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ganz ein Vorgang im Leben des Menschen. Die Saamenkörner sind hier unsre wirklichen Lebensthaten, die da aus der eigentlichen Tiefe und Mitte unsres Lebens hervorgehen, die der ganze Mensch thut; und zwar sind dies nicht bloß die Handlungen im gewöhnlichen Sinn, sondern auch — das wollen wir uns besonders sagen die Thaten des Gedankens. Brüder, es giebt Thaten des Gedankens, die der ganze Mensch aus der Lebensmitte heraus thut! Jede solche wirkliche Lebensthat ist ein Saamenkorn - eine Reihe solcher Thas

ten, eine ganze Aussaat — in den Acker unsres Lebens gestreut; und hat da, in unserm innern oder äußern, oder in dem großen Ganzen des gemeinsamen Lebens, eine eigenthümliche Entwickelung, zeugt da in derselben Art, Wahres und Gutes, Falsches und Böses, fort, hat da eine Reihe von Folgen, Folgen, die so oft gar nicht von uns beabsichtigt sind und auch meist nicht mehr in unsrer Gewalt stehen; und diese Folgen, wie sie im Einzelnen oder im Ganzen unsres Lebensausfalls wieder zu uns zurückkehren: das nennt der Upostel eben die Erndte.

Wir haben also hier ein Zweifaches: jenes gleichsam selbstständige Fortleben, Wachsen, Zeugen unfrer Thaten; und die Erndte.

Jenes Erstere giebt man auch insgemein für das äußere Leben des Menschen zu; Entwickelung, Zusammenhang, Folge find hier zu offenbar. Uber man verkennt es so oft für das innere Leben, vornehmlich, um die Macht des Bösen nicht so hoch anschlagen zu müssen. Da, sagt man, sei der Mensch ja frei, und könne darum auch in jedem Augenblick ohne Weite: res sein Thun wieder zurücknehmen und gleichsam ungeschehen machen. Er dürfe ja nur anders wollen, so sei es auch anders. Brüder! lasset euch nicht irren von dieser Thorheit und Flachheit, in welcher freilich noch so Manche zu dieser Zeit befangen sind von der Aufklärung her, die überall die tiefe= ren und schwereren Mächte des Lebens hinwegerklärt hat.

Nein, es gilt eben so für das innere wie für das äußere Leben, für das Böse wie für das Gute: der Mensch kann sein Thun nicht ohne weiteres zurücknehmen: frei geht seine That von ihm aus: nun aber tritt sie in das Ganze der Lebensentwickelung ein, als eine wirkliche, unter den von Gott geordneten Lebensgefeßen fortwirkende, eine Folge habende Macht: jede That hat so etwas Bleibendes, gleichsam etwas Ewiges, giebt dem Leben ein Gepräge; geschweige denn eine Reihe von Thaten. Eine Erkenntniß, Gel., die mit unsern heiligen Lehren von der Macht der Sünde, vom alten und neuen Menschen und von der Wiedergeburt, welche allein hier gründlich zu scheiden vermag, im innigsten Zusammenhange steht. Und auf diesem Wege kommt es eben zu der Erndte, die der Apostel meint.

Wie ist es nun aber mit dieser Erndte? ist auch wirklich der Sående der eigentlich Erndtende, kehrt das Erwachsene, Gereifte, die Folge, grade zu ihm selbst zurück? Nun, m. Br., da können wir uns wieder zunächst an die gemeine Ers fahrung halten. Oft liegt uns dieser Zusammenhang mit groBer Klarheit vor. Wir sehen wie die Sünde den Menschen beim Wort nimmt, wie sie aufwuchert, furchtbar, ihn überwuchert und ihn selbst erstickt im Genuß ihrer Früchte. Wir können ihn verfolgen, oft genau verfolgen als eine règelmåBige Entwicklung, den grauenvollen Zusammenhang eines Sünderlebens von That zu That, von Stufe zu Stufe, von Fluch zu Fluch, bis zu der Reife, da wir nun fagén: der Sünder erndte den Lohn seiner Thaten. Eben so den Segen, der auf der guten Aussaat ruht; den fegensvollen, herrlichen Zusammenhang eines Lebens, das da edle und würdige Keime in seinen Acker streut, die Keime der wahren Bildung an Geist und Gemüth, die Keime des guten, reinen Wollens und Wirkens: wir sehen sie in klarer Folge fich entwickeln, bis zu der schönen reichen Frucht eines wirklich gebildeten, edlen, würdigen, glücklichen Lebensganzen. Wer trüge nicht solche

ihm fast durchaus verständliche, durchsichtige Gestalten des Fluchs und des Segens, aus dem Leben, aus der Geschichte, aus der höhern Dichtung und vor Allem aus der heiligen Schrift, in seiner Seele? Und auch im Einzelnen des Lebens, des gemeinsamen Verkehrs, wie gilt es da oft so sicher: wer Wahrheit sået, wird Wahrheit erndten, wer Lüge sået, wird Lüge erndten; wer Liebe fået, wird Liebe erndten, wer Haß fået, wird Haß erndten, wer Schein sået, wird Schein erndten, wer Wind fået, wird Sturm erndten! Welche oft überraschende, ja erschreckende Aehnlichkeit, Gleichartigkeit, äußerlich vielleicht als ein Spiel des Zufalls erscheinend ! Aber wir ahnen den tiefern Zusammenhang, die innere Gefehlichkeit, Gottes Ordnung und Gericht. Bisweilen freilich verbirgt sich uns auch dieser Zusam menhang zunächst, am meisten bei uns selbst, in unferm eigenen Leben; aber wir werden spåter irgendwie scharf auf ihn zurück gewiesen. Ein Gutes, ein guter Gedanke, eine Wahrheit, eine That des Wohlwollens, so gleichsam nur hingesået, wie Manchem kommt sie spåter einmal in einer Erndte zurück, unerwartet, wunderbar! Siehe, das Gute hatte insgeheim unter Gottes Ordnung fortgezeugt, und entfaltet nun seine reichen, kostbaren Schäße von Frucht und Gewinn. Und eine Sünde, ebenso gleichsam nur hingefået, und dann vergessen, wie meldet sie sich später oft schrecklich in ihrer Erndte wieder! Siehe der Fluch war auch insgeheim fortgegangen und steht nun gråßlich ausgewachsen vor uns da. Ja, schon aus der nächsten, einfachsten Beobachtung des Lebens können wir uns des Eindrucks nicht erwehren: es ist als ob unsere Thaten, und manche ganz ausdrücklich, im Leben den Thäter wieder suchten, gleichsam eine Neigung håtten zu ihm zurück, die Erndte also den Sáemann wieder suchte. Und dazu lasset uns nur gestehen, wir achten nicht ge nug darauf; såhen wir schärfer zu, besonders in unferm eigenen Leben, beobachteten wir genauer, was da wirk

