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Erstes Kapitel.

Stellung der Welträthsel.

Allgemeines Kulturbild des neunzehnten Jahrhunderts. Der Kampf der Weltanschauungen. Monismus und Dualismus.

Freudig war, seit vielen Jahren,
Eifrig so der Geist bestrebt,

Bu erforschen, zu erfahren,
Wie Natur im Schaffen lebt.

Und es ist das ewig Eine,

Das sich vielfach offenbart;

Alein das Große, groß das Kleine,

Alles nach der eig'nen Art.

Immer wechselnd, fest sich haltend,

Nah und fern, und fern und nah;

So gestaltend, umgestaltend
Hum Erstaunen bin ich da."

aedel, Welträthsel.

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Goethe.

Inhalt des ersten Kapitels.

Stand der menschlichen Kultur und Weltanschauung am Schlusse des 19. Jahrhunderts. Fortschritte der Natur-Erkenntniß, der organischen und anorganischen Naturwissenschaft. Substanz-Geseß und Entwickelungs-Geseß. Fortschritte der Technik und der angewandten Chemie. Stillstand auf anderen Kultur-Gebieten: Rechtspflege, Staatsordnung, Schule, Kirche. Konflikt zwischen Vernunft und Dogma. Anthropismus. Kosmologische Perspektive. Kosmologische Lehrsäße. Widerlegung des anthropistischen Größenwahns. Zahl der Welträthsel. Kritik der sieben Welträthsel. Wege zu ihrer Lösung. Thätigkeit der Sinne und des Gehirns. Induktion und Deduktion. Vernunft, Gemüth und Offenbarung. Philosophie und Naturwissenschaft. Empirie und Spekulation. Dualismus und Monismus.

Literatur.

Charles Darwin, Ueber die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzenreich durch natürliche Züchtung. (London 1859.) Stuttgart 1860. Siebente Auflage 1876.

Jean Lamarck, Zoologische Philosophie. 1809. (Deutsche Uebersehung von Arnold Lang. Leipzig 1879.)

Ernst Haeckel, Die Entwickelungsgeschichte der Drganismen in ihrer Bedeutung für die Anthropologie und Kosmologie. Siebentes und achtes Buch der Generellen Morphologie. Berlin 1866.

Carl Gustav Reuschle, Philosophie und Naturwissenschaft. Bonn 1874. Konrad Dieterich, Philosophie und Naturwissenschaft, ihr neuestes Bündniß und die monistische Weltanschauung. Stuttgart 1875.

Herbert Spencer, System der synthetischen Philosophie. Stuttgart 1875. Friedrich Ueberweg, Grundriß der Geschichte der Philosophie. Achte Auflage, bearbeitet von May Heinze. Berlin 1897.

Friedrich Paulsen, Einleitung in die Philosophie. Berlin 1892. Fünfte Auflage 1898.

Ernst Haeckel, Natürliche Schöpfungsgeschichte. Gemeinverständliche wissen. schaftliche Vorträge über die Entwickelungslehre. Berlin 1868. Neunte Auflage 1898.

Um Schlusse des neunzehnten Jahrhunderts, vor dem wir heute stehen, bietet sich dem denkenden Beobachter eines der merkwürdigsten Schauspiele. Alle Gebildeten find darüber einig, daß dasselbe in vieler Beziehung alle seine Vorgänger unendlich überflügelt und Aufgaben gelöst hat, welche in seinem Anfange unlösbar erschienen. Nicht nur die überraschenden theoretischen Fortschritte in der wirklichen Natur - Erkenntniß, sondern auch deren erstaunlich fruchtbare praktische Verwerthung in Technik, Industrie, Verkehr u. s. w. haben unserem ganzen modernen Kulturleben ein völlig neues Gepräge gegeben. Auf der anderen Seite haben wir aber auf wichtigen Gebieten des geistigen Lebens und der Gesellschafts-Beziehungen wenige oder gar keine Fortschritte gegen frühere Jahrhunderte aufzuweisen, oft sogar leider bedenkliche Rückschritte. Aus diesem offenkundigen Konflikte entspringt nicht nur ein unbehagliches Gefühl innerer Zerrissenheit und Unwahrheit, sondern auch die Gefahr schwerer Katastrophen auf politischem und socialem Gebiete. Es erscheint daher nicht nur als das gute Recht, sondern auch als die heilige Pflicht jedes ehrlichen und von Menschenliebe befeelten Forschers, nach bestem Gewissen zur Lösung jenes Konfliktes und zur Vermeidung der daraus entspringenden Gefahren beizutragen. Dies kann aber nach unserer Ueberzeugung nur durch muthiges

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Streben nach Erkenntniß der Wahrheit geschehen und durch Gewinnung einer klaren, fest darauf gegründeten, naturgemäßen Weltanschauung.

