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Durch diesen traurigen Mangel an Erkenntniß wird das Höchste und Erfreulichste, was das Evange; lium enthält, vernichtet, als ob es nicht da wäre. Das Ganze der großen Anstalt Gottes zu unserer Seligmachung nicht allein, sondern auch zu unserer Herrlichmachung, wird darin gefeßt, daß ein Christ ein begnadigter Sünder werde und bleibe, der dem Sohne Gottes feine: Begnadigung, dem Tode aber erst die wirkliche Befreiung von der beschwerlichen Sünde zu verdanken habe. Daß wir aber durch diese Anstalt Gottes, nach der Schrift, Erstlinge der Creas turen, die vortrefflichsten unter allen Geschöpfen, hö her als die Engel, die Priester und Könige des Alles umfassenden Reiches Gottes, zum Segen aller Ger schlechter der Erde, zu Lobe der Herrlichkeit Jesu Christi, werden sollen, und um das einst seyn zu fön nen, heilig, innerlich herrlich, vollkommen in der Liebe, wie unser Vater im Himmel, dem Bilde Jesu Christi in Sanftmuth und Demuth gleich, durch geistliche Wunder, durch. Verwandlung des lebens digmachenden Geistes, bei Anwendung alles unsers Fleißes, werden sollen, das Alles wird angesehen oder übersehen, als wenn es nicht da wäre.

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Die Veranlassung zu dem traurigen Irrthum, daß ein Christ in diesem Leben von der Sünde nicht frei werden könne, hat wohl die Verwechselung der Begriffe, Sinnlichkeit und Sündlichkeit gege ben, nachdem die wahre Erkenntniß von der Heilis gung, und was eigentlich Heiligkeit ist, durch selbsterwählte Geistlichkeit, durch klösterliche, durch möns

chische Heiligkeit verdrängt war. Man sah, daß die Sinnlichkeit im Menschen nicht aufhört; (wie sie dennseiner Natur nach nicht in ihm aufhören kann, und wir ewig, wie auch die Engel, sinnlich bleiben) und da man nun einmal die Sinnlichkeit für Sünde hielt, so mußte man freilich wohl behaupten, die Sünde bleibe auch bei dem Christen und sey unüberwindlich, nur der Tod könne davon befreien. Aber, Sinnlich: keit und Sündlichkeit sind zwei ganz verschiedene Dinge *).

*) Weil es Menschen giebt, die mit ihrer Zunge Gott låstern und ihren Nächsten verläumden, soll darum aller Gebrauch der Zunge (und das ist doch Sinnlichkeit) Sünde feyn? Weil es Augen voll Ehebruchs giebt, foll darum aller Gebrauch der Augen (und das ist doch Sinne lichkeit) Sünde seyn? Weil es Trunkenbolde giebt, soll darum aller máßige, mit Freude verbundene Genuß des Weins, den Gott aus der Erde bringt, daß er erfreue des Menschen Herz, (und das ist doch Sinnlichkeit) Sünde feyn? Die Sinnlichkeit an sich ist keine Sünde; fie dauert auch im Himmel himmlisch fort; denn auch. im Himmel werden wir wieder einen organischen Körper mit solchen Sinnen haben, wie sie sich für jene bessere Welt schicken. Schen, hören, reden, riechen, schmekken, fühlen, ist an sich nicht Sünde. Mit Mäßigkeit und Freude effen und trinken, in der Ehe ehelich leben, ist keine Sünde. Fressen, saufen, huren, sind ganz andere Dinge, an die hier nicht gedacht, und von denen hier nicht geredet wird.

Diese Note entschuldige der bessere Leser, für den fie unnöthig und nicht da ist. Sie steht da auf dem Fall, daß__ein schlechter Mensch mit bösem Willen dies Buch in die Hand bekäme,

I. Bd.

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IV.

Matth. 1, 22. 23.

Das ist aber alles geschehen, auf daß erfüllet würde, das der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: Siehe, eine Jungfrau wird schwanger seyn, und einen Sohn gebähren, und sie werden seinen Namen Emanuel heißen, das ist verdolmetschet: Gott mit uns."

