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Andern, das selige Leben das Fürchten und Zittern fordernd, und das Fürchten und Zittern das selige Leben schaffend. Und eben diese eigenthümliche Verbindung soll der Gegenstand unsrer heutigen Betrachtung sein. Wir wollen zuerst zu verstehen suchen, wie es eben nicht anders sein könne im Leben eines Christen; sodann zusehen, wie wir solches, und vornehmlich heute, auf uns anzuwenden haben.

I.

Zuerst, m. Gel., es kann und darf eben nicht anders sein im Leben des Christen, es gehört jene Verbindung zu des Christenlebens eigenthümlicher Natur in dieser Welt, denken wir uns den Christen, wie er hinaus sieht auf die Aufgabe, die vor ihm liegt, oder wie er in seiner Arbeit zurücksicht auf das, was wirklich in ihm geworden.

Der Christ hat das göttliche Leben seines Erlösers durch den Glauben in sich aufgenommen und zum innersten Grunde feines Lebens gemacht, er hat den alten Herzensgrund heraus gethan und einen neuen göttlichen durch Christum hinein gelegt sei dies nun geschehen unter des göttlichen Geistes allmålig und leise bildenden Einflüssen, oder unter den reiz Benden gewaltigen Stürmen und Kämpfen der Wiedergeburt. Aber damit ist die Arbeit noch nicht abgethan. Jenes Innere, zuerst noch gleichsam Einfache, soll nun auch fort und fort in die ganze Mannigfaltigkeit des immer neuen und wechselnden Lebens ausgebreitet und eingeführt werden. In immer neuen Massen und Gestalten steigt im zeitlichen Ablauf das natürliche Leben auf, und soll, wie es an sich selbst noch nicht geheiligt ist, von dem göttlichen Leben aus Christo ergriffen und durchdrungen werden. Denn das ist ja der Unterschied unsers Lebens in dieser Welt von dem der vollendeten, verklärten Geister des Himmels, daß bei uns das natürliche Leben immer noch seine eigenthümliche stets neu hervorbrechende Macht hat,

die daher auch immer von Neuem dem göttlichen Leben unterthan gemacht werden muß. So erhebt sich denn auf diesem natürlichen Grunde fort und fort für den Christen von innen. her eine Welt von Vorstellungen, Gefühlen, Neigungen, von außen her eine Welt von Erfahrungen, Lagen, Verhältnissen, mit der stets andringenden Aufgabe, in das Alles das höhere Leben hinüber zu leiten, es in den höhern Geist und in die göttliche Gestalt hinein zu bilden. Nun denn, m. Gel., je größer, unendlicher diese Aufgabe ist auf der einen Seite, und je theurer dem Christen auf der andern Seite sein mit Christo in Gott verborgenes Leben ist, je inniger er das himmlische Kleinod umfaßt, je seliger er sich fühlt in seinem Besiß und je mächtiger ihn die unendliche Liebe Gottes in Christo drångt in der Erfüllung der großen Aufgabe; desto sorglicher, zaghafter, ja banger muß er ja wohl werden, daß er Alles recht thue und ausrichte, daß er nichts versehe und vorbeilasse, wie groß es sei oder wie klein, daß er in allen Dingen treu erfunden werde, ein „treuer Knecht seines Herrn“ gleichsam mit zitternder" Hand muß er ja wohl Alles angreifen, daß er es recht verbinde und gestalte nach dem Maaß seines Herrn Jesu Christi. Nein ruhen und rasten darf er nicht, vergraben nicht das Pfund, das ihm der Herr anvertraut hat; sondern immer von Neuem muß er hinaus in die Arbeit und mit stets wacher Sorge stehen und schaffen sein seliges Leben, das sich wahrlich nicht von selber schafft, wuchern lassen das Pfund, das sich nicht von selber mehret. Ach! und weiß er denn nicht, daß das göttliche Leben in ihm, wenn es nicht beharrlich fortschreitet, nur zurücke gehet, wenn es sich nicht ausbreitet, zusammen schwindet; daß der göttliche Keim, wenn er sich nicht entfaltet und erwächst zum Baume mit frischen Zweigen, Blättern, Blüthen und Früchten, modert in der dumpfen Erde. Muß denn nicht der Gedanke an solchen möglichen Rückgang, folches Schwinden, solches Ersterben seines innern Lebens ihn zittern" machen?!

