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Anmerkungen und Erläuterungen.

457 thätigkeit hinzu. Zuleßt erst fragte man sich: wo, wie, von wem ist er geboren? wie lange hat er gelebt? u. A. Sobald einmal das Beispiel einer solchen Dichtung (wie die später „Nach Markus“, dann „Evangelium nach Markus" genannte) gegeben war, ergoß sich eine Flut ähnlicher Dichtungen, zum Theil geschmackloser Zerrbilder, zum Theil in den Grenzen einer Art Möglichkeit gehaltener Lebensbilder. Jede Gegend, ja jede bes deutendere Gemeinde hatte ihr Evangelium, und oft nannte sich dieses nach einem bekannt gewordenen Namen: unter solchem fremdem Namen zu schreiben, galt für durchaus erlaubt.

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Diese Evangelien"-Dichtungen versehen ihren Helden in die erste Hälfte des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Aber weder jüdische Schriftsteller (wie Philo und Josephus) noch römische und griechische (wie Tacitus, Sueton, Plinius, Dio Cassius) dieser und der nächstfolgenden Zeit kennen einen solchen „Jesus von Nazaret“ oder die aus seinem Leben erzählten Vorfälle; ja nicht einmal eine Stadt Nazaret ist bekannt."

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13) Christus und Buddha (S. 376). Dem ausgezeichneten Werke von S. E. Verus: Vergleichende Uebersicht der vier Evangelien“ (Einzig vorhandene Duelle für ein Leben Jesu, Leipzig 1897) entnehme ich folgende Mittheilung: Professor Rudolf Seydel hat in mehreren fleißigen Arbeiten, die auch von namhaften theologischen Gelehrten, wie Professor Pfleiderer, anerkannt werden, die „Evangelien-Dichtungen" mit den verschiedenen, nachweislich vor unserer Zeitrechnung entstandenen, indischen und chinesischen Lebensbeschreibungen Buddhas verglichen und Folgendes als zweifellos festgestellt: Die Grundlage des Lebens der beiden Religionsstifter" bildet ein belehrendes und heilendes Wanderleben, meist in Begleitung von Schülern, bisweilen unterbrochen von Ruhepausen (Gastmäler, Wüsteneinsamkeit); daneben Predigten auf Bergen und Aufenthalt in der Hauptstadt nach feierlichem Einzuge. Aber auch in vielen Einzelheiten und ihrer Reihenfolge zeigt sich eine überraschende Uebereinstimmung.

„Buddha ist ein fleischgewordener Gott, als Mensch königlicher Abkunft. Er wird auf übernatürliche Weise gezeugt und geboren, seine Geburt auf wunderbare Weise vorher verkündet. Götter und Könige huldigen dem Neugeborenen und bringen ihm Geschenke dar. Ein alter Brahmane erkennt in ihm sofort den Erlöser von allen Uebeln. Friede und Freude zieht auf Erden ein. Der junge Buddha wird verfolgt und wunderbar gerettet, feierlich im Tempel dargestellt, als zwölfjähriger Knabe von den Eltern mit Sorgen gesucht und mitten unter Priestern wiedergefunden. Er ist frühreif, übertrifft seine Lehrer und nimmt zu an Alter und Weisheit. Er fastet und wird versucht. Er nimmt ein Weihebad im heiligen Flusse. Einzelne Schüler eines weisen Brahmanen gehen zu ihm über. Berufungswort ist Folge mir". Einen Schüler weiht er nach indischem Brauch unter einem Feigenbaum. Unter den Zwölfen sind drei Musterschüler und einer ein ungerathener. Die früheren Namen der Schüler werden ge

ändert. Daneben findet sich ein weiterer Kreis von achtzig Schülern. Buddha sendet seine Schüler, mit Unterweisungen versehen, zwei und zwei aus. Ein Mädchen aus dem Volke preist seine Mutter selig. Ein reicher Brahmane möchte ihm folgen, kann sich aber nicht von seinen Gütern trennen; ein anderer besucht ihn Nachts. Seiner Familie gilt er nichts; er findet aber bei Vornehmen und bei Frauen Anhang.