Nachdem

achdem Matthäus die Geschichte der Geburt Jesu Christi erzählt hat, so fügt er hinzu:,,Das ist aber ,,alles geschehen, auf daß erfüllet würde, was ,,da gefagt ist durch den Propheten u. f. w." Es ist hier nichts Willkührliches, nichts Unbestimm: tes, das auch anders hätte geschehen können, es geht hier, bei dieser Person und in diefer Sache, ganz und gar nach der Schrift, so sehr, wie es auch die Besten unter Euch, Israeliten, schwerlich erwar: tet hatten.

Wenn die Evangelisten in der Geschichte von dem Wandel des Sohnes Gottes auf Erden den Ausdruck

gebrauchen: Auf daß erfüllet würde, und dabei Stellen aus den Schriften des Alten Testamento' ans führen, so ist das nicht ihre Meinung, was man ihnen jet willkührlich, grundlos und unredlich als ihre Meinung aufdringt, daß sie nur auf eine unges fähre entfernte Aehnlichkeit zwischen jenen Aussprüchen der prophetischen Schrift, die sie anführen, und dies. fen Begebenheiten, die sie erzählen, hindeuten, nur fagen wollen: Hier kann man anwenden, was da oder dort geschrieben steht; hier mag man wohl sagen was dort der Prophet sagt, u. dgl. nein, sie sehen vielmehr diese Begebenheiten als durchaus nothwens dige, bestimmte, längst vorhergesagte Erfolge an, die so geschehen mußten, nicht anders geschehen konnten, und nicht ausbleiben durften um der Wahrheit Gots tes willen. Sie glaubten, daß bei jenen Aussprüchen schon auf diese Begebenheiten gesehen sen; daß man, ehe diese Begebenheiten geschaben, das Recht hatte, fie gerade so, wie sie sich zutrugen, zu erwarten, und daß man sie so habe erwarten müssen, in sofern man jene Aussprüche für göttlich þielt, und an Gottes, Wahrhaftigkeit nicht zweifelte. Oft aber führen sie Aussprüche der Propheten an, die zu der Zeit, als die Propheten sie vortrugen, ohne Zweifel von das mals gegenwärtigen oder sehr bald erfolgenden Beger benheiten erklärt wurden, und auch nach der Absicht Gottes davon erklärt werden sollten. Aber die götts liche Absicht, der Sinn Gottes bei einem solchen Worte Gottes reichte weiter in die Zukunft hinaus, und verfaßte die Offenbarung also, daß sie damals

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nur im Kleinen, und fast nur uneigentlich, durch die Geschichte des Messias aber im Großen, und im eigentlichen Sinne erfüllet wurde, und das Nahe, das bald Erfolgende, Kleine, zum Symbol, Bilde und Unterpfande des Fernen, Zukünftigen, Großen dienen konnte und sollte. Von dieser tieferliegenden Absicht Gottes, von diesem verborgeheren Sinn gewisser, durch kleinere Begebenheiten zu ihrer Zeit schon im Kleine: ren erfüllten göttlichen Aussprüche in den Propheten, wovon auch die Juden überhaupt etwas wußten, und in früheren Zeiten Manches davon ganz richtig auf den Messias hindeuteten, sind die Apostel und Evan: gelisten durch eben den Geist belehret worden, durch welchen die Propheten zu jenen Aussprüchen und zu ihrer Erkenntniß zukünftiger Dinge gelangten. Uebriz gens ist bei einem Christen gar keine Frage mehr, wie er eine Stelle des Alten Testaments verstehen soll, wenn er darüber eine Auslegung eines Apostels oder Evangelisten hat, und er zweifelt so wenig an der Wahrheit und Richtigkeit einer solchen Auslegung, als er thun würde, wenn sie der Herr Jesus Christus in höchsteigener Person ihm gegeben hätte; denn die Worte der Apostel und Evangelisten haben denselben Werth, den die Worte des Herrn der Herrlichkeit selbst haben. Wer sie höret, der höret ihn, wie er selbst gesagt hat; und wer sie verachtet, der verach tet ihn.

Das alles läßt sich nun auch auf die hier befind: liche prophetische Stelle, und auf ihre Anführung von Matthaus zu dieser Geschichte mit diesem Ausdruck:

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