ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

kult bestehen in hohem Ansehen nebeneinander. Es entspricht den natürlichen Verhältnissen, dass nomadisierende Völker den Mondkult pflegen, und sesshaft gewordene, zu Staatenbildungen übergegangene Völker in den Kultzentren die Sonne als oberste Gottheit verehren. Diese Erwägung spricht an sich für das höhere Alter der Verehrung des Monds als oberster Gottheit, und in der Tat scheinen die babylonischen astralen Vorstellungen für die älteste Zeit auf ein Mondzeitalter hinzuweisen. Die Geltung des Mondgottes als des Vaters der Götter hat sich bis in späte Zeit mit Zähigkeit erhalten. Mond- und Sonnenkult können dann ebenso nebeneinander in gleicher Bedeutung bestehen, wie es möglich ist, dass Sonnenkult den Mondkult verdrängt. In den bildlichen Darstellungen und Götteremblemen sind die dem Mondkult entnommenen Symbole alle Zeit beherrschend gewesen. Das allgemeine Götterabzeichen ist die nach der Mondsichel gebildete Krone. Die Beziehung auf die Hörner des Stiers als des dem Sonnengott heiligen Tiers ist erst eine auf die Herrschaft des Sonnengottes bezogene Uebertragung der älteren Vorstellung.

Neben diesen allgemeinen den semitischen Religionen gemeinsamen charakteristischen Kennzeichen haben doch die einzelnen Völkergruppen ihre besondere Ausprägung. Die babylonische Religion ist in ausgestalteter Weise Gestirnreligion, indem bis in die älteste Zeit Spuren eines ausgebildeten astralen Systems als Grundlage der Götterverehrung zu bemerken sind. Die biblische Tradition nennt Magie und Gestirndienst chaldäische Weisheit, vielleicht in der Absicht, diese Elemente als in die babylonische Religion eingedrungen zu bezeichnen. In dem südbabylonischen Gebiet, in welchem im 11. Jahrh. nach historischen Zeugnissen Chaldäer als Eroberer sesshaft geworden sind, hat der mit aller Magie der Babylonier verbundene uralte Eakult von Eridu seinen Ursprung. Und das südbabylonische Ur, der älteste Sitz des Mondkults nach inschriftlicher Bezeugung. bewahrt sein hohes Ansehen unvermindert neben den grossen Sonnenkultzentren. Das astrale System der babylonischen Religion, das ebenso auf den Umlauf der Sonne wie des Mondes als im System herrschenden Gestirns bezogen werden kann, ist in einer Zeit ausgestaltet worden. in welcher der Mond das beherrschende und leitende Gestirn war. Die babylonische Götterlehre ist auf die Beobachtung der himmlischen Vorgänge im Lauf der Gestirne gegründet. Auf den Erscheinungen des Gestirnumlaufs nun beruht der Kreislauf der Natur. Das ist der Kernpunkt der babylonischen Astralreligion. Denn in die astrale Weltanschauung sind schon in der ältesten Zeit, aus welcher babylonische Urkunden stammen, die tellurischen Erscheinungen einbezogen worden,

die in der Religion der kanaanäischen Völker den Ausschlag geben: der Jahreslauf im Sterben und Auferstehen der Natur.

In Mesopotamien ist von alters her Harran der Sitz eines einflussreichen Mondkults gewesen. Sin ist der Herr von Harran. In geschichtliche Beleuchtung tritt zwar Harran erst um die Mitte des 2. Jahrtausends zur Zeit der Aramäerbewegung, und auch da wird von dem Kult von Harran nur wenig berichtet. Aber Harran ist das Kultzentrum für das ganze mesopotamische Gebiet zu aller Zeit gewesen. Und der Einfluss von Harran ist auch, ohne dass er aus inschriftlichen Zeugnissen zurzeit nachgewiesen werden kann, um so bedeutender einzuschätzen, als Harran von jeher der Durchgangspunkt für jede Völkerbewegung und auch für jede politische Beziehung gewesen ist, die zwischen dem Westen, von Aegypten aus, und dem Osten Vorderasiens bestanden hat. Es hat von dieser Stellung seinen Namen behalten als Knotenpunkt der Karawanenstrassen. Auch in diesem Zusammenhang verdient die Beziehung beachtet zu werden, welche die biblische Tradition der Abrahamsgeschichte zwischen Ur, Harran und Kanaan herstellt.

