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gemäß der historisch genetischen Methode in dem dogmenhi-
storischen Processe die werdende Wahrheit nachzuweisen sucht. So
befreundet mir durch Vorlesungen und monographische Arbeiten der
Stoff ist, in dem sich dieser Theil bewegt, so will ich doch nicht verschwei-
gen, daß mich die Durchführung meiner Aufgabe über Erwarten in An-
spruch genommen hat. Da bei dogmenhistorischen Arbeiten es ganz be-
sonders auf die Sicherheit der Nachweise ankommt, so will ich auch nicht
unerwähnt lassen, daß ich möglichst bemüht gewesen bin Citatenfch-
ler zu vermeiden.

In die Methode, die ich eingeschlagen habe, haben sich freilich
Manche nicht finden können. Aber hier walten jedenfalls Mißverständ-
nisse. Wenn ich auf den Titel geschrieben habe: historisch-genetisch
dargestellt, habe ich natürlich damit nicht sagen wollen, daß nun
alle Dogmatiker diesen Weg einschlagen sollen. Ich habe ausdrücklich
(I. S. 14 vgl. Vorw. III. IV.) erklärt, daß neben dem gewöhnlichen Wege,
dem sein Recht bleibt, der historisch-genetische wissenschaftlich nicht bloß
berechtigt, sondern auch um eigenthümlicher Vorzüge willen, die er vor
dem gewöhnlichen hat, gefordert ist. Ich habe mich gewundert, daß so
Manche, die hierüber geurtheilt haben, nicht an de Wette's bekanntes
Buch: Lehrbuch der christlichen Dogmatik in ihrer historischen Ent-
wickelung dargestellt, gedacht haben, welches im ersten Theil nach ei
ner philosophischen Grundlegung die biblische Theologie und im zweiten
nach einer dogmenhistorischen Ueberleitung die altlutherische Dogmatik
giebt. Ich nun habe Geschichte der Dogmatik, Religionsphilosophie,
Biblische Theologie, Dogmengeschichte und systematische Dogmatik
nicht mechanisch verbunden, sondern den hierhergehörigen Inhalt der-
selben in die Einheit eines analytisch sich entwickelnden Ganzen zu brin-
gen versucht. Die historisch-genetische Methode ist eine Species der ana-
lytischen Methode. Es sei mir vergönnt auf das Verhältniß des ana-
lytischen zum synthetischen Verfahren, welches öfter gebraucht als
recht verstanden wird, in wenig Worten zurückzukommen. Synthetisch
ist das Verfahren, welches von der Begriffseinheit ausgehend auf dem
Wege der Gliederung derselben eines empirischen Stoffes sich bemäch-
tigen will. Analytisch aber ist das Verfahren, welches von der Einheit
eines gegebenen Stoffes ausgehend auf dem Wege der gesonderten
Betrachtung seiner Bestandtheile sich zur Begriffseinheit erhebt. Ich
habe diesen Weg (genus) in seiner historisch - genetischen Gestalt (spe-
cies) eingeschlagen. Ausgehend von der lutherischen Dogmatik als einer
Thatsache der Geschichte ( Erster Abschnitt: Geschichte der lutherischen

Dogmatik) habe ich die drei Elemente derselben, nämlich den allgemeinen religiösen Geist (Zweiter Abschnitt: Religion), das Wort der Of= fenbarung (Dritter Abschnitt: Das Wort Gottes) und den Kirchenglauben (Vierter Abschnitt) in organischer Aufeinanderfolge betrachtet, um die auf diesem Wege gewonnenen Resultate in die Einheit des Systems (Fünfter Abschnitt) zusammenzufassen. Wenn ich von Hase's Hutterus oder Schmid's lutherischer Dogmatik urtheilen wollte, ihre Hauptfehler beständen darin, daß sie bloß historisch wären und zu viel von der alten Dogmatik handelten, würde ich thöricht urtheilen, weil diese Schriften eben eine historische Darstellung der altorthodoxen Dogmatik sein wollen. Darnach muß ich auch bitten, nicht immer von Neuem an eine Dogmatik, welche ihren Stoff historisch - genetisch behandeln will, den Maßstab einer Dogmatik zu legen, welche ihren Stoff nicht historisch, sondern nur systematisch behandeln will.

