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er diesen Autor sonst auch hielt. Dafür las er, wie bereits bemerkt ist, Buffon's naturwissenschaftliche Werke mit dem größten Intereffe. Schon im Jahre 1756 schreibt er seinem Bruder: "Jest beschäftigt mich Buffon's Naturgeschichte, ein großes Werk von einer ungeheuren Unternehmung. Man hat eine Bibel der Natur, die ein Mißbrauch dieses Titels ist." Er ist aber nicht durchaus mit ihm einverstanden. Seine Theorie, schreibt er, von deren Beweisen ich die Hälfte schon gelesen, hat mich gestern bald rasend gemacht. Trifft ihn aber nicht eben der Tadel, den er über die Sündflutherklärer ausspricht ?" Die Epoques de la Nature zogen ihn anfangs sehr an, und er bemühte sich für seinen Freund Auerswald, sie von Hariknoch zu erwerben. Einige Jahre später schreibt er darüber an Steudel: "Ich habe in des einfältigen Saint Piere Etudes de la Nature nicht solche pudelnärrische, poffierliche Mährchen gefunden, als in den Epoques des Buffon." Hamann besaß seine histoire bis auf die Theile von den Vögeln, die er in Königsberg aus den dortigen Läden nicht erhalten konnte. Er hatte die Vogelgeschichte indeß später für Herrn von Auerswald von Hartknoch zu besorgen. Der Ausführung des Auftrags in dem Briefe an Hartknoch fügt er die Bemerkung hinzu: „Aber so große Lust ich auch habe, die Histoire des Minéraux fennen zu lernen, will er nichts davon wissen." Auch populäre naturgeschichtliche Schriften entgingen nicht seiner Beachtung. Er schreibt an Scheffner: „Die Briefe über die Naturproducte von dem Verfasser der kosmologischen Unterhaltungen sind mein Zeitvertreib. Dies ist meines Erachtens der beste Philosoph für die junge und schöne Welt; ich ziehe sein Talent dem Campe und Salzmann vor.“

Den Eifer Voltaire's um die Verbreitung der Naturwissenschaften verspottet er, namentlich seine belle passion de la vérité, qui l'instigua d'introduire en france le Prisme de

Newton.

Auch der Ritter Zimmermann, der ihm mitunter wieder

durch seine Eitelkeit Stoff zum Lachen gab, erfreute ihn mit einer Schrift. „Eben so viel Vergnügen (als er an den kosmologischen Unterhaltungen hatte) macht mir Zimmermann's geographische Geschichte des Menschen, dessen dritten Band ich lese. Von einem so vorzüglichen Buche läßt sich bald eine neue Auflage vermuthen, welche die jeßige übertreffen wird."

So geneigt Hamann war, wesentliche Verbesserungen in der Heilmethode oder neue Heilmittel anzuwenden; so schwierig war er da, wo er fürchtete, daß man sich in Gebiete verirre, die natürlichen Wirkungen fremd sind. So trat auch der damals erst aufgekommene Magnetismus an ihn heran. „Giebt es einen Magnetismus, schreibt er an Buchholz, so lasse er sein Dasein durch Werke beweisen, gegen die kein Zweifel stattfinden kann, und durch Früchte, die edler sind als Zeichen und Wunderkräfte." Später war er indessen, wahrscheinlich auf Anrathen Jacobi's, geneigt, selbst eine solche Kur auf seiner Rückreise in Düsseldorf zu versuchen.

Hamann hatte für die Schönheiten der Natur ein sehr empfängliches Herz, und sie machte in ihren erhabenen und großartigen Erscheinungen einen tiefen Eindruck auf ihn. Beides beweisen die daher entlehnten Metaphern in seinen Schriften. Auch von dieser Seite zog ihn die Bibel mit ihren ergreifenden Schilderungen unwiderstehlich an. Was hat das Alterthum aufzuweisen, das hierin den Psalmen, Propheten, dem Hiob und andern heiligen Schriften nur nahe käme?

Dabei empfindet er beständig die Nähe der Gottheit und ihr heiliges Walten, und eben dieses lebendige Gefühl giebt seinen Worten eine wunderbar ergreifende Kraft. Wie groß und herrlich steht der erhabenste Moment der Schöpfung vor seiner Seele!

„Der erste Ausbruch der Schöpfung und der erste Eindruck ihres Geschichtschreibers; die erste Erscheinung und der erste Genuß der Natur vereinigen sich in dem

Worte: Es werde Licht! Hiemit fängt sich die Empfindung von der Gegenwart der Dinge an.')"

Das Licht dient ihm dann zu den erhabensten Bildern und Gleichungen.

„Alle Farben der schönsten Welt verbleichen, sobald ihr jenes Licht, die Erstgeburt der Schöpfung erstickt.“

„Das Wort Gottes ist gleich dem Licht, das alle Farben in sich hält."

