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hohem Maaße haben, der nur dem allerersten Anfange nach ein Christ ist, und mit seiner Heiligung noch nicht einmal den Anfang gemacht hat. Nein, die Barmherzigkeit, von der unser Herr hier redet, und bie er so hoch über die Sanftmüthigkeit und über die Gerechtigkeit hinauffeßt, ist etwas ganz anderes und Höheres. Wenn ein Christ eine solche Liebe har, daß er die Lasten Anderer trägt, daß er frenides Elend und Leiden ansieht und dabei empfindet, als wäre es sein eigenes, und alles, was er fann, thut, és zu heben oder erträglich zu machen; wenn er in allen dem, was den Nächsten betrifft, eine solche feine, jarte Empfindung sich zu eigen gemacht, und eine folche Liebe erlangt hat, daß er darauf bedacht und darüber bemüher ist, den Nächsten zu bessern, feine Leiden zu entfernen oder zu leichtern, seine Freuden zu befördern und zu vermehren, und dabei feine Urs beit, keine Beschwerde, keine Unkosten scheuet; wenn er eine solche Liebe gegen den Nächsten hat, daß er nach Gottes Willen und darum, weil es Gott will, bei Erforderung der Umstände sich selbst gern in Noth begåbe, um Andere aus der Noth zu helfen, daß er gern um Gottes Willen Schimpf und Schande und Schaden sich gefallen ließe, um nichts wider Gottes Willen zu thun oder zu lassen, in beständiger Auss übung sich selbst erniedrigender, bessernder Liebe auch gegen die schlimmsten Leute;wenn er, wie es Jes fais 58., wo diele Züge dieser Barmherzigkeit beschries ben sind, (man mus es aber geistlich verstehen) heißt: wegreißt allerlei geistliche Last, wenn er den geistlich

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Hungrigen finden läßt sein Herz und die elenbe Seele såttigt, wenn er eine solche zårliche Liebe gegen Ans dere hat, daß er Niemand bei sich mit Argwohn oder Forderungen beschwert, noch mit Fingern zeiget, niemals namentlich den einen Menschen auf die Feh ler des andern aufmerksam macht, noch übel redet, oder etwas Nachtheiliges, Beschämendes, ohne übert wiegende Ursache erzählt, dann ist er barmherzig; dann ist er dem Bilde des himmlischen Vaters åhnslich, wie der Sohn Gottes fagt: „Sehd barmherzig, ,,wie auch euer Vater barmherzigift!“ (kuk, 6, 36.)

Von diesen Barmherzigen sagt die Schrift: 4, Wen ,, der Barmherzigkeit und Güte nachjagt, der findet ,,das Leben, Barmherzigkeit und Ehre.“ (Sprüchw. 21, 21.) Und das saat auch der Herr Jesus: felig preiset er diese Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen! Die Barmherzigkeit, die solchen göttlich gesinnten Menschen in jener Welt wiederfährt, ist gar nicht mit der Vergebung der Sünde zu vermengen. Diese, die Vergebung ihrer Sünde, haben sie vorlångst und schon damals erhalten, als sie, arm an Geist und leidrragend, ihre geistlichen Bedürfnisse zuerst erkannten, über ihre vormaligen Sünden und Verfäumnisse bekümmert waren, und in dem Namen Jesu Christi, unsers Mittlers, um Vers gebung baten, so lange baten, bis sie dieselbe erhiels ten; und sie hätten sie behalten, wenn sie damals auch gestorben wåren, ehe sie diese himmlische und göttliche Barmherzigkeit gelernt hatten. Die Barms herzigkeit, die diesen Barmherzigen verheißen wird,

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ist von vnaussprechlich höherer Art. Sie bedeutet eine besondere Zärtlichkeit der Liebe Gottes und Christi, und der Engel und aller Bewohner aller Himmel. Wo solche Barmherzige hinkommen, das wird sich die ganze Schöpfung, da werden alle Engel und alle Seligen sich beeifern, ihnen Ehrenzunerweisen : und Freude zu machen; ja, der Herr der Herrlichkeit und Gott selbst wird sie ehren und wird sie erfreuen; ihre Liebe wird ihnen überschwenglich mit Liebe vers golten werden! Mit ewiger, ewig sich erneuernder, und ewig wachsender Freude, mit ewiger Lobpreifung des Reichthums und der Herrlichkeit Gottes und Christi werden sie es erkennen, daß ihre Arbeit in dem Herrn nicht vergeblich gewesen ist.

XVII.

Matth. 5, 8

„Selig sind die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Selig find die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen."

Von einer Stufe der Heiligung führe die himmlis

sche Lehre zu einer andern noch tiefern hinunter, oder, von einer Stufe der Demuth und der sich selbst ers niedrigenden bessernden Liebe zu einer andern noch ties fern hinunter, und von einer Stufe der Seligkeit zeiget das Wort der Verheißung zu einer andern noch höheren und herrlicheren hinauf. Beides steht mit einander in unauflöslicher Verbindung und macht zus sammengenommen ein Evangelium aus, nicht nur die Verheißung so vieler besonderer Seligkeiten, sondern auch die Bedingungen, die damit verbunden sind, oder, der Unterricht von den mancherlei besondern Beschaf fenheiten und Vortrefflichkeiten, die von Seiten des Menschen dazu erfordert werden, die er sich zu eigen gemacht haben muß, wenn er dieser Seligkeiten, theils haftig werden will. Es ist nicht nur erfreulich, daß

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es heißt: Sie werden die Erde erben! sie' werden Barmherzigkeit erlangen! sie werden Gott schauen! es ist auch eben so erfreulich, wenn dazu die Sanftmuth und die Gerechtigkeit, und die Barmherzigkeit, und daß man reines Her: zens werde, erfordert wird; d. h. es ist hocherfreus

durch die Un Lei dem Glauben an Jesus Christus

des Christenthums werden kann,

was man vön Natur nicht ist, und durch die Natur nicht werden kann: sanftmüthig, nämlich wie Christus war, wenn man auch von Natur der allerzornmüthigste Mensch wåre; daß man von aller, auch der aller: feinsten Ungerechtigkeit erlöset, und mit aller himmlis schen Gerechtigkeit erfüllet, und barmherzig werden fann, wie der Vater im Himmel barmherzig ist, und daß man reines Herzens werden kann. Denn was hülfe alle äußerliche Seligkeit bei innerlicher Unselige keit? Was hülfe z. B. die Seligkeit, die denen vers heißen wird, die sanftmüthig werden wie Jesus Chri stus war; was hülfe ein unvergångliches, unbefleckies, unverwelkliches, eigenthümliches himmlisches Erbe auf der neuen Erde, wo Gerechtigkeit wohnet, wenn man dabei die innerliche Unseligkeit der Unsanftmüthigkeit behielte, die drückende Abhängigkeit von Leidenschaft und Empfindung; nicht endlich aus diesem Zustande der Ebbe und Fluth, der beständigen Abwechselung guter und übler, heiterer und trüber Stimmungen des Gemüths herauslâme, und einen durch die Wahrheit geordneten, gleichen, festen, fanften Charakter, den Stillen und farsten Geißt, der köstlich vor Gott ist,

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