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Die Bestimmung des gestrigen heiligen Tags war, zu ver

kündigen der Herr lebt, und stirbt hinfort nicht mehr in Ewigkeit. Die Bestimmung des heutigen ist, zu fragen: lebt er auch in uns, daß wir sagen können in ungefärbtem Glauben und in Liebe von reinem Herzen: "so lebe nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir?" Auf unser Verhältniß zu dem auferstandenen lebendigen, erlösenden

Christus soll uns der heutige Tag hinweisen, und dazu auf den rechten Weg des Glaubens an ihn, immer sichrer und fester diesen Weg zu wandeln, von jeder Abirrung allezeit auf ihn zurück zu kehren, zu halten, was wir haben, damit uns Niemand unsre Krone nehme.

Dazu eben ist das heutige schöne Evangelium gefekt. Es gehört überhaupt zu dem Reichthum des ganzen heiligen Evangeliums, daß dasselbe uns nicht nur das Ziel zeigt, sondern auch den Weg, und zwar einem Jeden seinen Weg. Die ganze Geschichte des menschlichen Herzens im Verhältniß zum lebendigen, erlösenden Christus, wie es vorerst einmal an ihm Anstoß nehmend sich von ihm ab, ja gegen ihn wendet; wie die dunkeln Gestalten des Zweifels aus den irdischen Gedanken aufsteigen und den Glauben umhüllen, ja an den Abgrund des Unglaubens ziehen aber auch wie sie von dem höhern, himmlischen Lichte wieder vertrieben werden; wie die kleingläubige Schwäche in starke Freudigkeit, die Thorheit und Trägheit des verdüsterten Herzens in klares, sicheres, lebendi ges Schauen mit offnem, unbefangenen Auge verwandelt werden kann das Alles führt uns das Evangelium in gar mannigfachen, lebensvollen Bildern und Gestalten vor: darunter ein Jeder sein eigen Bild leicht heraus erkennen kann; also daß wir Alle keine Entschuldigung haben und sagen müssen: den Weg wissen wir auch.

Die Geschichte der Jünger von Emmaus ist eine der lieblichsten und reichsten dieser Art. Ein wunderbar rührendes

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Bilt. Ein stiller Glanz heiliger Schönheit ist über das Ganze ausgegossen, ausgehend von dem auferstandenen, verklårten Heiland selbst und von den brennenden Herzen der Jünger, die sich wieder zu ihm wenden. Lasset uns nur aber in diesem lieblichen Bilde auch ganz den tiefen Ernst ergreifen, den es birgt. Den tiefen Ernst, mit dem es überhaupt vor eine jede Seele fragend tritt und schon im Laufe der Jahrhunderte, da dieses Evangelium verkündigt worden, vor so manche getreten sein mag; insbesondere aber diesen Ernst, wie er grade uns trifft, in das Leben und die Zustände der Kirche unsrer Tage herein tritt. Denn wahrlich diese Geschichte geht uns nahe an. Jeht eben ist wieder eine Zeit, wo der von Gott auferweckte große Hirte der Schafe eine zerstreute Heerde zu sammeln hat, umherzugehen hat, so manchen irrenden Jünger zu suchen, ihn wieder zu sich zu ziehen mit seiner Liebe und ihn in seiner Gemeinschaft zu befestigen. Eine rechte Emmauszeit. So lasset uns die heutige evangelische Geschichte ansehen. Die Glaubensgeschichte der Junger von Emmaus lasset uns in ihrer Bedeutung für unsre Zeit und unser Leben betrachten. Ein Dreifaches aber ist es hier, dabei unsre Betrachtung dem Terte nachgehend zu verweilen hat. Es ist: der schmerzliche Zweifel, das demüthige Lernen, und die freudige Erfah=

rung.

I.

Noch an dem Tage, an dessen heiligem Morgen das Grab des Gekreuzigten sich aufgethan und der Tod den Fürsten des Lebens herausgegeben hatte, wandeln zwei Jünger — aus der Zahl jener Siebzig wohl, die der Herr einst ausgesandt durch die festlich stillen Fluren bei Jerusalem dem Flecken Emmaus, wahrscheinlich ihrem Heimathsorte, zu: im Gespräch über die großen, erschütternden Begebenheiten des Leidens und der Kreuzigung des Herrn in den jüngst vergangenen La

gen.

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Einen Blick in ihr Inneres, Gel., nach ihren eigenen Worten an den Unbekannten, der zu ihnen trat: was finden wir da? Wir finden sie im Zustande des schmerzli chen Zweifels. Sie hatten gehofft, er sollte Israel erlösen." Es war eine schöne Zeit für sie gewesen, die Zeit jener sichern freudigen Hoffnung, als er ihnen noch Alles war

