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Die Prostitution tritt nun auch auch bei Naturvölkern überall dort auf, wo der freie Geschlechtsverkehr eingeschränkt oder unterbunden wird. Sie ist nichts anderes als ein Ersatz oder eine neue Form der primitiven Promiskuität.,,Ueberall, wo die freie Liebe mit ihrem Austoben beseitigt wird, tritt die Prostitution auf" (Schurtz). Sie zeigt auch heute noch unter den verschiedensten Verhältnissen den primitiven Charakter freier Ungebundenheit.

Die Entstehung der Prostitution knüpft bei den Naturvölkern eng an die Entwicklung des Männerhauses und an die freie Liebe an. Es sind nicht mehr alle Mädchen, sondern nur noch einige, die den freien Geschlechtsverkehr mit den Insassen des Männerhauses pflegen, meist hier zu wohnen pflegen und vielfach für den Geschlechtsgenuß entlohnt werden. Auch Witwen oder verlassene Ehefrauen werden häufig Gemeinbesitz des Männerhauses. Diese Prostituierten der Naturvölker stehen auch Fremden und Reisenden zur Verfügung, was als Urform der gastlichen Prostitution aufgefaßt werden kann, sie werden ferner auch für Stammzwecke ausgenutzt und rekrutieren sich dann oft aus stammfremden Weibern. Auch Bordelle kommen schon bei Naturvölkern vor. Wir lernen in der folgenden Uebersicht bereits die verschiedenartigsten Formen der primitiven Prostitution kennen.

Als eine Keimform der Prostitution bezeichnet Schurtz (S. 193) die folgenden Verhältnisse auf den Palau-Inseln. Dort begeben sich nicht nur Mädchen, sondern auch verheiratete Frauen in die Bais" der Junggesellen, um hier längere oder kürzere Zeit zu leben.,, Wenn bei uns", erzählte eine Palau-Insulanerin dem Forschungsreisenden Semper,,,die Frau ihrem Mann böse ist, so läuft sie in das nächste Bai; dann muß der Mann, wenn er sich wieder mit ihr versöhnen will, sie durch ein Stück Geld von dem Clöbbergöll (Männerverband) loskaufen, dem das Bai und alles, was darin ist, zugehört. Wenn er kein Geld zahlen mag, so hat er kein Recht mehr an sie. Dann bleibt sie bei den Männern so lange, bis ein anderer Mann, der mächtiger war, als ihr früherer, sie loskauft. . . Ich bin meinem Manne schon einmal weggelaufen und habe mich im Bai sehr gut unterhalten. Die Schwester von Inarratbac ist neulich auch nach Orocoll ins Bai gegangen, weil ihr Mann ihr untreu geworden war; nun bleibt sie dort als Armungul (Dirne) drei Monate.“ Mit Recht bezeichnet Schurtz dieses Weglaufen der Frauen als einen Nachklang der freien Liebe, die nicht mehr in voller Blüte steht. Es ist auf den Palau gar keine Schande für ein Mädchen, als

Armengol im Bai gelebt zu haben. Im Gegenteil wird es dann sehr zur Ehe begehrt.

Hat das Mädchen auf den Karolinen (Palau, Yap) zum erstenmal nit einem zahlungsfähigen Manne geschlechtlich verkehrt, so kann es als Armengol in die Fremde gehen oder sich verheiraten oder einen ,Blolóbol" mitmachen. Als Armengol wird sie von einem bestimmten Manne bezahlt, behält aber die Freiheit, sich mit anderen Männern einzulassen. Bei dem „,Blolóbol" gehen sämtliche junge Frauen einer Gemeinde nach einem anderen Orte und werden da Dirnen, wofür sie schließlich ein ansehnliches Stück Geld empfangen, das in der Heimat durch die Häuptlinge verteilt wird43).

