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wetteifert mit dem Glanze der Hornhaut im Auge, das sich mit einer erschreckenden Virtuosität in seiner Höhle rollt und die Iris oft ganz verschwinden lässt. Nach allen Seiten schlagen die Arme das Ja und Amen der Rede durch die Luft, drücken bald die dickhäutigen Fäuste auf das Herz und fahren dann wieder von dem Herzen wie eidlich gelobend gen Himmel. Der Rumpf beschreibt Curven und Verrenkungen aus der natürlichen Lage, welche einem Anatomen als Studium der Wirbel- und Muskelgymnastik dienen könnten. Und doch ist Alles in und an diesem Popanz Natur und Ernst; und wiederum birgt sich hinter dem angenommenen Ernste eine fuchsartige Verstellung und Verschlagenheit. Wenn es endlich gelingt, die impertinente Höflichkeit abzuschütteln, so stellt sie sich doch für die fernere und ewige Zukunft bei'm Namensaufruf aller Heiligen zur Verfügung, und darauf wendet sich der Comödiant grinsend und trollt mit allen Modulationen seiner Gurgel- und Fisteltöne des Weges weiter, sicher schon wieder mit neuen Albernheiten beschäftigt, die nichts mehr von der vergangenen Minute wissen.

nun

Und wohin er nun seine Schritte lenkt? Ja, wenn er's selber wüsste; jedenfalls aber dahin, wo seine Sinne den wüstesten Lärm und den dicksten Fuseldunst wittern. Sein weisses und unzerfetztes Faltenhemde deutet an, dass er einige Zeit gearbeitet und sich einige Thaler erspart habe; aber ist auch als Lohn dafür der grosse Sabbath angetreten und der Adamsfluch vergessen, so lange, bis wieder ein neues Hemde noth thut oder die letzte Pezetta verspielt und vertrunken ist. Aber auch dann weiss er dem durchbohrenden Gefühle des Nichts eine stoische Ruhe entgegenzusetzen; die Misericordia seines Gottes ist unendlich gross; überall wirbelt der Rauch einer Küche empor, die auch wohl für ihn eine Banane röstet, und auch unter freiem Himmel giebt es, wie der Lebensfreuden, auch des wachsenden Brodes und der verirrten Hühnlein genug, die, wenn auch nicht von ihm selbst gepflanzt und gefuttert, doch seinem Magen und Gewissen nicht beschwerlich fallen.

Und ist in dem Dorfe das heisere Festgeschrei verstummt, oder nöthigen ihn dringende Verhältnisse, zurückzukehren zu seinem, dem Biberbau ähnlichen Rancho und seinem wüsten Gehege, das er so dicht wie möglich an ein anderes Gehöft anlehnt, so versüsst er sich auch die Einsamkeit mit seiner ewigen Sommerlaune; vom Morgen bis zum Abend streicht er in der schaukelnden Hängematte mit dem Daumen über die Saiten seiner Guitarre, und am Abend kauert er mit dem Tambor auf der Thürschwelle nieder und schlägt die liebe lange Nacht hindurch mit dem Trommelstocke auf das Wildschweinleder, das er über einen hohlen Baumstamm oder über eine Tonne gespannt; mit derselben unermüdlichen Ausdauer brummt oder heult er seinen Text zu den dumpfen Schlägen, die in marternder Monotonie die tiefe Ruhe der majestätischen Tropennacht verscheuchen, bis der Morgen graut und endlich die arme Creatur von dieser stupiden Narren-Energie erlöst, die den Schlummer vergeblich in der Nähe der Mondscheinserenade gesucht.

Kommt nun wirklich die Langeweile auch über dieses grosse Kind, und rückt der Zwang der Nothdurft immer näher und gebietender heran, dass entweder das verwilderte Fruchtfeld die durchgreifende Hand verlangt oder ein Stück baares Geld erworben werden muss, dann rafft der Neger Axt und Messer vom Boden auf und schwingt nun das Eisen mit einer Wucht und Körperstärke, dass man staunen muss, wie solche Kraft sich so lange unthätig in den Muskeln verhalten möge, ohne sich auszulassen. In kurzer Zeit entsteht eine neue Pflanzung aus dem wüsten, verwilderten Gestrüpp, oder blankes verdientes Geld rollt durch seine Finger. Auch mit Lanze und Flinte weiss er den Wald zu durchjagen, wenn ihn nach Fleisch hungert; kaum hat sich die versteckte Kraft einmal ausgelassen, das alberne Kind sich aufgerafft zum kräftigen Manne, so schrumpft die physische und sittliche Energie alsbald wieder zusammen, und das alberne, grosse Kind preist aufs Neue die grosse Misericordia seines warmen, wandellosen Himmels, der sein Leben so leicht sättigt und kleidet und mit so vielen glücklichen Feierstunden segnet.

