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Als Schöpferpaar werden die Geschwister Izanagi und Izanami genannt, doch gehen ihnen bereits eine Zahl von Gottheiten voraus, von denen wir meist nur die nicht immer verständlichen Namen erfuhren und die mit Ausnahme eines einzigen verschwinden. Sie sind Personifikationen abstrakter Ideen und dienen vermutlich dazu, die Abstammung des Schöpferpaares und deren Tochter, der höchsten Gottheit, der Sonnengottheit, zu erklären. Auf das Geheiss jener sog. himmlischen Götter nehmen beide, auf der Himmelsbrücke stehend, einen Edelsteinspeer in die Hand, um ihn in das Chaos, das als eine schäumige Masse gedacht ist, zu tauchen. Aus dem herunterfallenden Tropfen entsteht die erste Insel. Auf diese steigt das Paar herab, erschafft die übrigen Inseln des Archipelagus und ferner eine grosse Anzahl von Gottheiten, z. B. der Berge, der Bäume, des Windes, des Meeres, der Moore und der Nahrung und noch viele andere Götter, deren Kultus meist in Vergessenheit geraten ist. Bei der Geburt des Gottes des Feuers stirbt Izanami. Sie steigt in den Hades (Yomi), und Izanagi folgt ihr, um sie auf die Oberwelt zurückzugeleiten. Izanami ist bereit, ihm zu folgen und ersucht ihn nur, zu warten, bis sie init den Gottheiten des Hades darüber beraten. In seinem Ungestüm cilt er ihr jedoch nach, indem er sich das Dunkel mit einem in Flaminen gesetzten Kamm seines Haares erleuchtet. Er findet zu seinem Entsetzen nur eine verfaulte Masse, in deren Mitte die acht Götter des Donners sitzen. Erschrocken flieht er zurück; verfolgt von der ,,hässlichen Göttin“ der Unterwelt, wirft er, um sich zu retten, zuerst seinen schwarzen Kopfputz und dann einen vielzahnigen Kamm hinter sich, die sich in Weintrauben und Bambussprossen verwandeln und von der Göttin verzehrt werden. Auch die Donnergötter schliessen sich der Verfolgung an und er wirft schliesslich drei Pfirsiche hinter sich, so dass jene fliehen. Zur Oberwelt zurückgekehrt, reinigt er sich von der durch den Besuch der Unterwelt verursachten Befleckung in einem Strom. Beim Ablegen der verschiedenen Kleidungsstücke entstehen eine Anzahl Gottheiten: bei der Reinigung des Körpers zwei Gottheiten, die Böses bringen (magatsubi no kami) und schliesslich beim Waschen des linken und rechten Auges, sowie der Nase die drei Gottheiten, welche nun in den Vordergrund der Mythologie treten, nämlich die Sonnengottheit Amateras' ōkami, die grosse, am Himmel leuchtende Gottheit, der Mondgott und Su(o)sanoo. Unter diese drei Gottheiten verteilt der Schöpfer die Herrschaft über die Himmelsebene, die Nacht und den Ozean (obwohl von einer Gottheit des Ozeans bereits die Rede gewesen). Es wird nun vielerlei von dem ungestümen Betragen des Susanoo, der die Herrschaft über den Ozean gar nicht

