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sie sich mit groser kûnheit gründen, und die doch eben so fehr der vernunft als der offenbarung widersprechen. Sie sagen: Gott kan keine gnugthuung vor die began gene fünden fodern; wenn der mensch thut, was er nach seinem vermögen thun kan, so mus Gott mit ihm zufries densein; er frage nichts nach denen meinungen, die wir von seinem wesen, von seinen eigenschaften und von seinen werken haben; Gott könne keinen fünder mit einer ewigen verdamnis strafen; u. s. w. Diese und dergleichen meinungen halten sie vor unleugbare grundregeln der vernunft; und wenn es auf den punkt komt, daß in unsrer offenbarung dinge vorkämen,die wider die vernunft wären, so mus man über die abendtheurliche einfälle erstaunen, die sie andern als warheiten der vernunft aufbürden wollen. Ich habe davon verschiede ne proben in dem achten hauptstück dieser schrift angefüret, und bringe diese erinnerung hier nur deswegen bei, damit man die vernunft nicht vor eine fein din des glaubens halte, oder sich vor ihr entseze, wenn man höret, daß einige mit ihr wider die offenbarung zu felde zu ziehen vorgeben.

Es giebt einige aufrichtige selen, die aus liebe zur offenbarung mit der vernunft nichts wollen zu schaffen haben. Sie verlangen, daß sich die vernunft zum stilschweigen beqvemen folle, wenn die offenbarung oder der glaube redet. Sie sei eine ungehorsame Hagar, die man in die wüsten verjagen müste, wenn sie sich gegen

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ihre

ihre rechtmäßige gebieterin fezet. Die absicht dieser leute ist ganz gut. Sie wollen verhüten, daß das anfehen der göttlichen offenbarung nicht verdunkelt werde. Allein ich befürchte, die feinde der warheit könten diese worte årger auslegen, als sie es meinen. Sehet da, könten sie sprechen, wie sehr sie sich vor der vernunft fürchten! Sie müssen ihrer religion nicht gar zu viel zutrauen; wenn sie davon überzeuget wären, daß ihr glaube nicht unvernünftig sei; warumb wolten sie dem urtheil der vernunft entgehen? Sie geben uns zu, daß wir gewinnen würden, wenn man ihnen die warheiten der vernunft entgegen sezte; sie verbinden ihre anhånger, der vernunft ganz abzusagen, damit sie ihnen aller lei unvernünftige dinge unter dem schein geoffenbarter lehren aufbürden können. Nichts könte unsrer religi on nachtheiliger sein, als diese vorwürfe. Und nichts könte ungegründeter sein, als diese beschuldigungen. Die vernunft kan einer warhaften offenbarung nicht widersprechen. Sie erkennet es selbst, daß geheimnißse in derselben müssen enthalten sein. Sie verlanget nicht eine erklärung aller dinge, die in der offenbarung stehen. Vielweniger verwirft sie das, was sie nicht begreifen kan. Sie ist eine feindin derer, die sich wider die offenbarung empören. Sie hat waffen, dieselbe zu vertheidigen, aber nicht anzugreifen. Wenn man schlüsse macht, die wider die geoffenbarte warheiten streiten, so sind sie nicht eine geburt der vernunft, son

dern

dern wirkungen der unvernunft. Sie rûren von vorurtheilen, übereilungen, und fehlern der logik her; und diese kan man nicht zu der vernunft rechnen. Was ich jezt gesagt habe, wil ich durch das zeugnis eines grosen gottesgelehrten bestätigen, der bei den rechtgläubigen eben so ungescholten, als den ungläubigen fürchterlich ist. Der hochverdiente Senior der geisklichkeit zu Hamburg, herr Friedrich Wagner, schreibt in feinen betrachtungen über die geheimnisse des glaubens also: Kein vernünftiger mensch kan sich mit vernunft weigern, wirkliche und ware unbe greifliche geheimnisse, welche über alle ver nunft gehen, in der religion anzunehmen. (b) Und an einem andern ort: Ein vernünftiger mensch kan sich nie vernünftiger beweisen, als wenn er mit den geheimnissen so umbgehet,wvie es die christliche religion haben wil, und, wenn er die göttliche geheimnisse aus und nach göttlicher offenbarung annimmt, so handelt er eben so vernünftig, als wenn er einer mathemati schen demonstration seinen beifal nicht verfaget. (c)

