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,,scheinbare Vielgötterei" bezeichnet1). Anders gestaltet sich natürlich der Indische Kultus auf dem Standpunkte der wahren Erkenntniss. Auf diesem hat weder die sichtbare Welt mit ihren mannichfaltigen besonderen Formen des Seyns, noch daher auch einer der besonderen Götter Wirklichkeit, sondern nur das Eine reine Seyn, sat oder das Brahma; das reine Seyn aber wird in der Indischen Theologie mit Bestimmtheit aufgefasst, wie bereits dargelegt worden, als ,,reine Intelligenz und reines Denken," daher auch als reines oder abstraktes Ich2). Aus dieser Erkenntniss der völligen Einheit des reinen Seyns und Denkens, welche von Karl Windischmann mit Recht,,das tiefste Mysterium" und der Angelpunkt des Brahmanischen Glaubens" genannt wird3), fliesst der bekannte Kultus der Indischen Joga: dass die Frömmsten des Volkes durch unsägliche Mühen und Martern streben das Bewusstsein der gesammten Sinnenwelt, auch des eigenen sinnlichen Daseins als Nicht-Seyns und leeren Scheines, zu vernichten, und aufzugehen in reines leeres Denken oder inneres Schauen, indem sie meinen, so seien sie Eines mit der Gottheit. Diejenigen bei uns, welche in diesem Thun und Meinen eine reine Narrheit erblicken wollen, mögen sich zugleich mit Hegel abfinden, der in seiner Logik von dem reinen Seyn, das eben die Indische Gottheit ist, wörtlich schreibt, wie folgt: „Es ist die reine Unbestimmtheit und Leere; es ist nichts in ihm anzuschauen, wenn von Anschauen hier gesprochen werden kann, oder es ist nur dies reine leere Anschauen selbst; es ist ebensowenig etwas in ihm zu denken, oder es ist eben nur dies leere Denken+)." Darum hat Hegel, weil er den Begriff des reinen Seyns ganz ebenso, wie die Wedantinen, auffasst, auch den eigentlichen Sinn der Indischen Joga schon richtig erkannt, indem er von jenem leeren Denken oder innerlichen Schauen,,,was der Indier, wenn er äusserlich bewegungslos, und ebenso in Empfindung, Vorstellung, Phantasie, Begierde u. s. f. regungslos jahrelang nur auf die Spitze seiner Nase sieht, nur Om, Om, Om innerlich in sich, oder gar Nichts spricht,

1) Colebrooke 1. c. in d. As. Res. T. VIII, p. 494: The seeming polytheism, which it (the Indian scripture) exhibits, etc. Die drei Hauptgötter, Brahmâ, Wischnu, Schiwa, sind auch nach ihm nur the three principal manifestations of the divinity.

2) Colebrooke On the philosophy of the Hindus in d. Transact. T. II, p. 26, hier oben S. 40, Anm. 3).

3) K. Windischmann Die Phil, im Fortg. d. Weltgesch. Th I, Abth. IV, S. 1737. Vgl. ebend. S. 1735 ff.

') Hegel Wissenschaft d. Logik B. I, S. 78 d. Ausg. 1833. Vgl. Encyclopädie d. philos. Wiss. 8. 86.

Brahma nennt," ausdrücklich bemerkt:,,Dieses dumpfe leere Bewusstsein ist, als Bewusstsein aufgefasst, das Seyn1)." Dass eben dies der Sinn der Indischen Joga ist, wird durch die heiligen Urkunden des Volkes über jeden Zweifel erhoben; denn mit der vollsten Bestimmtheit wird in ihnen gelehrt, das reine Seyn oder das Brahma, die Gottheit, könne nicht eigentlich Gegenstand des Denkens oder Wissens sein, weil es das reine Denken oder Wissen selbst sei; es könne nicht anders erfasst werden, als durch völlige Ausleerung des Bewusstseins zum reinen gegenstandlosen Denken oder inneren Schauen oder zum reinen abstrakten Ich, wobei dann der Denkende uud das Gedachte und das Denken selbst völlig Eines sei. So erkennt Sadananda als das letzte Ziel alles Wissens ausdrücklich,,die Auflösung der Trennung in Wissendes, Wissen und Zuwissendes"; und ebenso die Upanischaden, nach Karl Windischmann: „,dass jede Zweiheit verschwinde, dass das Subjekt im Objekt und umgekehrt, sich aufhebe";,,der geringere Weg der Erkenntniss ist also der, worauf der Betrachtende den Denkenden, den Gedanken und das Gedachte als verschieden weiss, und hierin sich vertieft; wenn er diesen Weg zurückgelegt hat, gelangt er auf den höheren, wo er den Denkenden, den Gedanken und das Gedachte als Eins weiss, wo die Scheidung schwindet, und Brahma allein zurückbleibt." Und desshalb behauptet denn auch Sadananda, in Uebereinstimmung mit den Upanischaden: „Der Brahmawissende wird selbst Brahma)." Also ist die Joga, die wundersamste Erscheinung des Indischen Lebens, von welcher auch Braniss ganz richtig urtheilt, dass in ihr sich,,das innerste Wesen des Indischen

