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Die Gemeinde sang:

XV *).

Meine Lebenszeit verstreicht. Stündlich eil' ich zu dem Grabe. Wenig Tage sinds vielleicht, Die ich noch zu Leben habe. Denke, Mensch! an deinen Tod. Såume nicht, denn eins ist noth.

Lebe, wie du, wenn du stirbst, Wünschen wirst, gelebt zu haben. Güter, die du hier erwirbst, Würden, die dir Menschen gaben; Nichts wird dich im Tod erfreun. Diese Güter sind nicht dein. Nur ein Herz, daß Jesum liebt; Nur ein ruhiges Gewissen, Das vor Gott dir Zeugniß giebt, Wird dir deinen Tod versüßen; Giebt im Leben Heiterkeit, Giebt im Sterben Freudigkeit.

Wenn in deiner lehten Noth Freunde hülflos um dich beben; Dann wird über Welt und Lod Dich dieß reine Herz erheben. Dann erschreckt dich kein Gericht. Gott ist deine Zuversicht.

Daß du dir dieß Herz erwerbst, Fürchte Gott, und bet' und wache! Sorge nicht, wie früh du

*) Zum Gedächtniß Dr. Christian Friedrich Ruperti's, ersten Universitäts - Predigers, Superintendenten und Pastors an der St. Jacobikirche in Göttingen; gestorben am 6. Jul. 1836.

sterbst! Deine Zeit ist Gottes Sache. Lern nicht nur den Tod nicht scheun! Lern auch seiner dich erfreun!

Schreckt auch dich des Grabes Graun; Sprich: ich weiß, an wen ich glaube. Ja, ich weiß, ich werd' ihn schaun; Schaun in diesem meinen Leibe. Auch dem Grabe nahm die Macht, Der dort rief: es ist vollbracht!

Tritt im Geist zum Grab' oft hin! Sieh da dein Gebein versenken! Sprich: Herr, daß ich Erde bin, lehre du mich oft bedenken! Lehre das mich jeden Tag, daß ich weiser werden mag *).

Selig sind die Todten, die in nun an. Ja! Der Geist spricht,

dem Herrn sterben von daß sie ruhen von ihrer

Arbeit. Denn ihre Werke folgen ihnen nach. Amen.

Eines solchen feligen Todten, der in dem Herrn gestorben ist

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und nun auch ruhet von seiner Arbeit, und von viel herrlichen Werken begleitet, die er im Dienste seines Herrn vollbracht, in die Ewigkeit gegangen ist, eines solchen seligen Todten wollen wir heute gedenken. Sein Name, er steht in euren Herzen geschrieben. Er hat ihn mit dem Griffel der Liebe selbst hinein gezeichnet. Ueberhaupt vergessen könnet ihr ihn nicht. Oso viel Worte des Lebens, die er von dieser heiligen Ståtte zu euch gesprochen, Worte, die, wie sie in ihm selbst Leben waren, in seinem Glauben und in seiner treuen, liebenden Sorge für das Heil eurer Seelen, so auch gewiß von euch nicht leer zurückgekommen sind, sondern in vielen Herzen Leben geweckt, genährt haben, diese Worte und ihr Segen, ihre Wirkung, werden euch immer an ihn erinBergessen könnet ihr ihn nicht. Aber doch sein An

nern.

*) Text des Hannoverschen Gesangbuchs.

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denken heute besonders an diesem Orte feiern, euren Dank ausdrücken, euren Dank gegen Gott, der auch hier den treuen Diener zu Großem gebraucht hat, und so in Andacht und Gebet das liebe Bild des ehrwürdigen Vollendeten nur noch tiefer in eure Seele drücken das wollet ihr; und wahrlich solches Gedächtnisses ist dieser Gerechte werth. Und indem ich nun diese eure Andacht leiten foll Gel., so will ich euch nicht eine Lobrede auf ihn halten, nicht seine mannigfachen Verdienste, die er seit nun fast funfzig Jahren in drei Aemtern, zuletzt eben in unsrer Stadt um seine Gemeinde, um unsre Hochschule sich erworben hat, euch rühmend aufzählen, das nicht; das eignet sich nicht für diesen Ort und ist seinem demüthigen, kindlichen Geiste nicht angemessen. Aber Eins will ich, einen Blick in fein Inneres, in das innere stille Leben dieser geweihten Seele mit sich selber will ich euch thun lassen: das soll uns diese Stunde weihen. Und dieser Blick, den mir Gott zu meiner hohen Erquickung und Erbauung gewährt hat, knüpft sich an das heilige Lied, das wir eben gemeinschaftlich gesungen haben. Dieses Lied ist unsers theuren Vollendeten Lieblingslied gewesen, und in der lehten Zeit immer mehr geworden. Das Lied: Meine Lebenszeit verstreicht, stündlich eil' ich zu dem Grabe; die Worte dieses Liedes: nur ein Herz, das Jesum liebt, nur ein ruhiges Gewissen, das vor Gott dir Zeugniß giebt, wird dir deinen Tod versüßen; m. Brüder! läßt euch das eis nen Blick in seine Seele thun? Ja wahrlich, damit schließt sich uns Biel auf. So sei denn dieses Lied heute unser Text, und unser Thema, der große Sinn des Liedes: das Bild einer Seele, die dem Tode sich befreundet; oder überhaupt, das Bild des wahren Christen, nur von seiner allerernstesten Seite, in dem Gedanken an den Tod.

