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nur Andeutungen, welche besonders aus den Eigennamen und sprachlichen Erscheinungen erschlossen werden müssen. Einen völligen Einblick in die Beziehungen der vorderasiatischen Semiten untereinander geben in überraschender und auch heute in ihrer weittragenden Bedeutung noch nicht erschöpfter Weise die in El Amarna gefundenen Keilschriftdenkmäler.

§ 2. Kulturgeschichtliche und religionsgeschichtliche Ergebnisse der Funde von El Amarna und Ta'annek.

Literatur (vgl. § 4): KBV gibt H. WINCKLER in Umschrift und Uebersetzung die in London, Berlin und Kairo befindlichen Amarnabriefe wieder. Dazu sind die betreffenden Kapitel in KAT und ATAO zu vergleichen. Einen Ueberblick über die Amarnazeit gibt C. NIEBUHR in AO I 2 (1899). SELLIN, Tell Ta ́annek. Bericht über eine mit Unterstützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften und des K. K. Ministeriums für Kultus und Unterricht unternommene Ausgrabung in Palästina. Nebst einem Anhang von Dr. FRIEDRICH HROZNY: Die Keilschrifttexte von Ta ́annek.

Die in El Amarna im Jahre 1888 gefundenen Tontafeln gehören der Regierung der ägyptischen Könige Amenophis III. und IV. aus der XVIII. Dynastie an, also der Zeit um 1400. Amenophis IV. ist der Reformkönig, welcher seine Residenz von Theben nach dem neu erbauten Chut-Aten (dessen Ruinen bei El Amarna liegen) verlegte, um hier seine religiösen Reformpläne durchzusetzen zu Gunsten der in der Sonnenscheibe, Aten, versinnbildlichten höchsten Gottheit. Er selbst nannte sich Chuen-Aten, Abglanz der Sonnenscheibe, und liess sich göttlich verehren. Der neue Kult und die neue Stadt gingen gleichzeitig mit dem Abschluss seiner kurzen Regierung zu Grunde.

Der wesentliche Inhalt der etwa 500 Tontafeln sind einige Briefe, die zwischen babylonischen Königen und den beiden ägyptischen Pharaonen gewechselt worden sind die von Aegypten aus gesandten sind in Kopie dem Archiv einverleibt worden, ein Brief des assyrischen Königs, einige Briefe des Königs von Mitanni und anderer Hethiterkönige an den ägyptischen Hof und ein Schreiben an den Fürsten von Arsapi, zwei Tafeln mythologischen Inhalts und eine reiche Korrespondenz kanaanäischer und syrischer Statthalter und Fürsten an den Pharao als den Oberherrn. Die meisten dieser Urkunden sind in babylonischer Schrift und Sprache abgefasst. Aber die gelehrten ägyptischen Hofbeamten sind des Babylonischen nicht völlig mächtig, sie schreiben selbst schlechtes Babylonisch und erleichtern sich das Studium der mythologischen Texte durch rote Tintenzeichen, mit denen sie die einzelnen Worte voneinander trennen. Die palästinensischen Schreiber fügen zu einigen Worten und Wendungen die Erklärungen der kanaanäischen Heimatsprache als Glossen

bei. Der Mitannikönig schreibt in der Schriftart, welche den assyrischen Denkmälern eignet, und drückt sich in der Sprache seines Volks aus. Auch das Schreiben an den Fürsten von Arsapi ist nicht in babylonischer Sprache abgefasst.

