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heit gestalten; der Nil war ein verbindender Faktor von grösster Bedeutung. Nach der Vereinigung des Reiches blieb eine Einteilung in Gaue, die in den dunkeln anarchischen Zeiten der ägyptischen Geschichte ziemlich selbständig existieren konnten, bestehen, und durch die ganze ägyptische Geschichte bewährte sich die administrative Zweiteilung des Landes in Nord- und Südägypten.

Das Volk, das schon seit uralten Zeiten das Niltal bewohnte und hier die merkwürdige Kultur entwickelte, ist ethnologisch sehr schwer zu bestimmen. Sprachliche Untersuchungen deuten auf eine Verwandtschaft mit den semitischen Völkern hin, anderseits unterscheidet der ägyptische Volkstypus sich bestimmt von dem Negertypus des afrikanischen Kontinents. Sehr ansprechend ist die Vermutung ED. MEYERS, dass die Aegypter zusammen mit den Libyern und einigen nubischen Stämmen eine nordafrikanische Völkergruppe bilden. Die neueren sprachlichen Untersuchungen von ERMAN und SETHE und LUSCHANS anthropologische Beobachtungen führen zu der sehr wahrscheinlichen Hypothese, dass semitische Beduinenstämme in uralter Zeit das Niltal überschwemmt und die ursprüngliche afrikanische Bevölkerung unterjocht haben; die Sprache der Eroberer hat dann im Volk durchgedrungen. Die Urbevölkerung lebt vielleicht noch in den Nubiern südlich vom ersten Katarakt. Die arabische Eroberung von Aegypten im 7. Jahrh. n. Chr. bietet dazu eine vollkommene Analogie dar.

Den Gang der ägyptischen Geschichte können wir im grossen und ganzen verfolgen, obwohl der Mangel einer zuverlässigen Chronologie uns sehr fühlbare Schwierigkeiten bereitet. Man wird darum gut tun, sich mit Minimaldaten zu begnügen, wie dies STEINDORFF in seiner Darstellung getan hat; es besteht immer die Möglichkeit, dass die Zahlen für die älteste Zeit bis auf 1000 Jahr zu klein sind. Die Einteilung der ägyptischen Geschichte von der Vereinigung des Reiches durch Menes bis zu Alexander dem Grossen nach 30 Dynastien entstammt echt ägyptischen Quellen. Man unterscheidet gewöhnlich drei Hauptperioden: das alte, das mittlere und das neue Reich. Das alte Reich umfasst die sechs ersten Dynastien (etwa 3000-2200 v. Chr.); von den drei ersten kennen wir nur eine Reihe von Königsnamen; aus den drei nächsten stammen die drei grossen und mehrere kleinere Pyramiden bei Memphis samt einer grossen Zahl sehr interessanter Gräber. Demnächst folgt eine beinahe ganz unbekannte Periode, in der das Land wahrscheinlich zum Teil wiederum in Kleinstaaten aufgelöst war, bis wir mit der 11. Dynastie wieder auf historischem Grund und Boden fussen; nun finden wir die Residenzstadt nach Süden verlegt, und die 11.-12. Dynastie (ca. 2000-1700 v. Chr.)

