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gen eine Anhäufung unverbrennbaren Kohlenstoffes im Blute gerichtet. Mag sich auch der Montañero, wie der Bewohner nordischer Zonen, mit seinem Erbsenteige oder thierischen und vegetabilischen Kohlenstoffmassen im Magen ganz wohl befinden, so würde jene Last dem Bewohner der Tierra caliente doch mehr als beschwerlich fallen, wie überhaupt alle Massen zufuhr von Fett- und Wärmebildnern, welche erforderlich ist, den Verbrauch an Stickstoff, an Blut und Muskelsubstanz zu ersetzen. Solche Quantitäten ersetzt nun ein kleines Stück mageres Fleisch und enthält und erfüllt alle Bedingungen eines schnell blutbildenden, wenig füllenden, leicht assimilirbaren, stickstoffreichen Nahrungsstoffes.

Das Rind im tropischen Amerika liefert ein zu solcher Ernährung durchaus geeignetes Fleisch; die Mästung desselben (forcirte Fettbildung) fällt dort fort, es nährt sich allein von Gräsern und Blättern; bei der Mächtigkeit des dortigen Wachsthums streben alle Gewächse nach Verholzung, die unsere Wiesen und Aenger als saftreiche Gräser und Kräuter bekleiden, so dass wir unsere zarten Stauden dort als Gestrüpp und Gebüsch wiedersehen; das Futter der Weide ist hart und trocken; das Vieh setzt ein fettloses, mehr zähes als zartes Muskelfleisch an und correspondirt in dieser Hinsicht mehr mit unserem Wilde, als mit unserem fettgemästeten Schlachtvieh; das also magere Fleisch ohne Fettdurchwuchs liefert den einfachsten, am leichtesten umzubildenden, blutbildenden Nahrungsstoff.

Als weiterer Beleg für den grossen Fleischverbrauch im tropischen Amerika mögen nun noch einige Zahlen sprechen, die den statistischen Mittheilungen Codazzi's entnommen sind, freilich schon vom Jahre 1839 datiren, da neuere genauere statistische Angaben (mir) nicht vorliegen. Darnach stellt sich der Consum von Fleisch auf die damalige Gesammtbevölkerung Venezuela's von 995,348 Seelen wie folgt: 172,442 Haupt Rindvieh,

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Demnach stellt sich in Venezuela ein Fleischconsum von ca. 174-175 span. Pfd. pro Kopf heraus. In dem preussischen Staate vor der letzten Annexion kamen bei einer Gesammtbevölkerung von 18,475,550 Seelen jährlich durchschnittlich auf den Kopf 37-40 Zollpfund; übersehen wir die geringe Differenz zwischen beiden Gewichten, so ist zwischen beiden Consumenten

das Verhältniss in runder Zahl wie 40: 175, also der Fleischconsum in Venezuela (welches als Massstab für das ganze tropische Amerika gelten kann) pro Kopf 135 Pfund grösser, also beträgt 3 mal mehr Gewicht, als in dem preussischen Staate vor 1866.

Es liegt also trotz und entgegen aller Theorie die Thatsache klar vor, dass der Mensch unter der heissen Sonne den Fleischgenuss nicht verabscheut, im Gegentheil ein sehr ausgeprägtes, instinctives und physiologisch begründetes, wie durch Zahlen belegtes Bedürfniss nach demselben an den Tag legt. Der Ochse ist mithin der wichtigste und vorwiegendste Ernährer des Menschen in der heissen Zone Amerikas.