In bedeutsamer Weise wird der Amarnafund ergänzt durch eine in Tell Hesy (Lakisch) gefundene Tontafel, welche den Amarnatafeln völlig gleicht und von kriegerischen Verwicklungen und Persönlichkeiten handelt, die auch in den Amarnabriefen berührt werden. Der Brief ist an den Grossen" des Königs, also an einen ägyptischen Statthalter in Palästina gerichtet. SELLIN hat in Ta'annek (bei Megiddo. S. $24) zwei Briefe kanaanäischer Fürsten an den Fürsten von Ta'annek gefunden, welche gleichfalls babylonisch geschrieben sind. Diese Briefe zeigen, dass auch im diplomatischen Verkehr kanaanäischer Kleinstaaten untereinander die babylonische Sprache und Schrift im Gebrauch war. Zeitlich stehen die Funde von Ta'annek denen von Amarna nach. Die ägyptische Herrschaft ist schon völlig im Schwinden.

Nach diesen Dokumenten ist die babylonische Kultur über den ganzen vorderen Orient ausgebreitet gewesen, babylonische Schrift und Sprache ist das Verkehrsmittel von Babylon bis Aegypten. Und zwar muss dieser Einfluss babylonischer Kultur weit in die Vergangenheit zurückreichen. Denn um das Jahr 1400 ist die politische Machtstellung Babyloniens zurückgedrängt. An Stelle Babyloniens ist Aegypten als beherrschende Weltmacht getreten. Aber auch Aegyptens Macht ist schon gefährdet. Es hat zwar noch die Herrschaft über Palästina und Syrien, sieht aber seine Herrschaft von den von Norden her einfallenden Hethitern und im Westen und Süden von eindringenden Beduinenvölkern bedroht. Zwischen dem grossen einen Teil von Syrien und Mesopotamien umfassenden Mitannireich und dem Reiche der Babylonier kommt Assyrien als mächtiger Staat auf. Babylonien steht unter der Herrschaft einer fremdländischen Dynastie, den Kassiten; seine Grossmachtstellung ist im Rückgang begriffen. Das sind die Verhältnisse, welche die Amarnabriefe zeigen. Dadurch tritt der Amarnafund kulturgeschichtlich in eine besondere Beleuch tung. Die palästinensischen und syrischen Fürsten schreiben als Untertanen des ägyptischen Königs ihre von Ergebenheit und Unterwürfigkeit triefenden Briefe in babylonischer Sprache, die mit kanaanäischem Sprachgut versetzt ist, und die stolzen und mächtigen Pharaonen schreiben an die babylonischen Könige in babylonischer Sprache, die den ägyptischen Ursprung des Verfassers erkennen lässt. Eine lange Entwicklung muss vorausgegangen sein, in der ein übermächtiges Babylonien dem vorderen Orient den Gebrauch seiner

Schriftsprache vermittelt hat bis zu der Zeit, von welcher die Amarnabriefe Kunde geben. Und der Kultureinfluss Babyloniens muss im vorderen Orient tief gewurzelt sein, dass ihm auch die neu einströmenden Völker in einer Zeit verfallen, in welcher die politische Machtsphäre Babyloniens auf enge Grenzen beschränkt war oder überhaupt ganz ausser Betracht kam.

Der kulturgeschichtliche Wert der Amarnatafeln wird durch die Umstände ihrer Abfassung wesentlich erhöht. Sie enthalten keine Berichte, wie historische Inschriften, die von einer beteiligten Partei und mit unvermeidlicher Tendenz verfasst sind, sondern es sind Briefe und Stimmungsberichte höchst persönlicher Art, die für den Historiker unschätzbare Zeugnisse zeitgeschichtlicher Ereignisse enthalten. Die grossen Ereignisse einer ganz Vorderasien erschütternden Völkerbewegung werden nicht als geschichtlich vollzogene Erlebnisse geschildert, sondern spielen unbewusst für die Briefschreiber als Tagesereignisse in den kleinen, politisch und geographisch begrenzten Kreis ihrer Sonderinteressen hinein. Die Amarnabriefe erlauben es, gerade weil sie Dokumente persönlicher Art sind, eine der grossen Völkerbewegungen Vorderasiens gleichsam mitzuerleben. Was für einen Zeitraum von mehreren Jahrtausenden sonst nur aus unzusammenhängenden, verstreuten Notizen und aus den unsicheren und bei der geringen Kenntnis der zu Grunde liegenden Verhältnisse vieldeutigen Zeugnissen geographischer Natur oder aus Eigennamen erschlossen werden kann, liegt in den Amarnabriefen klar vor Augen. Und über ein grosses wichtiges Gebiet, welches seit uralter Zeit das Bindeglied zwischen den beiden Weltreichen der alten Geschichte, Aegypten und Babylonien, gebildet hat, fällt das helle Licht der Geschichte. Die in den Amarnabriefen bezeugten Völkerbewegungen haben zugleich die Schranken niedergerissen, welche die bisherige Vorstellung von der alten Welt auch auf religionsgeschichtlichem Gebiet aufgerichtet hatte.

