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angedroht. Darin verbirgt sich vielleicht die Erinnerung an frühere Kinderopfer. Das gleiche gilt vielleicht von den Stellen in den Königs-Inschriften (z. B. Asurnasirpal KB I, 91): ,,ihre Knaben und Mädchen verbrannte ich in der Glut". Zeremonielle Menschenschlächtereien sind bei den Assyrern wenigstens nichts. Unerhörtes. Asurbanipal erzählt (V R 4, 70 ff.), er habe bei demselben Stierkoloß, bei welchem einst Sanherib, sein Vater, ermordet wurde, babylonische Kriegsgefangene als Totenopfer hingeschlachtet (Niedermetzelung von Gefangenen wird auch im Alten Testament metonymisch als bezeichnet: Jes 34, 6; vgl. I Sa 15, 33). Die beiden Bilder Abb. 91 und 92 geben wir mit Fragezeichen wieder. Sie muten wie bildliche Zeugnisse von Menschenopfern an. Der in Abb. 92 wiedergegebene Siegelzylinder ist unseres Erachtens unter allen bisher bekannt gewordenen der einzige, der für die Frage nach Darstellung von Menschenopfern in Betracht kommen könnte.1

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Abb. 92: Assyr. Siegelzylinder. Menant, Glypt. orient. Fig. 95.

tum.

3 Mos 19, 24 (Hillulim) s. zu 2 Kg 23, 5.

3 Mos 21. Vorschriften über die Qualifikation zum PriesterWir kennen auf babylonischem Gebiet eng verwandte Vorschriften für den Wahrsagepriester, die aber jedenfalls auch für andre Priesterklassen gegolten haben, s. KAT3 538. Das Priestertum ist erblich. Nur Leute von legitimer Geburt und ohne Gebrechen sind tauglich. Die Vorschriften stimmen schon in der Form mit denen des Priesterkodex im AT überein: man liebt die direkte Anrede in der 2. Person des Präsens, nicht Imperativ. S. hierzu Zimmern KAT 3 589, Beitr. 81 ff.

4 Mos 21, 8 s. zu 2 Kg 18, 4.
4 Mos 22, 5.

Pethor, das am Flusse (nahar) liegt, die Heimat Bileams. Mit Marquart, Fundamente der israelitischen und jüdischen Geschichte (vgl. Winckler KAT3 148) nehmen wir an, daß unter dem Flusse der nahal Muşri zu verstehen ist, die Südgrenze von Judäa, die durch Mißverständnis zum ,,Bach Ägyptens" geworden ist. Das Pitru der Keilinschriften, z. B. bei Salmanassar II KB I, 133, das in Mesopotamien am Sagur, einem Nebenfluß des Euphrat, liegt, kann nicht als Heimat Bileams gedacht sein.

1) Zu ähnlichem Resultat kommt die Studie W. H. Wards, Human sacrifices on Babyl. cylinders in Amer. Journ. of arch. V, I 34-39.

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4 Mos 24, 17 (Stern) s. S. 70, Anm. 4.

4 Mos 24, 23 da wird Assyrien dich gefangen führen. Es sind nicht Syrer gemeint. Die Ausführungen KAT2 156 f. sind hinfällig. Es handelt sich um eine späte Stelle und um eine Drohung, die für jede beliebige Zeit gelten konnte.

5 Mos 3,9 Senir (Ez 27, 5 Zypressen vom Senîr neben Zedern vom Libanon) ist Name für den Hermon, assyr. Saniru. 5 Mos 4, 19 s. S. 70, Anm. 4. 5 Mos 6, 4-9 s. zu 2 Mos 12, 7. 5 Mos 17, 3 s. zu 2 Kg 23, 5. 5 Mos 17, 8 (Tor als Ort des Gerichts) s. Abb. 84.

5 Mos 20, 19 (Verbot des Bäumefällens) s. S. 296, Anm. 1.

5 Mos 30, 12 setzt Bekanntschaft von Mythen voraus, die von der Erlangung eines ersehnten Gutes im Himmel (Etana,

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Abb. 93: Siegelzylinder, an Etanas Auffahrt erinnernd.

Adapa) oder jenseits des Meeres (Gilgameš) erzählen, s. zu 5 Mos 32, 11; so Zimmern KAT 3 565 f.

