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uns zur Welt ausgebreitet; der Augenblick, in welchem der Erlöser weint, ist uns ein ewiger, durch alle Zeiten der Kirche gehender geworden; wie solches uns eigentlich jeder Augenblick im Leben des Herrn werden sollte. In dieser Anschauung aber kann uns dann auch weiter nicht vers borgen bleiben die andere, dunkle Seite der Bedeutung dieser Thränen, daß der Herr immer noch auch heute sols chergestalt kommt in der Christenheit, weinend über alle die, die ihn, nachdem er sich ihnen wohl auch auf tausend= fache Weise voller Gnade und Wahrheit geboten hat, sie zu erlösen aus ihrem Elend, doch verworfen haben und beharr lich verwerfen als ihren einigen Erlöser. - Und was ist nun so jenes Jerusalem, über welches der Herr noch heute weint? Uch das sind die Städte und Orte, deren Kinder der Herr auch so oft hat sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein sammelt unter ihre Flügel, die aber nicht ge= wollt haben, sein Wort und seine Herrschaft immer verschmäht haben, und in deren Innern darum auch immer noch tiefes geistiges Elend, weite Gottentfremdung, bloße pharisäische Scheinheiligkeit und levitische Gleichgültigkeit, sadducäische Leerheit, Friedlosigkeit der Herzen, thörichter Stolz und eit: les Haschen nach äußern Gütern, Ehren und Würden, Harren allein auf eine irdische Erlösung und Versunkenheit in die fleischlichen Lüfte herrschen. Das sind die Häuser und Familien, denen Er auch in seinem Wort, durch seine Boten, sich oft genug als den besten Freund des Hauses geboten hat, die ihn aber immer noch nicht aufgenommen haben, in denen immer noch keine Maria zu feinen Füßen sißt und kein Lazarus an seiner Seite und keine Martha ihm dienet, und

deren Glieder darum auch, unter einander selbst nicht ehren, weil sie Ihn nicht lieben und in ihm als dem rechten, ewigen Bande der Herzen vers bunden sind, sich auch unter einander nicht wahrhaft lieben; wo die Eltern die Kinder verwahrlosen, weil sie ihnen wehren

weil sie Ihn nicht ehren, sich

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zu Jesu zu kommen und die Kinder die Eltern nicht achten, weil sie in ihrem Thun und Wesen nicht das Bild und die Gestalt des Erldsers sehen, was allein die rechte Zucht und heilige Macht über die Kinderherzen giebt. Das ist jeder Einzelne, dem der Herr auch auf vielfache Weise schon in seinem Leben nachgegangen ist und ihn gesucht und ihm zugerufen hat, in den leisen, stillen, wunderbaren, innern Klången oder in den lauten Stimmen seiner großen Thaten und seines mächtigen Worts in seiner Kirche: Komm her zu mir du Mühseliger und Beladner, nimm auf dich mein Joch und lerne von mir, denn ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig; der aber diesen Zügen und Loäungen immer wieder ausgewichen ist und immer wieder nur in Underem seinen Frieden gesucht hat, in den Genüssen dieser Welt, in der Eitelkeit der Gesellschaften, im Jagen nach Ruhm, in dem Rausche schöner Gefühle, in dem Eifer für die Wissenschaften, da nur den Frieden gesucht hat, aber im Grunde zu seinem immer tiefern Unfrieden, so daß es zuleht zu jener dumpfen, das Mark des Lebens vollends ausdörrenden Gleichgültigkeit kommen wird, die an gar keinen Frieden mehr glaubt. Das ist jenes Jerusalem. Ach m. Brüder, das sind wir, wir selbst, so fern wir an dem Allen irgend einen Theil haben; das seid ihr, ihr Jünger und ihr Meister der Wissenschaft, so fern ihr irgend in eurem Leben und in eurer Wissenschaft ohne Ihn, ohne tiefen lebendigen Glauben an ihn, den Frieden sucht, in eurer Wis= senschaft, die euch ohne ihn nur die leere Stelle in eurem Herzen zeigen kann, da der Friede hingehört; ihn selbst aber euch nicht geben.