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1) Hegel Wiss. d. Logik B. I, S. 97.

2) Oupnek hat T. II, p. 337: „Id in cogitationem non intrat." Ib. T. II, p. 222:,,Siquidem atma in cogitationem non intrat, cogitatio ad illum non pervenit, quia e cogitatione celsior est: ipso hoc modo etiam non est, quod in cogitationem non intret; nam is forma omnium cogitationum est." Ib. T. I, p. 174:,,Ille, forma scientiae, cum qua re scitus fiat?" Ib. T. I, p. 390:,,Eum e kian puro et cognitione pura possunt obtinere" Ib. T. II, p. 230:,,Eum e cognitione pura, ipsum cum ipso possunt obtinere." Ib. T. II, p. 117:,,Id cum to rejectum monstrare (rejiciendo) quidquid praeter id (est), cum cogitatione recta, et seipsum formam ejus to scire (sciendo) possunt invenire." Ib. T. II, p. 215:,,Tempore quo tu et id, et id et tu e medio evanescit, et similem to akasch (actheri) omni loco seipsum homo diffusum scit, et subtilem scit, et immunem ab omni et unicum scit, et hast (existens, ov) purum scit, illo tempore atma illud dicunt.“ Ib. T. II, p. 293:,,Oportet quod intelligentem et intellectionem et intellectum factum (rem comprehensam) unum cognoscas.“ Atma-Bodha § 41, trad. p. Pauthier:,,Absorbé dans ce grand Esprit, il n'observe pas la distinction de percevant, perception, et objets perçus; il contemple une exi

Geistes" herausstelle1), der klare Ausfluss der dargelegten Indischen Grunderkenntniss und aus ihr ganz einfach verständlich. Dazu kommt, dass aus derselben Grunderkenntniss, aus der Auffassung der Gottheit als des reinen Seyns, das völlig Eines sei mit dem reinen Denken oder abstrakten Ich, in dem alles sinnliche Dasein ausser ihm, und damit auch jede Empfindung und jede Bestimmung des Willens durch dasselbe, verneint ist, auch das Bewusstsein der verneinenden oder abstrakten Freiheit hervorgeht 2), welche den Indischen Begriff des höchsten Gutes und den gemeinsamen eigenthümlichen Gipfel bildet, in dem sich alle Indische Sittlichkeit vollendet. Denn so bezeugt Othmar Frank in vollem Einklange mit den uns vorliegenden Urkunden, dass in allen Indischen Schulen der Philosophie,,Freiheit des Geistes," versteht sich, abstrakte Freiheit, Erlösung aus allen Einwirkungen und Fesseln der Sinnlichkeit, ,,höchster Zweck ist;" und Colebrooke:,,Ein glücklicher Zustand unerschütterlicher Apathie ist das höchste Gut, welches der Indier erstrebt; darin kommen selbst die Dschainen und die Buddhisten mit den rechtgläubigen Wedantinen überein 3)." Ja wir sehen, dass die Indier den Begriff der abstrakten Freiheit, welche sie als das höchste Gut erkennen,

stence infinie, qui est rendue manifeste par sa propre nature." Vgl. Sandananda Vädanta Sara S. 38 f. d. Ausg. v. Othmar Frank. Karl Windischmann Die Philos. im Fortg. d. Weltgesclr. Th. I, Abth. IV, S. 1464. Daher Mundaka ap. Frid. Windischmann p. 118:,,Is, qui summum illud Brahma scit, Brahma fit." Vgl. Sadananda a. a. O. S. 5. Oupnek hat T. I, p. 128 u. 262.

