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mels; das kann der Nordpunkt des Weltalls sein, der Anu gehört, oder auch der Nordpunkt des Tierkreises, der nach den obigen Ausführungen Ninib bez. Sin, dem Mond gehört; darum erscheint im System der Götterwelt Sin = Ninib (s. S. 15 f.) und Anu (s. S. 27). Das ist die richtige Orientierung, die den Babyloniern nahelag, so lange der Mondkult dominierte, und die auch dazu stimmt, daß der Strom, der Euphrat, von Norden nach Süden fließt (daher oben Norden, unten Süden). Deshalb findet sich der zum Turm von Nippur gehörige Tempel an der Nordostseite; die Nordecke ist hier die Kibla. Diese Kibla zeigt sich noch bei der Gebetsrichtung der Mandäer: sie wenden sich nach dem Nordpunkt des Himmels.

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Möglich ist auch eine andere Orientierung, welche sich aber der Nord-Kibla gegenüber als sekundär zu erweisen scheint : nämlich nach Westen, dem andern Nachtpunkt. Sie entspricht der Zweiteilung der Welt (Sommer und Winter, Tag und Nacht), bei der Nebo dem Mond, Marduk der Sonne entspricht, und mag auf der einfachen astronomischen Beobachtung beruhen: Wenn die Frühlingssonne im Tagesgleichenpunkte (also früh 6 Uhr) aufgeht, geht der Vollmond in Opposition zu ihr im Westen unter. Also auch hier läßt sich die Orientierung vom Mondkult leiten. Diese Weltrichtung tritt darin zu Tage, daß das Jahr im Herbst anfängt (Tišrî Jahresanfang)1, und wird historisch dokumentiert durch die Erscheinung, daß Nebo ursprünglich die Stelle Marduks einnahm.

Beide Theorien entsprechen dem Mondkultus. Das änderte sich, als das Zeitalter des Sin 2 (nach dieser Theorie = Nebo) zu Ende ging und das Zeitalter des Marduk eintrat. Das war die Zeit, in der die Frühlingssonne aus dem Zeichen der Zwillinge in das Zeichen des Stieres trat, und in der die Stadt Babylon, deren Stadtgott Marduk den Stier als Symbol hat, unter der Herrschaft der Hammurabi - Dynastie zur Metropole des Weltreiches wurde. Damals entstand eine Theorie, die

1) Beim Widderzeitalter ist die gleiche Erscheinung zu erwarten. Wenn nun im Mithras - Kalender dem Mithras der 16. Tag (Vollmond) und sodann der 7. Monat (der im Jahr dieselbe Rolle spielt, wie der 16. Tag im Monat) geweiht ist, so sieht man, daß hier Herbstjahresanfang herrscht.

2) Sargon nennt die alte Zeit adû des Nannar (andrer Name für Sin), Äon des Mondgottes, s. S. 20.

alles auf Marduk, d. h. auf den Ostpunkt abstimmte.1 da an feierte man Neujahr im Frühling.2

Es ist notwendig, in diesem Zusammenhange zu erklären, wie im Laufe der altorientalischen Geschichte die Kalender nach dem Zurückweichen des Äquinoktialpunktes (Präzession) reformiert werden mußten und wie man versuchte, die Wechsel der Zeitalter damit zu motivieren. Die Stellung der Sonne im Frühlingsäquinoktium weicht jedes Jahr ein bestimmtes Stück zurück (20 Gradminuten), so daß sie in je ca. 2200 Jahren den 12. Teil des Tierkreises rückwärts durchlaufen hat (ungefähr je ein Tierkreisbild, wobei aber zu beachten ist, daß die Tierkreisbilder die scheinbare Sonnenlaufbahn nicht in zwölf gleiche Teile teilen). Die Babylonier müssen das von uralters gewußt haben; es beruht nicht auf einer einzelnen Erkenntnis, sondern auf den fortgehenden astronomischen Beobachtungen und Feststellungen, wie sie schon das uns in Bruchstücken erhaltene altbabylonische astrologische Werk „Als Anu und Bel" bezeugt. H. Winckler hat mit Nachdruck darauf