5 Mos 32, 2 s. S. 179.

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5 Mos 32, II vgl. 2 Mos 19, 4 verrät die Kenntnis des Etana-Mythus, s. Stucken, Astralmythen 7; Winckler OLZ 1901, Sp. 287 Krit. Schr. II, 64. In der Assumptio Mosis 10, 8 heißt es:,,du wirst glücklich sein, Israel, und auf den Flügeln des Adlers (zum Sternenhimmel) emporsteigen", s. Abb. 93; vgl. die Stelle der Mithras-Liturgie S. 119, Anm. 3, und zu Jes 14, 12-15.

5 Mos 32, 17 vgl. Ps 106, 37, s. zu 1 Mos 14, 3. 8. Šêdîm sind babylonische Dämonen (Sept. dauória). Zimmern KAT 3 461 f. nimmt direkte Entlehnung aus Babylonien an, bezweifelt aber mit Recht, daß für die biblischen šêdîm den Ausgangspunkt das sehr häufig erwähnte Dämonenpaar sêdu lemnu und šêdu damku (der böse und der gute šêdu) gebildet haben. Den šêdîm werden auch nach babylonischen Texten Opfer gebracht. Daraus folgt m. E. nicht, daß es Totengeister sind (Zimmern

1. c.). Die Anbetung ist vielmehr wie die der heutigen,,Teufelsanbeter" in Armenien zu beurteilen: man opfert ihnen, um ihren bösen Einfluß zu brechen. An den beiden biblischen Stellen (Ps 106, 37:,,sie haben ihre Söhne und Töchter an šêdîm geopfert", vgl. v. 38 ,,die Götzen Kanaans") steht šêdîm als Umschreibung für Götzen. Wie Paulus 1 Kor 10 ist man gewiß schon in Israel geneigt, hinter den heidnischen Göttern dämonische Gewalten zu suchen. Mit Hilfe von Text-Emendationen hat man šêdîm noch Ho 12, 12 (,,zu Gilgal opferten sie lašedîm",,den Dämonen", s. Nowack z. St.), ferner im Namen

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Abb. 94: Stier (Rêmu) in Ziegelrelief. Von der Torlaibung des Iŝtar-Tores in Babylon.

des Siddimtales 1 Mos 14 f. (Renan) und im Singular Hi 5, 21 (G. Hoffmann) finden wollen; s. den Artikel,,Feldgeister" von Baudissin in Hauck RPTh 3.

5 Mos 32, 49; 34, 1. Der Name des Berges, auf dem Moses starb, ist nach 5 Mos 34, I der Pisga auf dem Abarim-Gebirge. Aus der altorientalischen Vorstellung heraus ist es denkbar, daß der Name Nebo, der von Nabû seinen Namen hat, wie die Städte Nebo im Ostjordanlande und die Priesterstadt Nob (s. meinen Art. Nebo in Roschers Lexikon der Mythologie) an das Schauen der zukünftigen Geschicke durch den sterbenden Moses (der Nebopunkt als Herbstpunkt, s. S. 13) erinnern soll. 5 Mos 33 s. S. 240, Anm. I. 5 Mos 33, 17 Reểm, s. Abb. 94.

Einundzwanzigstes Kapitel.

Glossen zu den Büchern Josua, Richter, Samuelis.

Unter welchen Bedingungen ist die Ansiedelung ,,der Kinder Israels" in Kanaan nach altorientalischen Verhältnissen zu denken? Das Land besaß bereits vorher Kultstätten, die zugleich Kulturmittelpunkte waren. Die Eroberer werden sich diese angeeignet und ihren eigenen Kultus an den Stätten eingeführt haben1, etwa wie christliche Kirchen auf vorchristlichen keltischen, germanischen, slavischen Kultstätten erbaut worden sind. Bei dieser Ansiedelung sind die alten Gaue von den Geschlechtsverbänden der israelitischen Stämme besetzt worden. Die alte Bevölkerung, soweit sie nicht vertrieben und ausgerottet wurde, ist leibeigen geworden und wird allmählich aufgesaugt. Aber unter den neuen Geschlechtsverbänden machte das Land seine Kulturwirkungen geltend. Die Geschlechtsverbände werden Gauverbände. Bisher waren die einzelnen Clane durch Blutsverwandtschaft zusammengehalten. Die Autorität der ,,Ältesten" beruhte einfach auf familiärer Anerkennung. Jetzt wirken andere Kräfte mit. Es gilt die näher und ferner wohnenden Glieder des Gauverbandes durch politische Autorität zusammenzuhalten. Sind die im Gau Ansässigen Bauern, so tritt an ihre Spitze der Rôš, der Gaugraf. Wenn aber eine Stadt den Mittelpunkt des Gaues bildet, so entsteht städtische Verwaltung; die Führer des Adels bez. der Vollbürger und der Handwerker bildeten das Kollegium der,,Ältesten“, Zekenim. War die Stadt vor der Eroberung Sitz eines Königs, so ist der Übergang zur nächsten Stufe gegeben: es entsteht