aber

Aber, wenn auch kein Sturm und Wetter, keine äussere und innere Drangsal die Psyche des schwarzen Mannes umschattet, ebenso, wie kein Herbststurm die Banane entblättert an seiner Hütte Dach, und ob auch kein Wechsel auf Erden sein sorglos-leichtes Sinnenleben an die Schauer der Vergänglichkeit mahnt, so spinnen doch die Parzen auch unablässig an seinem Lebensfaden, der ebenso leicht und mühelos, wie er gesponnen, auch ebenso unbemerkt unter der Scheere fällt. Unser Maulthier stockt plötzlich auf seinem Gange; was scheuet es? was trabt dort auf dem Wege vor uns her? Zwei stämmige Neger keuchen den Hügel hinan, auf ihrem Kopfe schwankt ein langer Bretterkasten, und in der offenen Höhlung zwischen den vier Brettern wird unter den Stössen der munteren Traber ein dunkler ausgestreckter Körper hin und her geschüttelt und gerüttelt; der Tod färbte ihn nicht bleich, aber er streckte ihn starr und kalt. Hinter dem Hügel auf einem wüsten Felde, das eine verfallene Steinmauer umhegt, nehmen die Träger die Last vom Kopfe, trinken grinsend sich und dem dunklen Körper im Kasten zu, graben eine flache Grube, und unter cynischen Witzen verschwindet eine Erscheinung von der Erde, die spurlos durch die Zeitsecunde ging, wie die Welle, die ein Lufthauch durch das Wasser trieb.

So tritt bei dem Neger auf dem Boden des tropischen Amerika jede Gedanken- und Gefühlsäusserung cynisch, carricirt und widerlich- oder lächerlich-exaltirt zu Tage. Er ahmt nur nach, schafft nichts selbständig aus sich heraus; aber sein Nachahmungstalent ist in hohem Grade thätig und in seinen Leistungen unübertrefflich; unwillkürlich wird der Neger eine Nachbildung dessen, was seine Umgebung ist; er schmiegt sich ohne Anstrengung, unbewussten Triebes ganz den Formen an, in welchen er sich bewegt; er copirt ziemlich genau das Original, ist aber selbst kein Original und schafft aus sich selbst nichts Originales. Erfindungs-, Bildungs-, Erziehungs-, Or

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ganisationstalent besitzt der Neger nicht, er eignet sich aber schnell und geschickt alle Resultate desselben an, wenn er ein Muster zur Nachbildung vor sich hat, und eignet sie sich gerade so an, wie das Muster beschaffen ist. Junge Neger, die von den westindischen Inseln und der Tierra firma nach Paris zwecks ihrer Ausbildung gehen, gewinnen nicht selten die ersten Preise der dortigen Hochschulen; nach ihrer Rückkehr aber schreiten sie fast niemals weiter fort, meistens wohl aber zurück und verkommen wohl ganz, sobald und weil das Vorbild zur Nachahmung fehlt. Ein bedeutender Schriftsteller Hayti's bedauert, dass sein Volk die schwarze Rasse auf der Insel nicht germanische, statt romanischer Cultur vorgefunden habe, da es nach dem germanischen Vorbilde eine ganz andere und festere Gestaltung und Eigenthümlichkeit gewonnen haben würde. Die Eigenart des Negers beurtheilen kann man nur auf der grossen ganzen, allgemeinen Anlage der Rassennatur; die besonderen Erscheinungen und Aeusserungen seines Wesens und Charakters sind bereits der Umgebung nachgeahmt und auf der Basis der Rassennatur nach fremdem Style aufgebaute Gebilde; ein Neger, der mit germanischer Cultur grossgesäugt, erscheint und äussert sich ganz anders, als ein Neger, der romanische, slavische oder asiatische Cultur in sich aufgenommen.

