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ohne Hilfe des Hauses nur schwer be

kämpfen kann. Will er, wie Kotelmann vorschlägt, durch sein persönliches Beispiel bei den Schulspielen, bei Ausflügen, Märschen, Turnfahrten, Ferienwanderungen und Schulfesten bessernd einwirken, so fehlt es ihm oft an freier Zeit besonders dort, wo die Nachmittage durch Unterricht besetzt sind. Zudem ist leider durch den Lärm der Versicherungsgesellschaften für Haftpflicht eine große Anzahl Lehrer kopfscheu geworden und will nichts mehr von derartigen verantwortlichen Unternehmungen wissen. Und doch liegt hier ein großes Feld für eine reiche, dankbare Arbeit brach, auf deren gewaltige Bedeutung in jüngster Zeit der Zentralausschuß für Volks- und Jugendspiele wiederholt hingewiesen hat. Praktische Versuche mit Wanderungen und Marschübungen in solcher Menge, daß sie auch für die oben genannten Zwecke in Betracht kommen, hat meines Wissens nur die Guts Muths-Realschule in Quedlinburg unter ihrem Direktor Lorenz gemacht, regelmäßige größere Reisen und kleinere Ausflüge mit dem Grundsatze der Mäßigkeit und größten Einfachheit unternehmen ferner Prof. Brause von der Leipziger Thomasschule und dessen Amtsgenosse Dr. Tesmer. Die soziale Lage der Lehrer, die viele wanderlustige Jugendfreunde zum Arbeiten an Feiertagen und in den Ferien zwingt, steht einer weiteren Ausdehnung solcher Bestrebungen auch noch entgegen. Die sogenannten Schulspaziergänge aber sind oft alles andere mehr als einfache Märsche und schlichte Wanderungen. Hier und bei Schulfesten werden Unmäßigkeiten am besten dadurch vermieden, daß die Schüler beständig durch Marschieren, Singen, Turnen und Spielen beschäftigt werden und keine Langeweile empfinden.

Im allgemeinen habe ich beobachtet, daß alle Schüler mit nur sehr wenig Ausnahmen leicht für solche Unternehmungen zu haben sind und die Begleitung und Aufsicht des Lehrers nicht als Fessel empfinden, ich persönlich habe wenigstens bei naturwissenschaftlichen Exkursionen, Radpartien, Schwimm- und Badeausflügen stets das größte Entgegenkommen von seiten der Schüler gefunden.

Die Hygiene der Sinnesorgane belehrt uns zunächst über die erschreckende Verbreitung der Kulturkrankheit der Kurzsichtigkeit, welcher die Schule nach den Darlegungen des Verfassers keineswegs so machtlos gegenübersteht, als es bei der erblichen Belastung so vieler Schüler scheinen könnte. Der Lehrer hat es in der Hand, nur Hefte mit gutem Papier, Bücher mit guter, leserlicher Schrift, Karten und Atlanten mit großem Druck zuzulassen. Namentlich Wörterbücher und Logarithmentafeln und Miniaturausgaben von Klassikern sind oft das reine Augenpulver'. Beschränkung des Lesens in der Schule selbst und langsames Diktieren bei Extemporalien, wozu allerdings jetzt viele Lehrer einfach autographierte Texte verteilen, sind zwar kleine, aber durch die beständige Anwendung wirksame Mittel. Die Erkennung der verschiedenen angeführten Augenkrankheiten, die ja wegen der Verhütung einer Epidemie sehr angebracht ist, wird der Lehrer gewöhnlich dem Schularzte überlassen, immer aber die Entfernung von Fremdkörpern aus dem Ohre, dessen Berührung mit der strafenden Hand am besten ganz vermieden wird. Größere Erleichterungen als den so wie so mit Brillen ausgerüsteten kurzsichtigen Knaben kann ein wohlwollender Lehrer harthörigen Schülern durch freundliche Rücksichtnahme beim einfachen Vortrag, beim Diktieren und schon bei der Anweisung eines Platzes gewähren. Er muß ferner beachten, daß bei solchen Knaben das Hörvermögen oft wechselt und daß Harthörige in der Aufmerksamkeit viel schneller ermüden als ihre gesunden Mitschüler. Mein ältester Sohn, dem nach einer schweren Scharlacherkrankung beide Trommelfelle durch Mittelohrentzündung zerstört wurden, bestätigt mir durch sein Verhalten und durch seine Erzählungen aus der Schule die Darstellung Kotelmanns bis aufs kleinste. Die gesundheitliche Behandlung der Stimmund Sprachorgane der Schüler berührt in erster Linie den Gesangsunterricht, dann aber auch das Sprechen und Lesen in allen Unterrichtsstunden. Kotelmann zitiert ein sehr ungünstiges Urteil eines unserer erfahrensten Sprachärzte, des Dr. H. Gutzmann, des Sohnes eines bekannten Berliner Taub

stummenlehrers, über das schlechte deutsche Lesen der Gymnasiasten und führt dieses zurück auf die Forderung von zu schnellem Sprechen, hastigem Antworten und überlautem Sprechen. Daran knüpft er Ratschläge zur Behandlung von stotternden und stammelnden Schülern, für die in Düsseldorf seit 1903 mit dem größten Erfolge besondere heilpädagogische Lehrgänge abgehalten worden sind.