Die Aufnahme, welche der erste Theil dieses Werkes gefunden hat, ist ein Zeichen unserer Zustände in Kirche und Theologie. An demselben Tage, an welchem mir ein gläubiger Theologe von großer Bedeutung auf dem Gebiete der Dogmatik seine Freude ausdrückte über die Vereinigung von evangelischem Sinn und wahrheitsliebender Wissenschaft in meinem Buche, las ich in Hengstenberg's Vorwort, daß ich im Abfall vom Christenthum begriffen sei. Ein also Angeklagter, dessen Buch nur Wenige lesen, ist in einer sehr schweren Lage gegenüber einer Anklage, die so Viele lesen. Und so blieb mir nur übrig in einer für weitere Kreise berechneten Schrift (Zeugniß von den Grundwahrheiten des Protestantismus gegen Dr. Hengstenberg 1862) die Ungerechtigkeit dieser Anklage darzuthun. Ich hatte kaum den ersten Bogen geschrieben, als Dr. Dieckhoff seine Streitartikel gegen meine Dogmatik eröffnete, in einem Tone der Polemik so unwürdig als ungeschickt, der nicht bloß außerhalb des Lagers des Konfessionalismus, sondern auch in demselben den größten Anstoß erregte. Ziemlich nahe diesem Tone kommen die Meditationen eines lutherischen Pastors über die Dogmatik des Dr. K. (Dorp. 1863). Indeß haben, wie ich aus den Nachrichten über die evangelische Kirche in Rußland ersehe, diese Meditationen auf dem Boden ihrer Entstehung einen nachdrücklichen Widerspruch gefunden, für welchen ich dem Herausgeber, Consistorialrath Berkholz, dankbar bin. Und eine namhafte Anzahl von kirchlichen Zeit blättern stimmte in jenes Verdammungsurtheil ein, mehrere ohne irgendwelche, alle ohne wissenschaftliche Kenntnißnahme von meiner Dogmatik. So erklärt sich, daß in einem und demselben Blatte, wie im

Volksblatt, Stimmen die nicht gelesen haben von denen berichtigt werden, die gelesen haben. Indem das Sächsische Kirchen- und Schulblatt sich anschickt einige saftlose Aeste zum allgemeinen Brand beizutragen, tadelt es den Sächsischen Pilger über die Art und Weise, wie er meine Sache in's Volk gebracht. Das lutherische Synodalblatt muß dem Andrang Derer die mich verurtheilen wollen die Bemerkung entgegenstellen, daß man dazu wohl mein Buch erst prüfen müsse, was bei dem Umfange desselben nicht so einfach sei. Ich bin von einer Strafepistel, die eine Anzahl Geistlicher an mich richten wollte, durch die harmlose Bemerkung eines ehemaligen Zuhörers befreit worden, daß wohl Keiner der Anwesenden mein Buch gelesen haben dürfte. Von dem was ich persönlich erlitten habe, will ich nicht reden. Das sind die Wirkungen, welche solche Urtheile, wie das von Hengstenberg, haben. Als die wilden Wasser der ersten Bewegung etwas verlaufen waren, erschienen aus dem Kreise des Konfessionalismus zwei Schriften, die offenbar von dem Streben geleitet sind, einen würdigeren und wissenschaftlicheren Ton anzuschlagen. Dr. Hölemann bevorwortete seinen mit gelehrtem Fleiß geschriebenen Nachweis der Einheit der beiden Schöpfungsberichte Genesis 1. u. 2. (Lpz. 1862) mit einem Sendschreiben an mich, das in durchaus würdigem Tone gehalten ist. Wie ein wahrer Christ, ein wahrer Lutheraner, ein wahrer Gottesgelehrter über Fragen dieser Art schreiben soll, zeigte Dr. Delißsch in seinem Schriftchen Für und wider Kahnis (Lpz. 1863). Wer dieß Büchlein gelesen hat, weiß, daß ich nicht mein Lob suche, wenn ich dem Verf. meinen Dank sage. Stärker als der direkte Tadel, den Dr. Delißsch über das Verfahren von Hengstenberg, Dieckhoff und Münkel ausspricht, ist der Tadel, den thatsächlich der Ton dieses Schriftchens über den scharfrichterlichen Ton jener Konfessionstheologen enthält. Dr. Hengstenberg und Dr. Delißsch vertreten beide die alttestamentliche Theologie im Sinne des Kirchenglaubens. Daß Dr. Delißsch im Leben correcter zur Kirche steht als Dr. Hengstenberg, der von Haus aus reformirt, später unirt, jest zwar Unionsfeind, aber Glied einer unirten Gemeinde ist, ist gewiß. Wer im Leben in solchen Antinomien sich bewegt hat, der, dächte ich, hätte keine Ursache pharisäisch herabzublicken auf die bewegten Lebensbahnen Anderer. Wie kommt es nun, daß Dr. Des ligsch, ein so gründlicher als geistvoller Kenner des alten Testaments, in den das alte Testament betreffenden Abschnitten meines Buches, über die Dr. Hengstenberg im wegwerfendsten Tone urtheilt, ernste Studien, ein berechtigtes Streben im Ganzen, beachtenswerthe Resultate im