Jedoch

(b) Lefet in den angefürten Betrachtungen das 1. kap. den 6. §. p. 9. (c) Leset den 2. anhang zu den betrachtungen, die 3. abth. den 4. S.

Jedoch ob fich gleich ein vertheidiger der geoffenbarten religion vor der vernunft nicht fürchten darf, so ist er doch verbunden, sich mit derselben recht wolbekant zumachen, damit er vernunft und unvernunft voneinander zu unterscheiden wisse. Denn wenn man in der weltweisheit unerfaren, oder wenigstens nicht recht gesezt ist, so kan es leicht kommen, daß man einen sag als unvernünftig verwerfe, der doch in der that ver nünftig ist; und etwas vor vernünftig halte, das doch der vernunft in der that widerspricht. Der gegner kan sich eines vernünftigen fazes bedienen, aber daraus unrichtige schlüsse wider die offenbarung machen. Beharret man nun in der antwort darauf, daß sein grundfaz unvernünftig sei; so wird jener in seinem irtum gestärket, und, da er auch mit dem beweis seines sazes fortkommen kan, viele andre, die ohne anfürer das was re und falsche nicht unterscheiden können, in zweifel und verwirrung sezen. Desgleichen kan ein gegner einen unvernünftigen faz annehmen, und aus demselben wis der die geoffenbarte warheiten richtig schliesen. Giebt man nun zu, daß jener vernünftig sei, so gestehet man zugleich, daß der glaube der vernunft widerspreche. Und dennoch kan man weder das erstere noch das leztere vermeiden, wenn man den verstand nicht durch eine gründliche philosophie aufgekläret hat. Die algemeine klagen wider den misbrauch der vernunft werden den gegnern das maul nicht stopfen. Denn sie geben uns

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alles

alles zu; behaupten aber im gegentheil, daß sie die vernunft nicht gemisbrauchet hätten. Wie wollen wir also die religion vertheidigen, die gewissen der einfältigen in ruhe erhalten, und die beschuldigungen abthun, das durch man den glauben der christen verdächtig zu mas chen trachtet, wenn wir nicht aus unleugbaren gründen der vernunft zeigen können, daß unsre gegner ents weder durch ihre grundsäge oder durch ihre schlüsse von der vernunft abgewichen? Bu keiner geit ist wol diese bemühung nötiger gewesen, als jezt, da die gegenpar tei alle kräfte anwendet, die der offenbarung entgegen gesezte zweifel auf den größten grad der warscheinlich; keit zu treiben. Ich wünschte daher, daß man die vor schrift eines hochverdienten und in den höchsten ehrens stellen stehenden gottesgelehrten allenthalben beobach tete, der niemanden zu dem amt eines lehrers wil zugelassen wissen, als der mit einem durchdringenden wiz eine gesezte beurtheilungskraft, eine zulängliche fertigkeit im schließen, und eine unverdroffene geduld, die beschwerlichste untersuchungen anzustellen, verbunden hat. (d)

Aber wie gar leicht lassen sich diejenigen zehlen, die sich eines so ädlen und recht theologischgesinnten ge müts rümen können! Ist es nicht bekant gnug, daß

man

(d) Ich meine den dermaligen oberhofprediger Sr. Hochfürstl. Durchl. zu Weissenfels, herrn D. Stemler, der dieses in seiner gelehrten Comment, de aucta ftudii theologici difficultate p, 15, ver langet.

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