„Buddha tritt als Lehrer mit Seligpreisungen auf; besonders gern spricht er in Gleichnissen. Seine Lehren zeigen (oft sogar in der Wahl der Worte) überraschende Aehnlichkeit: er lehnt Wunder ab, verachtet irdische Güter, empfiehlt Demut, Friedfertigkeit, Feindesliebe, Selbsterniedrigung und Selbstüberwindung, ja Enthaltung von geschlechtlichem Verkehr. Er lehrt auch sein Vordasein. In seinen Todesahnungen betont er, daß er heim, in den Himmel gehe, und in den Abschiedsreden ermahnt er die Schüler, verheißt ihnen einen Fürsprech („Tröster“) und weist auf eine allgemeine Weltzerstörung hin. Heimatlos und arm zieht er umher, als Arzt, Heiland, Erlöser. Die Gegner werfen ihm vor, daß er die Gesellschaft der „Sünder“ bevorzuge. Noch kurze Zeit vor seinem Tode ist er bei einer Sünderin" zu Gast geladen. Ein Schüler bekehrt ein Mädchen aus ver achteter Klasse an einem Brunnen. Zahlreiche Wunder bestätigen seine Gottheit (er wandelt auf dem Wasser u. a.). Feierlich zieht er in die Residenz ein und stirbt unter Wunderzeichen: die Erde bebt, die Enden der Welt stehen in Flammen, die Sonne erlischt, ein Meteor fällt vom Himmel. Auch Buddha fährt zur Hölle und zum Himmel.“

14) Abstammung Chrifti (S. 362, 379). Paul de Regla sagt in seiner interessanten Schrift (1894): „Glücklicher Weise besißt dieser Sohn Marias, der im Sinne unserer heutigen Rechtssprache ein natürlicher Sohn war, andere Ruhmestitel als den seiner dunklen Herkunft. Mag er der Sohn einer heimlichen Liebe gewesen sein oder die Folge einer That, die von unserer heutigen Gesellschaft als Verbrechen erklärt wird, welche Bedeutung könnte es haben für sein ruhmreiches Dasein? Giebt die Unwürdigkeit seines Ursprungs nicht ein Anrecht auf den Heiligenschein, der seine herrliche Gestalt umstrahlt?" Im südlichen Italien und Spanien, wo vielfach sehr lockere Begriffe über die Heiligkeit der Ehe herrschen, hat sogar der katholische Klerus sich diesen landesüblichen Anschauungen angepaßt; die unehelichen Kinder, welche dort alljährlich massenhaft von katholischen Priestern und Kaplanen erzeugt werden (eine natürliche Folge des geheiligten" Cölibats!), gelten vielfach als Produkte unbefleckter Empfängniß“ und erfreuen sich besonderen Ansehens. Dagegen wird der Taufname Joseph („Beppo“), als Erinnerung an den gutmüthigen, betrogenen Zimmermann von Galiläa, vielfach nicht . gern gesehen. Als ich 1859 in Messina Augenzeuge eines heftigen Streites zwischen meinem Fischer Vincenzo und seinem Kollegen Giuseppe war, rief der Erstere plötzlich, indem er die Pantomime des Hörnertragens machte, dem Lehteren das eine Wort „Beppo!" zu, was diesen in große Wuth

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Anmerkungen und Erläuterungen.

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verseßte. Auf meine Frage, was das bedeute, antwortete Vincenzo lachend: „Eh! Er heißt Giuseppe und seine Frau Maria, und wie bei unserer heiligen Madonna ist das erste Kind nicht von ihm, sondern von einem Priester." (!) Sehr charakteristisch!

Die vatikanische Glaubenslehre, der solche physiologische Erörterungen höchst unangenehm sind, sucht natürlich über die bedenkliche Empfängniß und die uneheliche Geburt Christi möglichst glatt hinwegzusehen, und doch kann sie es nicht unterlassen, diese wie andere wichtige Ereignisse seines menschlichen Lebens in Bild und Dichtung mannigfach zu verherrlichen, bisweilen sogar merkwürdig materialistisch!

Bei dem außerordentlichen Einflusse, den die bildlichen Darstellungen der Heiligen Geschichte“ auf die Phantasie des gläubigen Volkes ausgeübt haben, und der noch heute zu den stärksten Stüßen der Ecclesia militans gehört, ist es interessant, zu sehen, wie sehr die Kirche auf der unveränderten Erhaltung der festen, seit mehr als tausend Jahren eingewöhnten Schablone besteht. Jeder Gebildete weiß, daß die überall ver breiteten Millionen Bilder aus der „Heiligen Geschichte“ die Scenen und Personen derselben nicht naturwahr im Gewande ihrer Zeit darstellen (wie die ungebildete Masse sie annimmt), sondern in einer idealisirten Auffassung, welche dem Geschmack späterer Künstler entspricht. Ueberwiegenden Einfluß haben hier die italienischen Maler-Schulen ausgeübt, entsprechend dem Umstande, daß im Mittelalter Italien nicht nur der Sitz des weltbeherrschenden Papismus war, sondern auch die größten Maler, Bildhauer und Architekten hervorbrachte, die sich in dessen Dienst stellten.

