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weil Julianus Apostata behauptet hat, I Mos 11, 1-9 sei dem griechischen Mythus entlehnt.

Eine babylonische Turmbauerzählung in Keilschrift ist bisher nicht gefunden. In meiner Monographie Nebo bei Roscher, Lexikon III, 54 f., habe ich den aus Smith-Delitzsch, Chaldäische Genesis stammenden immer wieder auftauchenden Irrtum nachgewiesen. Der herangezogene Text K 3657 (Bezold Cat. 2, 552) hat nichts mit dem Turmbau zu tun.1 Es ist auch kaum anzunehmen, daß eine solche Erzählung in Keilschrift gefunden wird. Die Pointe des Turmbaus richtet sich gegen das stolze Babylon. „Das ist die große Babel, die ich erbaut habe“ Da 4, 27, bezeichnet sprichwörtlich den babylonischen Hochmut (vgl. die mit den Turmbauten verknüpfte Redeweise:,,bis an den Himmel soll die Spitze reichen", S. 171). Der Ursprung der Geschichte ist jedenfalls außerhalb Babylons zu suchen. Stades Hypothese, der hebräische Erzähler habe eine literarisch fixierte babylonische Vorlage benutzt, erscheint von vornherein unhaltbar. Die Tendenz der Geschichte ist eine religiöse; nach einem geschichtlichen Vorgang ist hier gar nicht zu fragen. Vielleicht protestiert die Geschichte gegen die Astralreligion, die sich in den Türmen repräsentiert.2

Mit der Turmbauerzählung ist die Tradition von der Sprachverwirrung und Völkerscheidung3 verknüpft. Herder sagte im ,,Geist der hebräischen Poesie“: „Da muß was Positives vorgefallen sein, das diese Köpfe auseinanderwarf; philosophische Deduktionen tun kein Genüge." Vielleicht ist das Positive die in die Form der Erzählung gehüllte kulturgeschichtliche Wahrheit, daß das Land Sinear in der Tat die Wiege der Menschheits- und Völkerkulturen ist.

1) Es ist von einer Zeit des Verfalls in Babylon (Elamiternot?) die Rede. Die Bevölkerung Babyloniens war an Frondienste gespannt.“ Der Held will das Land vom Tyrannen befreien. Über ihr Geschrei war er den ganzen Tag bekümmert, wegen ihrer Wehklage fand er auf seinem Lager keinen Schlaf, in seinem Zorne verlor er den Verstand: auf den Sturz der Regierung war sein Sinn gerichtet." Der Text jetzt bei King, The Seven Tablets of Creation II, Pl. LXXIII f.; dazu ib. I, 629 ff. 2) Vgl. die griechische Sage von Atlas, dem Erfinder der Astrologie, der zur Strafe in einen Berg verwandelt wurde.

3) Die 143. Fabel des Hyginus erzählt die Sprachenverwirrung allein: ,,Vor vielen Jahrhunderten führten die Menschen ein Leben ohne Städte und Gesetze, nur eine Sprache redend. Aber nachdem Merkurius (Nebo!) die Sprache der Menschen vervielfacht und auch die Nationen geteilt hatte, begann Zwiespalt zu herrschen unter den Menschen, was Jupiter mißfällig aufnahm.

Dreizehntes Kapitel.

Abraham der Babylonier.

Die Geschichten von I Mos geben von 11, 26 die Überlieferung wieder, die in frommen Kreisen Israels zur Zeit der Abfassung bez. Zusammenfassung der Quellschriften in bezug auf die Vätergeschichten" die herrschende war. Man vergleiche dazu Jos 29, 2; Jes 63, 16; 51, 1; Jer 33, 26 und (Sodom und Gomorrha betreffend) Am 4, 11; Jes 1, 9.

Die Patriarchengeschichten sind in der uns vorliegenden Gestalt unvollständig und idealisiert. Wir wissen nicht, wie die Quellschriften, aus denen die Erzählungen geschöpft sind, ursprünglich ausgesehen haben und was sonst mündlich erzählt wurde. Dem Verfasser der sog. Priesterschrift haben zwei in der Hauptsache übereinstimmende Quellen vorgelegen. Er hat sie nach gewissen Gesichtspunkten exzerpiert, wohl auch außer seinem genealogischen Abriß einiges aus andern Quellen selbständig hinzugefügt. Aber seine Exzerpte sind unvollständig. Es fehlen z. B. die Beziehungen zur arabischen Wüste, die in der Geschichte Lots angedeutet sind. Der Anfang von 2 Mos aber setzt voraus, daß der Sinai (3 Tage hinein in die Wüste 2 Mos 3, 18) bereits in der Vorzeit ein Heiligtum,,des Gottes der Hebräer" gewesen sei.1 Die Hebräer wollen in die Wüste ziehen, ein Opferfest zu halten an dem Berge (2 Mos 10, 9). Ferner: das Passahfest setzt einen Blutritus als bekannt voraus, von dem die Vätergeschichte nichts erzählt.2

Sodann trägt die Vätergeschichte die Spuren der Idealisierung. So wird die Beschneidung in die Vätergeschichte eingetragen, um dieser Vorschrift eine besondere Weihe zu geben, während ja von Moses und seinen Söhnen ausdrücklich bezeugt ist, daß sie unbeschnitten waren. Aber grade der Umstand, daß die Idealisierung nicht Selbstzweck ist, spricht

1) S. 5 Mos 32, 2; Jud 5, 4; Hb 3, 3.

