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Auch die Sekten waren wahrscheinlich, samt dem Mönchswesen, stets der Staatsverfolgung ausgesetzt. Ueber die Zeit vor der MingDynastie gibt es diesbezüglich keine Nachrichten, über die Zeit ihrer Regierung nur wenige; von der der jetzt regierenden hat man ziemlich ausführliche. Unter beiden Häusern standen die Sekten häufig gegen die Regierung auf. Besonders war dies der Fall mit der Weissen Liliensekte oder Peh-lien-kiao, welche wahrscheinlich eine ganze Menge von verwandten religiösen Vereinen umfasst. Die Verfolgung der Sekten gründet sich auch nebenbei auf den Umstand, dass sie stark hierarchisch organisiert sind, und die Regierung, die immer in Furcht vor Konspiration und Aufstand lebt, im allgemeinen keine organisierten Korporationen duldet und dieselben stets auszurotten sucht. (Ueber die Geschichte des Buddhismus in China siehe Näheres im zweiten Teile dieses Lehrbuchs S. 117 f.)

Die Japaner.

(Von Prof. Dr. R. LANGE, Berlin.)

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Quellenübersicht. Eine ausführlichere Religionsgeschichte Japans ist von W. E. GRIFFIS verfasst. Man findet fast in allen allgemeineren Werken über Japan einen mehr oder weniger empfehlenswerten Abschnitt über die religiösen Ansichten der Japaner, so in den bekannten Werken von REIN, MUNZINGER (Die Japaner), sowie in dem erst vor kurzem erschienenen gross angelegten Werke: Japan, its History, Arts and Literature von Capt. BRINKLEY, London 1904, vol. 5. Es ist unmög lich, hier auch nur die wichtigsten aufzuzählen. Man findet die Titel vieler in dem Sammel- und Nachschlagewerke Things Japanese von CHAMBERLAIN, dessen auf die Religion bezüglichen Abschnitte man vergleiche. Eine kurze Uebersicht, sowie viele Notizen über Tempel und Gottheiten gibt auch MURRAYS Reisehandbuch, verfasst von SATOW (I. Aufl.), CHAMBERLAIN und MASON. Von älteren Arbeiten sind brauchbar einige Abschnitte in SIEBOLDS Archiv, das besonders wegen der japanischen Originalwerken entnommenen Abbildungen buddhistischer Götter von Wert ist.

Ueber den Nordbuddhismus, chinesischen und japanischen Buddhismus, handeln: EITEL, Three Lectures on Buddhism, sowie Handbook of Chinese Buddhism, das am Schluss ein allerdings unvollständiges Verzeichnis japanischer buddhistischer Ausdrücke enthält. Ferner LLOYD: Developments of Japanese Buddhism in den Transactions der Asiatic Society of Japan vol. XXII Teil III. NANJŌ: A Catalogue of the Buddhism Tripitaka und A Short History of the Twelve Buddhists Sects. Die Lehren der Shinshūsekte behandelt TROOP in den Transactions, vgl. auch Annales du Musée Guimet (1880); die der Nichirensekte KOBAYASHI, The Doctrines of the Nichirensect, übersetzt von TATSUMI und BALFOUR. Eine japa nische Geschichte des Buddhismus ist von MURAKAMI SENSEI, eine kurze japanische Darstellung des Buddhismus enthält Sekai shūkyō ippan,,,Allgemeine Uebersicht über die Religionen der Welt“, herausgegeben von der Buchhandlung Hakubunk(w)an.

Für das Studium des Shintoismus sind, was die Mythologie betrifft, vor allem wichtig die Uebersetzungen des Kojiki von CHAMBERLAIN im Suppl.-Bd. X der Transactions, sowie die des Nihongi von ASTON, 2 Bde., London 1896. Weniger übersichtlich ist die deutsche Uebersetzung des Nihongi von FLORENZ (die Mythologie ist besonders erschienen). Vgl. ferner: The Mythology and Religions Worship of the Ancient Japanese von SATOW in der Westminster Review, Juli 1878. Ueber die Kamilehre im allgemeinen handelt ein Abschnitt in SIEBOLDS Archiv, sowie ein Aufsatz von KEMPERMANN im 4. Hefte der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. Einzelheiten behandeln die Aufsätze: The Revival of Pure Shinto von SATOw, vol. III der Transactions, Ancient Japanese

Rituals von demselben Verfasser, vol. VII. Ueber das Oharae haben WEIPERT im 58. Heft der Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft, der auch eine Abhandlung über das Bonfest in derselben Zeitschrift veröffentlicht hat (Florenz, Transactions Bd. 27) und ASTON in seiner japanischen Literaturgeschichte geschrieben, die auch sonst manches auf den Shintoismus Bezügliche enthält. Occult Japan von PERCIVAL LOWELL, handelt über Trancen, Pilgerfahrten usw., BUCKLEY (Chicago) hat verschiedenes über den Phallizismus veröffentlicht. Ueber Begräbniszeremonien handelt LAY, Japanese funeral rites, vol. XIX, über die Tenrikyōsecte GREENE, vol. XXIII u. a. m.

