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Predigen eine Verkündigung der heiligen Bücher und Gesetze ist, welche der Menschheit als Heiligungsmittel durch Buddha gegeben sind, sind die Klöster selbstverständlich die Orte, wo solche Bücher angefertigt und ausgegeben werden. Die grössten besitzen deswegen eine Druckerei, mit einer sich damit hauptsächlich beschäftigenden Mönchskommission von Schreibern, Holzschneidern, Korrektoren usw. Nebenbei gibt es Mönche, die den weniger entwickelten Brüdern Kenntnisse der chinesischen Schrift beibringen und im Lesen der heiligen Bücher Unterricht erteilen.

Es gibt mehrere jährlich wiederkehrende Predigttage. Die Predigten der Mönchswelt sind, weil sie den von Buddha geschenkten heiligen Büchern entnommen sind, Predigten von Buddha selbst. Dieser allerhöchste Heilige spielt im Mahayânasystem die Rolle des Weltlichtes, und seine Lehre, oder das Dharma, gilt für die Weltordnung, welche sich durch Spendung dieses Lichtes äussert, und alle möglichen Wesen umfasst und pflegt. Deshalb werden bei jeder Predigt oder „Erleuchtung" alle Buddhas, Bodhisattwas, Arhats und Dewas anwesend gedacht, und es wird alsdann stets Weihrauch, bisweilen nebst Blumen, Speisen und andern Gaben als Opfer hingesetzt. Anderseits werden die Maras oder Geister der Finsternis durch die Spendung von so viel Licht und die Anwesenheit so vieler Lichtgötter niedrigeren Ranges geblendet und bis auf den letzten vertrieben, und also auch die Uebel, welche sie verursachen, vernichtet. Das Predigen ist deshalb nicht nur Heiligung, sondern auch in jeder Hinsicht Segnung. Man nennt es, das Drehen des Dharmarades", der Weltordnung also.

Das Sutra von Brahmas Netze schreibt auch vor, bei Todesfällen die heiligen Bücher jeden siebenten Tag bis zum siebenmal siebenten abzulesen, damit der Entschlafene zur Bodhisattwawürde geführt werde. Es ist eine Hauptbeschäftigung der Mönche, diese Vorschrift unter den Laien zu erfüllen (s. S. 77). Häufig findet dies auf sehr feierliche Weise statt. Zur Ausstattung des confucianischen Ahnenkultus trägt also der Buddhismus recht vieles bei, und es ist kaum. fraglich, dass er seine Popularität grossenteils dieser Anpassung verdankt. Als Hauptbuch dient hier das Sutra des Amitabha, des Buddha- oder Sonnenlichts des Westens, wo das Paradies liegt. Die Ablesung desselben wird gewöhnlich mit tausend- und abertausendfältiger Anrufung seines heiligen Namens verbunden.

Auch der regelmässige Lauf der Weltordnung wird durch das Drehen des Dharmarades im höchsten Grade gefördert. Die Mönchwelt befleissigt sich darum, bei übergrosser Dürre oder bei übermässigem Regenfall die heiligen Bücher abzulesen, und zwar auf zu

diesem Zweck errichteten Altären, auf denen Abbildungen des altchinesischen regenbringenden Drachens, mit den Nagas der Buddhisten verwechselt, angebracht sind. Es werden dabei, wie bei jeder Sutralesung, die Heiligen angerufen, Opferzeremonien und andere Riten verrichtet, und zahllose Zauberformeln (Dharani) gesprochen. Dies alles geschieht fast immer auf Befehl der Behörden, welche durch drohendes Misslingen der Ernte und sich daraus ergebende Hungersnot immer sehr geängstigt werden. Auch bei Heuschreckenplagen geschieht dasselbe; schliesslich noch bei Krankheit oder Seuche; falls Aufstand und Krieg drohen, bei Feuersbrünsten, Ueberschwemmung usw., kurz, bei jeder Gefahr welche droht und abgewehrt werden soll.

Weil also die heiligen Bücher alles Unheil vom Menschen abwenden, und ihn in jeder Hinsicht nicht bloss glücklich, sondern, was noch viel mehr bedeutet, auch bis zum höchsten Grade selig machen, liegt es auf der Hand, dass sie sich in China in der goldenen Zeit des Buddhismus fast bis ins Unendliche vermehrten. Zahllose gelehrte Kleriker haben sich der Uebersetzung derselben aus Sanskrit und Pali gewidmet, wahrscheinlich auch grosse Mengen selbst geschrieben. Fromme Mönche haben Pilgerfahrten nach Indien unternommen, um daselbst heilige Schriften zusammenzusuchen und nach China zu bringen, und haben uns dadurch Reiseberichte hinterlassen, die für die Kenntnis des heiligen Landes und anderer mittelasiatischer Gegenden von hohem Wert sind. Von den berühmtesten Pilgern sind Fa-hien, der 399 abreiste, Song Yung, dessen Reise zwischen 518 und 522 fällt, und I-tsing (634-713) zu erwähnen, besonders aber Huën-tschwang, der von 629 bis 645 aus seiner Heimat abwesend war. Die auf diese Weise entstandene buddhistische Heilige Schrift ist sehr umfangreich. Wahrscheinlich ist sie in China im Laufe der Zeit teils wieder verloren gegangen. Nur in Japan, wohin sie in chinesischer Gestalt, mit der Kirche selbst, den Weg gefunden, ist sie in vollkommener oder beinahe vollkommener Form bewahrt geblieben. Sie heisst San-tsong, d. h. Tripitaka, und umfasst die King oder Sutras, die Fah oder Winayas: Gesetze, und die Lun, oder Çastra: philosophische Abhandlungen.