Vor einigen Decennien erregte ein Cyflus von Bildern aus der Heiligen Geschichte großes Aufsehen, welchen der geniale russische Maler Wereschtschagin ausgestellt hatte; sie stellten hervorragende Scenen aus dem Leben Christi in origineller, naturalistisch-ethnographischer Auffassung dar: die heilige Familie, Jesus bei Johannes am Jordan, Jesus in der Wüste, Jesus auf dem See Tiberias, die Weissagung u. s. w. Der Maler hatte auf seiner Reise nach Palästina (1884) sowohl die ganze Scenerie des Heiligen Landes als auch dessen Bevölkerung, Kostüme, Wohnungen 2c. sorgfältig studirt und höchst naturgetreu wiedergegeben. Da wir wissen, daß sowohl die Landschaft als die Staffage von Palästina sich seit 2000 Jahren sehr wenig verändert hat, stellten diese Bilder von Wereschtschagin dieselben jedenfalls viel wahrer und natürlicher dar, als alle die Millionen von Bildern, welche die Heilige Geschichte nach der hergebrachten italienischen Schablone behandeln. Aber gerade dieser realistische Charakter der Bilder war dem katholischen Klerus höchst anstößig, und er ruhte nicht eher, bis die Ausstellung der Bilder (z. B. in Desterreich) polizeilich verboten wurde.

15) Das Christenthum und die Familie (S. 412). Die feindselige Haltung, welche das ursprüngliche Christenthum von Anfang an gegen das Familien-Leben und besonders gegen die Frauenliebe (dessen Grundlage!)

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einnahm, wird sowohl durch die Evangelien als durch die Paulus-Briefe unleugbar dargethan. Als Maria um Christus besorgt war, wies er sie mit den unkindlichen Worten zurück: „Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?" Als seine Mutter und seine Brüder mit ihm reden wollten, antwortete er: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?" Und dann wies er auf seine umsißenden Jünger und sagte: „Siehe da, das find meine Mutter und meine Brüder" u. s. w. (Matthäus 12, 46-50; Markus 3, 31-35; Lukas 8, 19-21). Ja, sogar die vollständige Verleugnung der eigenen Familie und den Haß gegen dieselbe machte der „Messias der Liebe" zur Bedingung der Tugend: So Jemand zu mir kommt und hasset nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigenes Leben, der kann nicht mein Jünger sein" (Lukas 14, 26).

16) Verfluchung der Wissenschaft durch den Papst (S. 373). In dem schweren Kampfe, welchen die moderne Wissenschaft mit dem herrschenden Aberglauben der christlichen Kirche zu führen hat, ist die offene Kriegs-Erklärung sehr wichtig, welche der mächtigste Vertreter der letteren, der römische Papst, gegen die erstere 1870 erlassen hat. Unter den kanonischen Säßen, welche das ökumenische Konzil von Rom 1870 als göttliche Gebote verkündete, befinden sich folgende „Verfluchungen“: „Verflucht soll sein: Wer den einigen wahren Gott, den Schöpfer und Herrn aller Dinge, der sichtbaren und unsichtbaren, verLeugnet. Wer sich nicht scheut, zu behaupten, daß neben der Materie nichts Anderes vorhanden ist. Wer da sagt, das Wesen Gottes und aller Dinge sei ein und dasselbe. Wer da sagt, daß die endlichen Dinge, körperliche sowohl wie geistige, oder doch wenigstens die geistigen, Emanationen der göttlichen Substanz sind, oder daß das göttliche Wesen durch Manifestation oder Selbstentäußerung alle Dinge producirt. Wer nicht anerkennt, daß die Welt und alle darin enthaltenen Dinge durch Gott aus Nichts erschaffen worden sind. Wer da sagt, durch eigenes Mühen und vermöge des andauernden Fortschreitens könne, ja müsse der Mensch zuleßt dahin gelangen, daß er im Besize aller Wahrheit und Güte ist. Wer nicht für heilig und kanonisch anerkennen will die Bücher der Heiligen Schrift in ihrer Gesammtheit und allen ihren Theilen, wie sie durch das heilige Konzil von Trient verzeichnet worden sind, oder wer ihre göttliche Inspiration in Abrede stellt. Wer da sagt, die menschliche Vernunft besize eine derartige Unabhängigkeit, daß Gott nicht das Glauben von ihr verlangen könne. Wer behauptet, die göttliche Offenbarung könne durch äußerliche Beweismittel nicht an Glaubwürdigkeit gewinnen. Wer be hauptet, es gebe keine Wunder, oder dieselben seien niemals mit Sicherheit zu erkennen, oder der göttliche Ursprung des Christenthums könne nicht durch die Wunder dargethan werden. Wer behauptet, daß zur göttlichen Offenbarung keine Mysterien gehören, und daß alle Glaubenssäge der gehörig entwickelten Vernunft verständlich und erwiesen sein müssen. Wer behauptet, die menschlichen Wissenschaften müßten in so freisinniger