Nicht minder, wie der Neger den Gehalt seiner Intelligenz der Form seines Vorbildes anschmiegt, ahmt er dessen äusserer Erscheinungsweise nach; er ist Comödiant durch und durch, er giebt das äussere Bild wieder, weil es unmittelbar zu ihm eingeht und er es wiedergeben muss; aber seine Darstellung ist stets übertrieben, seine Auffassung nur sinnlich-material; Nichts ist Ruhe und Würde an ihm, nichts Geist, nichts Beherrschung und freie Willensäusserung; er begreift den Ernst, die innere Beschaulichkeit und Selbsterweckung, die eigene subjective Gestaltungskraft nicht; Alles an ihm ist eine, den Grund des Wesens nicht berührende Objectivität; Leichtfertigkeit, Albernheit und Ausschweifung; jede Aeusserung der inneren Regungen überschreitet das Ebenmaass, jene schöne Harmonie des Wesens, welche der weissen und im Momente der Gefühlsruhe auch der indianischen Rasse eigen ist; er macht stets den Eindruck eines lockeren Zusammenhanges von unharmonisch zusammengewürfelten Atomen, die jeder beliebigen Anziehungskraft gehorchen; er scheint in einem beständigen Paroxysmus einherzuwandeln.

So gewandt der Neger in der äusseren Nachahmung, ist er auch in der Kunst der Verstellung und Mystification eines leitenden Gedankens; entweder er verbirgt diesen unerschütterlich unter der Maske stupidester Gleichgültigkeit oder er versteckt ihn hinter irgend einen Paroxysmus von Empfindungen, mit denen er gar nichts gemein hat. Er greift in seiner Verschlagenheit nicht zu den feinen Intriguengespinnsten, den Sammethandschuhen, den Rückenkrümmungen, frommen Kniebeugungen und Speichelleckereien der Verstellungskunst auf der schlüpfrigen Sonnenhöhe der civilisirten Gesellschaft; er versteckt und verhüllt nur den Gedanken, der ihn leitet, ohne thätig für

ihn einzugreifen; er verhält sich vollständig passiv, negativ, uninteressirt und giebt sich niemals eine Blösse durch positives Tasten und Sondiren; er ist äusserlich immer derselbe, immer albern, ausschweifend, gleichgültig, aufgeregt, stumpf, kurz, immer derselbe versunkene Neger; er lockt nicht, noch stellt er Fallen, seine ganze Kunst ist: die Absicht zu verstecken; während er tanzt, schläft, extravagirt, dummdreist und zudringlich auftritt, geht er auf sein Ziel los, ohne dass man irgend eine Bemühung und Sorgfalt, irgend eine Bestrebung an ihm wahrnimmt; er ist instinctartig schlau, wie ein verschlagenes Thier, das nicht mit Berechnung, sondern aus natürlichen Trieben handelt.

Die ganze äussere Erscheinung des Negers macht, es ist nicht zu läugnen, einen niedrigen, an thierische Lebensäusserungen erinnernden Eindruck; der Gang, die Bewegung der Arme, der Gebrauch der Hände, die Streckung des Rumpfes, kurz, die Haltung der ganzen Gestalt und Geberde hat entschieden etwas von der des Affen; besonders scharf zeigt sich dies niedere Gepräge in dem Weibe. Unter den untergeordneten Völkern erscheint das Weib immer noch niedriger, untergeordneter, als der Mann. So sehr sich auch der schwarze Mensch sogar die Grazie der Rede und des Benehmens anzueignen weiss, das gemeinste Weib mit einem äusseren Anstande auftritt, den unser öffentliches Leben nicht darbietet, so verwischt doch alle Grazie nicht den untergeordneten Typus, und so bald die Leidenschaftlichkeit die künstlich balancirte Wage der Ruhe in Schwankung setzt, demaskirt sich plötzlich aus der bewunderten Grazie die Bestie. Begierde und grobe Sinnlichkeit, ohne Bewusstsein ihrer Widerwärtigkeit und Entwürdigung, sind die mächtigsten psychischen Triebe der Negerrasse; obschon mit gesundem Menschenverstande, grosser Bildungsfähigkeit und instinctivem Scharfblicke bei lebhaftem Nachahmungstriebe ausgerüstet, ist sie zu einer geordneten Centralisation und Combination ihrer Geisteskräfte nicht fähig; sie verwerthet dieselben vereinzelt und je nach ihrer Tragweite, unbefähigt zu einer productiven Zusammenwirkung aller ihrer Kräfte; in jeder Phase und in jedem Verhältnisse bleibt der Neger eine wohlgelungene Copie seines originalen Mitmenschen.