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1) Auf ein besonders charakteristisches Beispiel für die von Babylon ausgehende Losung, nach der der Osten die Weltrichtung anzeigt, macht H. Winckler KAT3 180 aufmerksam. Der Araber nennt den südlichen Teil seines Landes Jemen die rechte Seite, und den nördlichen šâm die linke Seite, Syrien. Die Bezeichnungen sind älter als die islamische Eroberung, sie gehen also nicht auf die Zeit des islamischen Chalifenreiches mit seiner Einigung des Arabertums unter einer festen Herrschaft zurück, sondern bestehen bereits in der Zeit der ,,Unwissenheit", vor Muhammed, also während der Periode der absoluten Zerrissenheit Arabiens. Beide Bezeichnungen mit mašriķ (Ost) und maghrib (West) als Ergänzung setzen die Orientierung voraus, welche der gesamten Welt des Altertums von Babylon übermittelt worden ist: die nach Osten, dem Frühlingspunkt, Marduk.

2) Das alte israelitische Neujahrsfest ist Herbstfest, entspricht also der alten euphratensischen Orientierung. Zur Zeit der politischen Abhängigkeit von Babylonien gilt der babylonische Kalender, also der Neujahrsanfang im Frühling. Nach der Rückkehr mußte mit politischer Selbständigkeit und eigner Gesetzgebung auch eigner Kalender wieder aufkommen; denn der Kalender gehört zur Gesetzgebung. Unter Šešbaşar finden wir in der Tat solche Selbständigkeitsregung: das Jahr beginnt wieder im Herbst. Auch die Vorliebe für die Nordrichtung (s. S. 18) ist alt- euphratensisch im Gegensatz zur Weltrichtung von Babylon. Die in Medeba gefundene Mosaikkarte von Jerusalem (6. Jahrh. n. Chr.) zeigt, daß das Haupttor und die Säulenstraße der alten Stadt nach Norden ging. Der Künstler aber orientiert die ganze Karte nach Osten; das Meer ist unten.

3) Bisher zitiert: ,,Licht des Gottes Bel". Die richtige Übersetzung der Anfangsworte, die also an den Anfang des Cod. Hammurabi erinnern,

aufmerksam gemacht (und es bedeutet das eine für das Verständnis des alten Orients wichtige Entdeckung), daß die alte Welt die Zeitalter nach diesen Perioden berechnet und daß mit den dadurch gegebenen Epochen Kalenderreformen verknüpft sind, die in das politische und religiöse Leben gleich Reformationen eingegriffen haben. In dem ältesten Zeitalter, das wir bisher urkundlich kennen, stand die Sonne im Frühling im Zeichen der Zwillinge. Als Zwillinge werden von den Babyloniern Sin und Nergal angesehen, d. i. Mond und Sonne (s. S. 15 und 46). Denn wenn der Mond, der in der alten Periode den Vorrang hat, auf dem ihm im Weltall gebührenden Punkte, am Nordpunkt der Ekliptik, als Vollmond steht, so steht die Sonne, wie wir oben S. 15 sahen, in Opposition im Tiefpunkt der Ekliptik, im Nergal-Punkt. Hier liegt der Ursprung des Dioskurenmythus. Die Zwillinge sind allenthalben die getrennten Brüder, die nur einmal im Jahre sich begegnen.,,Sonn' und Mond bewegen sich, ehe sie sich trennen" (s. unten S. 33). Dies Zeitalter scheint auch als adû Nannar (Sin), d. h. Äon des Mondgottes, bezeichnet worden zu sein. Sargon sagt in der Prunkinschrift vom König von Meluhha (KB II, 66, 110f.), seine Väter hätten seit fernen Tagen, seit dem Äon des Mondes, keine Boten mehr an seine Vorgänger geschickt. Das Jahr muß in dieser Zeit mit dem Sivan (dem Monat, der dem Mond heilig ist) begonnen und mit dem Ijjar geschlossen haben.

