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Doctor. Ach ihr Weiber, ihr Weiber,* was macht ihr einem doch für Noth und Sorgen! Ich weiß nun positiv und gewiß, es ist alles falsch, alles Verleumdung! Wie kann mein Sohn ein Freygeißt werden, da ich ihn felbst in der Theologie unterrichtet habe, da er fast noch als ein Kind die Polemick schon studirt hat und vollkommen weiß, was auf alles und jedes geantwortet werden kann! Und gleichwohl bes stehst du nun wieder auf deinem Kopfe, daß ich da wer weiß was vor eine Untersuchung über den armen unschuldigen Schelmen, anfangen foll! Was soll ich denn nun thun? Soll ich ihn nach Hause kommen lassen? Oder foll ich jemanden hinschicken? Oder soll ich gar selbst die Reife thun?

Lorchen. Das hängt alles, `wie immer, von dir ab! Ach wir armen Weiber, daß wir doch nicht so allein in der Welt herumreisen können, wie ihr Männer! Wie-bald wollt ich zu meinem Augustin hinfliegen und mich auf den ersten Blick überzeugen, ob er auch noch in aller Absicht der vorige gute und fromme Augustin wåre! Noch ist sein Herz zart und weich: ges feßt auch, es wäre etwas vorgefallen, was vor Gott nicht recht ist, wie bald würde er sich auf den allein feligmachenden Pfad der Tugend und Religion zurückbringen lassen. Da das aber

leider nicht angeht, und ich dir unmöglich zus muthen kann, eine so weite beschwerliche Reise zu thun, so seh ich vor der Hand keinen andern Weg, als wir schicken irgend einen verständis gen und zuverläßigen Menschen dahin ab, der sich unter der Hand nach allem erkundiget und uns die reine Wahrheit berichtet.

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Doctor. Das ist nichts! Das sag ich dir vorher! Du kennst die Studenten nicht, wein Kind! Polito einmal, er wäre wirklich auf unrechten Wegen: der Junge hat Verstand, wie du wohl weiff: er würde sich durch keinen ges heimen Emillarius belauern lassen, und wenn er auch noch so schlau wäre. ` Nun, mein Kind, Hon datur ́ tertium; entweder es muß gar nichts geschehen, oder es muß ein Stärke. rer über ihn kommen, und das kann kein ans derer seyn, wie ich selbst! Ich muß das nur erft noch genau überlegen - laß mir 24 Stunden Zeit, dann sollst du hören!

Die 24 Stunden waren um, und der Doctor erklärte, daß er die Reise selbst antres ten wolle. Die uneigentlichen Bewegungsgründe wirkten dabey, wie gewöhnlich, ungleich stårfer, als die eigentlichen. Einmal war er 'imuvoraus überzeugt, daß er von Augustin keine andern als die besten Nachrichten zurückbringen würde: also schon frisches Wosser auf

die Klappermühle der Eitelkeit und Prahlerey, und es lohnt immer der Mühe, es selbst zu holen. Ferner rechnete er nicht nur bzy feiner Frau, sondern bey dem ganzen Publico darauf, daß man von ihm öffentlich rühmen und preis fen sollte: Welch ein zärtlicher Vater ist das! Kaum erhält er eine schlimme Nachricht von feinem Sohne, der er selbst nicht einmal Glaus ben beymißt, gleich macht er sich auf den Weg, um mit eignen Augen zu sehen, und das Üebel, wenn ja eins da wäre, bey seiner Quelle zu verstopfen! Endlich gedachte er auch auf der Universität nicht wenig den grünen Efel zu spielen; feine Ankunft, glaubte er, müste unter den Professoren und Studenten ein terribles Aufsehen erregen: Jene würden sich drängen, ihm die Cour zu machen diese ihm durch Vivats und Serenaden und Carmina ihre uns terthänige Devotion zu bezeigen.

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Ohne uns nun einen Augenblick bey der Reise aufzuhalten, lassen wir den Doctor sos - gleich den fünften Abend nach seiner Abfahrt im academischen Gasthofe zum goldnen Adler anlangen und sich beyzeiten zur Ruhe verfügen, um den folgenden Morgen zu der vorhabenden großen Expedition desto früher alart zu feyn.

Zwanzigstes Kapitel.

Phobus hatte nunmehr (denn es ist billig, daß ich ein Hudibraßisches Kapitel auch mit einem Verse aus dem Hudibras anfange) im Schooß der Thetis sein Schläfchen gethan, und schon verwandelte der Morgen, wie ein gefottener Krebs, sein Dunkelbraun in Roth als unser Hochwürdiger gegen halb acht Uhr in vollen Pontificalibus die Stras Ben einherzog, um feinen Sohn noch vorher zu überraschen, eh er in die Collegia gienge.

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Mittlerweile lag Augustin noch ganz sanft bey verschlossenen Thüren in den Armen des Morpheus, und außer diesen unsichtbaren männs lichen Armen umschlangen ihn noch ein paar fichtbare weibliche, die wohl schwerlich an eines andern Menschen Schultern gepaßt haben dürf ten, als an Anettens ihre. Mit einemmalé erhob sich ein schreckliches Donnern an der Thür und der Bediente rief mit einem stürmischen Tos ne: Machen Sie auf, machen Sie auf, hurs tig, geschwind, geschwind! Anette und Augus fin fuhren zu gleicher Zeit aus dem Schlafe,

und glaubten nicht anders, als daß im Hause Feuer wäre. Augustin warf sich im Huy in den Schlafrock und eröfnete die Thüre. Um Gottes willen, rief der Bediente halb außer fich, Ihr Herr Vater kommt, er ist den Aus genblick da! Zum großen Glück hab ich ihn gleich von fern gesehen und gekannt. Verstes cken Sie nur die Mamsell so gut Sie können : Herunter kann sie nicht, das ist unmöglich! Ich will gleich springen und ihn noch ein Weils chen aufzuhalten suchen. Unterdeß schließen Sie nur wieder zu und thun Sie als wenn Sie studierten: ich will ihn schon bey den Gedans Een erhalten! Damit flürzte der Bediente die Treppe herunter und Augustin stand da wie angedonnert, konnte nicht reden, nicht denken, nichts! Anette allein verlor in diesem kritischen Augenblick ihre Contenance nicht. Armer, lies ber Herzens, Junge, sagte sie, so sey doch nicht so versteinert! Munter! Lustig! Courage!' Es wird alles gut gehen. Nur gleich die Thür wieder abgeschloffen! (Sie that es selbst) Und nun geh bey deine Bücher und thu, als hörtest und fähest du nicht vor lauter Studiren. Um mich, hats keine Noth. Ich lege mich wieder hin ins Bette, laß du den Schlüssel nur dreist flecken. Gefeßt dein Vater will herein, fo fage, ich wäre ein armer Student, håtte das

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