bilden eine Blütezeit der ägyptischen Kultur. Die tatkräftigen Könige der 12. Dynastie, die Amenemhat und Sesostris', eroberten Nubien und waren grosse Bauherren. Wieder kommt eine Niedergangsperiode, die zur teilweisen Eroberung Aegyptens durch die fremden Hyksos führte (ca. 1700). Mit ihrer Vertreibung fängt das neue Reich an (17. Dynastie ca. 1600 v. Chr.), und von nun ab tritt Aegypten aus seiner Abgeschlossenheit hervor; die Verfolgung der asiatischen Hyksos zeigte den Weg zu asiatischen Eroberungen. Die mächtigen Könige, die jetzt auch in Theben residieren, führten ihre siegreichen Heere bis Mesopotamien vor. Die Verbindung mit den asiatischen Kulturen war eingeleitet, und dieselbe wurde sowohl für Aegypten als für die westasiatischen Völker von grosser Bedeutung. Die Dynastie der Amenhotep und Thotmes schloss mit einer religiösen Revolution, bei der wir später länger verweilen werden, und der darauf folgenden Restauration. Die Ramses der 19. Dynastie bezeichnen den Endpunkt der Grossmachtzeit Aegyptens, von der 20. Dynastie ab geht es wieder mit seiner Machtstellung abwärts. Die Oberpriester des Amon in Theben setzten sich selber die ägyptische Doppelkrone aufs Haupt; bald fiel die Oberherrschaft libyschen Söldnern, äthiopischen Fürsten und eine Zeitlang sogar dem assyrischen Grosskönig zu. Diese düstere Zeit ist die der 22.-25. Dynastie. Noch erlebte Aegypten mit der saitischen 26. Dynastie (Psammetik 663 v. Chr.) eine Wiederbelebung seiner Kultur und Macht; aber schon im Jahre 525 machte Kambyses der Selbständigkeit Aegyptens ein Ende. Die 28.-30. Dynastie repräsentieren vorübergehende Versuche, wieder eine einheimische Dynastie auf den Thron zu bringen. Mit Alexander dem Grossen und den Ptolemäern fängt die hellenistische Kultur in Aegypten an. Wohl wurde die alte Religion von den Machthabern aus politischen Gründen hochgehalten, und grosse Tempelbauten noch in der Römerzeit ausgeführt, aber das alte nationale Leben ist in Auflösung begriffen und wird von dem Christentum leicht überwunden.

§ 2. Quellenübersicht.

Literatur. A. WIEDEMANN, Geschichte Aegyptens von Psammetik I. bis auf Alexander den Grossen, nebst einer eingehenden Kritik der Quellen zur ägyptischen Geschichte. 1880. Von den Uebersetzungen erwähnen wir vorläufig bloss die Sammlung Records of the Past; von den zwölf Bänden der älteren Reihe (1873-1881), die von S. BIRCH herausgegeben wurde, enthalten Bd. II, IV, VI,

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1 Die griechische Form vom ägyptischen Namen Sen-wosert (früher Usertesen gelesen).

VIII, X, XII Uebersetzungen ägyptischer Texte, Von der neuen Reihe wurden unter Leitung von A. H. SAYCE sechs Bände herausgegeben (1888–1892), von denen II-VI ägyptische Texte in Uebersetzung bringen.

Wenn man vor der Entzifferung der Hieroglyphen die ägyptische Religion kennen lernen wollte, war man auf die fremden Quellen, die über Aegypten berichten, angewiesen: diese sind jetzt zu Quellen zweiten Ranges herabgesunken und sind natürlich mit aller Vorsicht zu verwerten. Von ihnen kommen eigentlich nur die griechischen in Betracht, denn die Berichte des Alten Testaments sind für die Religion ohne Bedeutung.