Das Mahayânagesetz fordert auch streng, dass man sich selbst und andere durch fromme Wünsche selig mache. Wünsche, vorausgesetzt dass sie herzlich gemeint sind, haben also wirkende Kraft. Sie werden bei ungefähr jeder Zeremonie, jeder Verrichtung der Klosterbrüder geäussert, und geben dem religiösen Leben ein eigentümliches Gepräge. Der gemeinschaftliche tägliche Frühdienst in der Klosterkirche, der hauptsächlich an die Verehrung des Buddha des

Ostens durch ein spezielles Sutra gewidmet ist, wird mit langen Wünschen für die Seligkeit aller Geschöpfe geschlossen. Solchen Wünschen schliessen sich fortwährend Eide an, mit welchen man schwört alle Wesen zur Seligkeit zu führen und glücklich zu machen, und auch in sich selbst die Buddhaweisheit zu vervollkommnen. Auf diese Weise macht man sich immerfort kräftig zum eifrigen Vorwärtsschreiten auf dem Weg zur Seligkeit.

Eine wichtige Klostermethode zur Erreichung der Heiligkeit ist weiter noch das Dhyana. Es kommt dabei darauf an, dass man sich fest und tief, und möglichst lange, in die Seligkeit hineindenkt und sich dadurch in Wirklichkeit selig macht. Gedanken wie Wünsche bringen also die erzielte Wirklichkeit hervor; man kann damit zaubern. In grossen Klöstern befindet sich gewöhnlich ein zu dieser frommen Gedankenarbeit angewiesenes Gebäude oder ein Saal, wo die Mönche sich in stillem Nachsinnen verlieren oder auch gedankenlos zusammensitzen und sich selig zaubern. Besonders sind die Wintermonate hierfür angewiesen.

Schliesslich sind noch Reueübungen zu erwähnen, mit Sündenbeichte, welche jeden Morgen beim Frühdienst abgelegt werden. Freilich kann man den Weg zur Seligkeit nicht mit gutem Erfolg betreten, wenn man sich nicht stetig von Sünden, welche davon wegführen, reinigt. Und weil diese tägliche Reinigung kaum genügt, hat man daneben noch eine eingeführt, welche bei jedem Neumond und Vollmond stattfindet, und Posadha heisst. Den Mönchen, die gesündigt, wird Gelegenheit geboten, von der ganzen Brüderschaft einem damit beauftragten sündenfreien Prediger Bekenntnis abzulegen; es wird ihnen danach durch den Abt Strafe oder Busse auferlegt. Am nächsten Tage folgt auf die Beichte eine Verlesung der Gebote. Bei dieser und jeder beliebigen Gelegenheit reinigt man sich von Sünden durch das Ablesen gewisser Sutras, welche Buddha zu diesem Zwecke für die Menschheit gepredigt hat, sowie durch Litanien der Namen einer Tausendzahl von Buddhas, und noch durch mancherlei andere Riten.

Eine Religion, die zur Seligmachung der ganzen Menschheit Mittel bietet, einschliesslich der weiblichen Hälfte, welche fast überall in asiatischen Ländern als niedrigeren Ranges betrachtet und behandelt wird, konnte wohl kaum anders als gewaltig auf die Laienwelt einwirken. Der kräftige Propagandageist, der das Mahayâna beherrscht und auch aus vielen der 58 Gebote spricht, förderte das Eindringen inst Reich der Mitte ungemein. Man brauchte, um die versprochene Seligkeit zu erwerben, sich gar nicht in ein Kloster zurückzuziehen. Für den gemeinen Mann war es vollständig genügend, die fünf Hauptgebote

zu befolgen; er wurde dann zwar nicht ein Arhat oder Buddha, aber doch wenigstens ein Dewa, womit sich der einheimische Begriff Schen oder Gott deckt. Es sind also in der Laienwelt verschiedene Vereine entstanden, Sekten von Vegetariern, worin das weibliche Element eine dem männlichen gleichberechtigte, wenn nicht sogar eine überragende Rolle spielt. Ausser dem Befolgen der fünf Gebote widmen sich die Sekten der Verehrung und Anrufung von seligmachenden Hauptheiligen, speziell des Buddha Çakya der Gegenwart, und des Amitabha des westlichen Paradieses. Ihre Namen, insbesondere der des letzteren, werden fortwährend angerufen. Auch Kwan-yin, die durch die Kirche importierte Awalokiteçwara, geniesst täglich Verehrung. Erst als männlich betrachtet, dann in eine weibliche Gestalt umgegossen, ist sie hauptsächlich für das Weib bis jetzt die Hauptpatronin für irdisches und ewiges Glück. Maitreya, der Buddha der Zukunft, der Messias, nimmt neben diesen dreien eine hohe Stelle ein.