Er selbst, unser Vollendeter, trete im Berlauf unsrer Betrachtung hinter dem Bilde zurück: nur sein Geist spreche

uns daraus an, und führe uns so durch die Gnade des Herrn auch im Tode noch zum Leben.

Lasset uns denn mit dem Liede die Todesbefreundung einer Christenseele gleichsam von außen nach innen bis zu ihrer Bollendung begleiten.

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I.

Treten wir mit dem Liede in die Borhalle des Heis ligthums einer solchen Seele ein. Das ist der Christ denkt an den Tod als dieses irdischen Lebens Ende. Aber merket wohl, welch ein gewaltiges Zeugniß davon wir hier haben. Dieser Gedanke ist bei dem Christen - nach dem Liede nicht nur ein allgemeiner, weiter, unbestimmter Gedanke, daß alle Menschen sterben müssen, daß das irdische Leben überhaupt ein flüchtig, vergånglich Gut fei: sondern es ist ganz eng und bestimmt die Mark und Bein durchschneidende Gewißheit, daß eben er, er selbst sterben muß: meine Lebenszeit verstreicht, ftündlich eil ich zu dem Grabe." M. Fr., wie gar manche stimmen wohl ein in jenen allgemeinen Gedanken von der Flüchtigkeit und Vergånglichkeit des irdischen Lebens, fie låugnen das gar nicht, ja tragen es im Munde: aber sich selbst mit ihrem Leben recht eigens und nothwendig dem unter- und einzuordja dieser Leib, diese Glieder werden einmal sicher zur Leiche werden, dieses Herz wird einmal aufhören zu schlagen, dieses ganze Leben wird einmal verstummen in der tiefen, tiefen Stille des Grabes das vergessen sie, diese Anwendung lassen sie aus. Ja wahrlich in dem wunderlichen, verworrenen Gedankengewebe solcher Menschen stehet es fast so, als ob alle Menschen sterblich wåren, nur sie, nur das liebe Ich nicht. Nun diese farblose, laue, unkråftige Todesbetrachtung ist nicht die des Christen. Eben so und noch nåher denkt sich der Christ auch seinen Tod nicht etwa nur in weiter, dem Auge kaum erreichbarer Ferne, noch lange,

nen

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Und

lange Zeit hinaus, also, daß es kaum Noth wåre, jcht schon daran zu denken; sondern: meine Lebenszeit verstreicht, stündlich eil ich zu dem Grabe." Die Lebenszeit verstreicht mir unter den Hånden, die Stunden eilen, das Leben fähret schnell dahin als flögen wir davon, und ob ich auch das höchste Lebensziel erreichte, ob ich auch in spåtem Alter zu Grabe kåme, wie Garben eingeführt werden zu ihrer Zeit, was ists? Doch nur wenige", rasch vorüber eilende "Jahre, die ich noch zu leben habe"; ach wie schnell, wie reißend schnell ist das Vergangene entflohen, hier stehe ich schon; so wird auch das Zukünftige dahin eilen und unvermerkt werde ich da angelangt sein, wo es heißt: die bestimmten Jahre sind kommen und ich gehe des Wegs, den ich nicht wiederkommen werde; mein Odem wird schwach und meine Tage sind abgekürzt, das Grab ist da.“ weiß ich denn wirklich, daß ich das höchste menschliche Lebensziel erreichen werde? Ach das ist ja von allen unsichern Dingen das unsicherste. Aus allen Lebensattern um mich her fordert der Tod sein Opfer ab. Nicht nur das matte und welke, sondern auch das frische und blühende Leben greift er an. Bin ich vor ihm sicher? Kenne ich die äußern Umstånde, die Naturwandlungen und Wirkungen, die Lagen und Verhältnisse, die auch mir vielleicht den Tod drohen? weiß ich, ob nicht die Keime des Todes schon jezt vielleicht in meis nem Leibe schlummern; oder vielmehr in dem Ullen und über das Alles der Hauptgedanke: Wer hat des Herrn Sinn erkannt und wer ist sein. Rathgeber gewesen? Seine Gedan= ken sind nicht unsere Gedanken und feine Wege nicht unsere Wege, sondern so viel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch seine Wege höher denn unsere Wege und seine Gedanken höher denn unsere Gedanken. Weiß ich, was er in seiner ewigen Weisheit über mich beschlossen hat? Er, der die Menschen låsset sterben und spricht: kommt wieder Menschenkinder, und låsset sie dahin fahren wie ein Strom

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