1) Braniss Gesch. d. Philos. seit Kant, Th. I., S. 45. Nur hat Braniss auch diese Erscheinung nicht aus dem wirklichen urkundlich erweislichen Denken der Indier, sondern aus eigener, wenn auch sinnreicher, Erfindung erklärt.

2) Wie Hegel in s. Encyclop. d. philos. Wiss. §. 86 das reine Seyn, d. i. das Indische Brahma oder sat, darstellt als,,reines Denken oder Anschauen," daher als Eines mit dem reinen Selbstbewusstsein oder Ich Ich, so schreibt er § 424 auch wieder von dem reinen Selbstbewusstsein:,,Der Ausdruck von diesem ist Ich Ich; abstrakte Freiheit." Ganz ebenso lehrt Sankara b. Frid. Windischmann 1. c. p. 127 von dem Brahma oder sat, welches eben Eines ist mit dem reinen Denken oder reinen Selbstbewusstsein:,,liberatio appellatur."

3) Othmar Frank Vjasa S, 39. Colebrooke 1. c. T. I., p. 566: A happy state of imperturbable apathy is the ultimate bliss (ananda), to wihch the Indian aspires: in this the Jaina as well as Bauddha concurs with the orthodox Vedantin. Colebrooke bemerkt dabei: All concur in assigning for its attainment the same term, mucti or - mocsha, with some shades of difference in the interpretation of the word: as emancipation, deliverance from evil, liberation from worldly bonds, relief from further transmigration, etc. Many other terms are in use, as synonymous with it, and so employed by all or nearly all of these sects, to express a state of final release from the world.

auch selbst in einem besonderen wunderbar eigenthümlichen Leben verwirklichen, nämlich in dem der Sanjasi'n oder Entsagenden, der eigentlichen Gymnosophisten, welche alle Güter der Welt als leeren Tand und jedes Begehren nach ihnen als reine Thorheit und als Knechtschaft aufgeben, auch die Bande, mit denen sie an Heerd, Weib und Kinder, Brüder und Freunde gekettet sind, zerreissen, und so als fromme Bettler ohne irgend eine feste Wohnstätte, denn auch diese wäre eine Fesselung, während der Nacht am liebsten an öden Orten, insbesondere auf Begräbnissplätzen, in vollkommener Gleichgiltigkeit gegen alles Daseiende hinleben, nach der Vorschrift der Wedas fast völlig nackt, blos ausgestattet mit einem Bündel oder Ranzen, worin sie das Allernöthigste, namentlich ein Geschirr zum Wassertrinken, mit sich führen, und mit einem Stock in der Hand 1). Und selbst das Allernöthigste, das sie mit sich führen, sollen sie nach den Wedas, wenn sie die höchste Stufe der Entsagung gewinnen wollen, von sich werfen, selbst das Geschirr zum Wassertrinken, und sollen sich statt dessen der hohlen Hand bedienen 2).

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Die dargelegte Grunderkenntniss der Wedantinen bildet aber nicht nur die wirkliche Angel des grundeigenthümlichen religiösen und sittlichen Lebens der alten Indier, sondern erweist sich auch als die gemeinsame Wurzel der übrigen mannichfaltigen Geistesrichtungen und Auswüchse der Indischen Entwickelung. Darunter gehört erstlich die höchst merkwürdige Schule der Njajiker oder Indischen Dialektiker, welche, wie schon Karl Windischmann richtig bemerkt, ursprünglich

1) Oupnek❜hat T. II., p. 279 sq.: (Sanjasi) ut liberos (et uxorem) et socium et amicum et propinquum et fratrem praeteriit et tov kakl et zonae et toỡ legere (librum) Beid, quòd praeter Oupnek'hat sit, derelictionem fecit, tò Brahmand, quòd totus mundus sit, derelinquat: et aliquid, quod cum se custoditum habet; unum frustum (panni) propter tegumentum pudendorum, et unum lignum (baculum) propter tò pellere malum damni: et si timorem frigoris non habuerit, frusta vetusta, quòd homines projecerint, illa ut collecta fecit et simul juncta fecit, propter to tegere (corpus) servata habeat: unum vas ligneum vel argillaceum propter vò comedere aquam quòd necessarium est, custoditum habeat." Ib. T. II., p. 283:,,Et ei una sedes propria et specificata non est: omni loco quòd vespere fiat, in illo loco (noctem) transigat, domus ejus est. Et si una nocte etiam vult (quòd in) loco sit, in aedificio sit, quòd illo loco mortuos urunt, id est, in caemeterio sit, vel in desolatis locis, vel sub arbore e deserto." Vgl. As. Res. T. I, p. 34 sq.