Ungefähr von 2500 an stimmte der Kalender nicht mehr zur tatsächlichen Stellung des Frühlingsäquinoktialpunktes. Die Zeitrechnung mußte auf den Stier gestimmt werden, denn in das Zeichen des Stieres war der Frühlingspunkt gerückt. Das ist in der Tat geschehen, aber erst unter Hammurabi hat sich die Reform durchgesetzt. Hammurabi hat das Vorrücken des Frühlingspunktes zur Glorifizierung seiner Herrschaft als einer neuen Weltepoche benutzt. Es gelingt ihm ,,die Erhebung des Marduk", des Stadtgottes von Babylon zum König der Götter.2 verdanke ich H. Zimmern. Die uns erhaltenen Bruchstücke stammen aus der Bibliothek Asurbanipals.

1) Bereits früher wurde die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, z. B. von M. Niebuhr, Geschichte Assurs und Babels (1857), 245 ff.; in der 1890 erschienenen Schrift Geometry in Religion, London 1890.

2) Es ist hier noch verschiedenes unklar. Ist Marduk im Stier lokalisiert gedacht? Ist die Stier-Symbolisierung des Marduk dem neuen Äon zu Liebe und zur Bestätigung des Marduk als Obersten der Götter erfunden? Oder hat bei der Verlegung der Residenz von Sippar (denn dort residierte doch wohl vorher die Hammurabi-Dynastie) nach Babylon

Der Jahresanfang müßte der Präzession entsprechend einen Monat rückwärts, in den Ijjar, verlegt worden sein und der Jahresschlußß in den Nisan. Direkte Zeugnisse dafür haben wir nicht. Aber wenn der König von Assyrien im Ijjar inauguriert wird, so läßt sich das nur aus dieser Erscheinung erklären.1 Man wird erwarten, daß dieses auf den Zwillings- bez. ,,MondÄon" folgende Zeitalter Sonnen-Charakter trägt. Und das stimmt auch wenigstens insofern, als Marduk wesentlich Sonnengottheit ist (s. oben S. 14 ff. und S. 32).2

Mit dem achten vorchristlichen Jahrhundert ist der Frühlingspunkt in das Zeitalter des Widders gerückt. Die astronomische Anerkennung und Festlegung dieser Tatsache gibt dem sonst unbedeutenden König Nabonassar (Nabû-nasir 747 bis 734) ein bedeutendes Relief. Sowohl die keilinschriftliche ,,babylonische Chronik" (KB II 274) wie der ptolemäische Kanon (KB II, 290) fangen mit ihm an; denn er beginnt astronomisch der Charakter des Stadtgottes Merodach den Ausschlag gegeben? Man kann vielleicht dazu die Rolle vergleichen, die das Widderheiligtum in der Ammon-Oase im Widderzeitalter erhielt, als die wissenschaftliche Zentrale von Babylonien nach Ägypten verlegt war.

1) Eigentlich müßte man schon Nisan als Jahresanfang erwarten, da inzwischen das nächste Zeitalter, das Widderzeitalter, eingetreten ist, wie es sich in der Tat bei Sargon in Babylon und hernach bei Nebukadnezar zeigt. Aber man hat eben zu gewissen Zeiten, vielleicht im bewußten Gegensatz, den Fortschritt nicht mitgemacht; man ist beim alten Kalender geblieben, wie heutzutage die Russen.

2) Hommels Ansicht, daß der Sonnenkult genuin babylonisch und der Mondkult westsemitisch ist (Grundriß S. 84 u. ö.), ist in der vorgetragenen Form unhaltbar, s. auch S. 33, Anm. 4. Nur soviel ist richtig, daß die Ackerbau treibenden Babylonier den Kult der Sonne von jeher besonders gepflegt haben (die Sonne bringt Wachstum und Ernte), während die nomadisierenden Babylonier westlich vom Euphrat den Mondkult besonders gepflegt haben; denn die heiße Sonne ist ihr Feind, der Mond des Nachts ist ihr Freund. Aber Sonnenkult und Mondkult haben immer nebeneinander bestanden. In der Theorie hatte in der ältesten uns bekannten Zeit der Mond, später die Sonne den Vorzug. Wenn von der Hammurabi-Zeit an die Sonne in den Vordergrund tritt, so ist doch der Mondkult auch zu seinem Rechte gekommen (z. B.: Hammurabi erhält die Gesetze vom Sonnengott, aber er sorgt auch für die Ausstattung der Mondstadt Ur), und er ist nie von seinen Kultorten verdrängt worden. Die Hervorhebung der Sonne in dem späteren Zeitalter beruht aber auf der geistigen Übermacht Babylons. Sehr spät ist noch einmal der Mond zur Vorherrschaft im vordern Orient gekommen: durch die Reform Muhammeds, der an die Kalender und Institutionen der Mondstadt Haran mit Bewußtsein angeknüpft hat. Das Werk Muhammeds bedeutet wie in diesem, so in manchem andern Punkte die letzte altbabylonische Renaissance, s. Winckler, MVAG 1901, 237 ff.