Ob nun der Neger vollkommen bildungsfähig und unter gleichen Bedingungen, unter welchen der weisse Europäer die Stufen der Cultur emporgestiegen, sich zur Ebenbürtigkeit mit dem weissen Menschen aufschwingen könnte; ob der anatomische Bau seines Schädels, die Masse seines Gehirns einer allmählichen Wölbung und Erweiterung durch Jahrhunderte der Entwicklung fähig sei; ob Gehirn- und Schädelbildung überhaupt den Grad der intellectuellen Fähigkeiten im Menschen bedinge; ob Klima, Nahrung, Lebensweise u. s. w. eine bildende und umbildende Kraft auf das organische Leben äussern: - das sind Fragen, deren Erörterungen zwar sehr interessant, aber sehr weit über die Grenzen dieser Abhandlung hinausgehen würden. -

Aus den bevölkerten und von Pflanzungen mannigfach durchschlungenen

tropischen Küsten- und Stromniederungen windet sich der Pfad in weiten Curven wieder zu dem mächtigen Nacken der Cordillere hinan; andere Kräfte der Natur werden wirksam und andere Menschen treten auf. Campo de los Indios, Feld der Indier, nennen die licht- und dunkelfarbigen Bewohner der schwül-heissen Ufer des Motatán und Mocóry das ausgedehnte, hügelige und zerklüftete Hochplateau zu ihren Häuptern; denn daselbst schlugen, den beutegierigen Schritten der weissen, schwarzen und bastardblütigen Usurpatoren ihres heimathlichen Bodens und Eigenthums weichend, die zusammengeschmolzenen Familien der bronzefarbenen Escuques, Timótes, Cuicas und Tostos ihre Hütten auf und pflanzten in weiter Zerstreuung von einander auf dem kühlen, auf- und abfallenden Boden des Hochlandes von Trujillo, Coconó und Caráche ihre altheimischen Brodpflanzen; das frische, lichte Grün ihrer sauberen, fleissig bebauten Ländereien lehnt sich freundlich an die eherne Brust der nackten Felswände und die grauen Alpenwälder an, gleich dem lockigen Haupte eines Kindes, das sich kosend an die verwetterte Stirne des Heldengreises schmiegt. Zum Bau der Städte und Dörfer und zur Anlage grosser, mit einem Aufwande von Massenkraft verwalteter Pflanzungen überliessen sie den Bedrängern ihres Volkes das fruchtbare Tiefland der Tierra caliente; sie selbst, in ihrer fest ausgeprägten Individualität und Verschlossenheit des Charakters die hemmende und nivellirende Wirkung der Stadtund Gemeindeverbände hassend, schwärmten über das freie, unzusammenhängende, den particularistischen Individualismus fest zusammenkittende Hochgebirge auseinander, wo jedes Haus und Feld um sich herum seine eigene Zäunung zieht, seine eigene Welt beschreibt. Unter dem gedämpften Himmelsstrahle und den Nebeln und Dünsten, welche die äussere Natur in ein ernstes Gewand hüllen und ihr eine schwermüthige Färbung geben, ihrem eigenen Gedanken- und Ideengange und der Seelenstimmung sympathischer, als der kecke, fröhliche, leidenschaftliche Sonnenstrahl der Tierra caliente, schlugen sie zu Häupten der geschlossenen Stadt- und Dorfverbände ihr freies, offenes Feldlager auf, doch ein festes, mit der Rodehacke und der Brodpflanze in den Boden gewurzeltes Lager, das nunmehr, nach eingestellter Todeshatze, im friedlichen Verkehr und Austausch steht mit den Nacht- und Taggesichtern des heissen Sonnenstrahles und das Zeichen des Kreuzes in sich aufgenommen hat.

Parallel, wie von der Unterland- zur Hochlandregion die Intensität der Licht- und Luftfärbung, die Cultur- und Naturlandschaften wechseln und ändern, so ändern sich auch die Bedürfnisse, die Thätigkeit, die Physiognomie der Menschen, der Mensch selber. Aus seinem wüsten Gehege tritt uns nicht mehr der Neger entgegen mit seiner verschlagenen Albernheit und impertinenten Selbstgefälligkeit; blasser sind die Schatten, die über das Menschengesicht fallen, zurückhaltender, in sich gekehrter das Wesen, und eine grössere Ruhe, Sparsamkeit und Zurückhaltung, wie sie die Natur in ihrer Schöpfungs- und Zerstörungskraft hervorkehrt, ein solcher Rückhalt und Ver

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