3

2) Beides, der Blutritus (s. S. 259 ff.), wie der Name Sinai (Sin als Name des Mondgottes) könnte auf Babylonien deuten.

3) 2 Mos 4, 20 ff. Diesen Widerspruch zwischen Tradition und Gesetz benutzt einmal Jesus in den Streitgesprächen mit den Pharisäern auf eigenartige Weise, s. Jo 7, 22.

für Geschichtlichkeit.

Eine idealisierende Legende ohne tatsächlichen Hintergrund würde gewiß die Väter nicht als Fremdlinge im Lande haben wohnen lassen, die mit den Barbaren um einen Begräbnisplatz handeln müssen. Sie würde ferner die Zweischwestern - Heirat des Jakob, die 3 Mos 18, 18 widerspricht, unterdrückt haben.1 Auch mancher stark menschliche Zug, der arge Flecken an den sonnenhaften Volksheroen zeigt, würde bei Sagenbildung über Idealgestalten des Volkes unerklärlich sein.

Man wendet ein, es sei unmöglich, daß sich eine solche Vätergeschichtsüberlieferung durch Jahrhunderte fortgepflanzt habe. Zum Beweis hat man Versuche angestellt, wie weit etwa in Bauernfamilien eine mündliche Überlieferung über Kriegsereignisse u. dgl. zurückverfolgt werden könne. Weder Einwand noch Beweis ist stichhaltig. Man kann das Einzelgedächtnis der Gegenwart nicht mit dem Volksgedächtnis für entscheidende religiöse oder vermeintlich religiöse Ereignisse vergleichen. Der Odenwald z. B. steckt noch heute voll von altgermanischen Erinnerungen. Aber es muß einer (etwa als alter Pfarrer) jahrzehntelang das Vertrauen der alten Odenwaldbauern, die ihre Söhne gern Siegfried nennen, gewonnen haben, ehe sie heimlich erzählen, was sich von den Urvätern her vererbt hat. Und in der Wendei oder in Ostpreußen kann man noch heute ,,unheimliche" Weiber finden, die in der Hexensabbathnacht oder in der Sonnenwendenacht die alten heidnischen Opfer darbringen und die Geheimnisse bewahren, die sie von den Müttern der Vorzeit geerbt haben. Man bedenke, daß immer drei Generationen zugleich leben und daß bei zähen Völkern nicht allzuviel Generationen zu einem Jahrtausend gehören. Und dazu handelt es sich hier um orientalisches Gedächtnis. Wer als Kenner des alten Orient 1001 Nacht liest, sieht mit Staunen, welche Zähigkeit die Tradition im Orient besitzt. Übrigens dürfen wir annehmen, daß den Quellschriften des Elohisten und Jahvisten nicht nur mündliche, sondern auch schriftliche Überlieferung zugrunde lag, wie ja auch die babylonischen Erzählungen, die in neubabylonischer Zeit von den Helden aus Hammurabis Zeit berichteten, sich als Abschriften oder Umdichtungen alter Urkunden darbieten, vgl. S. 215 ff.

Aber kann denn ein Volk eine Vätergeschichte haben? Ist das nicht so kindlich, als wollte man die Geschichte der Germanen von einem Manne Germanus ableiten?

Nach den geltenden Gesetzen der ethnographischen Forschung kann Familiengeschichte nicht Ausgangspunkt einer Völkergeschichte sein. Völker und Stämme entstehen durch Verschmelzung von Familien und Geschlechtern, nicht durch Vermehrung und Spaltung von Familien. Dieselben Gesetze schließen ja aber auch die Abstammung des Menschengeschlechts von einem Paare aus. Gesetze sind jedoch nur Kategorien des menschlichen Denkens. In der Geschichte Israels ist vieles in

1) Vgl. S. 222.

Religion und Geschichte ohne Analogie. Und unter einer Voraussetzung wird man für den Volksanfang der Israeliten die große Ausnahme zugestehen müssen: nämlich wenn man die besondere Rolle anerkennt, die Israel in der Geschichte der Erziehung des Menschengeschlechts zukommt, und wenn man ja sagt zu der Tatsache einer Offenbarung ewiger Wahrheiten in der Geschichte des Volkes, von dem Jesus sagt: „,das Heil kommt von den Juden". Wenn Moses Träger der Offenbarung ist, so hat sich diese Offenbarung, die immer an Gegebenes anknüpft, in Vorstufen angebahnt. Offenbarung kann nur auf Persönlichkeiten wirken. Wenn es eine Offenbarung im christlichen Sinne gibt, so muß das Volk, in dem sie sich angebahnt hat, persönliche Anfänge haben. Auf Grund von Axiomen, nach denen die Urprobleme der Menschheit als unlösbar gelten, pflegt man freilich dergleichen Deduktionen von vornherein als unwissenschaftlich zu brandmarken. Vielleicht ändert sich das einmal. Die evolutionistische Geschichtsauffassung ist längst am Ende ihrer Tyrannis angelangt.

