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EINLEITUNG

THEMA UND METHODE

Das Thema „Idealismus und Christentum" ist in den letzten Jahren verhältnismäßig viel behandelt worden. Das ist für den ersten Blick auffällig in einer Zeit, da der Idealismus von manchen totgesagt wird. Konnte noch 1908 Ferdinand Jakob Schmidt eine Sammlung von Studien „Zur Wiedergeburt des Idealismus“ veröffentlichen, so ist jetzt der Titel eines Buches von Paul Ernst,,Der Zusammenbruch des deutschen Idealismus" (1918) oder von Wilhelm Lütgert,,Die Religion des deutschen Idealismus und ihr Ende“ (1922—25) typisch. Wenn die Schlagworte,,Krisis" und,,Untergang" schon im allgemeinen eine außerordentliche Rolle im geistigen Leben der jüngsten Zeit spielen, so werden sie im besonderen Maße auf den Idealismus angewendet. Daß die Befürchtungen, Krieg und Revolution könnten dem Christentum schaden und der Kirche ein Ende bereiten, grundlos waren, hat man längst eingesehen. Um so ungünstiger ist die Diagnose, welche man vielfach dem Idealismus stellt. Und es ist klar, daß in einer Zeit, deren Heilige Kierkegaard, Dostojewski und Nietzsche sind, der Idealismus mit Haut und Haar nicht mehr leben, noch wieder auferstehen kann. Das Rad der Geschichte bleibt nicht stehen, noch rollt es zurück, und daß es im Vorwärtslaufen wieder an genau dieselbe Stelle komme, ist ein Gedanke, den man Nietzsche noch nicht allgemein glaubt. Die Töne unserer Zeit sind härter als im deutschen Idealismus, und ihr Zusammenklang ist nicht mehr selbstverständlich und von vornherein harmonisch. Aller Idealismus, der zusammenhängt mit ,,idealisieren", ist in der Tat fortgefegt. Darauf beruht es, daß Schiller den meisten nur noch wenig oder nichts zu sagen hat und vielfach heute eine sachlich nicht gerechtfertigte Geringschätzung erfährt. Andererseits beschäftigt nun aber Goethe den Zeitgeist in hohem Grade. Die verschiedensten Richtungen suchen sich auf ihn zu stützen, und in 1 Groos, Der deutsche Idealismus

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der Erfassung seines Wesens formt unsere Zeit ihre eigenen Strebungen. Die Erwähnung Goethes genügt, um einzusehen, daß der deutsche Idealismus keineswegs ein toter Hund ist. Und daneben ein zweiter, von dem unsere Zeit in großem Maße zehrt: Hegel. Aber auch Schelling und Elemente von Fichte wirken heute noch und heute gerade. Das Kantjubiläum galt ebenfalls nicht einer nur historischen Größe, und selbst von Leibniz lassen sich deutlich Einflüsse bemerken. Jenes Todesurteil in Bausch und Bogen entspricht also nicht den Tatsachen. Es entstammt auch gar nicht dem Gebiet der Tatsachenbeobachtung. Es erhält nämlich noch eine besondere Note durch die Form und Begründung, mit der es auftritt. Es ist meistens das Ergebnis einer Auseinandersetzung des Christentums mit dem Idealismus. In der modernen Theologie bahnt sich die Erkenntnis der Verschiedenheit beider mehr und mehr an. Der eigentümliche Charakter der Theologie aber bedingt es, daß sie das Urteil der Verschiedenheit von Christentum und Idealismus nur in Form einer Verurteilung des Idealismus aussprechen kann oder jedenfalls ausspricht. Wo dagegen die Differenz zum Christentum als nicht wesentlich angesehen wird, da finden wir sogleich eine Hochschätzung des Idealismus, oder richtiger wohl umgekehrt: wo der Idealismus geschätzt wird, da sucht man ihn als im großen und ganzen christlich oder mindestens dem Christentum verwandt zu erweisen. Es müßte nun offenbar zu einer ganz neuen Beleuchtung des Problems führen, wenn einmal der Wertgesichtspunkt völlig ausgeschaltet und die quaestio facti von der quaestio iuris gründlich gesondert würde. Nicht bewerten, sondern nur verstehen wäre die Aufgabe.