Es lässt sich ohne Mühe einsehen, dass diese Sekten im religiösen Volksleben eine grosse Lücke ausfüllen, sogar ein Hauptelement davon bilden, weil sie durch ihr Streben nach einem besseren Dasein, das durch die fünf Gebote erreichbar ist, die eigentliche Moral vertreten. Ihre Seligkeits- und Tugendlehre spricht dem Herzen des gewöhnlichen Volkes unbedingt viel kräftiger zu als die pedantische confucianische Lehre der fünf Haupttugenden, die auch höchstens im jetzigen Dasein problematisches Glück schaffen. Religiöse Frömmigkeit ist in China freilich nur in buddhistischen Kreisen zu finden; im Confucianismus gibt es nur Förmlichkeit und Ritual. Der Buddhismus kommt durch die Sekten dem menschlichen Bedürfnis eines innerlich religiösen Lebens entgegen. Er verketzert nicht, weder Confucianismus, noch Taoismus; seiner weitumfassenden Weltanschauung entsprechend, betrachtet er beide Religionen, wie alles, was das Dharma umfasst, als Teile dieser Weltordnung. Es liegt also auf der Hand, dass man in den Sekten das buddhistische Element mit allerhand der confucianischen und taoistischen Religion und Ethik entnommenem Material brüderlich vereint antrifft. Der Sektarianismus in China ist durchaus eklektisch und synkretisch.

Diese Zusammenschmelzung zeigt sich besonders stark im Ahnenkultus. Das Mahayâna hat diesem eine grosse Entwicklung gegeben und ist dadurch mit dem Confucianismus untrennbar verwachsen. Nur die buddhistische Kirche verstand es, was vorher in China niemand verstanden, die Toten selig zu machen, sie zu Erlösung zu führen. Sie besass dazu ihre mirakulösen Sutras (S. 109), und daneben ihre Tantrani oder Zauberformel, während überdies der Klerus, durch seine

innige Versenkung in Erlösungsdhyana, indem er sich möglichst kräftig vorstellte, dass die Seelen gelabt, gespeiset, und im Paradiese aufgenommen wurden, dies alles wirklich zu bewirken wusste. Ihr Amitabha und ihre Kwanyin wurden, kraft Anrufung und wiederholter Nennung ihrer Namen, stets bereit gefunden, nebst den Lebenden auch die Toten selig zu machen. Dies und anderes wurde, mit confucianistischem Ritual und Opferzeremonien kombiniert, zu grossartigen Seelenmessen zusammengeschmiedet, die bei Todesfällen sogar in streng confucianischen Familien durch den Klerus in grösserem oder kleinerem Massstab gefeiert werden. Ueberdies ist der ganze siebente Monat der Erquickung und Erlösung der Seelen im allgemeinen aus der durch die Kirche mitimportierten Hölle gewidmet. Geistliche, geweihte und ungeweihte, die sich fast ausschliesslich mit solchem Erlösungswerk beschäftigen, und sich von den dafür bezahlten Belohnungen ernähren, leben überall im Reich in Tempeln und Klösterchen, sogar in gewöhnlichen Wohnungen.

Als unklassisch, ist selbstverständlich der Buddhismus im Confucianismus verketzert. Krieg gegen Heterodoxie predigten schon die kanonischen Bücher und mit besonderer Heftigkeit Mencius. Vor dem 5. Jahrh. werden, wie es scheint, in den Geschichtsbüchern keine Verfolgungen der Kirche durch Kaiser und Staat erwähnt. Sie waren stets besonders gegen die Klöster gerichtet. Allbekannt ist es, wie Wu-tsung der Thang-Dynastie in 844 gegen die Klöster aufgetreten. Fast alle wurden niedergerissen und die Mönche und Nonnen gezwungen, ins weltliche Leben zurückzukehren. Seitdem sind unter jeder Dynastie die Klöster durch Vorschriften auf ein Minimum beschränkt worden, vor allem durch das bis jetzt bestehende Verbot, ohne kaiserliche Erlaubnis keines zu errichten oder umzubauen, und durch die Vorschrift, dass Ordinationszertifikate durch die Regierung zu verleihen sind, und dass ohne deren Gewährung keine einzige Weihe stattfinden darf.

Die Blüte der Kirche ist damit in China für immer verschwunden. Sie ist jetzt nur ein Schatten von dem, was sie vor der Thang-Dynastie gewesen. Die Verfolgung beruhte nicht ausschliesslich auf religiösem Fanatismus, sondern auch auf der politischen Auffassung, das Klosterwesen sei mit dem praktischen Geiste der klassisch-confucianistischen Staatsverfassung nicht zu vereinigen. Nonnenklöster von einiger Bedeutung bestehen wahrscheinlich gar nicht mehr. Auch taoistische Klöster, weil diese in den klassischen Schriften nicht erwähnt und also als ketzerisch betrachtet werden, wurden mit vom Staate beinahe bis zum letzten ausgerottet.

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. 1.

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