'Die Hygiene des übrigen Körpers der Schüler' leitet der Verfasser mit der Besprechung der Rückgratsverkrümmungen ein, von denen die seitliche, die Skoliose, nach den Untersuchungen vieler Ärzte leider oft erst in der Schule erworben wird, und zwar durch schlechtes Sitzen und schlechte Haltung beim Schreiben, ferner durch das einseitige Tragen schwerer Mappen. Alle diese Übelstände vermag der Lehrer meist leicht zu beseitigen, ein erfahrener Turnlehrer wird auch die Eltern auf eine vorhandene oder beginnende Rückgratsverkrümmung aufmerksam machen können, wenn er sonst seine Schüler genau betrachtet. An den Leipziger Schulen werden die Schüler vom Turnlehrer nicht nur alljährlich oder halbjährlich gemessen, sondern auch gewogen. Ich habe mir aus den Ergebnissen dieser Feststellungen und deren Vergleichen mit den Vorjahren manche Hemmnisse und Rätsel auch in der geistigen Entwicklung der Schüler erklären können und oft dort eine Entschuldigung in Wachstumsvorgängen finden können, wo der grimme Zorn des Klassenlehrers nur die nackte Faulheit erkennen wollte. Daß sich übrigens auch 'manche Ärzte geringeren Rückgratsverkrümmungen gegenüber ziemlich gleichgültig verhalten', wie Kotelmann tadelt, kann ich nur bestätigen, eine regelmäßige Untersuchung durch den Schularzt und ein Zusammenarbeiten dieses Herrn mit dem Turnlehrer auch in anderen hygienischen Fragen möchte ich warm befürworten.

Während die Skoliosen also leider zum Teil direkt durch die Schule entstehen, werden die Infektionskrankheiten durch sie nur weiter verbreitet.

Der Lehrer hat hier nur die Aufgabe, möglichst bald die entstehende Krankheit zu erkennen, verdächtige Schüler zu ent

lassen, wieder Genesene an vorzeitiger Teilnahme am Unterrichte zu verhindern. Kotelmann macht uns mit den Anzeigen und den Erscheinungsformen der wichtigsten ansteckenden Krankheiten bekannt, der Masern, des Scharlachs, der Diphtherie, des Keuchhustens, der seltenen Genickstarre, einer epidemisch auftretenden Entzündung der weichen Hirnhaut, des harmlosen aber doch ansteckenden Ziegenpeters, schließlich sogar der Pocken, des Typhus, der Cholera und Influenza.

Tuberkulöse Schüler und Lehrer sollen nach dem Gutachten von Robert Koch 'sowohl um ihrer selbst als um der Ansteckungsgefahr für die übrigen Schulbesucher willen dem Unterrichte fern bleiben'. Der Wunsch ist gewiß berechtigt, seine Ausführung grausam und kaum in allen Fällen möglich.

Kotelmann verwirft die hygienischen Spucknäpfe für lungenkranke Schüler als eine beständige Gefahr, aus dem gleichen Grunde sollten auch die meist noch üblichen Spucknäpfe mit Sägespänen, die oft aus Versehen umgetreten werden, ganz verschwinden.

Die Hautpflege berührt Kotelmann nur vorübergehend bei der Erwähnung englischer Waschzimmer auf S. 44, und doch können auch hier die Lehrer einen großen Einfluß ausüben, zunächst durch regelmäßige Besichtigung der Hände und Fingernägel, dann beim Turnen, wo die zur Zeit übliche 'Halsberge' abgetan wird, auch des Halses. Ebenso schafft hier das Gebot des Jackeausziehens schnell reine Leibwäsche, der Wechsel der Fußbekleidung zeigt den Zustand der Strümpfe. Schüler

mit Schweißfüßen und solche mit Ekel erregenden Hautausschlägen, stark nach Carbol oder Jodoform duftende Schüler, ferner Knaben, die an Schwären leiden, sollten auf Einzelbänken etwas entfernt von den übrigen sitzen. In den Turnhallen ist meist nur ein Waschbecken und oft gar kein Handtuch vorhanden, so daß mancher Schüler lieber schmutzig und schweißbedeckt abzieht, als lange auf eine Gelegenheit zur Reinigung wartet.