Nun gibt es aber immerhin objektiv-historische Darstellungen genug. Das führt uns zu etwas Zweitem. Das Verstehen tritt nicht nur in Gegensatz zum Bewerten, sondern auch zum Berichten. Die quaestio facti ist nicht einfach als historische gemeint. Wie die Erörterung der Wert- und Wahrheitsfrage, die Apologetik, erst der Schlußstein sein kann, mit dem wir es in dieser Schrift nicht mehr zu tun haben, so ist die historische Betrachtung der Grundstein, den wir bereits voraussetzen, der uns also ebenfalls nicht beschäftigt. Nur was dazwischen liegt, nehmen wir in Angriff. Gesammelt, gesichtet und geordnet hat man das Material schon lange. Dagegen die tiefere Durchdringung und Erfassung von innen her ist jüngeren

Datums. Nach der Erledigung der nötigen Vorarbeiten hat sich der Schwerpunkt immer mehr verschoben: von der Untersuchung der faktischen äußeren Beziehungen zu der des seelischen Kernes und geistigen Wesens und Gehalts. Unsere Zeit will in erster Linie verstehen, Wesen erfassen. Dies zeigt sich einmal darin, daß überall die Prinzipienfragen in den Vordergrund rücken, und sodann namentlich in Methodik und Resultaten selbst. Die Namen Düntzer einerseits, Gundolf andererseits sind hinreichend, um sich an dem Beispiel Goethes den Unterschied der modernen Betrachtung zur früheren, gewiß auch keineswegs zu verachtenden Forschung zu vergegenwärtigen. Wenn neuerdings schon wieder eine rückläufige Bewegung zu bemerken ist, der Versuch, die phänomenologische mit der historischen Betrachtung zu vereinigen, wofür in der Goetheforschung der Name Petsch als bedeutendstes Beispiel gelten kann, so bleibt doch der Schwerpunkt auf der Wesensfrage liegen. Man fragt weniger nach der zufälligen Chronologie und äußeren Kausalität als nach dem organisierenden Prinzip; nicht die ganze Fläche der tatsächlichen Beziehungen, sondern der Kern interessiert uns; wo jene untersucht werden, sind sie doch nur Mittel zum Zweck. Man sucht das Wesen. Wenn auch die Phänomenologie als „,Wesenswissenschaft" zunächst eine besondere philosophische Richtung ist, so liegt etwas von ihrem Geist zweifellos in der Einstellung der Zeit überhaupt.

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Auch dem Christentum muß das zugute kommen. Allerdings ist inan sich der Schwierigkeit der Aufgabe bewußt; denn schon der Kampf um Harnacks,,Wesen des Christentums" hat zu deutlich gezeigt, daß der größte lebende Historiker des Christentums des Problems nicht Herr geworden ist. Wenn ein Buch wie Gundolfs ,Goethe" auch dem, der im einzelnen Aussetzungen macht oder sogar der ganzen Methode kritisch gegenübersteht, doch immer viel zu sagen hat, wurde Harnacks Buch von einem großen Teil der zuständigen Gelehrten prinzipiell abgelehnt. Die Schwierigkeit, das Wesen des Christentums zu erfassen, hat wohl drei Gründe: Erstens sind die Quellen, aus denen wir das Urchristentum kennen, in eineni Zustand, der immer problematisch bleiben wird, auch wo man stellenweise auf sicherem Boden zu stehen glaubt. Wenn die allgemeine Atmosphäre auch deutlicher geworden ist, so ist doch gerade in der entscheidenden Frage nach dem Selbstbewußtsein Jesu keine

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