Aber wir bedürfen dieser religiösen Apologie gar nicht. Das Familienschema der Vätergeschichten will nicht im Sinne einer ethnologischen Spaltung verstanden. sein. Es will nur insofern geschichtlich sein, als es Traditionen von hervorragenden Häuptern der ,,Kinder Israel" in ihren Anfängen aufbewahrt, unter denen es auch einen Jakob mit 12 (?) Söhnen gab. Die Stammbäume sind später künstlich gemacht. Jeder wollte vom Adel der Urzeit stammen, s. S. 225 f.

Abraham ist nicht Stammvater im ethnologischen Sinne. Wenn die biblische Überlieferung auch seine Geschichte naiv als Familiengeschichte erzählt, so läßt sie doch genügend durchblicken, daß es sich um eine Volkswanderung1 aus religiösen Motiven von Babylonien und Mesopotamien auf der uralten Karawanenstraße über Damaskus nach Kanaan handelt, um eine Art Hedschra, an deren Spitze Abraham gleichsam als Mahdi steht. Eine größere Zahl Angehöriger (,,alle Seelen, die sie in Haran gewonnen hatten!") sind im Gefolge Abrahams.

1) Vgl. S. 221, Anm. 1. Daß Klostermann, Gesch. Isr. 31, eine ähnliche Auffassung von der Wanderung Abrahams als Volkswanderung hat, sah ich nachträglich, durch eine Zuschrift D. Klostermanns aufmerksam gemacht. Wir sind auf verschiedenen Wegen zu ähnlichen Resultaten gekommen. Klostermann hat sich große Verdienste um eine neue kritische Untersuchung der Vätergeschichten erworben. S. 225 ff. folge ich seinen Spuren.

Wir sehen bald, daß er 318 Leute ausrüsten kann, auch die Erzählung über die Trennung von Lot (1 Mos 13, 6 ff.) zeigt, daß es sich um große Scharen handelt. Später wird uns von Zuzügen aus der arabischen Provinz Mușri (12, 16 und 20 nicht das eigentliche Ägypten ist gemeint, s. S. 156) und aus Gerar1 berichtet (20, 14). Wenn das auch zunächst Sklaven waren (Hagar 16, I und Ismaels Weib gehörten dazu 21, 21), so konnten sie doch zur Kultusgemeinschaft und später zu der Volksgemeinschaft gehören, die wir dann als ,,Kinder Israels" vorfinden. Auch wird 1 Mos 32, 8 ausdrücklich ein später erfolgter neuer Zuzug aus Haran angenommen.

Nach dem Vorbild ähnlicher orientalischer Erscheinungen (Mohammed), werden wir uns den Zug Abrahams als Eroberungszug, wenn auch in der mildesten Form, zu denken haben. Wenn es die biblische Erzählung verhüllt, so gehört das zur Idealisierung des Berichtes. Die außerbiblische orientalische Tradition, nach der „Abraham (dessen Vater babylonischer Feldherr war) Nimrods Heere überwältigt und das Land Kanaan an sich riß", ist gewiß nicht rein erfunden.2 1 Mos 21, 22 setzt voraus, daß Abraham kriegerische Fähigkeit hatte und die Episode 1 Mos 14 schildert ihn direkt als Führer im Kampfe. In der jüdischen Og-Sage heißt es: ,,Kühn und eifrig, gleich dem Jägersmanne (?) mit den Waffen vertraut, ist dieser Abraham."3 Vielleicht ist die Namensänderung Abraham,,Vater des Völkergetümmels" ebenfalls in diesem Sinne zu deuten.

Die Wanderung der Abrahamsleute.

Der Charakter Abrahams als ,,Wanderer" bietet dem Erzähler Anlaß, Mond-Motive in die Erzählung ausklingen zu lassen, wie in der Josefsgeschichte das Hinabsinken und Emporsteigen des Helden der Anlaß ist, Tammuz-Motive zu verwenden (s. unten zur Josefsgeschichte). Der Mond ist der Wanderer überall im Mythus (und der Jäger, vgl. dazu Abraham in der Og-Sage s. oben). Wenn Abraham von der Mondstadt Ur nach Westen wandert und nach Harran kommt, so soll der kundige Leser an den BelHarran denken, d. i. der Mondgott. Harran selbst heißt der „Weg“ (die Stadt war Knotenpunkt der Karawanen. So wird der Stadtname selbst zum Wortspiel, ebenso wie bei dem Fremdling von Gerar das Wort girru „Pfad" anklingt. Auch die Namen werden im Sinne des Erzählers

1) Daß dies,,Philister“ waren (1 Mos 26, 1), beruht auf späterem Mißverständnis. Die Philister (Reste der Seevölker) waren damals noch nicht eingewandert.

2) S. Beer, Leben Mosis nach Auffassung der jüdischen Sage S. 40

und Leben Abrahams S. I.

3) Beer, Leben Abrahams S. 29.

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