Werfen wir noch einen flüchtigen Blick auf die Consumverhältnisse zu einander, so ergiebt sich der grösste Fleischverbrauch in der heissen Zone und in der temperirten und kühlen Höhenzone der grösste Leguminverbrauch; darnach behaupten der Mais und die Banane den ersten Rang unter den Nahrungsmitteln, und zwar gehört die Maisfrucht mehr den Cordilleren, die Bananenfrucht mehr den tropischen Niederungen an; dem schliesst sich der Zuckerconsum an, gleich stark in allen Zonen; dann folgen die stärkemehlhaltigen Gemüse (Wurzeln, Knollen, Früchte) und die übrigen Cerealien, unter welchen der Reis der vorwiegendste und mit wenigen Ausnahmen auch der einzigste Vertreter ist, wenn man den geringen Consum und die noch geringere einheimische Production an Weizen in Abrechnung bringt. Fisch wird zeitweise und namentlich an den Fluss- und Küstenstrichen in bedeutender Menge consumirt; das Huhn ist in allen Zonen die Paramos ausgenommen gleich gut acclimatisirt und liefert in dem Ei, wie in seinem Fleische ein nicht unerhebliches Nahrungsmittel; Kaffee wird namentlich in der heissen Zone bedeutend consumirt; in der kühlen Zone übersteigt der Verbrauch an Kakao den von Kaffee, von denen der eine so wenig wie der andere in der Region der Tierra fria Früchte reift. Die Spirituosen endlich behaupten, wenn auch nicht als Nahrungsmittel, so doch als Erfordernisse und Bedürfnisse oder als Auswüchse einer gesteigerten Civilisation eine bedeutende Rolle in der allgemeinen Production und Consumtion; ihrem Genusse huldigen alle Zonen, zunächst und hauptsächlich die Zone ihrer Production, die des Zuckerrohres.

Reich

Alle Speisen erhalten einen erheblichen Zusatz von Gewürzen. und Arm pfeffert und säuert noch am Tische nach, wenn auch die Küche bereits ihrem Recepte gemäss vorgepfeffert hat. In jedem Hausstande findet sich ein Gefäss mit einheimischen Mixpickels; der Arriero (Maulthiertreiber) der seine Tageskost im Brodbeutel mit sich führt, würzt dieselbe durch einen Aufguss von Mixpickels, der ihm bereitwillig in jeder Hütte an der Heerstrasse bewilligt wird. Die Menge spanischen Pfeffers, Knoblauchs und anderer scharfer Gewürze mehr, welche verzehrt werden, setzen in Erstaunen in einem Lande, wo man glauben sollte, nur kühlende Getränke und reizlose Stoffe geniessen zu sehen. Hat die Natur durch die Anhäufung von Gewürz

stoffen in dem heissen Klima bezweckt, den Menschen in den Stimulatoren ein Mittel an die Hand zu geben, der erschlaffenden Einwirkung des Klimas auf die vegetativen Functionen der Organe entgegenzuwirken? Werden die Reactionen dieser künstlichen Gegenreize, nachdem sie ihre Actionen gethan, durch die enorme Thätigkeit der Haut neutralisirt? Zwecklos und widersinnig schafft die Natur nie und nirgends, aber sie bietet dem Menschen ihre Erzeugnisse auch ebenfalls unter der Voraussetzung, dass er über den rechten Gebrauch derselben wohl nachdenke und seine Auswahl und Anwendung mit Vorsicht und Ueberlegung treffe.

In dem Masse, wie der Stadt- und Landbewohner ausserhalb der allgemeinen Uebereinstimmung in der äusseren Lebensweise, den nationalen Sitten und Gebräuchen und dem kirchlichen Verbande einander gegenüberstehen in den Lebensneigungen, in ihren physischen und psychischen Bedürfnissen, so sind wiederum als Contraste gegenübergestellt der Llanéro (der Bewohner der Ebenen) und der Montañéro (der Bewohner der Gebirge). Geist und Materie sind den umgebenden physischen Kräften und Eindrücken unterworfen, und je mächtiger deren Wirksamkeit und je weniger die Gesetze der Erziehung und Gesittung über sie Herrschaft gewonnen, desto eigenmächtiger und vollständiger entwickeln sie sich den Verähnlichungsgesetzen der waltenden Naturkräfte gemäss.