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Lassen Sie sich die Zeit nicht lang werden nach Licht, schreibt er an Lindner. Der Tod ist der große Lehrer, den wir uns wünschen, wenn wir um Licht schreien. Wenn er Sonne und Mond auslöscht unsern irdischen und fleischlichen Augen, die kein ander Licht als das erschaffene erkennen wollen, so wird ein höheres, geistiges, ewiges Licht aufgehn, wo alle Flecken zu Sonnen und alles gemalte Licht zu Schatten werden wird."

Jacobi hatte Hamann erzählt, daß ein Sturm nachtheilig auf seine schwachen Nerven eingewirkt habe und immer einwirke. Die Natur komme ihm dann wie betrunken vor, und als ob sie Händel suche.

Hamann erwiderte: Sturmwinde, die sein Wort ausrichten, sagt der Psalmist 148, 4. 8. Mit Freuden thun sie seinen Befehl, und sind bereit, wo er ihrer bedarf auf Erden; und wenn das Stündlein kommt, lassen sie nicht ab las ich diesen Morgen in Sirach 40. 37. Wenn diese rauhen Engel ein paar Ihrer Bäume zum Lob ihres Herrn nöthig gehabt, so müssen Sie nicht gleich die liebe Mutter Natur, wie Eli die Hanna) in Verdacht haben. Oben auf dem Mastbaum zu schlafen, so weit geht nun wohl mein dityrambischer Geschmack nicht. Aber hinter meinem Ofen oder in meinem Bette

1) Πᾶν γὰρ τὸ φανερούμενον φῶς ἔςι &phef 5, 13.
(Hamann.)

2) 1. Sam. 1, 34.

kommen mir auch die Elemente, wenn sie durcheinander gehn wie die Saiten auf dem Psalter und ihre Concordia discors recht schrecklich angenehm vor, daher ich auch gern bei einem starken Ungewitter mein Hausgesinde mit dem alten Liede Joh. Frank's, der ein Landsmann meines Vaters war, ein Lausiger, aufmuntern mag."

e) Schluß.

Möge nun folgendes tiefe, beherzigungswerthe Wort Hamann's über den Weg zum wahren Genuß der Natur das Siegel drücken auf die vorstehende Betrachtung. Es findet sich in der Aesthetica in nuce und lautet:

"Die Analogie des Menschen zum Schöpfer ertheilt allen Kreaturen ihr Gehalt und ihr Gepräge, von dem Treue und Glauben in der ganzen Natur abhängt. Je lebhafter diese Idee, das Ebenbild des unsichtbaren Gottes) in unserm Gemüth ist, desto fähiger sind wir, Seine Leutseligkeit in den Geschöpfen zu sehen und zu schmecken, zu beschauen und mit Händen zu greifen. Jeder Eindruck der Natur in den Menschen ist nicht nur ein Andenken, sondern ein Unterpfand der Grundwahrheit: Wer der Herr ist. Jede Gegenwirkung des Menschen in die Kreatur ist Brief und Siegel von unserm Antheil an der Göttlichen Natur2) und daß wir Seines Geschlechts sind.“3)

1)

εἰκὼν τοῦ Θεοῦ τοῦ ἀοράτου Rolof. 1, 15. (Samann.) 2) θείας κοινωνοί φύσεως 2. Tett. 1, 4. (Samann.) 3) Apostelgesch. 17, 27 x. (Hamann.)

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Hamann, Leben IV.

16

I. Hamann als Aesthetiker und Kritiker.

O, for a muse of fire, that would ascend
The brightest heaven of invention!

Shakespeare.

Les grappillages d'un Génie ne sontils pas meilleurs que toute la vendange d'une imitation servile et précaire? Hamann.

A. Hamann als Aesthetiker.

a) Die deutsche Literatur während der ersten Hälfte und Mitte des vorigen Jahrhunderts. Die Bibel, Shakespeare und die Alten. Die Dichtkunst, höchste Geistesblüthe eines Volks. Studium der Natur und die Alten. Mythologie. Leidenschaften und Sinne. Das Wunderbare. Dialog.

Man

Can vergegenwärtige sich die trostlose Zeit, in die Hamann's Jugend fällt, die Armuth an allem geistigen Leben und das todte Formenwesen, das jeden frischen Aufschwung des Geistes lähmte. An die Stelle lebenskräftiger, volksthümlicher Dichtkunst, wie sie schon in frühester Vorzeit auf deutschem Boden in reicher Fülle erblühte, war eine aus fremden Elementen zusammengebettelte, geistlose Afterpoesie getreten. Die von den Franzosen entlehnten, angeblich aus dem klassischen Alterthum überkommenen Geseße der Einheit herrschten mit despotischer Allgewalt und hemmten die freie Entwickelung. Die Aesthetik, welche ihr Heil in Auffindung und Befolgung willkürlicher Grundsäße suchte und darüber die größten Meisterwerke der Poesie, weil

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