Fortschritte der Natur-Erkenntniß. Wenn wir uns den unvollkommenen Zustand der Natur-Erkenntniß im Anfang des 19. Jahrhunderts vergegenwärtigen und ihn mit der glänzenden Höhe an dessen Schlusse vergleichen, so muß jedem Sachkundigen der Fortschritt innerhalb desselben erstaunlich groß erscheinen. Jeder einzelne Zweig der Naturwissenschaft darf sich rühmen, daß er innerhalb unsers Jahrhunderts- und besonders in dessen zweiter Hälfte extensive und intensive Gewinne von größter Tragweite erzielt habe. In der mikroskopischen Kenntniß des Kleinsten, wie in der teleskopischen Erforschung des Größten haben wir jezt unschäßbare Einsichten gewonnen, die vor hundert Jahren undenkbar erschienen. Die verbesserten Methoden der mikroskopischen und biologischen Untersuchungen haben uns nicht nur überall im Reiche der einzelligen Protisten eine „unsichtbare Lebenswelt" voll unendlichen Formen-Reichthums offenbart, sondern auch in der winzigen kleinen Zelle den gemeinsamen „Elementar-Organismus“ kennen gelehrt, aus dessen socialen Zellverbänden, den Geweben, der Körper aller vielzelligen Pflanzen und Thiere ebenso wie der des Menschen zusammengesezt ist. Diese anatomischen Kenntnisse sind von größter Tragweite; fie werden ergänzt durch den embryologischen Nachweis, daß jeder höhere vielzellige Organismus sich aus einer einzigen einfachen Zelle entwickelt, der „befruchteten Eizelle". Die bedeutungsvolle, hierauf gegründete Zellentheorie hat uns erst das wahre Verständniß für die physikalischen und chemischen ebenso wie für die psychologischen Processe des Lebens eröffnet, jene geheimnißvollen Erscheinungen, für deren Erklärung man früher eine übernatürliche Lebenskraft" oder ein unsterbliches Seelenwesen" annahm. Auch das eigentliche Wesen der Krankheit ist durch

"

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Einheit der Naturkräfte.

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die damit verknüpfte Cellular - Pathologie dem Arzte erst klar

und verständlich geworden.

Nicht minder gewaltig sind aber die Entdeckungen des 19. Jahrhunderts im Bereiche der anorganischen Natur. Die Physik hat in allen Theilen ihres Gebiets, in der Optik und Akustik, in der Lehre vom Magnetismus und der Elektricität, in der Mechanik und Wärmelehre die erstaunlichsten Fortschritte gemacht; und, was wichtiger ist, sie hat die Einheit der Naturkräfte im ganzen Universum nachgewiesen. Die mechanische WärmeTheorie hat gezeigt, wie eng dieselben zusammenhängen, und wie jede unter bestimmten Bedingungen sich direkt in die andere verwandeln kann. Die Spektral-Analyse hat uns gelehrt, daß dieselben Stoffe, welche unseren Erdkörper und seine lebendigen Bewohner zusammenseßen, auch die Masse der übrigen Planeten, der Sonne und der entferntesten Firsterne zusammensezen. Die Astrophysik hat unsere Weltanschauung im großartigsten Maßstabe erweitert, indem sie uns im unendlichen Weltraum Millionen von kreisenden Weltkörpern nachgewiesen hat, größer als unsere Erde, und gleich dieser in beständiger Umbildung begriffen, in einem ewigen Wechsel von „Werden und Vergehen". Die Chemie hat uns mit einer Masse von neuen, früher unbekannten Stoffen bekannt gemacht, die alle aus Verbindungen von wenigen unzerlegbaren Elementen (ungefähr siebzig) bestehen, und die zum Theil die größte praktische Bedeutung in allen Lebensgebieten gewonnen haben. Sie hat gezeigt, daß eines von diesen Elementen, der Kohlenstoff, der wunderbare Körper ist, welcher die Bildung der unendlich mannichfaltigen organischen Verbindungen bewirkt und somit die „chemische Basis des Lebens" darstellt. Alle einzelnen Fortschritte der Physik und Chemie stehen aber an theoretischer Bedeutung der Erkenntniß des gewaltigen Gesezes nach, welches alle in einem gemeinsamen Brennpunkt vereinigt, des Substanz - Gesezes.

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