Die Verhältnisse auf der Karolineninsel Yap schildert Senf f t44) folgendermaßen:,,Für die Bäwais (Junggesellenhäuser) rauben sie sich Mädchen aus anderen Distrikten, der Raub scheint aber jetzt nur eine Art Posse zu sein, eine Art Pietät gegen alte Gewohnheiten, tatsächlich hatte bei allen mir angezeigten Mädchendiebstählen vorher eine Verständigung zwischen dem „,Opfer" und deren Eltern einerseits und der Gemeinde der „Räuber" andererseits stattgefunden, in einem Falle gestand sogar die Geraubte, die Räuber um ihre Entführung gebeten zu haben. Diese Sabinerinnen werden für eine bestimmte Zeit, in der Regel mehrere Jahre, Gemeingut aller Männer, der ledigen wie verheirateten, und kehren dann reich beschenkt in ihre Heimatdörfer zurück; wird eine von ihnen Mutter, so wird sie von einem der Dörfler geheiratet.“

Auf den melanesischen Inseln ist der Zusammenhang der Prostitution mit dem Männerhause ebenfalls kenntlich, die Ungebundenheit der weiblichen Jugend ist stellenweise sehr groß, anderwärts müssen Prostituierte zum Teil als Ersatz der freien Liebe dienen. Auf Florida z. B. bestimmen die Häuptlinge verheiratete Frauen von schlechter Aufführung zu öffentlichen Dirnen (rembi). Sie wohnen in einem der Häuser des Häuptlings und müssen ihm den größten Teil ihres Erwerbes ausliefern45). Auf San Cristoval gibt es neben der freien Liebe Mädchen oder Witwen, die als öffentliche Dirnen (repi) fungieren. Auf Malanta werden Mädchen niederen Standes, die Kinder bekommen, ohne daß ihr Liebhaber sie bedroht, meist Prostituierte, während solche höheren Standes in solchem Falle sterben müssen. Bisweilen lassen Eltern ihre Kinder den Dirnenberuf ergreifen, oder ein Häuptling kauft ein Mädchen, bestimmt sie zum Dirnengewerbe und bezieht einen Teil ihres Gewinnes, z. B. auf Ulawa. Auf den nördlichen Hebriden existiert eine heimliche Prostitution einzelner Mädchen und Frauen, die sich heimlich für Geld geschlechtlich preisgeben46).

43) F. v. Reitzenstein, Urgeschichte der Ehe, S. 48.

44) Deutsches Kolonialblatt, 1900, S. 417.

45) Ratzel, a. a. O., Bd. I, S. 255; Schurtz, a. a. O., S. 195. 46) Codrington, The Melanesians, S. 235, cit. nach Schurtz, a. a. O. S. 195, 236.

Die Prostitution tritt nun auch bei Nat völkern überall dort auf, wo der freie Geschlech verkehr eingeschränkt oder unterbunden wi Sie ist nichts anderes als ein Ersatz oder e neue Form der primitiven Promiskuität. „Uei all, wo die freie Liebe mit ihrem Austoben seitigt wird, tritt die Prostitution auf“ (Schu. Sie zeigt auch heute noch unter den verschiedensten Verhäl den primitiven Charakter freier Ungebundenheit.

Die Entstehung der Prostitution knüpft bei den Natury eng an die Entwicklung des Männerhauses und an die freie: an. Es sind nicht mehr alle Mädchen, sondern nu einige, die den freien Geschlechtsverkehr mit den Insass Männerhauses pflegen, meist hier zu wohnen pflegen und v für den Geschlechtsgenuß entlohnt werden. Auch WitweL verlassene Ehefrauen werden häufig Gemeinbesitz des hauses. Diese Prostituierten der Naturvölker stehen Fremden und Reisenden zur Verfügung, was als der gastlichen Prostitution aufgefaßt werden kann, sie ferner auch für Stammzwecke ausgenutzt und rek sich dann oft aus stammfremden Weibern. Au. delle kommen schon bei Naturvölkern vor. Wir lerne folgenden Uebersicht bereits die verschiedenartigsten For primitiven Prostitution kennen.