Am Schlusse seines Buches spricht der Verfasser den Wunsch nach einer gewissen hygienischen Vorbildung der höheren

Lehrer an den Hochschulen aus, während er die Belehrung der Schüler über hygienische Fragen dem Unterrichte in der Physik, Chemie und hauptsächlich der Anthropologie allein zuweisen will.

Tatsächlich enthalten auch die neueren Lehrbücher für dieses Unterrichtsfach schon einen besonderen Abschnitt über Schulgesundheitspflege. In sächsischen Gymnasien sind für Anthropologie wöchentlich zwei Stunden in Untertertia angesetzt, aber nur ein Semester lang, so daß kaum Zeit für die Hygiene vorhanden ist, außerdem fehlen auf dieser Stufe die für das Verständnis der Atmung notwendigen chemischen Kenntnisse; die Chemie selbst muß sich trotz ihrer hohen Bedeutung für alle Zweige der Naturwissenschaft ebenfalls mit einem Semester begnügen. Ich benutze deshalb sowohl den naturgeschichtlichen als auch den Turnunterricht, um bei jeder passenden Gelegenheit, z. B. bei Erkrankung von Schülern, bei Vorbereitung von Ausflügen,

beim Messen der Körpergröße auf die einfachsten Forderungen der Gesundheitspflege hinzuweisen.

Ich will noch bemerken, daß Kotelmanns Buch ausschließlich auf die körperlichen Verhältnisse der Knaben Rücksicht nimmt, obwohl der Titel ein Eingehen auf die Mädchenschulen nicht ausschließt. DaB auch hier die Schule mit Erfolg eingreifen kann z. B. in der Bekämpfung des Schnürens der Brust, zeigt die Einführung des Turnkleides in den Leipziger Mädchenschulen.

Das treffliche Werk Kotelmanns, von dem ich leider nur ein unvollkommenes Bild hier entwerfen konnte, ist ein sicherer Führer auf dem weiten Gebiete der Schulhygiene. Jeder Lehrer, dem seine Schüler lieb sind, sollte es als Nachschlagebuch und Ratgeber benutzen, und in keiner Lehrerbibliothek dürfte es neben Dr. F. A. Schmidts Buch 'Unser Körper' fehlen.

RUDOLF GASCH.

ZUR FRAGE DES AUSWENDIGLERNENS1)

Von RUDOLF WESSELY

I

In seinem Roman Carl von Carlsberg' zeichnet der verdiente Pädagoge Christian Gotthilf Salzmann, der Begründer des Philanthropinums in Schnepfenthal, mit bitterem Spott ein Bild von den Schülern des Rektors Californius: blasse, kraftlose Gestalten, mit Perücken angetan, ziehen sie zur Kirche, aber große Stellen aus Homer, Hesiod, Vergil, Horaz, Ovid und Cicero wissen sie auswendig. Und in seinen Schildbürgern' führt er uns den Rektor Holzaxt vor, der nur eine Methode kennt, das Auswendiglernen, und als einziges Hilfsmittel den Stock, wie er denn auch das Glaubensbekenntnis einprügelt.*)

Seit dem Mittelalter hatte sich der Unterricht im wesentlichen an das Gedächtnis gewendet, auch Reformation und Humanismus hatten daran wenig geändert; die Haupttätigkeit des Lehrers bestand nach wie vor im 'Verhören' des Aufgegebenen.3) Allein eine große Wandlung in den pädagogischen Anschauungen vollzog sich unter dem Einfluß Rousseaus, im Zeichen der Aufklärung: der Unterricht sollte auf den Verstand des Schülers wirken, ohne den Zwang des Bakels und der Rute; vor dem Auswendiglernen sollte das 'Räsonnieren' den Vorzug erhalten.) Am weitesten gingen die Philanthropinisten, an ihrer Spitze Basedow, der in seinem 'Methodenbuch für Väter und Mütter', 1770, geradezu forderte: 'Plaget Eure Kinder niemals mit dem Befehl, sich mit Memorieren zu beschäftigen.' Von tieferer und allgemeinerer Wirkung waren jedoch dann Pestalozzis leidenschaftliche Anklagen gegen 'das verständnislose Auswendiglernen und Hersagen, wodurch das europäische Christenvolk zu einem seelenlosen Wort- und Klappervolk herabgewürdigt worden sei'.5) Pestalozzis Ideal, Erziehung zur Selbsttätigkeit, hat dann auch auf die Gestaltung des höheren Unterrichtswesens, auf das neuhumanistische Gymnasium, Einfluß ge

wonnen.