angesehen ein neues Zeitalter und wir müssen annehmen, daß er eine Kalender- und Zeitrechnungsreform durchgeführt hat, welche für Babylon als maßgebend anerkannt wurde. Und Berosus erzählt ausdrücklich, er habe die Urkunden seiner Vorgänger zerbrochen, damit nur noch nach ihm datiert werde. Die babylonische Reform des Widderzeitalters ist nicht recht zur Geltung gekommen; denn sein astronomischer Beginn fiel mit dem allmählichen Niedergang der geistigen Oberhoheit Babyloniens zusammen. 1

Mit diesem Wechsel der astralen Zeitalter hängen nun Mythen zusammen, die das Weltensystem widerspiegeln. H. Winckler hat nachgewiesen, daß diese Mythen für die Geschichtserzählung des Alten Orients eine fertig gelieferte Zutat bilden, die für den Schriftsteller dasselbe sind, was für den Dichter die Metrik und gehobene Sprache, für den Maler Linie, Schatten und Farbe ist. Insbesondere werden in jedem Zeitalter die Geschichtsanfänge so charakterisiert, daß die anhebende Person die Züge der astralen Gestalt trägt, die dem Anfangspunkt des Jahres (Zeitalters) entspricht. Aber auch über die übrigen Erzählungsstoffe spannt sich der Mythus gleich dem Netz einer entworfenen Zeichnung aus. Er zeigt sich in Wortmotiven, Wortspielen und Sagenmotiven, mit denen entweder die historischen Stoffe umrankt werden oder die an unwesentliche Züge der Geschichte angeknüpft werden, besonders gern auch in der Bildung künstlicher Namen und Beinamen. Die Geschichtserzählung der Alexanderzeit, der Perserzeit, die alt-römische Geschichte zeigt diese Erscheinung; in besonders hohem Maße die Geschichte Muhammeds und seiner Nachfolger. Besondere Erregung hat nun die Behauptung hervorgerufen, daß diese mythologisch-historische Erzählungsform auch bei den biblischen Geschichten ihr Wesen treibe. Wincklers Geschichte Israels II hat gradezu die Tendenz, an der biblischen Geschichte als einem besonders charakteristischen Beispiel die mythologische Darstellungsform nachzuweisen. Winckler geht hier über das Ziel hinaus, ist auch dem naheliegenden Trugschlusse, der mit dem Nachweis der mythologischen Züge die historische Tatsache eliminiert, anfangs nahe gewesen, hat aber im Schlußkapitel bei der Zusammenfassung der Ergebnisse ausdrücklich betont (S. 298), daß sich die richtige Erkenntnis dieser Ausdrucks- und Auffassungsweise des Altertums eben so gut mit der vollkommensten Gläubigkeit wie mit der weitgehendsten Zweifelsucht in bezug auf die erzählten Tatsachen vereinigen läßt. Jedenfalls handelt es

1) Wir nennen heute noch den Frühlingspunkt den Widderpunkt, obwohl die Präzession längst in die Fische gerückt ist. Vielleicht erklärt sich aus den „Fischen“ das Fisch-Symbol der ersten Christenheit (in den Katakomben-Lampen sind es zwei Fische, von denen einer den andern verschlingt; die Erklärung aus den Buchstaben des Wortes iz9us: Inoovs Χριστος θεου υἱος σωτηρ ist natürlich eine späte geistvolle Spielerei). Die Christen haben vielleicht unter dem Einfluß der orientalischen Gepflogenheit, die Zeitalter nach der Präzession zu charakterisieren, die neu angebrochene Aera mit den Fischen symbolisiert, um sie vom heidnischen Widderzeitalter zu unterscheiden. Das Bild der Fische ist langgestreckt und beginnt dicht beim Widder.

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