antritt, gegen seine Schwester, die Sonnengöttin, berichtet. Er sucht dieselbe im Himmelsfeld auf und wirft schliesslich ein „himmlisches, scheckiges" Pferd, das er geschunden hatte, durch ein Loch im Dache der Halle, in der die Sonnengöttin am Webstuhl sitzt. Erschreckt darüber, verletzt sie sich mit dem Weberschiffchen und zieht sich in die himmlische Felsenhöhle zurück, so dass vollständige Dunkelheit eintritt. Vor der Höhle versammeln sich die vielen Milliarden Gottheiten, um die Göttin durch List wieder hervorzulocken. Eine der Gottheiten bringt Hähne und lässt dieselben krähen. Zwei andere Gottheiten. graben einen Sakakibaum (Cleyera japonica) mit vielen Zweigen aus; auf die oberen Zweige hängen sie kostbare Steine (magatama), auf die mittleren einen grossen Spiegel (yatakagami) und auf die unteren. blaues Zeug aus Hanf und weisses aus dem Papiermaulbeerbaum als Versöhnungsopfer. Eine Gottheit nimmt diesen Zweig und noch andere Opfer in die Hand. Man sucht aus den Rissen im Schulterblatt eines Hirsches die Absichten der Sonnengottheit zu erforschen und lässt eine Gottheit ein Gebet sprechen. Nach der Darstellung des Nihongi wird auch ein Feuer (niwabi, Hoffeuer) angezündet, das im heutigen Shintokultus eine Rolle spielt. Eine Göttin namens Uzume tanzt nun in einem sonderbaren Aufputz und indezenten Gebärden auf einem Brettergerüst, so dass dieses weithin erdröhnt und die Götter ein helles Gelächter aufschlagen. Dies macht die Sonnengöttin neugierig. Sie schaut daher durch eine Spalte in der Felsentür heraus. Man zeigt ihr den Spiegel, sie sieht hinein und der Gott der Kraft, der sich an der Tür verborgen hatte, nimmt sie bei der Hand und führt sie heraus. Man zieht vor die Oeffnung der Höhle ein Strohseil (altjapanisch shirikumenawa, jetzt shimenawa) und bittet die Gottheit, nicht wieder in die Höhle zurückzukehren. Susanoo wird bestraft und auf Beschluss der Götter auf die Erde verbannt. Er und seine Nachkommen, unter denen Onamuji oder Okuninushi zu erwähnen ist, erscheinen. nun als Herrscher von Japan oder vielmehr der Provinz Izumo am Japanischen Meer und sind der Mittelpunkt verschiedener sonderbarer Legenden, die wir hier übergehen können. Schliesslich tritt die Sonnengottheit wieder in den Vordergrund und beschliesst, die Herrschaft von Japan einem ihrer Kinder zu übergeben. Onamuji verspricht, sich ihm zu unterwerfen, falls ihm ein Tempel zu seiner Verehrung errichtet werde. Der Enkel der Sonnengottheit Ninigi no mikoto steigt auf die Erde herab und zwar sonderbarerweise nicht in Izumo, sondern auf einen Gipfel des Berges Takachihō im Südwesten von Kiūshū. Nach der Legende empfängt er vorher das Schwert, das Susanoo aus dem Schwanz einer Schlange hervorgeholt, Edelsteine

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. I.

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⚫ und den Spiegel, welcher bei der symbolischen Darstellung der Sonnenfinsternis die Sonnengottheit aus der Höhle gelockt. Diese werden jetzt als die Insignien der kaiserlichen Macht betrachtet. Ein Enkel des Ninigi begibt sich mit seinem Bruder nach dem Süden der Hauptinsel und gilt, nachdem er den südlichen Teil, Yamato, unterworfen, als der erste Herrscher von Japan, von dem die späteren Kaiser abstammen. Sein posthumer Name Jimmu tennó, unter dem er in der Geschichte bekannt ist, wurde ihm erst vierzehn Jahrhunderte später beigelegt. Man darf jedoch nicht annehmen, dass die Zeit nach Jimmu tennō weniger sagenhaft als die vorangegangene ist.

Die Fragen, ob diesen Legenden ein historischer Kern zu Grunde liegt und ob sie die Kämpfe der Einwanderer in Japan, woher diese auch gekommen sein mögen, mit den Eingeborenen des Landes wiederspiegeln, sowie, ob die in der Mythologie niedergelegten Ideen von den Einwanderern zum Teil oder ganz aus ihrer früheren Heimat gebracht worden, ob die Verehrung der Ahnen aus China stammt u. dgl., sind schwer zu unterscheiden und es dürfte zwecklos sein, Behauptungen, die nicht zu beweisen sind, aufzustellen. Den Ahnenkultus z. B. finden wir bekanntlich bei vielen, räumlich ganz getrennten Völkern, und wenn es, wie öfter behauptet worden ist, manche Analogien mit dem Glauben der alten Chinesen gibt, so finden sich doch auch wieder Verschiedenheiten. Ueberdies wissen wir nicht, ob die Legenden nicht erst in späterer, historischer Zeit noch von China aus beeinflusst worden sind, da schon lange, bevor die oben erwähnten Quellenwerke verfasst wurden, die chinesische Literatur in Japan Fuss gefasst hatte.