2) Oupnekhat T. II., p. 280:,,Modus excelsus hoc est, quòd operimentum superius, et tegumentum pudendorum, et vas aquae bibendae aptum, et baculum etiam projiciat, et rò legere Oupnek'hat etiam praetereat (cesset)." Vgl. Clem, Alex Strom. I., 15. p. 359. ed. Potter. dwę raïs xeqoi nívovow.

aus der Nöthigung hervorgegangen ist, und den Beruf gehabt hat,,,den alten Schatz der Lehre," versteht sich, der Wedantinen, ,,gegen feindselige Angriffe zu schützen 1)." Darunter gehört ferner das ganze Heer der Tscharwaken und anderen Indischen Sophisten mit ihrer falschen Dialektik und Rhetorik, welche das Eine reine Seyn der Wedantinen leugnen, und nur das Nicht-Seyn derselben oder die Welt der Maja, des leeren Scheines, gelten lassen; zu denen auch die Njajiker in ihrer Ausartung gerechnet werden müssen, da sie in dem Drama: der Mondesaufgang der Erkenntniss, geschildert werden als solche,,,welche mit Syllogismen sich befassen und von Prinzipien und Elementen sprechen; welche in Sophisterei sich ergötzen und den Verstand des Volkes verwirren; welche disputiren um zu siegen und die Schuld des Irrthums, auf die Meinungen Anderer zu bringen 2)." Darunter gehört auch die Indische Atomenlehre in ihren verschiedenen Formen, welche ohne Zweifel aus dem Bedürfniss entsprungen ist, die Vernunfterkenntniss der Wedantinen mit dem Widerspruche der sinnlichen Wahrnehmung zu versöhnen, und daher, alles eigentliche Werden mit ihnen leugnend, das Eine der Wedantinen, das reine Seyn oder Brahma, in unendlich viele Eins, die Atome, zerlegt hat, aus denen durch blosse mannichfaltige Verbindung die sichtbare Vielheit und Mannichfaltigkeit des Seienden entstehe 3). Das ist in kurzem Auszuge das Allerwesentlichste der geistigen Entwickelung der alten Indier. Das Genauere und Ausführlichere enthält der zweite Theil der Einleitung in das Verständniss der Weltgeschichte.

1) Karl Windischmann Die Philos. im Fortg. d. Weltgesch. Th. I., Abth. IV., S. 1898, der dort S. 1895 ff. ausführlich über diese Schule handelt. Vgl. dazu Colebrooke 1. c. in d. Transact, T. I., p. 92 sq. P. v. Bohlen Das alte Indien B. II., S. 316 f. Othmar Frank Vjasa S. 40.

2) Othmar Frank Vjasa S. 42. Karl Windischmann a a. O. Th. I., Abth. IV., S. 1940 ff. Colebrooke 1. c. in d. Transact. T. II., p. 567 sq. Prabodh chandrodaya, or the Moon of intellect. transl. by J. Taylor, p. 82.

3) Colebrooke 1. c. in d. Transact. T. 1., p. 551 sq.: the doctrine of atoms, which the Jainas have in common with the Bauddhas and the Vaiseshikas (followers of Canade). Ib. T. I., p. 104: Material substances are by Canade considered to be primarily atoms, and secondarily, aggregates. He maintains the eternity of atoms. Ib. T.I., p. 551: They (the Digambara Jainas) assign for the cause (carana) of the world, atoms, which they do not, as the Vaiseshicas, distinguish into so many sorts as there are elements, but consider these, viz. earth, water, fire and air, the elements by them admitted, as modified compounds of homogeneous atoms. Ib. T. I., p. 559 sq: The Bauddhas do not, with the followers of Canade, affirm double atoms, triple, qua

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