1) Auch Stätten, die an die Urzeit erinnerten, fand man vor, wie Hebron, Beerseba, vgl. die „Altäre Isaaks“ Am 7, 9. 16.

2) Man vergleiche die Namensnennungen, etwa die Zeugennamen in den neubabylonischen Kontrakten. Es heißt entweder

A Sohn des X, Sohn des Y (der Großvater wird genannt; häufig
ist es der Stammvater, nicht der leibliche Großvater)
nennt sich der Adlige, bez. der Vollbürger,

oder:

SO

A Sohn des X, Sohn des ul idi (d. h. Sohn des ,,Ungenannt")
so nennt sich der aus irgend einem Grunde nachträglich an-

ein Königtum. Das Richterbuch spiegelt diese Verhältnisse wieder. Jephta Ri 11 zeigt den primitiveren Zustand: er ist Rôš; Abimelech Ri 9 ist bereits König in dem angegebenen Sinne.

An sich könnte man sich die Besitzergreifung des Landes Kanaan durch die ,,Kinder Israels" als allmähliche Einwanderung oder als Eroberung vorstellen. Nimmt man allmähliche Einwanderung an, so würde sie ruckweise zu denken sein, bis es allmählich unter dem Einfluß der neuen Verhältnisse zu einer politischen bez. religiösen Einigung gekommen wäre.1 Aber eins ist dann unmöglich es kann dann überhaupt keinerlei politische oder was für den alten Orient dasselbe ist religiöse Gemeinschaft vorher die einzelnen Teile der späteren ,,Kinder Israel" verbunden haben. Denn eine solche Gemeinschaft müßte bei stoßweiser Einwanderung verloren gegangen sein und es müßte eine Trennung zwischen Ansässigen und Nichtansässigen eingetreten sein. Das widerspricht aber dem. Grundgedanken aller israelitischen Volkserinnerung. Und darin sind doch alle modernen Darsteller einig (freilich durchaus im Widerspruch zu ihren eigenen Prämissen), daß am ,,Schilfmeer“ etwas Großes geschehen ist, das für alle Zeit als religiöses Signal galt, und daß am Sinai die magna Charta gegeben wurde, die im Mittelpunkt der Religion des gesamten Staates Israel-Juda steht. Die biblische Tradition spricht deshalb folgerichtig von einer Eroberung des Landes unter einheitlicher Führung und unter einheitlicher Idee.

Es erhebt sich hierbei nur die Frage, ob es unter den Voraussetzungen, die uns die Kenntnis des alten Orients auf Grund der Denkmäler und der Geschichte an die Hand gibt,

erkannte Vollbürger; vielleicht ist das der muškenu S. 276 im Gegensatz zum rubû),

oder:

A Sohn des X, Sohn des nappaḥu (,,Schmied" oder irgend ein anderer Handwerker) so nennt sich der Zunft-Angehörige. Daß es genau so bei den Israeliten war, sieht man bei den Exilierungen. Fortgeführt werden die Reichen und die, welche eine Kunst verstehen (die Handwerker).

1) So die herrschende Anschauung, die vor allem von Stade vertreten wird, und die von der Prämisse ausgeht, daß Juda ursprünglich nicht zu Israel gehört. Wir halten die Prämisse für irrig. H. Winckler ist von derselben Prämisse ausgegangen, hat aber dann wenigstens den logisch richtigen Schluß gezogen: wenn Jahve nur der Gott Judas und zwar im Sinne altorientalischer Lehre ist, kann er nicht zugleich der Gott Israels gewesen sein.

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