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Ueber diese Alle kommen denn noch immer die Thränen des Herrn und ergehet das Wort: wenn du es wüßtest, so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Friez den dient: aber nun ist es vor deinen Augen verborgen. Verborgen. O schreckliches Verborgensein, m. Br., furcht

bare Decke, fie bedeckt ja immer zugleich, so lange fie eben da ist, einen Verlorenen, einen Todten für Zeit und Ewigfeit. Ach muß nicht Jeder zittern, daß es nicht auch vor feinen Augen verborgen sei; müssen nicht selbst die Gläubigen bangen, sorgen, daß es doch nie vor ihren Augen verborgen fein möge, sorgen, daß doch niemals ein Tröpflein von jenen Thränen des Herrn möge auf sie fallen und ein Laut von dem Worte: wenn du es wüßtest"; daß sie auch nie mögen zu jenen gerechnet werden können, die dem Herrn ein falsches Hosiannah brachten, aus falschem, unlauterm, wankelmüthigem Herzen, und über die er auch geweint hat? Ja, m. Gel., nehmet die Thrånen und Worte des Herrn auch zur ernsten Warnung und Selbstprüfung.

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Sehet zu fra=

in eurem Glauben, in eurem Sinn, ob sie euch treffen, get euch im tiefsten Herzensgrunde: könnte der Erlöser jezt wohl auch weinen über mich und über mich sprechen: wenn du es wüßtest nun aber ist es vor deinen Augen verborNehmet sie mit hinaus in euer Leben, daß sie euch immer wach und nüchtern erhalten, daß ihr in euren Gedan= ken und Reigungen, in eurer Ruhe und Arbeit, in eurer Einsamkeit und Geselligkeit, in eurer Liebe nnd Abneigung, in euren guten und bösen Tagen allezeit das Wort fürchtet: wenn du es wüßtest, so würdest du auch bedenken, und daß, wenn ihr doch einmal, gelockt von andern Stimmen, ins Eitle, in den flachen, gebetslosen Sinn hinein gezogen und in dem falschen Frieden dieser Welt eingeschlummert wåret, euch bald von selbst mit Donnerstimme das Wort aufwecke: wenn du es wüßtest, so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient, jezt aber ist es vor deinen Augen verborgen.

Wohlan, m. Gel., der Herr kommt jest wieder in seiner Heilandsmajeståt, der Friedensfürst mit der Fülle seiner Segnungen, die er von Neuem eln ganzes Jahr lang über uns ausschütten will: wohlan, im Gefühl seiner mächtigen

und seligen Nähe, bereiten wir uns Alle, ihn würdig zu empfangen; alle Kräfte des Glaubens sollen unter uns von Neuem wach werden und ihm entgegen streben, es soll eine Neubelebung, Erfrischung, Verjüngung des Glaubens, 'ein erhöhtes, freudiges Bewußtsein um die durch ihn geschehene Erlösung und ein tiefes Verlangen, ihrer immer mehr theilhaftig zu werden, durch unser Aller Herzen hindurchgehen, ein geistlicher Frühling unter den wieder ausgegossenen milden Strahlen der ewigen Gnadensonne. Das ist der große Sinn dieser kirchlichen Zeit. Wir wollen ihm folgen. Nein, über uns soll Er nicht mehr weinen, sondern als solche wollen wir ihn empfangen, die aus treuem Herzen mit ihm weinen können über die andern verirrten Brüder, vor deren Augen es noch verborgen ist, was zu ihrem Frieden dient, und die die Zeit ihrer Heimsuchung nicht erkennen; und beten wollen wir um seinen Geist, daß er doch mehr und mehr Alle wolle mit seiner heiligen Macht ergreifen und sie im Leben und im Tode ihm zu eigen machen. Amen.

IX.

Am Neujahrstage.

Luc. 13, 6-9.

Er sagte ihnen aber dies Gleichniß: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberge; und kam und suchte Frucht darauf und fand sie nicht. Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang alle Jahre gekommen, und habe Frucht ge sucht auf diesem Feigenbaum, und finde sie nicht; haue ihn ab; was hindert er das Land? Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, laß ihn noch dies Jahr, bis daß ich um ihn grabe, und bedůnge ihn, ob er wollte Frucht bringen; wo nicht, so haue ihn darnach ab.

"Herr laß ihn noch dies Jahr."

Habt ihr, meine Brüder, an diesem Morgen schon einmal im Gebet vor Gott gestanden, so muß euch dies Wort ein wohlbekannter, befreundeter Klang fein; so habt ihr schon etwas erfahren von einer Bitte wie diese, die in unaus

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