Eine gesellschaftliche Vereinigung, ein gleichmässig gewobener Teppich von Pflanzen einer Species findet sich in den äquinoctialen Gegenden Amerikas nur unter den beiden entgegengesetzten klimatischen Polen: in der Tierra caliente und der Tierra fria; Gras bedeckt als eine einzige grüne Woge die weiten, unbegränzten, gleich einem Meeresspiegel ebenen Flächen der Llanos, auf denen die Sohle der himmelanstrebenden Cordilleren ruht; und Gras wieder umwuchert wie ein monotoner, graugrüner Haarschopf den compacten Scheitel des Gebirges unterhalb der ewigen Schneekronen. Aber auf dem Grasmeere der Llanos liegt der feurigste Glanz der Tropensonne, während den Grasschopf der Alpenscheitel bald dichter und dunkler, bald leichter und flockiger die schweren, zusammengeballten Dünste der wassergesättigten Atmosphäre umschleiern. Die Wasserfluthen, die aus den Wolkenkappen der Bergeshäupter niederstürzen in das tiefe, flache Land der Llanos und der heisse Sonnenglast, der über ihrem Schlamme schwimmt, sind es, welche die veraschte, graue Wüste der Llanos wie mit einem Zauberschlage in das saftigste, üppigste Grün einkleiden; oben aber in der blauen Höhe schlingen die tropfend-nassen, grauen, kalten Nebel den grünen Kranz junger Grasfluren um den verwitterten, greisen Alpenscheitel. Und so, wie andere Kräfte da oben als da unten walten und die Pflanzenorganismen unter verschiedenen Einflüssen zu einem einheitlichen Charakter in verschiedener Gestalt erwecken, so rufen diese Kräfte dort und hier auch Menschen hervor, die in ihrer allgemeinen Aehnlichkeit doch eine, unter verschiedenen Einflüssen hervorgegangene Verschiedenartigkeit des Wesens in sich tragen.

Anders geartet, als der Llanéro in der tropisch-heissen Tiefebene ist der Montañéro, der auf dem kalten Gebirgsgrate über seinem Haupte andere Kräfte athmet.

Bevor die Morgensonne in ihrem glänzenden Himmelfarbengeschmeide den Thau von dem blinkenden Grasmeere der Llanos trinkt, erhebt sich der Llanero in seinem aus Rohr, Palmenblättern und trockenen Häuten zusammengestellten Rancho von der harten Ochsenhaut oder aus der schaukelnden Hängematte, ruft durch ein bekanntes Zeichen sein weidendes Pferd herbei, wirft ihm den Sattel auf und reicht ihm einige Hände voll Maiskörner, die ihm sein treuer und zuverlässiger Gefährte aus den Händen frisst. Bevor er sich in den Sattel schwingt, um mit seinem mächtigen Scepter, dem Lazo, das weite Revier seiner ungezählten Heerden zu durchschweifen, giebt er an dem Schleifsteine Dolch und Messer schneidende Schärfe, nimmt darauf aus der zusammengerollten, blutigen Haut eines unlängst abgestochenen Rindes ein grosses Stück saftigen Rückenfleisches, steckt es auf eine grüne Holzruthe, streut Salz darüber und lässt es langsam über dem Kohlenfeuer rösten, während er inzwischen die frisch abgestreifte Ochsenhaut über der Erde aufsteckt, um sie an der Sonne austrocknen zu lassen. Das duftig-saftige Rostfleisch am Holzspiesse ist nun sein erster Imbiss am frühen Tage; mit einem Schälchen voll Kaffee oder Kakao spült er es hinab und steckt vielleicht noch ein Stückchen Mais- oder Bananenbrotes in den Mund. Und fort eilt er auf dem schäumenden Rosse, seine Heerden zusammentreibend, auseinanderjagend, musternd, und in die Knie stürzt unter dem sausenden Lazo der flüchtige Stier, der gefürchtete Herrscher seines gefürchteten Reiches. Nur ein Stück braunen Rohzuckers zum Trunke an der Quelle hat der Souverain des Lazos zu sich gesteckt; erst am späten Nachmittage, wenn er heimkehrt auf dem schweisstriefenden, keuchenden Rosse, steckt er wieder ein ansehnliches Stück Fleisch an die Holzruthe, und trotzig, wild, unbeugsam wirft er das lange, wirre Haar aus der Stirne zurück, wenn der Ruf der Mässigung und Zähmung seiner ungestümen Leidenschaften, seiner rauhen Sitten und Freuden an ihn ergeht.