Aus der obigen kurzen Inhaltsangabe der Mythologie ersieht man, dass wir es nicht mit einer einheitlichen Darstellung, sondern mit einer Anzahl verschiedener, sich bisweilen widersprechender Mythen zu tun haben, welche sich um drei Zentren die Insel Kiūshū und die Provinzen Izumo und Yamato gruppieren. Um nur einige in die Augen fallende Widersprüche hervorzuheben, so tritt der Gott Takami musubi no kami „die hohe, hehre, erzeugende Gottheit“, eine der zuerst entstandenen Gottheiten, von der gesagt wird, dass sie wieder verschwand, d. h. starb, später wieder auf. Bei der Herabsendung des Ninigi no mikoto auf die Erde wird gesagt, dass kostbare Steine und Spiegel die Sonnengottheit früher aus der Höhle gelockt hätten, was mit der oben gegebenen Darstellung schwer vereinbar ist. Aber auch innerhalb eines Legendenkreises selbst findet sich manches Sonderbare, so, wenn Susanoo die Herrschaft über das Meer niemals antritt. Es hat auch nicht an Japanern gefehlt, die eine scharfe Kritik an diesen Mythen geübt haben. Von besonderem Interesse sind die

rationalistischen Ansichten eines gewissen Ichikawa Tatsumarō im 18. Jahrh. in einer polemischen Schrift gegen Motoori Norinaga, welcher letztere an die Wahrheit der Legenden des Kojiki glaubte. Er sagt u. a., dass man einer Schöpfungsgeschichte, in der von der Vegetation vor der Erschaffung der Sonne die Rede ist, keinen Glauben schenken könne, dass die Legenden erst später von den Kaisern erfunden seien, dass die Vorfahren der letzteren keine Götter, sondern Menschen waren, deren Tugenden wohl zu verehren seien, die aber keine übernatürlichen Taten vollbracht hätten. Er zeigt sich sogar als Anhänger der modernen Entwicklungstheorie, indem er sagt: Wenn die Ahnen der Menschen keine menschlichen Wesen waren, waren sie eher Tiere als Götter.

Heutzutage ist man gegen eine ähnliche freimütige Kritik nicht so nachsichtig, wie zur Zeit der Shōguue. Es ist noch nicht lange her, dass ein Dozent der Universität Tokyo abgesetzt wurde, weil er den Shintoismus für eine reine Naturreligion erklärt und so die Abstammung der Kaiser von den Göttern indirekt bestritten hatte. Bemerkt sei hier jedoch, dass unter den gebildeten Japanern viele ebensowenig mehr an die göttliche Herkunft der Kaiser glauben, wie viele Europäer an das Gottesgnadentum ihrer Fürsten.