Einleitung.

Von den 48 bis 49 Millionen Bewohnern des japanischen Inselreiches bekennt sich der grösste Teil, wenn man von den unzivilisierten Völkerschaften des Hokkaido und der Insel Formosa, sowie der kleinen Zahl von 130000 japanischen Christen absieht, zugleich zum Buddhismus und Shintoismus.

Als der Nordbuddhismus nach seiner langen Wanderung vom Norden Indiens über Kaschmir, Nepal, Tibet, China und Korea, auf der er durch Verschmelzung mit den religiösen Anschauungen der verschiedenen Völker im Laufe der Zeit eine von der ursprünglichen reinen Form vollständig abweichende Gestalt erhalten hatte, um die Mitte des 6. Jahrh. n. Chr. nach Japan gelangte, fand er daselbst einen einheimischen Kultus vor, welcher im wesentlichen in der Verehrung personifizierter Naturkräfte und der Ahnen bestand. Die Pracht der buddhistischen Tempel, das prunkvolle Zeremoniell und die erhabene Ethik des Buddhismus scheint dem japanischen Volke mehr zugesagt zu haben, als die Einfachheit des Shintokultus, der keine ethischen Vorschriften kennt, und so fasste der Buddhismus allmählich festen Fuss in Japan. Ja es fand daselbst derselbe Vorgang statt, wie in vielen andern Ländern Asiens, indem der Buddhismus eine Verbindung mit dem einheimischen Kultus einging. Doch auch innerhalb des Buddhismus selbst fand vom 9. bis 13. Jahrh. eine Weiterentwicklung statt; neue Sekten kamen aus China und andere entstanden neben denjenigen, welche bereits von dort herübergekommen waren, in Japan selbst. Erst in der allerneuesten Zeit, nachdem das Feudalsystem beseitigt war, fand wieder eine Scheidung des Buddhismus und Shintoismus statt und letzterer ist die Religion des Kaisers und des Hofes geworden. Auf die Denkweise der übrigen Klassen, besonders des niederen Volkes, übt der Buddhismus aber nach wie vor einen mächtigen Einfluss aus. Seitdem im Jahre 1874 auch das Verbot gegen das Christentum offiziell aufgehoben worden ist, besteht in Japan vollständige Religionsfreiheit, die auch durch die Verfassung garantiert worden ist. Erwähnt sei hier, dass nach der Verfassung

allen Priestern, sowohl denen des Buddhismus als auch des Shintoismus, das passive Wahlrecht zum Parlament genommen ist.

Religion ist in Japan Sache jedes einzelnen, der Staat fragt nicht nach dem Bekenntnis seiner Untertanen. Bei der Geburt und Heirat kommt die Kirche nicht in Betracht; Begräbnisse, die früher allgemein nach buddhistischem Ritus stattfanden, sind jetzt auch nach shintoistischem möglich, es ist dies in jedermanns Belieben gestellt; doch ist die Zahl der buddhistischen Begräbnisse bei weitem grösser. In den Schulen gibt es keinen Religionsunterricht, sondern nur eine Unterweisung in der Moral (shushin), die auf dem Grunde der Lehren der alten chinesischen Weisen aufgebaut ist.