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Grau, trübäugig, feucht und kalt ringt sich der Morgen aus den Sevanebeln der Cordillere los; halb versteckt hinter würzigem Roméro- und Manzanito-Gesträuche hält sich der kleine, armselige, mit Stroh gedeckte und mit Lehm beworfene Rancho des Savanenhirten kaum über dem Boden vor den kalten Stürmen des Paramo; in geringer Entfernung davon nehmen die nothdürftig umfriedigten Hürden die Kälber und Mutterkühe auf; frostig kauern die Insassen der vom Sturm halb zerzausten Sennhütte vor dem Kohlenfeuer, in dessen Rauche in russigen Körben die kleinen runden Käse trocknen. Unten in den Llanos durchmessen die Heerden meistens ungezählt und nur durch den Lazo beherrscht das hoch wogende, unbegränzte Grasmeer; Haut und Fleisch nur will der Llanero von ihnen gewinnen. Oben auf der Cordillerensavane sucht das Rind auf zerklüftetem Erdreiche, ver

steckt hinter Bergschneiden, Felsgeröll, Schluchten und Vorsprüngen, beschwerlich seine Nahrung; seine wenig grossen Heerden sind gezählt, seine Wildheit durch Zucht und Gewöhnung an den Menschen gebrochen, und die junge Anzucht ist in Hürden eingeschlossen; neben Fleisch und Haut will der Alpenhirte auch Käse und Zugochsen gewinnen; seine Beschäftigungen sind friedlicher und gemässigter Natur, seine Gewohnheiten an das Haus geknüpft; das rauhe, zwingende Klima besänftigt das Temperament und bändigt die Sitten; von der Alp herab sieht das Auge in eine mannigfache, verschiedenartig gestaltete Welt.

Wenn aber die Morgennebel von den Scheiteln der Berge an den Flanken niederrollen oder auseinanderstäuben vor dem siegreichen Sonnenstrahle, dann greift der Montañero zu dem Stab mit der Lanze, nimmt Flinte und Messer zur Hand, und die zusammengekauerte Masse vor dem Kohlenfeuer reckt sich aus zu einer stämmigen, rüstigen, straffen und schön gegliederten Gestalt, die getragen und elastisch gehoben ist von schwellenden Muskeln und Sehnen. Er steht mit seiner Sohle fest auf dem Boden; den wilden, ungestümen, trotzigen Lauf des Rosses kennt seine zerklüftete Erde nicht. Nach allen Richtungen durchstreift er, nur die grauwollene Cobija über die nackten Schultern geworfen, das nasse Gras und scharfe, ritzende Gestrüpp, verlorene Rinder suchend oder den Erzfeind seiner Heerde, den versteckten Jaguar und Puma zum Kampfe herauszufordern, oder auch die wenigen Wurzeln zu pflanzen, die auf der dünnen Dammerdeschicht eines Südhanges spärlichen Ertrag verheissen. Und am Abend kauert er wieder vor seinem Heerdfeuer nieder, während Sturm und Regen heulend an dem Strohdach zausen, das kaum das Wetter von seinem Haupte abhält, und brütet einsam in seinen farblosen und wenig beweglichen Bildern hin; doch in seiner Seele nimmt er die Welt der Erscheinungen, in die er von seiner Alp hinein- und hinabgesehen, mit der gedämpften Färbung seiner umgebenden Naturstimmung auf.

Beide, da unten der Llanéro, hier oben der Montañéro, widerstehen voll physischer Kraftfülle, unbeugsam, unzermalmbar, wie der Graswuchs unter ihren Füssen, ihrer harten, rauhen, einförmigen und entbehrungsreichen Lebensweise, ebenso an ihre Heerden gekettet, wie andere Menschen an Ihresgleichen. Aber roh und brutal verwendet der Llanéro seine Kraft; kein Band der Gesittung, noch die Achtung vor dem Gesetze zähmt seinen stolzen Unabhängigkeitssinn; für ihn hat nur und nur allein ein Leben voll Unabhängigkeit Werth; er liebt dieselbe nicht der freien Ausübung veredelnder Bestrebungen halber, sondern nur ihrer selbst und der rohen Auslassung der physischen Kräfte willen. Seine Wohnung dient ihm nur als Schutzdach gegen die Ungunst der Witterung und das Dunkel der Nacht; sein Aufenthalt ist der Sattel und der Lazo sein einzigster Lebenszweck; er kennt keine sanfte Regung und häusliche Gemächlichkeit; ein Geschöpf, das sich auf eignen Füssen über die Erde schleppt, verachtet er ob seiner Niedrigkeit;

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