Als Aegypten den Griechen bekannt wurde, erregte seine eigenartige Zivilisation und in erster Reihe seine Religion natürlich das grösste Interesse. Griechische Gelehrte, die das Niltal besuchten, waren unermüdlich in mehr oder weniger korrekten Berichten von den ägyptischen Göttern und ihrem Kultus. Von den meisten sind nur dürftige Bruchstücke auf uns gekommen. HERODOT hat uns im zweiten und zu Anfang des dritten Buches seines Geschichtswerks die Nachrichten, die er auf seiner Reise nach Aegypten gesammelt hatte, mitgeteilt. Diese sind natürlich von sehr ungleichem Werte; was er mit eigenen Augen gesehen, berichtet er meistens treu, aber weil er des Aegyptischen nicht kundig war, hat er vielfach seine Gewährsmänner missverstanden und ist wohl auch oft von ihnen irre geführt worden. Seine Angaben über die Religion sind mit grosser Vorsicht heranzuziehen, denn wie die übrigen griechischen Schriftsteller, die von den ägyptischen Göttern reden, sucht auch er die griechischen Götter aus Aegypten abzuleiten, und seine Informationen sind eben auf diesem Gebiete einseitig und dürftig. Dasselbe gilt auch von DIODOR, der im 1. Jahrh. v. Chr. Aegypten besuchte; auch er ist, was die Religion betrifft, mit Vorsicht zu benutzen. Das Wertvollste von dem, was uns von der griechischen Literatur über Aegypten noch erhalten ist, ist die Schrift PLUTARCHS de Iside et Osiride, in welcher er nach scheinbar guten Quellen eine zusammenhängende Darstellung eines ägyptischen Mythus gibt, von dem die einheimischen Quellen uns bisher nur Anspielungen und Bruchstücke darbieten; natürlich hat auch PLUTARCH seine Darstellung mit seinen philosophischen Spekulationen und symbolischen Deutungen durchwoben, die für uns

1 Herodots zweites Buch mit sachlichen Erläuterungen, herausgegeben von A. WIEDEMANN 1890.

Beste Ausgabe von G. PARTHEY (1850) mit Erläuterungen, worin er die Ergebnisse der ägyptologischen Forschungen verwertet. Manches ist natürlich jetzt veraltet.

durchaus wertlos sind. Was uns die Kirchenväter und spätere Schriftsteller wie HORAPOLLO und JAMBLICHUS über ägyptische Religion aufbewahrt haben, ist von ziemlich geringer Bedeutung.

Die altägyptischen Quellen fliessen dagegen sehr reichlich. Es gibt nicht viele Texte, die nicht für die Erforschung der Religion in Betracht kämen; auch medizinische Bücher, Märchen und Privatkorrespondenzen können nicht unwichtige Beiträge liefern. Der weitaus grösste Teil der erhaltenen Baudenkmäler mit den an ihnen befindlichen Inschriften: Tempel, Pyramiden, Gräber, Obelisken war religiösen Zwecken geweiht. Von den auf uns gekommenen Papyri sind vielleicht mehr als neun Zehntel religiösen Inhalts. Aber trotzdem ist dieses Material ziemlich einseitig, fast das ganze verdankt den Totengebräuchen sein Dasein und bezieht sich auf dieselben und das jenseitige Leben. Nur wenige Mythenfragmente sind bekannt, und das Verständnis der religiösen Texte wird durch häufige Anspielungen auf Göttersagen, die uns völlig unbekannt sind, ungemein erschwert. Uebrigens ist unser Material ja ziemlich zufällig, eine unübersehbare Menge von Denkmälern und Papyri sind im Laufe der Zeiten vernichtet worden, und vieles liegt gewiss noch unter dem Sande verborgen. Im folgenden werden wir die wichtigsten Denkmäler, Inschriften und Literaturwerke aus den verschiedenen Epochen der altägyptischen Geschichte, die für die Darstellung der Religion von Bedeutung sind, aufzählen und charakterisieren.

Für das alte Reich sind die Quellen natürlich nicht so sehr reichlich. Eine stattliche Reihe von Gräbern bei Sakkarah in der Nähe von Memphis aus der 4., 5. und 6. Dynastie sowie andere, ohne Zweifel die ältesten, bei Medûm und einige aus der 6. Dynastie bei Assuan an der Südgrenze Aegyptens geben ziemlich dürftige Aufschlüsse über die religiösen Vorstellungen. Die Inschriften sind meistens kurz und formelhaft und nennen die Toten- und die verschiedenen andern Götter, deren Priester die Verstorbenen gewesen sind. Von den Königsgräbern, den Pyramiden, sind die drei grossen ganz ohne Inschriften; dagegen liefern uns fünf von den kleineren bei Sakkarah beinahe 4000 Zeilen religiösen Text. Sie wurden von MASPERO in den Jahren 1880 und 1881 in den Pyramiden von Unas (dem letzten König der 5. Dynastie), Teti, Pepi I, Merenra und Pepi II (den vier ersten Königen der 6. Dynastie) entdeckt und mit einer bewunderungswürdigen Schnelligkeit, mit einer vorläufigen Uebersetzung versehen, herausgegeben. Wir