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Und denken wir dann nåher noch an das Einzelne der Aufgabe, die dem Christen gestellt ist. Wie vorerst so gar fremd und starr widerstrebend sind oft die Massen des natürlichen Lebens dem göttlichen Leben in ihm, und wollen sich nicht bewegen und bewältigen lassen. O da kommt so mancher scharfe Schmerz, von den immer neu auf die vielleicht schon wunde Stelle treffenden Schlägen des Geschicks, von den Stößen roher Gewaltthat, oder von den feurigen Pfeilen der Bosheit, was sich Alles gar hart stråubt in den Glauben und das Gefühl der Liebe und des Friedens Gottes ein und unterzugehen. Da kommen immer neue Lagen und Verhältnisse, die in ihren tausend oft so widerwärtigen Verwicklungen es der Liebe so schwer machen, auch in fie einzugehen und sie mit ihrem Geiste zu durchdringen. Da kommen immer neue menschliche Erscheinungen, die in ihrer oft so spröden Eigenthümlichkeit doch auch wollen aufgenommen sein in die Liebe, die langmüthig ist und freundlich, nicht eifert, nicht das Ihre sucht und sich nicht erbittern läßt, ja die Alles glaubt, hofft, duldet und nimmer aufhört. Ja wahrlich des Christen Glaube soll wohl oft Berge versehen, soll aus Felsen frische Wasserquellen strömen lassen, soll eine Wüste umschaffen in ein Paradies, foll auch die dunkle sternenlose Nacht erleuchten. Seine Liebe foll sein wie ein Meer, in welchem alle Feuerfunken fremder Bosheit, die da hinein geworfen werden, alsobald untergehen und verlöschen. Und wenn nun bisweilen die Wüste immer öder und die Felsen umher immer starrer werden und die Nacht immer dunkler und unwegsamer wird; wenn immer neue Berge sich aufthürmen, wenn immer mehr Funken und Brånde des Hasses in das Meer der Liebe geworfen werden, daß selbst das Meer anfangen möchte zu sieden: da kommt es ja wohl für den Christen, Gel., daß er schaffen muß mit Furcht und Bittern, daß er selig werde; und daß er ohne die Furcht und das Zittern zur rechten Zeit wohl unselig werden könnte. Denn es ist ja doch die Sünde, die

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einige ganze todbringende Sünde, die ihm droht: deren Herrschaft zwar durch das göttliche Leben in dem Christen gebrochen, die aber doch nur bis an die Grenzen des göttlichen Reichs in ihm zurück gedrångt ist. Da lauert sie noch und wacht ein nie schlafendes Ungeheuer, und erspåht jede Oeffnung, durch die sie wieder eindringen und einen Fuß breit Erde dem göttlichen Reiche abgewinnen könne; legt und windet sich mit ihrer Schlangennatur an jeden Gedanken, jede Regung des natürlichen Lebens, um sie dem göttlichen Reiche zu entreißen. Vor solchem Feinde, wie der Christ ihn kennt, wahrlich! da gilt es Fürchten und Zittern.

Wendet sich dann nun der Christ auf seinem ernsten Gange einmal um, richtet er sich auf gleichsam von seiner Arbeit und blickt zurück auf das, was nun wirklich bei ihm geworden - was findet er da? Es ist die Erfahrung und das Ges ständniß auch der ernstesten eifrigsten Christen — o wie manche Stücke rohen unverarbeiteten Stoffs muß er da noch sehen, die er vernachlässigt, nicht hinein gefügt und gebildet in den heiligen Bau des Reiches Gottes in ihm. Wie manchmal ist der Glaube doch nicht mächtig genug gewesen Alles zu überwinden; die Berge stehen noch, er hat sie nur umgangen: wie manche dunkle Stunde stehet da noch unerhellt, wie mancher Tag, an dem er nicht Alles empfing mit Danksagung, Gutes und Böses, und die Hand auch küßte, die ihn schlug. O wie manche långere Strecke stehet da noch öde und kahl, dürr, unbebaut von den Himmelspflanzen heiliger Thaten, unbewässert von den frischen Wassern, die ins ewige Leben quellen und wie manche menschliche Gestalt steigt da auf, hier eine Brudergestalt, ach vielleicht Einer aus dem engsten Kreise, den er doch nicht so geliebt, wie er sollte, wie die Liebe Gottes drångte, für den er doch nicht getragen, geduldet, sich hingegeben in der Aehnlichkeit seines Herrn, ja dem er doch wehe gethan, gegen den er doch geeifert und sich geblåht und ungebehrdig gestellt und dort jene feindliche Gestalt, Jener mit

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den dunkeln Zügen des Verfolgers, für den er nicht gebetet: „Vater vergieb ihm, er weiß nicht was er thut," den er nicht überwunden mit der Macht der Liebe, auf dessen Haupt er nicht feurige Kohlen gesammelt, daß er etwa durch ihn umgewandt und mit ihm hineingezogen worden wåre in den Frieden und die Seligkeit des Lebens aus Gott. Und unter den andern halb gethanen Werken kommt auch wohl so manches, das er nur gethan hat, auf daß es von den Leuten gesehen würde, von dem nun das fürchterlich schneidende Wort des Herrn gilt: wahrlich ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. Wenn nun der Christ solches bei sich findet, in dem was bereits in ihm geworden ist, vielleicht eben darüber sich findet, daß der matte Glaube noch nicht wieder stark geworden und die verarmte Liebe noch nicht wieder reich geworden ist: so weiß er zwar, wie er den Schmerz und die tiefe Traurigkeit über seine Schuld ftillen und durch die Liebe dessen, der für ihn gestorben ist, in der Gnade Gottes den Frieden wieder finden soll, das Kindesgefühl und das Abba, lieber Vater; aber eine Furcht und ein Zittern muß ihm immer zurück bleiben, eine Furcht und ein Zittern vor sich selbst. Hat Solches noch bei ihm geschehen können, hat die Sünde noch diese Macht gewinnen, so weit vordringen können in seinem Leben, so muß er ja zittern, daß sie nicht einmal noch höhere Macht gewinne und noch weiter dringe von den Grenzen in die Mitte und vielleicht das Ganze zum Raube nehme. Schläft der Feind so wenig, so muß er um so wacher und sorglicher sein, stets auf banger Huth, daß er den herandringenden gewahre und den angreifenden zurück schleudere. Und so fångt er es denn von Neuem an — und wandelt sein Leben weiter unter viel Seligkeit und viel Sorge, mit Furcht und Zittern, daß ihm Niemand seine Krone nehme und er getreu sei bis in den Tod.

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