Im allgemeinen hat im Laufe des XIX. Jahrh. sicherlich die Wertschätzung des gedächtnismäßigen Wissens noch stark abgenommen, und wenn Leopold von Ranke es noch anerkennend hervorhebt, daß man zu seiner Zeit, d. h. 1809-1814, in Pforta den Vergil nicht nur las, sondern auswendig lernte, und

1) Erweiterte Fassung eines am 11. Januar d. J. in der Berliner Gymnasiallehrergesellschaft gehaltenen Vortrags.

*) Die Angaben sind dem Aufsatz von A. Rosikat, Der Oberlehrer im Spiegel der Dichtung, entnommen (Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht XVIII 622 f.).

F. Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts I 21 u. 336.

4) F. Paulsen, a. a. O. II 153. Neue Jahrbücher. 1905. II

6) Ebd. S. 278.

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hinzufügt, mancher habe die Äneide von Anfang bis zu Ende hersagen können oder sich wenigstens dessen gerühmt, und habe fortfahren können, wo man ihn nur fragte1), so würde heute wohl das Urteil über solche Leistungen bei den meisten anders lauten, abgesehen davon, daß sie ja wohl auch damals in Wirklichkeit etwas anders gewesen sein werden. Freilich genoß Schulpforta in jenen Zeiten noch das Glück, sich auf ein einziges Studiengebiet konzentrieren zu dürfen. Worunter aber das Schulwesen des XIX. Jahrh. besonders zu leiden gehabt hat, das ist die Vielheit der Fächer und deren mannigfaltige Ansprüche. Schon im Jahre 1826 erhob F. Thiersch bittere Anklagen gegen das Unterrichtssystem Johannes Schulzes: die gleichmäßige Steigerung des klassischen und realistischen Unterrichts bringe Überladung und Überspannung hervor und unterdrücke die freie, freudige Tätigkeit, die Grundbedingung aller wahren Bildung.2) Seitdem sind die Klagen über Überbürdung nicht wieder verstummt, und naturgemäß betrafen sie besonders immer die häusliche Arbeit der Schüler, die Vorbereitung zum Examen, das Auswendiglernen.) Allein erst die preußischen Lehrpläne von 1891 und 1901 haben energisch gegen die Überlastung mit Gedächtnisstoff Front gemacht. Deutlich eingewirkt hat das Gutachten der wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen vom 13. Dez. 1883, in dem es hieß: 'Die bloß mechanischen Leistungen, z. B. das Abschreiben, das einfache Memorieren, tragen wenig oder nichts dazu bei, die Kunst zu entwickeln, sich selbst fortzuhelfen in geistiger Beschäftigung.'4) Viel größeren Einfluß aber hat bekanntlich das persönliche Eingreifen unseres Kaisers gehabt.) So heißt es nun in den Anweisungen über die Hausarbeit in den Lehrplänen von 1891: 'Der gedächtnismäßige Lehrstoff vermindert sich auf allen Gebieten'), und in den methodischen Bemerkungen zum Religionsunterrichte 1891 und 1901: 'Der Gedächtnisstoff wird auf das Notwendige beschränkt, damit die ethische Seite des Unterrichts um so mehr in den Vordergrund treten kann', in denen zum deutschen Unterricht: 'Im Auswendiglernen ist Maß zu halten', und ähnlich in den Anweisungen über den geschichtlichen, geographischen und naturwissenschaftlichen Unterricht.

Daß jedoch die Ansichten über das Maßhalten noch recht eigentümlich sein können, zeigt z. B. das Programm des Gymnasiums in Attendorn (West

1) Zur eigenen Lebensgeschichte, Sämtl. Werke LIII 21, etwas eingeschränkt S. 57. 2) Paulsen a. a. O. II 333.

9) W. Münch, Geist des Lehramts, Berlin 1903, S. 254, weist darauf hin, daß die Zumutung, ein größeres Quantum zu memorieren, heutzutage schwerer empfunden werde als früher, weil im Zusammenhang mit allgemeinen kulturellen Verhältnissen die Nervosität zugenommen habe.

1) Vgl. Eulenburg und Bach, Schulgesundheitslehre, 1891, S. 604, daselbst auch die Verfügung vom 10. November 1884.

5) Für den Religionsunterricht vgl. den Allerhöchsten Erlaß vom 1. Mai 1889 (bei A. Beier, Die höheren Schulen in Preußen und ihre Lehrer, 2. Aufl., 1902, S. 221).

6) S. 65, ähnlich in den 'Allgemeinen Bemerkungen' 1901, S. 74. Dagegen legen 'Lehrplan und Instruktionen für den Unterricht an den Gymnasien in Österreich' (2. Aufl. Wien 1900) noch großen Wert auf das Auswendiglernen.

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