Einzelnen gefunden hat, da aber wo er widersprechen muß, es mit der Liebe thut, die sich nicht der Ungerechtigkeit freut, sondern das Beste glaubt und hofft? Wie kommt das? Ich glaube, daß die Theologen, welche den Kirchenglauben vertreten, nicht genug über sich wachen können, daß sie den Pharisäern und Schriftgelehrten nicht gleich werden. Pharisäischer Fanatismus für das Alte und schriftgelehrte Fertigkeit sind die bösen Geister aller Restaurationsrichtungen. Aber das Büchlein von Dr. Delizsch fordert mich noch zu einer anderen Parallele auf. Noch ein andrer Erlanger Theologe, und zwar der jüngsten Einer, hat über mein Buch geurtheilt. Während Dr. Delißsch ein volles Verständniß all der Schwierigkeiten hat mit denen ich gerungen habe, sieht Jener aus der Höhe seines schriftgelehrten status securitatis mitleidig auf meine Verirrungen herab. Sie sind leicht fertig geworden diese Epigonen, die den Konfessionalismus nicht errungen, sondern als eine sichere Ueberlieferung überkommen haben. Ich muß dem Lic. Frank in Jena das Zeugniß geben, daß er, der für den Grundfehler meiner Dogmatik meinen Supranaturalismus hält, viel wissenschaftlicher und feiner Anlage und Charakter derselben beurtheilt hat als jener Erlanger. Ich habe die Schrift von meinem Collegen Dr. Hölemann nicht eher gelesen als bis ich mir selbst das Versprechen abgenommen hatte, mich, und wenn es mir auch noch so schwer werden würde, der Wahrheit derselben zu unterwerfen. Aber nachdem ich sie vier Male gelesen, kehrte ich nur verstärkt zu der Ueberzeugung zurück, daß wahr sei, was ich ja nicht zuerst aufgestellt habe. Ich fand in jenem Schriftchen von Dr. Delizsch meine Hauptvorausseßung von den verschiedenen Urkunden (gegen welche Dr. Hölemann so eben wieder protestirt hat) von Neuem bestätigt und außerdem in zwei Beurtheilungen in dem Literaturblatt der Allg. KZeit. und in den Jahrbb. für deutsche Theol. die Grundgesichtspunkte, die mich geleitet, anerkannt. Drei Punkte sind es, in welche Dr. Delißsch seinen Widerspruch legt, erstlich der Bau meiner Dogmatik, zweitens meine Stellung zur Schrift, drittens einzelne Lehraufstellungen, nämlich die subordinatianische Fassung der Dreieinigkeit und die Abendmahlslehre. Auf den ersten Punkt habe ich oben geantwortet. Auf den dritten Punkt antwortet diese Schrift geschichtlich. Was aber den zweiten Punkt, meine Stellung zur Schrift, anbetrifft, so darf ich bei Dr. Delizsch vorausseßen, daß er von der Unhaltbarkeit der alten Inspirationslehre überzeugt ist, im neutestamentlichen Kanon nach dem Vorgange Luther's die Unterscheidung zwischen den rechten eigentlichen Hauptschriften und den s. g. deuterokanonischen anerkennt