Wir sehen aus der Mythologie, dass die alten Japaner bereits eine grosse Zahl von Gottheiten kannten und mindestens einen Teil derselben verehrten. Es ist schon von andern darauf aufmerksam gemacht worden, dass gegen Ende der Mythologie eine bestimmte Gruppe von einigen Gottheiten auftritt, denen eine besondere Verehrung zu teil geworden zu sein scheint. Die Gottheiten sind Personifikationen von Gegenständen der Natur, des Hauses, körperlicher Eigenschaften und sogar abstrakter Ideen. Manche dürften auch spätere Deifikationen von Ahnen sein. Nicht selten erfahren wir nur den Namen der Gottheit, und diese sind oft schwer zu erklären und verschiedener Deutung fähig. Die wichtigsten sind unstreitig die Sonnengottheit und ihr Bruder, sowie beider Nachkommen. Die Gottheiten werden menschenähnlich gedacht, und handeln nach menschlichen Leidenschaften; es sind übermenschliche, kraftvolle Wesen, wie die Götter vieler anderer Mythologien. In historischer Zeit werden sie nicht im Bilde dargestellt, aber es ist nicht unmöglich, dass man in ältester Zeit Idole kannte. Es ist sehr treffend auf den Ausdruck hashira Pfosten", der beim Zählen der Shintögötter verwendet wird, und die primitiven Götzenbilder in Pfahlform in Korea hingewiesen worden. Manche der Gottheiten wohnen im Himmel, der hohen Ebene", der der Erde sehr nahe und durch eine Brücke mit derselben verbunden ist, andere stei

gen zur Erde herab und erzeugen Kinder mit den Irdischen. Auch von wilden Gottheiten, die einige Teile Japans bewohnen, ist die Rede. Bei der Reinigung des Susanoo wird von der Erschaffung böser Gottheiten gesprochen, doch findet im allgemeinen keine deutliche Unterscheidung zwischen guten und bösen Geistern statt. Von manchen wird gesagt, sie verschwinden, d. h. sterben, von andern, dass sie in die Unterwelt gehen, doch wird dieser Ort der Unterwelt verschieden dargestellt, einmal als ein Ort der Finsternis, ein andermal wie das Land der Lebenden. Vom Schicksal der Irdischen nach ihrem Ableben erfahren wir nichts. Die Gottheiten wurden, bevor man ihnen Tempel errichtete, im Freien, an einem besonderen abgesteckten, heilig erklärten Orte verehrt. Priester werden bisweilen erwähnt. In den ältesten Zeiten war das Oberhaupt des Stammes, der spätere Kaiser, zugleich der Hohepriester, der Gebete verlas und Opfer darbrachte. Das Wort matsurigoto, welches jetzt Regierung, ursprünglich aber Verehrung - Sache bedeutet, deutet darauf hin, wie eng in alten Zeiten die Verehrung der Götter und Regierung verbunden war.

In späterer Zeit wird das Priesteramt erblich und viele Priester führen ihre Abstammung auf einen der Götter der Mythologie zurück. So die Nakatomi, hohe Beamte, welche später an Stelle des Oberhauptes die Gebete verlesen und die Imbe (Imibe), die Opfer darbringen. Die Opfer bestanden in den ältesten Zeiten in Stoffen, Speeren, Schilden, Pfeilen, Tieren, z. B. Pferden (nebst Sätteln), auch Lebensmitteln. Letztere wurden auch den Toten geopfert. Gebete an die Gottheiten sind uns hauptsächlich in dem oben erwähnten Engish ki erhalten. Sie enthalten vornehmlich Lobespreisungen und Angaben von Opfern für schon erhaltene oder noch zu erhaltende Wohltaten. Eine wichtige Rolle spielten, wie bei vielen Völkern, Lustrationen, die Reinigung des Körpers von Befleckung. Letztere wurde auch durch Geburt und Tod herbeigeführt, und es wird berichtet, dass für diese Vorkommnisse des Lebens besondere Häuser errichtet waren. Zur Reinigung des ganzen Volkes von Sündhaftigkeit bestand und besteht noch heute der Ritus des Oharae, bei welchem unter zeremoniellen Gebräuchen ein Gebet verlesen wird. Die Verwendung des Sakaki, des heiligen Baumes des Shintoismus, Aufführungen pantomimischer Tänze, die Kagura zur Erheiterung der Gottheiten, das Herabsteigen eines Gottes in eine andere Person (Kamioroshi), das Anzünden von Feuern zur Reinigung, die Erforschung der Zukunft durch Wahrsagung aus den Rissen im Schulterblatt eines Hirsches und mancher andere Gebrauch wird uns in den ältesten Bü

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