach Babylonien und bauten den Turm. Jahve sieht sich in seiner Weltherrschaft bedroht und zerstreut die Menschen (s. weiter S. 99). Nach J2 lebten die Menschen jenseits des Paradieses als Bauern (vgl. die babylonische Anschauung S. 8 oben). Um der Sünde willen vernichtete sie Gott durch die Flut (s. weiter S. 136).

3, 17: Verflucht sei das Erdreich um deinetwillen, durch deine Arbeit [in Mühsal] sollst du sie nutzbar machen. Statt ba abureka um deinetwillen ist wohl ba-abod-ka zu lesen, Sept. v tots toyois oov. In Mühsal (be'işşabon) ist sinnvolle Glosse. ist Motivwort der Fluchzeit, wie im Spruch des Lamech 5, 29. Während bisher der Natursegen von selbst sich einstellte im goldenen Zeitalter, muß jetzt die Erde mühsam bearbeitet werden1.

akâlu nutzbar machen, den Nießbrauch haben wird auch im Babylonischen in diesem Sinne gebraucht vgl. z. B. Cod. Hamm. 13a, 1: adi balṭat ikkal,,ihr Leben lang soll sie (die Schenkung des Mannes) nießnutzen", 15a, 13. 57. 73.

3, 24: Und er ließ vor dem Garten Eden die Kerube sich lagern und (die) Flamme des hin und her sich bewegenden Schwertes, zu bewachen den Weg zum Baume des Lebens.

Ein inschriftlicher Beleg für das entsprechende babylonische Woit kurîbu war lange nicht beizubringen. Lenormant wollte das Wort auf einem Amulett in der Collection de Clercq gelesen haben (s. KAT2 39). Ich habe s. Z. durch eine Korrespondenz mit Mr. de Clercq festgestellt (s. Roscher. Lex. Art. Nergal), daß bei dem genialen Lenormant der Wunsch der Vater der Entzifferung war.

Jetzt ist aber das entsprechende babylonisch-assyrische Wort gefunden. Asarhaddon sagt in einem in Assur gefundenen Texte (Messerschmidt, Keilschrifttexte aus Assur I, 69ff., vgl. Meißner OLZ 1911, Sp. 476), er habe zu beiden Seiten des Adyton des Assurtempels eine Laḥamu-Gottheit und eine Kuribu-Gottheit aufgestellt. Und in einem assyrischen Brief der Sargonidenzeit (Harper, Letters Nr. 1245, obv. 13, vgl. Klauber in Amer. Journal of Semit. Lang. XXX, Nr. 4, S. 272 ff.) wird die Vollendung von 50 ṣalmu ku-ri-bi 2 ṣalmu šarrâni pl dannûtipl (50 Bildwerke von Kuribu und 2 Bilder der mächtigen Könige), dem König gemeldet.

Der babylonische Kuribu entspricht auch sachlich dem biblischen Kerub. Im Asarhaddontext ist er göttlicher Wächter am Adyton, das den Gottessitz darstellt, wie hier an der Pforte des Paradieses. Es ist an Gestalten zu denken, wie wir sie von den Torlaibungen der

1) 5,29 bestätigt Lamechs Wort diese Auffassung; 8, 21: ich will die Erde [um des Menschen willen] nicht mehr verfluchen, ist um des Menschen willen vielleicht Glosse auf Grund der Lesung ba‍abur 3, 17. S. hierzu Winckler F. III, 389 ff.

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