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lich zu Tage liegt, wie in dem Getriebe unfers innern Lebens Zug mit Zug, That mit That oft so entschieden zusammenhångt; wie das Innere sich dann auch im äußern Leben so oft einen entsprechenden Leib schafft; zögen wir die uns wirklich erkennbaren Fåden dieses Zusammenhangs immer an das Licht unsres Bewußtseins: wir würden noch unendlich mehr entdecken; wir würden finden, daß oft auch ein ganzer folgender Lebensabschnitt, namentlich je tiefer immer ins Innere hinein, nach dem eigentlichen Herzen unsers Lebens, nach dem eigentlichen Kern und Geist dessen hin, was wir unser Geschick, unser Lebensglück nennen nur die Erndte des vorhergehenden ist, die Summe der Folgen von dem, was wir selbst vorher gesået, wie wir den von Gott uns vertrauten Lebensacker bestellt haben. Ganz fremd kann auch keinem von euch diese Beobachtung sein.

Nun aber, m. Br., wenn dem so ist: sollen wir dabei stehen bleiben, sollen wir den ernsten Gedanken nicht vollends ausdenken, sollen wir von dem, was wir so sehen oder sehen können, wenn wir wollen, nicht zurück rathen auf das, was wir nicht sehen; von den offenbaren Wegen und Gerichten Gottes auf die verborgenen; also, daß unser ganzes Leben von Anfang bis zu Ende eine solche Entwick lung ist unter Gottes Ordnung und Gericht? Ja die Wahrheit gilt schlechthin: was der Mensch sået, das wird er erndten. Sie schreiten fort, die Gerichte Gottes mit Donnergang, ob wir sie auch nicht hören. Sein Gang ist lauter Licht, ob wir ihn auch nicht sehen. Wir reifen Ulle, jeder in seiner Art, immerfort der Erndte zu, die wir selbst zu genießen haben werden. Freilich müssen wir da größere Maaße anlegen, unsern Blick erweitern aus der Zeit in die Ewigkeit. Die Entwicklung geht fort durch die Zeit; aber nicht Alles reift schon hier in der Zeit, sondern unser Leben ist eine Entwicklung, die in die Ewigkeit eingeht zur völligen Reife des Ganzen. Dahin zugleich weiset auch unverkennbar das

Wort des Apostels, nämlich auf eine ewige Erndte; wie er denn zuleht ausdrücklich vom Guten sagt: „erndten ohne Aufhören." Es giebt eine ewige Erndte; und diese ist eben nur die ganze, volle, unverhüllte Entwicklung uns fers Lebens in der Richtung, die wir ihm selbst gegeben haben, von Gottes Allmacht uns unwiderstehlich und unwidersprechlich zum Bewußtsein und zur Erfahrung gebracht, das ewige Gericht Gottes. Da ist es, Gott läßt sich nicht spotten, wo Jeder Alles erndten. wird, was er selbst gesået hat, wo der ganze Ausfall unfres Lebens auf uns selbst, als seliger Gewinn und Gnadenlohn, oder als unendliche Last, zurückfallen wird.

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So stehet das apostolische Wort fest. Und zwar, so gilt es nicht bloß vom einzelnen Leben, sondern auch von dem Leben ganzer Gemeinschaften. Auch was ein Haus fået auch was ein Volk fået, das werden sie erndten. Ihre Sünde ereilt, findet" sie wieder; und auch ihr Gutes, ihr Rechtthun, kommt ihnen an seinem Ort wieder heim. & 3 ist Weltgericht in der Weltgeschichte. Obschon auch

hier nicht das ganze Weltgericht. Denn auch für das Ganze läuft der Strom der Zeit nicht in der Zeit aus, sondern in die Ewigkeit ein.

Und schon so erkannt, m. Br., wie wichtig muß uns die Wahrheit unsers Textes sein für's Leben, wie ernst muß uns das Leben, alles unser Thun werden, wenn wir bedenken: es ist Saamenkorn, hingelegt in den Ucker des Lebens für die kommende Erndte. Und wenn es Zeiten im Leben giebt, die vorzugsweise Aussaatszeiten heißen können, Zeiten, wo Alles unendlich fruchtbar ist, wo der Acker des Lebens mit der tiefsten Empfänglichkeit, wie die Erde im Frühling, den eingestreuten Saamen der Thaten aufnimmt; ihr Jünglinge, wenn eure Zeit eine solche ist, wenn ihr, was ihr jeßt fået, sicher erndten werdet in Zeit oder Ewigkeit: wie ernst muß euch diese eure Zeit werden, wie schwer muß euch gleichsam jeder Ges

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