Obwohl Palästina-Syrien zur Amarnazeit in eine unzählige Menge von Kleinstaaten zersplittert ist, weisen doch die Briefe auf dieselben. kultischen Verhältnisse, welche die Inschriften viel späterer Zeit für Phönizien und Syrien bezeugen. Die alten Landesgötter und die alten Kultzentren bleiben bestehen, auch wenn fremde Eroberer siegreich eindringen und sich in den Besitz des Landes setzen. So dringt von Norden her, vom Libanongebiet, der Amoriterfürst Aziri in das Gebiet von Arvad und Byblos erobernd vor mit Hilfe von mesopotamischen Beduinen und besetzt die Küstenstädte. Aber der Kult bleibt unverändert bestehen, die Eroberer nehmen die Kultur des eroberten

Landes an. Gegenüber den bestehenden kanaanäischen Kulten ist auch der Versuch Aegyptens, den in politischer Abhängigkeit stehenden Städten ägyptische Kulte aufzuzwingen, ohne tiefer dringende Wirkung gewesen. Selbst da, wo nicht die eingesessenen Geschlechter die Herrschaft behielten, sondern vom ägyptischen König eingesetzte Statthalter, wie in Jerusalem, ist der ägyptische Kultus nicht eingewurzelt. Die ägyptischen Kulte werden so lange als Fremdkulte in den abhängigen Städten bestanden haben, als die Oberherrschaft in Kraft war. So schreibt der Statthalter von Jerusalem an den ägyptischen Pharao, der für sich als Sohn der Sonne göttliche Ehren in Anspruch nahm: Siehe, der König hat gelegt seinen Namen nach Jerusalem auf ewig, deshalb kann er nicht verlassen das Gebiet von Jerusalem. Der Gott ist an seinen Kultort gebunden. Aber der Fürst von Byblos begnügt sich mit der Huldigung an den Oberherrn: Dein Vater ist nicht nach Byblos gekommen, aber er war Götter und Sonne und Belit für Byblos. Er stellt also den göttlichen König neben die Stadtgöttin von Byblos. Der Versuch, einen Kultus auszurotten und durch den Kult des Eroberers zu ersetzen, wird in den Amarnabriefen nicht erwähnt. In einem solchen Falle werden die Götterbilder entführt, der Landesgott wird entthront, die Bevölkerung deportiert und durch fremdländische Ansiedler ersetzt. Aber die Vorstellung spiegelt eine Bemerkung desselben Rib-Addi von Byblos wieder. Er sieht seine Herrschaft bedroht, da der Pharao ihm die erbetene Hilfe gegen die Amoriterscharen nicht gewährt. Da will er seine Zuflucht in Aegypten suchen. Der Pharao soll ihn samt seinen Göttern holen lassen. Religionsgeschichtlich wichtiger ist der Briefwechsel zwischen Amenophis IV. und dem König von Mitanni. Der ägyptische König hat um Entsendung der Istar von Niniveh nach Theben gebeten. Schon früher ist die Istar nach Aegypten gegangen und dort in Ehren gehalten worden. Der Mitannikönig sendet sie von neuem. Er kündigt die Ankunft mit dem Ausspruch der Göttin an: Nach Aegypten, dem Land, das ich liebe, will ich gehen. Er schliesst mit dem Wunsche: Istar möge meinen Bruder und mich schützen. Sie soll ihnen langes Leben und Freude verleihen und sie wollen dafür Gutes tun. Hier ist direkt die offizielle Aufnahme babylonischen Kults in Aegyptens Hauptstadt bezeugt. Dass aber der Einfluss babylonischer Kultur nicht auf einen solchen einzelnen Fall sich beschränkt, zeigen die beiden babylonischen Texte unter den Amarnadokumenten, welche babylonische Mythen enthalten und noch die Spuren davon aufweisen, dass sie in Aegypten mühsam studiert worden sind. Das ist ein urkundlicher Beweis für Mythenwanderung in Vorderasien.