In Recueil des travaux etc. III-XIV; später gesammelt: Les inscriptions des pyramides de Saqqarah 1894; zu diesen Texten vergleiche man MASPERO, Études de mythologie I, 150 ff.

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. I.

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haben hier eine Reihe Texte zum Teil in zwei, drei oder vier Abschrif ten, die sicher bis in die dunkeln Urzeiten der ägyptischen Kultur hinaufreichen. Sie bieten aber in sprachlicher und sachlicher Bezie hung so grosse Schwierigkeiten dar, dass eine geraume Zeit hingehen muss, ehe sie ganz gewürdigt und verstanden werden können. Bereits haben sie aber doch unsere Kenntnisse der ägyptischen Religion in hohem Masse bereichert, und wir haben in den Pyramidentexten eines der wichtigsten Mittel, unsern Zweck zu erreichen. Bis fast zur Hälfte sind es Sprüche und Gebete, die dem Verstorbenen seine Ernährung durch die Vermittlung der Götter sichern sollen. Daneben finden wir eine Anzahl magischer Sprüche, die Hunger und Durst, Schlangen und Skorpionen abwehren sollen. Hymnen und Gebete an verschiedene Götter sollen dem Verstorbenen die Hilfe derselben im jenseitigen Leben verschaffen. Mehrere Texte entstammen dem Begräbnisritual: hier handelt es sich besonders darum, dem Toten den Gebrauch seiner Augen, seines Mundes und seiner Glieder wiederzugeben. Wie man sieht, sind die Texte, obschon sie sich alle auf die Totenwelt, auf das Grab und auf den Verstorbenen beziehen, doch ziemlich ungleichartig; beiläufig werden auch viele Punkte der Götterlehre erwähnt, und viele Fragmente von Mythen werden leider gar oft ziemlich unverständlich eingestreut oder berührt. Die Auswahl in den verschiedenen Pyramiden scheint ziemlich willkürlich zu sein. Von diesen Texten finden wir einzelne an Grabwänden und Särgen aus dem mittleren Reich wieder; in der saitischen Zeit (26. Dynastie) sind diese alten Texte wieder in Gebrauch gekommen; wir finden viele von ihnen an Sarkophagen und in Gräbern. LE PAGE RENOUF hat sogar einige der Pyramidentexte in Papyri der griechisch-römischen Zeit gefunden.

Von den im folgenden zu erwähnenden Texten gehen viele ohne Zweifel bis auf die ältesten Zeiten zurück, obwohl sie uns nur in späteren Abschriften oder Redaktionen vorliegen. Die diesbezüglichen Fragen sind gewöhnlich sehr schwer zu entscheiden, und eine wirkliche Geschichte der religiösen Literatur in Aegypten lässt sich noch nicht schreiben.

Im mittleren Reiche werden die Gräber ausgiebiger. Die prächtigen Gräber von Siut und Beni-Hasan sowie einige aus der thebanischen Ebene sind von hervorragender Bedeutung. Eine ungeheure Menge von Stelen aus Gräbern, meistens aus Abydos, sind in den Museen Europas und Aegyptens zerstreut; auch sie sind sehr wichtig. Eine grössere Anzahl Holzsärge liefern uns sehr interessante Texte, von denen einige aus den Pyramidentexten bekannt, andere später dem thebanischen Totenbuch einverleibt sind. Die Papyri, die wir aus

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