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meinung untersuchet hätte, die ihn in seiner ruhe, in seiner lust, und in seinem vergnügen störer? Da sehet ihr die ungereimte folgen dieser meinung, daß die algemeine übereinstim mung der völker in diesem saz, daß ein Gott sei, durch falsche gründe und menschliche empfindungen bewerkstelliger worden.

S. 32.

der gottes

Fraget ihr indessen einen gottesverleugner, woher es Von dem urkomme, daß das ganze menschliche geschlecht einen Gott glau- sprung dieser algemeinen be, so wird es ihnen nicht an einem erdichteten ursprung die übereinstimfer einhelligen meinung fehlen, der mit ihrer gottlosen lehre mung nach bestehen zu können scheinet. Sie werden sprechen: Die der meinung menschen sind von natur furchtsam, und umb ihr zukünfti- verleugner. ges glück und unglück bekümmert; sie sehen ihrem bevorste henden schicksal mit hofnung, angst und zweifel entgegen; bei dieser verwirrung bilden sie ihnen dinge ein, die nirgend angetroffen werden; das erste, worauf sie fallen, ist ein fürch terliches, unsichtbares, almächtiges und alwissendes wesen, welches der menschen glück und unglück in hånden hat; zu dieser meinumg find fie umb so viel geneigter, weil sie begierig find, die ursachen ihres schicksals zu erkennen, und doch die waren nicht finden können; dieses verleitet sie eine algemeine ursach zu erdichten, die verstand und almacht befizet, und das bei auf ihre ehre siehet; und weil sie ihrem unglück gerne entgehen wollen, welches, wie sie meinen, von diesem wesen herrüret, so widmen sie demselben einen dienst und ehrfurcht, die fie religion nennen; diesem zu folge legen sie ihm alle namen bei, die von einer hoheit und majestet desselben, aber auch zugleich von ihrer ehrerbietigkeit zeugen; daher sind die verehrungswürdige eigenschaften entstanden, die man von diesem wesen behauptet; die erste regenten haben ihnen dieses į nuze gemacht; sie haben erkant, daß die menschen zu dieser fürchterlichen meinung geneigt wären; sie haben eingesehen, Schub.von der religion.

daß

daß ihnen dieselbe vortheilhaft wäre, und dazu dienete, daß fie die menschen desko leichter im gehorsam hielten; denn ob sie gleich den offenbaren verbrechen durch harte strafen widerste hen könten, so läge ihnen doch auch viel daran, daß man sich der heimlichen enthielte; diesen könten sie nicht besser vorbeu gen, als wenn sie die menschen in der meinung, daß ein Gott fei, stärkten; daher haben sie es bei lebensstrafe verboten, ein folches wesen zu leugnen, und einen öffentlichen dienst desselben eingefüret; denn sie hielten dafür, daß ihre macht und herr fchaft bestehen würde, so lange sich die menschen vor diesem unsichtbaren und erdichteten wesen fürchteten. Daß dieses, nach der meinung der gottesverleugner, der ware ursprung dieser algemeinen lehre von Gott sei, könten wir aus vielen schriftstellern der ältesten zeiten beweisen. Beidenen dichtern ift es ein algemeiner grundsaz, daß die furcht zuerst die götter in die welt gebracht habe. (h) Lukrez schreibet unter andern, daß die menschen, als sie sahen, was im himmel und auf erden vorginge, und doch keine ursachen davon angeben konten, götter erfunden hätten, nach deren wink und herrschaft alles in der welt geschähe. (i) Insonderheit hat man die

(h) Primus in orbe DEos finxit timor. Diese worte kommen in Den fragmentis Petronii vor. Wiewol schon vor ihm Statius,

und noch eher Democritus und Ariftoteles dergleichen sol geleh ret haben.

(i) Ignorantia caufarum conferre DEorum

Cogit ad imperium res.

Quorum operum caufas nulla ratione videre
Poffunt, hæc fieri divino numine rentur,

Und anderswo :

Præterea cœli rationes ordine certo

Et varia annorum cernebant tempora certi ;
Nec poterant, quibus id fieret cognofcere canfis,
Ergo perfugium fibi habebant, omnia divis
Tradere, et illorum nutu facere omnia flecti.

die erfindung der götter dem wiz der ersten regenten beigemessen, welche aus list diese meinung den menschen deswegen in den kopf gesezet, damit sie ihre unterthanen desko leichter båndigen, und im zaum halten könten. (k) Critias, einer von den dreißig tirannen zu Athen, der ein ungerathener schüler des Sokrates war, hat diese meinung hauptsächlich vertheidiget. Er gab vor, es sei eine zeit gewesen, da die menschen so unordentlich, als die thiere, unter einander gelebet, und we der das gute belonet, noch das böse bestrafet haben. Nach dem wären die geseze und strafen eingefüret worden. Als man aber die menschen dadurch nur abhalten konte öffentlich zu fündigen, und dabei doch noch allerlei verborgene lafter im schwange gingen; so habe ein geschickter kopf nachgedacht, wie man den menschen auch eine furcht im geheim zu fündigen beibringen fönte, ob sie gleich sonst vor den bürgerlichen strafen sicher wären. Zu dem ende habe er einen Gott erfunden, dem er die regierung der welt, die bewegung der him melskreise, den bliz, den donner, und alles, was sonst schrecklich ist, zugeeignet. (1) Man hat auch neuerer zeit dem be-. kanten Thomas Hobbes diese meinungen schuld geben wollen; (m) allein es scheinet, daß er in denen worten, auf webche man sich bei dieser beschuldigung berufet, mehr nach dem fin andrer rede, als seine eigene meinung vortrage. Und zudem machet er einen unterscheid zwischen den göttern der heiden, und dem einigen und waren Gott. Von jenen glauber er, daß sie von der furcht und unwissenheit erzeuget wären; aber