§ 3. Babylonische, mesopotamische und kanaanäische Religion.

In den Amarnatexten ist der Kultureinfluss Babyloniens über die vorderasiatische Welt urkundlich bezeugt. Spuren dieses Einflusses finden sich auch sonst in historischen Zeugnissen und Traditionen, die weit hinter die Amarnazeit zurückweisen. Auch der Zug Abrahams von Ur Kasdim über Harran nach Palästina gehört in diesen Zusammenhang. Babylonien ist, soweit überhaupt geschichtliche Kenntnis reicht, ein altes Kulturland mit hoch entwickelter Kultur und mit ausgebildeten religiösen Vorstellungen gewesen. Aber man darf die Tatsache, dass der Einfluss babylonischer Kultur geschichtlich und inschriftlich im Vordergrund steht und sich überall da bemerkbar macht, wo überhaupt Reste religiöser Vorstellungen auf vorderasiatischem Gebiet auftauchen, nicht in einen Lehrsatz der Kultur- und Religionsgeschichte umwandeln. Es ist ein Zufall der Geschichte, dass sich nur die babylonischen Kulturverhältnisse bis ins 4. Jahrtausend zurückverfolgen lassen, und dass für einen grossen Zeitraum überhaupt nur babylonische Urkunden vorliegen, während die Geschichte Arabiens, Palästina-Syriens, Mesopotamiens viel später erst aus dem Dunkel einer für uns prähistorischen Zeit auftaucht. Obwohl uns also für eine Zeit, in welcher für die Geschichte Babyloniens schon reichliche Quellen fliessen, gar keine originalen Quellen für die westsemitischen Völker vorliegen, so lassen doch die babylonischen Urkunden deutlich erkennen, dass bis in die älteste Zeit Wechselbeziehungen zwischen den vorderasiatischen Völkern stattgefunden haben. Babylon hat nicht nur starken Einfluss auf die westsemitische Kultur ausgeübt, sondern ist auch fortgesetzt von ihr beeinflusst worden. Wo aber Kultureinfluss geschichtlich nachweisbar ist, können auch die religiösen Vorstellungen nicht unberührt davon geblieben sein. Denn alle antike Kultur hat religiösen Gehalt.

Der Mangel an authentischen Urkunden macht es unmöglich, mit Sicherheit den Ursprung bestimmter religionsgeschichtlicher Erscheinungen festzustellen. Erschwerend tritt noch der Umstand hinzu, dass über den Verlauf der Völkerwanderungen, welche die vorderasiatischen Kulturen in dauernde Beziehungen zu einander gesetzt haben, nur Vermutungen auf Grund geschichtlicher Analogien aufgestellt werden können. Jedenfalls sind die uns bezeugten semitischen Religionen das Resultat eines wechselseitigen Kultureinflusses, der von Westen nach Osten ebenso wie umgekehrt stattgefunden hat zwischen den vorderasiatischen Völkern, die immer in Kulturgemeinschaft gestanden haben. Gestirndienst ist allen semitischen Religionen gemeinsam. Mond- und Sonnen

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