Die für uns so natürliche Frage, wieviel Buddhisten und Shintoisten es in Japan gibt, ist nach dem Vorhergesagten schwer zu beantworten. Nur die Priester und der Hof können als ausschliessliche Anhänger einer der beiden Religionen betrachtet werden. Nach der Familienabstammung ist der Japaner Mitglied einer der Sekten des Buddhismus, und der Tempel (tera) seiner Sekte kann weit von seinem Wohnsitze entfernt sein; nach seinem Wohnsitz gehört er zu einer Gemeinde der Shintōreligion und ist Pfarrkind (ujiko) eines Tempels (miya) derselben. Fast alle Japaner, mit Ausnahme der Anhänger zweier buddhistischen Sekten, haben ausser einem Miniaturtempel für den Buddhadienst (dem Butsudan) auch einen solchen für den Shintōdienst (kamidana) im Hause, und es ist ganz üblich, jeden Tag sowohl die Shinto- als auch die Buddhagötter um Segen und Glück für die Familien zu bitten. Man lässt Messen (hōji) für die Toten von buddhistischen Priestern lesen und beteiligt sich als Mitglied der Tempelgemeinde am Tempelfest (matsuri) des Shintōgottes, dem der Tempel geweiht ist. Man bringt ein Kind etwa einen Monat. nach der Geburt zum Tempel des Lokalgottes, dem Ujigami, um es unter seinen Schutz zu stellen, und begräbt die Toten nach buddhistischem Ritus. Man besucht heute einen berühmten buddhistischen Tempel und morgen vielleicht einen Shintotempel. Oft findet man in der Literatur den Ausdruck: kami hotoke ni g(w)an wo kakeru, d. h. man richtet seine Gebete an die Götter der Shinto- und Buddhareligion. Man findet in Japan mithin dieselbe Erscheinung, wie in China, dass der Glaube an die Lehren der einen Religion den an die der andern. nicht ausschliesst. In den gebildeten Kreisen trifft man meist Gleichgültigkeit gegen beide Religionen, sie glauben weder an die Götter des Buddhismus noch an die des Shintoismus, sondern richten ihr ganzes Denken nur nach den Sittenlehren des chinesischen Weisen Confucius und seiner Schüler.

Nach dem Vorausgehenden ist es durchaus nicht so seltsam, wie viele Europäer meinen, dass der Japaner auf die Frage, welcher Religion er angehöre, um eine Antwort verlegen ist. Antwortet er je doch, wie oft geschieht, er sei Buddhist, so ist dies in dem oben angedeuteten Sinne aufzufassen.

I. Der japanische Buddhismus.

Die Lehre des indischen Königsohnes und Weisen Câkyamuni, der den Beinamen Buddha (buts, hotoke) der Erleuchtete, der Wissende führte, ist in Japan unter dem Namen bukkyō „Lehre des Buddha", butsudo Buddhas Weg" oder buppo Buddhas Gesetz bekannt. Der Stifter selbst wird gewöhnlich kurz Shaka oder populär O Shaka sama „der hehre Herr Shaka" genannt.

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Von den beiden wichtigsten Systemen, in welche die ursprünglich atheistische und pessimistische Lehre des Câkyamuni zerfiel, dem Hînayâna (shōjō, kleines Fahrzeug) und dem Mahâyâna (daijō, grosses Fahrzeug), hat hauptsächlich das letztere in Japan Eingang gefunden. Doch darf nicht verschwiegen werden, dass man besonders bei Japanern auch die gegenteilige Ansicht vertreten findet. Dieses System scheint erst kurz nach Christi Geburt, also viele Jahrhunderte nach dem Tode des Stifters der Religion, nördlich von Indien in Kaschmir und Nepal entstanden zu sein, als der Buddhismus im eigentlichen Indien dem Brahmanismus zu weichen begann, und ist als eine Verflachung der ursprünglichen Lehre anzusehen. Die Forderung des Stifters der Religion, durch Ueberwindung aller irdischen Leidenschaften sich selbst fortwährend zu läutern und so ohne Vermittlung der Götter zu dem höchsten Ziel, dem Nirvâna (nehan) zu gelangen, schien zu hoch und so geschah es, dass im Laufe der Zeit eine Reaktion dagegen eintrat. Vieles von dem, was Câkyamuni als gleichgültig zur Erlangung der höchsten Vollkommenheit verworfen hatte, trat wieder in den Vordergrund, und wurde als wesentlich anerkannt. So kam wieder die Verehrung vieler Götter auf, von denen manche mystischen Spekulationen ihre Entstehung verdankten. Es entstand allmählich die Lehre, dass jeder Buddha, der auf Erden erscheine vor Câkyamuni soll es bereits vierundzwanzig gegeben haben sein Gegenbild in der mystischen Welt habe, oder dass der irdische Buddha eine Emanation eines Buddha der Idee sei. So ist Câkyamuni die Emanation der Verkörperung des unendlichen Lichtes, des Amitâbha, in Japan Amida-buts oder Mida-buts' genannt und dieser Amida ist die Hauptgottheit des Nordbuddhismus und somit auch des japanischen Buddhismus geworden. Die Idee von der Verkörperung des unend

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