Bruder, Freund, Messias, Sohn Gottes; als sie noch in kindlichem Glauben ihm hingegeben, Worte des ewigen Lebens von seinem Munde nahmen, und in seinem Anschauen, in seiner innigen Gemeinschaft sich täglich heiligten und seinen Frieden empfingen; auch freudig gingen von ihm gesandt, die Erlösung des Volks Israel von aller seiner Noth und den baldigen Eintritt des neuen Reichs zu verkündigen. So war es geblieben, so lange noch nichts Aeußeres in ihr Verhältniß zu ihm störend eingegriffen hatte, insbesondere so lange sie zugleich von der öffentlichen Meinung mit getragen wurden; so lange fie das Werk des Herrn im Fortschritt sahen, einen großen Theil des Volks ihm geneigt, seine gewaltige Predigt, seine Thaten bewundernd und ihre Hoffnungen an ihn knüpfend; die Obern im Volk wenigstens noch nicht öffentlich und mit der That gegen ihn entschieden, so daß auch das einstweilen Ungünstige noch in Hoffnung konnte angesehen werden. Doch plöhlich hatte sich das Ganze gewendet. Seit den Begebenheiten der letzten Tage, wo er gefangen genommen worden war als Verbrecher und vor das Gericht der Hohenpriester und Obersten gestellt, sein Zeugniß von sich selber, daß er Gottes Sohn, König von Israel, verworfen, feierlich für Betrug, Gotteslåsterung, sein ganzes öffentliches Leben für Volksverführung erklärt worden war, die Verdammniß des Todes über ihn gesprochen, das „Kreuzige,“ „sein Blut komme über uns und unsere Kinder" vom Volke über ihn gerufen, und er unter der åußersten Schmach hinaus gestoßen worden war zum Kreuzestode zwischen Mördern fich Vieles verändert in ihrem Innern.

seitdem hatte Dies öffentliche,

schreckensvolle Gericht über den Herrn durch die Ersten und Angesehensten, die Bewahrer des våterlichen Gesetzes gesprochen und von der Stimme des Volks begleitet, hatte einen tiefen, entscheidenden Eindruck auf sie gemacht: das verråth uns die ganze Gestalt ihrer Worte im Evangelium. Der allgemeine Sturm hatte auch sie mit ergriffen, und die schon so reich entfalteten Blüthen ihres Glaubens und ihrer Hoffnung schmerzlich entblåttert, ihr Herz ide gemacht: und mit diesem öden, leeren Herzen, ohne Erlöser, mit getäuschter Hoffnung denn die Dornenkrone und das Kreuz werden doch nicht die Zeichen des neuen Reichs sein und der goldnen Zeit und das beschiedene Theil der Jünger in demselben? wandeln sie nun wieder ihrer Heimath zu in das alte, dunkle, eigene Leben hinein. Also, was er ihnen war, das gestehen sie, ist er ihnen nicht mehr. „Ein Prophet zwar mächtig von Thaten und Worten vor Gott und allem Volk:" aber eben nur ein Prophet, wie Alle, nicht der Prophet über Alle, die Summe und Erfüllung aller Propheten, nicht „der, der da kommen sollte." Und hat er das doch sein wollen, so hat er sich ja wohl selbst getäuscht? Einer flüchtigen Kunde, daß er "lebe," wagen sie gar nicht einmal nachzugehen, um sich nicht abermals zu täuschen.

Doch aber find sie traurig in ihrem Zweifeln, in ihrem immer mehr zerfallenden Glauben. Doch wünschen sie mit Schmerzen, es möchte Alles anders in ihnen sein, wünschen, daß sie möchten glauben können, handeln zwischen einander“ und „befragen sich mit einander unterwegs über alle diese Geschichten,“ ob es sich nicht vielleicht möchte anders an= sehen lassen? Denn freilich im Innersten, Tiefsten ihrer Seele, von ihnen selbst kaum bemerkt, lebt doch noch etwas, das für ihn spricht, ein Unvergeßliches, welches das Urtheil der Menge und der Hohenpriester nicht hat hinweg nehmen können: da sind noch Spuren von seiner heiligen, reichen Liebe, da Nachklånge seiner himmlischen Worte, da ein Bild

von seiner göttlichen Gestalt. Denn wie hätte ihnen doch mögen das Herz also brennen bei den Worten des Unbekannten, der zu ihnen trat und wieder ganz Anderes, das Alte, Große von ihm redete?!

M. Gel.! diese Jünger sind ein ergreifendes Bild für so Manche in unsern Tagen. Nicht diejenigen sind hier gemeint, die von Anfang herein zum Zweifel und Abfall leicht fertig gewesen sind; sei es, daß sie das Gift des Unglaubens gleichsam schon mit der Muttermilch eingefogen haben, oder daß auf andere Weise früh schon der Teufel ihnen ins Herz gegeben hat, daß sie ihren Herrn verriethen: ihren Weg und ihre Geschichte lernen wir nicht aus der Geschichte der Jünger von Emmaus. Sondern diejenigen find gemeint, in deren Leben es auch einmal eine Zeit gab, wo sie noch einen Erlöser hatten und eine heilige Liebe zu ihm aus Herzensgrunde, einen Gedanken an ihn spåt und früh im Gebet, ein Gefühl seiner Nähe und Macht in der Versuchung, eine Freude an seiner Kirche, einen heiligen Schauer an seinen Festen, eine Seligkeit beim Genuß seines Abendmahls : sei es daß das Alles kam aus einem Eltern-Hause, in welchem der Geist Jesu Christi wohnte und das Gebet in seinem Namen lebte, oder unter eines Lehrers Aufsehn, der den Preis seines Lehrens darein sezte, seine Schüler zu Christo zu führen; oder auch daß von selbst der kindlich unbefangene Sinn, dem ja das Evangelium so gern sich aufschließt, Ihn fand. Aber als sie aus dem ersten engern Kreise des Jugendlebens hinaus zu blicken und hinaus zu gehen anfingen, da wurde durch das, was sie sahen und vernahmen, Vieles anders in ihnen. sahen sie diejenigen, die das Ansehen hatten, auf der Höhe des Geistes und der Bildung in der Zeit zu stehen und die Fülle des Wissens zu besihen, mit großem Geräusch, unter dem Zujauchzen der Menge, sich über ihn erheben und Gericht halten über ihn, sein Leben, sein Wort, sein Werk. Und wie lautete dieses Gerichtes Spruch? Wenn auch außerlich viels

Da

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