und endlich noch ungelöste Differenzen zugesteht. Das aber sind die drei Punkte, auf die es mir, wie ich in jenem Zeugniß gegen Dr. Hengstenberg ausgeführt habe, wesentlich ankommt. Ich habe mich auf Luther berufen. Man hat mir aber gesagt, daß dieß bei Luther etwas Anderes wäre. Wenn dieß heißen soll, daß Luther ein anderer Mann war als ich, so ist das allerdings eine Wahrheit, aber auch eine Plattheit. Ich nenne mich eben deshalb einen Lutheraner, weil ich von Luther lerne. Wohl, sagt man mir, aber mit Unterschied: jene freien Aeußerungen waren Auswüchse aus der Zeit seiner überschüssigen Kraft. Dieß ist nicht richtig. Es liegt, wie jüngst Köstlin in seiner dankenswerthen Schrift: Luthers Theologie (II. S.252 ff.) nachgewiesen hat, den vereinzelten Aeußerungen Luthers eine Ansicht von Inspiration zu Grunde, die, durchaus verschieden von der orthodoxen des 17. Jahrhunderts, die Grundlagen der wahren Inspirationslehre enthält, welcher die neuern Theologen von verschiedenen Seiten aus zustreben. Colani hat in der Nouvelle revue (1862) in einem Artikel: Deux signes en Allemagne Rothe und mich in dieser Beziehung zusam mengestellt. Es ist mir eine Freude gewesen, daß wie ich selbst Dr. Rothe's Artikel über Inspiration dankbar benugt habe, derselbe in der Erweiterung desselben, welche seine Schrift Zur Dogmatik (1863) enthält, Manches von mir hat benußen können. Aber er selbst findet, daß zwischen mir und ihm noch eine Kluft liegt (S. 300). Praktische Theologen, wie Münkel und Meurer, haben gegen meine Resultate die kirchliche Praxis geltend gemacht, welche positivere Resultate fordere. Ich finde es in der Ordnung, daß ein praktischer Theologe Resultate der Theorie, die er streng wissenschaftlich zu prüfen keinen Beruf in sich fühlt, mit Vorsicht und Zurückhaltung ansieht. Aber den Grundsay, daß das Praktische den Maßstab der Wahrheit bilde, kann ich nicht anerkennen. Kein verständiger Geistlicher wird seine Gemeindeglieder auf die Fehler in Luther's Bibelübersegung aufmerksam machen. Sind sie darum nicht da? Der Altmeister der praktischen Theologie in Deutschland ist unbestritten Dr. Nißsch. Ich glaube aber aus dessen Vorrede zu Bleek's Einleitung in's A. T. entnehmen zu können, daß derselbe zu den Resultaten dieses Kritikers, mit dem ich am meisten übereinstimme, eine sehr anerkennende Stellung einnimmt. Ich habe in dem Urtheil, welches die Neue Ev. KZeit. über meinen Kampf fällt, wohl die Feder eines hochgestellten Geistlichen, der auch der Theorie mächtig ist, zu erkennen. Und nicht wenige Geistliche, die auf dem Boden des Glaubens stehen, haben mir mündlich und schriftlich ausgesprochen, daß sie das

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