Als eine Keimform der Prostitution bezeichnet Schurt die folgenden Verhältnisse auf den Palau-Inseln. Dort b nicht nur Mädchen, sondern auch verheiratete Frauen in der Junggesellen, um hier längere oder kürzere Zeit zu lebe bei uns", erzählte eine Palau-Insulanerin dem ForschungSemper,,,die Frau ihrem Mann böse ist, so läuft sie in Bai; dann muß der Mann, wenn er sich wieder mit i will, sie durch ein Stück Geld von dem Clöbbergöll (Mä .: loskaufen, dem das Bai und alles, was darin ist, zugehört kein Geld zahlen mag, so hat er kein Recht mehr a: bleibt sie bei den Männern so lange, bis ein anderer mächtiger war, als ihr früherer, sie loskauft... Ich i Manne schon einmal weggelaufen und habe mich im B unterhalten. Die Schwester von Inarratbac ist neulich Orocoll ins Bai gegangen, weil ihr Mann ihr untreu ge nun bleibt sie dort als Armungul (Dirne) drei Mit Recht bezeichnet Schurtz dieses Weglaufen der einen Nachklang der freien Liebe, die nicht mehr in v steht. Es ist auf den Palau gar keine Schande für ein M

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In den Männerhäusern der Santa Cruz-Inseln leben immer einige Dirnen, die meist schon als Kinder von einem Junggesellen gekauft, und vom ersten Besitzer, wenn er ihrer überdrüssig, förmlich versteigert werden. Die übrigen Mädchen und Frauen halten sich dagegen dem Männerhause sorgfältig fern. Man bezeichnet bereits die Klubhausmädchen als Prostituierte (Owla ndää = Männermädchen).

Auf Neupommern und Neulauenburg werden die Witwen als gemeinsamer Besitz von allen Männern beansprucht47), ebenso werden auf Nissan die Witwen in geschlechtlicher Beziehung als Gemeinbesitz aller Männer des Dorfes betrachtet, wobei der Häuptling den Vorrang hat. Nicht selten wird ein solches Weib später künstlich gemästet, geschlachtet und verspeist48).

Im Bismarckarchipel und auf den Salomoinseln existiert Prostitution für gewisse Feste, bei der Unufeier werden vom Häuptling für seine Gäste einige Mädchen gemietet49); bei dem australischen Corroboree, bei dem eine allgemeine öffentliche Begattung stattfindet, werden die Prostituierten den Fremden zur Verfügung gestellt50).

Als geregelte Einrichtung begegnet uns die Prostitution in Westafrika. Von den Negern der Guineaküste berichtete Schnurrer nach Norris, daß man bei ihnen trotz ihrer Polygynie noch in jedem Dorfe Lustdirnen finde, die mit eigenen Zeremonien inauguriert würden, auf Kosten der Gemeinde lebten und um geringen Lohn sich jedem, der ihrer begehrt, hingeben mußten.

In Afrika ist das Sklavenwesen von wesentlichem Einflusse auf die Prostitution geworden, insofern die meisten Prostituierten Sklavinnen sind. Doch auch hier verleugnet sich die Herkunft der Prostitution aus dem freien Geschlechtsverkehr nicht. So wurde früher an der Goldküste von Zeit zu Zeit auf Antrag der jungen Männer cine Sklavin gekauft und in einer besonderen Hütte untergebracht, wo sie sich jedem gegen ein beliebiges kleines Geschenk hingeben mußte. Die Käufer der Sklavinnen, deren jedes Dorf eine oder mehrere besaß, erhielten von diesen die Einnahmen abgeliefert und sorgten ihrerseits für den Lebensunterhalt der Dirnen52). Man kann die ausschließlich für die Dirnen bestimmten Hütten schon als eine primitive

47) Ratzel, a. a. O., I, S. 251-255.

48) Thurnwald, Nachrichten aus Nissan und von den Karolinen. in: Zeitschrift für Ethnologie, 1908, Bd. 40, S. 107-108.

49) R. Thurnwald, Im Bismarckarchipel und auf den Salomoinseln, in: Zeitschrift für Ethnologie, 1910, Bd. 42, S. 123.

50) B. H. Purcell, Rites and customs of Australian Aborigines. in: Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie usw., 1893, S. 288.

51) Friedrich Schnurrer, Geographische Nosologie, Stuttgart 1813, S. 159.

52) Bosmann, Beschrijving van de Guinese Goud-Tand-en Sklavekust, I, S. 203, cit. nach Schurtz, S. 196.

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