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(k) Sehet den Cicero de Nat, DEorum. Lib. I. cap. 42, und den Plato de Legibus, Lib. X. opp. p. 666.

(1) Dieses füret Bayle in feinem wörterbuch unter dem art. Critias anm.H. aus des Sexti EmpiriciBuch adverfus Mathem.

an.

(m) Der berumte Cudvvorth beschuldiget ihn dessen in Syft. Intell, Cap. V. fect. 1, §. XXXII. p. 790.

Widerle

meinung.

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aber die erkentnis des waren Gottes leitet er von einer richtigen erkentnis und untersuchung der natürlichen ursachen und ihrer kräfte her. (n)

S. 33.

Ich kan nicht leugnen, daß dieses vorgeben der gottesgung biefer verleugner viele flüchtige und unbehutsame gemüter einneh men könne. Es ist das ware und falsche dergestalt mit einander vermischet, daß es mühe kostet, den irtum zu entdecken. Daß Gott ein wesen sei, vor dem sich der haufe der gottlosen fürchten mus, daß er die erste ursach der dinge sei, daß die meinung von Gott und die religion die gröfte stüze des gemeinen wesens sei, und die unterthanen zum gehorsam gegen die obrigkeit mehr, als alle bürgerliche strafen, antreibe, dies les alles sind warheiten, die wir selbst behaupten und vertheidigen. Allein wenn man saget, daß die furcht, der manget der erkentnis der natürlichen ursachen, und der eigenmuz der regenten diese meinung von Gott herfürgebracht habe, sö fely let man darin, daß man eine sache zur ursach machet, die doch unmöglich eine ursach sein kan.

1. Denn was erstlich die furcht betrift, so kan dies k am wenigsten daran theil nehmen. Satte die furcht vor dem zukünftigen schicksal die menschen bewogen, an einen Gott zu glauben, so müsten fie auch einen Gott erdichtet haben, der ein fürchterliches und erschreckliches, keinesweges aber ein angenehmes und ein solches wesen wäre, von dem man ihm alles heil, alle glückseligkeit, und alles vergnügen versprechen konte. Allein dieses streitet offenbar wider die begriefe, wel

che

(n) Dadurch entschuldiget ihn der herr abt Mosheim in not, z, ad h, I, Cudvvorthi.

che die menschen zu allen zeiten von Gott gehabt haben.
Die vornehmste eigenschaften, die sie ihm beigeleget, find al-
wissenheit, weisheit, güte, barmherzigkeit, geduld, langmut,
und dergleichen mehr. Aber diese tugenden machen Gott
nicht zu einem erschrecklichen, sondern vielmehr zu einem an-
genehmen und trostreichen wesen. Es ist zwar an dem,
daß man ihm auch solche eigenschaften beileget, durch die er
ein fürchterliches wesen wird. Allein er wird es nur denen,
welche die tugend hassen, die sich umb ihn nicht bekümmern,
die seine ehre verdunkeln, die unbarmherzig und grausam
find, die morden, stehlen, verleumden, betrügen, und andre
dergleichen laster mehr ausüben. Dieses ist so wol an ihm
selbst war, als auch von allen völkern jederzeit erkant worden.
Diejenigen also, in welchen die furcht die meinung, daß ein
Gott sei, gezeuget hat, sind entweder freunde der tugend oder
der laster gewesen. Sind sie freunde der tugend gewesen, so
haben sie ein wesen erdacht, von dem sie alle glückseligkeit und
alles vergnügen hoffen könten. Und daher kan die furcht an
diefer erfindung keinen theil haben. Sind sie aber freunde
der laster gewesen, so hätten sie ihrem künftigen schicksal un-
möglich mit furcht können entgegen sehen. Denn eine la-
sterhafte sele ist sicher, sie bekümmert sich nicht umbs zukünf-
tige; sie bemühet sich vielmehr alle gedanken, die dahin gerich
tet sind, zu unterdrücken, als durch eine ernsthafte betrach
tung zu unterhalten. Zudem würden lasterhafte gemüter
vielmehr einen Gott erdacht haben, dessen natur sie sicher
machte, und wider alle unruhe und fürcht schüzte; da doch
die eigenschaften, die man Gott beigeleget, das gegentheil bes
zeugen.
Endlich wil ich den feinden der warheit noch diesen
schlus entgegen sezen: Wenn die furcht vor dem zukünf-
tigen unglück die ursach ist, daß man die meinung von
der wirklichkeit Gottes erfunden, so hat man sie ent-

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weder

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