Anmerkungen und Erläuterungen.

461 Weise betrieben werden, daß man ihre Säße für in Wahrheit begründet erachten dürfe, auch wenn sie der Offenbarungslehre widersprechen. Wer behauptet, beim Fortschreiten der Wissenschaft könne es einmal dahin kommen, daß jene durch die Kirche aufgestellten Lehren in anderem Sinne aufgefaßt werden müssen, als die Kirche sie bisher immer aufgefaßt hat und noch auffaßt.“

Die orthodoxe evangelische Kirche giebt übrigens der katholischen in der Verdammung der Wissenschaft als solcher bisweilen nichts nach. In dem Mecklenburgischen Schulblatte war kürzlich folgende Warnung zu lesen: „Hüte dich vor dem ersten Schritte! Noch stehst du da unberührt von dem falschen Gößen der Wissenschaft. Hast du diesem Satan erst den kleinen Finger gegeben, so erfaßt er nach und nach die ganze Hand, du bist ihm rettungslos verfallen, mit geheimnißvoller Zauberkraft umgarnt er dich und führt dich hin an den Baum der Erkenntniß; und hast du einmal davon gekostet, so zieht es dich immer wieder mit magischer Gewalt zu dem Baume zurück, ganz zu erkennen, was wahr und was falsch, was gut und was böse sei. Wahre dir das Paradies deiner wissenschaftlichen Unschuld!"

17) Theologie und Zoologie (S. 380). Die innige Verbindung, in welcher bei den meisten Menschen die philosophische Weltanschauung mit der religiösen Ueberzeugung steht, hat mich hier genöthigt, auf die herrschenden Glaubenslehren des Christenthums näher einzugehen und ihren fundamentalen Widerspruch zu den Grundlehren unserer monistischen Philosophie offen zu besprechen. Nun ist mir aber schon früher von meinen christlichen Gegnern oft der Vorwurf gemacht worden, daß ich die christliche Religion überhaupt nicht kenne. Noch vor Kurzem gab der fromme Dr. Dannert (bei Empfehlung einer thierpsychologischen Arbeit des ausgezeichneten Jesuiten und Zoologen Erich Wasmann) dieser Ansicht den höflichen Ausdruď: „Ernst Haeckel versteht bekanntlich vom Christenthum so viel, wie der Esel von den Logarithmen“ (Konservative Monatsschrift, Juli 1898, S. 774).

Diese oft geäußerte Ansicht ist ein thatsächlicher Irrthum. Nicht nur zeichnete ich mich auf der Schule in Folge meiner frommen Erziehung durch besonderen Eifer und Fleiß im Religions-Unterricht aus, sondern ich habe noch in meinem 21. Lebensjahre die christlichen Glaubenzlehren in lebhaften Diskussionen gegen meine freidenkenden Kommilitonen auf das Wärmste vertheidigt, obgleich das Studium der menschlichen Anatomie und Physiologie, ihre Vergleichung mit derjenigen der anderen Wirbelthiere, meinen Glauben schon tief erschüttert hatte. Zur völligen Aufgabe desselben unter den bittersten Seelenkämpfen! ge jangte ich erst durch das vollendete Studium der Medicin und durch die Thätigkeit als praktischer Arzt. Da lernte ich das Wort von Faust verstehen: „Der Menschheit ganzer Jammer pact mich an!" Da fand ich die Allgüte des liebenden Vaters" ebenso wenig in der harten Schule des

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