Sinne nach dasselbe, was die heilige Maria bezeugte: Die hungrigen füllet er mit Gütern, und låsset die Reichen leer." Von diesem ersten nothwendigsten Erfordernisse zum þimmlischen Königs reiche weiß die Welt nichts, und es ist davon_in ihrer Sitten: und Tugendlehre mit keinem Worte die Rede. Eben so wenig von dem, was der Herr im folgenden Berse sagt: Selig sind, die da leid tragen, denn sie follen getröstet werden. Wir müssen arm seyn in uns selbst, ehe wir aus der Fülle Jesu Christi reich werden können, und müssen leid tragen, ehe wir zum Troste und zur Freude gelangen können. Unter dem Volke, das diese Rede zuhörte, war ohne Zweifel mancher geistlich Arme, der seine Armuth erkannte, aber nicht wußte, wohin er sich wenden solle, ihr ab. zuhelfen, es war ohne Zweifel mancher Leidende dars unter, manche beladene, betrübte Seele, die nicht wußte, wohin sie sich wenden solle, Trost zu suchen und zu finden. Wenn so eine Seele, die die satte Welt zertrat, oder verkommen ließ, aus dem Munde Jesu so ein Wort hårte: Selig die geistlich Armen, denn das himmlische Königreich ist ihrer! Selig die Leidtragenden, denn sie sollen getröstet werden! so war es ihr eine unaussprechliche Erquickung, ja, durch den Glauben, den es in ihr anzündete, der Anfang des ewigen Lebens. Solche Worte, solche Trostungen, solche Verheißungen gehören zu den holdseligen Worten seines Mundes, worüber das Volk sich wunderte, deren Milde und deren erquickende Kraft > auch die toheren Menschen empfinden mußten. Was die Welt hat und weiß und khrt, das ist nur für die Glücklichen; die Armen, die Elenden, die Leidens den gehen bei ihr ganz leer aus; fie hat nichts für fie,Sie läßt sie verschmächten. Aber der Herr, der vom Himmel herab gekommen war, zu suchen und feliq zu machen, was verloren 'ift sah sich mit dem Blick der Liebe und Erbarmung zu allererst nach den geistlich Armen, Elenden und Betrübten him, und offenbarte doch solche Worte des Lichtes und Trostes, wie er gegen sie gesinnt sen, daß er für sie zu aller: nächst da sey, daß er ihnen geben könne, was die Weld für keinen, aber für sie am allerwenigsten habe, und erweckte durch solche Worte ein Vertrauen zir sich in ihnen, wie sie noch zu keinem Menschen har: ten fassen tönnen. Und solche seine Goldfeligen Worte har der Herr der Herrlichkeit für die geistlich Armen, Elenden und Betrübten aller Zeiten, ihnen zum Trofte und zur Glaubenserweckung, im Evangelio' aufzeich nen laffen. 920 Welche Leidende sind es aber, die der Herr felig preiset? Solche, die über sich selbst leid trageń, in demkbrückenden Gefühl ihrer Geistesarmuth, und in der noch viel drückenderen Erkenntniß ihrer eigenen Sünde, Verkehrtheit und Versäumniß, ja der Sünde, wande, an dem menschlichen Geschlechte haftet und es unselig macht überhaupt, denen, da sich wovon der Herr im sechsten Verse redet, allerersten Beginn nach ber ihnen findet, Hunger und Durst nach Gerechtigkeit, dasjenige, bereits dem nämlich ein dem alles fündliche, der Gerechtigkeit entgegenstehende Wesen betrüber und wehe thut. Es giebt ein Leiden des Gemüths, eine Traurigkeit des Herzens, da der Mensch nicht seigentlich weiß, was ihn betrübet, so viel aber gewiß weiß, daß es nichts Irdisches, beine Sache und Angelegenheit dieser Welt ist; in seiner Seele ist etwas rege geworden, ein Bedürfniß, ein Verlangen, und alles, was ihn sonst vergnügte und sättigte, das will nun nicht mehr hinreichen, ̈es ist ihm, als ob die ganze Welt ihn nicht vergnügen Lönnte diesem innern Leiden liegt ein tiefes Gefühl von der Nichtigkeit alles vergånglichen Wesens und eine Ahndung von der Ewigkeit,& ein verborgener Hunger und Dürst nach Gott und ewigem Leben zu Grunde. Solche Betrübte, folche Leidtragende, für die die Welt nichts: hat, die preiset Jesus selig. Selig die da leið tragen! denn sie follen getröstet werden. Auf dem Worteste liegt hier bundlin den folgenden Versen ein Nachdruck; sie, die fo beschaffen sind, sind selig, sollen getröstet werden u. s. w., die, deren Beschaffenheit das Gegentheil ist, sind un felig, sollen nicht getröstet werden, follen die Erde nicht erben u. f. w." Sie sollen getröstet werden! Die götts liche Traurigkeit wirkt zur Seligkeit, eine Rene, ,,die Niemanden gereuet; die Traurigkeit aber der Welt wirket den Tod." (2 Cor. 7, 10.) Die Freude der Welt ist toll, und die Traurigkeit der Welt ist fürchterlich. Da ist kein Licht und kein Trost, keine Hoffnung und keine Hülfe; es ist ein finsteres, trostloses Hinstarren in Nacht und Ver: · XVI. Matth. 5, 5-7. „Selig sind die Sanftmüthigen, denn sie werden das Erdreich befißen. Selig find, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden. Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzig= keit erlangen." Diese Seligpreisungen unfers Herrn sagen dem Sinne nach das nämliche, was die apostolische Ermahnung und Ermunterung allgemeiner sagt:,,Rehmet immer „‚zu in dem Werke des Herrn, sintemal ihr wisset, ,,daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.“ (1 Cor. 15, 58.) Jesus Christus, der Herr, preiset zuerst die geistlich Armen felig, d. b. solche, die ihre geistlichen Bedürfnisse, Mängel und Hülflosigkeiten einsehen und sich an ihn als an den wenden, wos durch denselben abgeholfen werden kann. Dann preis set er selig diejenigen, die da leid tragen über ihre Sünden, Thorbeiten und Versäumnisse, und also ihr gesammtes Verderben tiefer erkennen. Dabei läßt er |