Die Religion der kanaanäischen Völker ist mit der altarabischen eng verwachsen und der babylonischen nahe verwandt, trotzdem aber von beiden charakteristisch verschieden. Auch in den kanaanäischen Kultorten und Landschaften sind Mond und Sonne die mächtigen Stammesgötter. Für die Kenntnis kanaanäischer Kulte steht zwar nur ein geringes Material zur Verfügung. Aber sicher ist, dass in den kanaanäischen Vorstellungen nicht wie in Babylonien die Wechselbeziehungen des Laufs der Gestirne zum Ausdruck kommen, sondern dass hier der Kreislauf der natürlichen Entwicklung, der Wechsel der Jahreszeiten im Aufblühen und Ersterben der Natur, den Charakter der Religion ausmacht und die Auffassung der gestirnten Welt beherrscht. Und es ist wahrscheinlich, dass jede kanaanäische Gottheit. zugleich den Doppelcharakter des Naturlebens darstellt. Der Ba'al ist zugleich Moloch, die himmlischen Regenten und lebenspendenden Götter sind zugleich die verderblichen, todbringenden Mächte der Unterwelt. Die kanaanäischen Ba'alim haben nach dieser Auffassung einen dem Adonis (Tammuz) und der Astarte verwandten Zug. In den Göttergestalten des Adonis und der Astarte ist der Doppelcharakter im Kultus und Mythus ausreichend bezeugt. Sie tragen die Züge der im Frühjahr auflebenden und im Herbst dahinwelkenden Natur an sich, und werden dementsprechend zwiespältig verehrt.

Die Astarte-Istar ist eine gemeinsemitische Göttergestalt. Bei der kanaanäischen Astarte tritt der astrale Charakter zurück. Da

gegen zeigt der babylonische Istarkult das astraltheologische und das naturmythische Gepräge vermischt, wie das gesamte Astralsystem der babylonischen Religion die Verbindung von Astralreligion und Naturkult aufweist.

RENAN hat in seinem grossen Werk über die Semiten dieser Race eine besondere Veranlagung für den Monotheismus zugesprochen, der in ihrer Entwickelung das Ursprüngliche gewesen sei. Auch in dem Babel-Bibel-Streit ist viel von semitischem Monotheismus in alter Zeit gesprochen worden. Das beigebrachte Material: theophore Namen und Erscheinungen eines der späteren Entwicklung angehörigen spekulativen Synkretismus sind für die Frage selbst ohne entscheidenden Wert, denn die synkretistischen Erscheinungen sind immer ein Zeichen religiösen Verfalls, und die Beweiskraft theophorer Namen ist schon für Fragen von weniger grundsätzlicher Bedeutung ungenügend. Die Behauptung, dass die Babylonier die Gestirne und die in den Gestirnen verehrten grossen Götter als Machtoffenbarungen einer grossen göttlichen Gewalt erkannt haben, ist eine Vermutung, die in das Gebiet der Religionsphilosophie gehört. Es entspricht dem Charakter der Astralreligion, dass sie, wo die Götterwelt zum Pantheon zusammengeschlossen und die Götterlehre zum System ausgebildet ist, nach einer monarchischen Spitze und nach einem höchsten Ausdruck strebt. Die Verehrung eines in der Region des göttlich verehrten Nordpunktes thronenden summus Deus neigt zu der Vorstellung einer höchsten göttlichen Macht, auf welche der ganze im Lauf der Gestirne sich darstellende Kreislauf des Lebens zurückgeführt wird. In dieser Vorstellung gipfelt schliesslich folgerichtig das Astralsystem. Daneben kann der Polytheismus ungehindert bestehen, wie er uns für die semitischen Religionen immer aufs neue bezeugt wird. Allerdings scheinen schon die ältesten Urkunden auf einen reinen und hohen Gottesdienst in den Lokalkulten zu weisen, dem gegenüber die spätere Zeit ein Herabsinken von der Höhe bedeutet. Das ist begreiflich, wenn sich die Vermutung bewahrheitet, dass die bei den Westsemiten hervortretenden Züge des Naturdienstes erst in die babylonische Astralreligion eingedrungen seien. Die alten Lokalkulte weisen auf einen obersten Herrn der himmlischen Welt, dem alle Kräfte Himmels und der Erde in dem Bereich seiner Herrschaft untertan sind. Das ist der Begriff, welchen die Semiten mit der Gottesbezeichnung el (ilu) verbunden haben. Der Stadt- oder Stammesgott ist der Landesherr, der ba'al oder bel, der König, Melech, und der Herr, Adon. Er bezeugt sich als der Spender aller Lebensgüter und erscheint in den Segen und Fluch spendenden Naturkräfter. Die Menschen sind von ihnen unbedingt abhängig, ihr Wohlergehen und

ihre Not entspricht dem Wohlgefallen und dem Zorn der Götter. Die Gottheit ist an den Ort ihres Kultus gebunden, eine Vorstellung, die sich sehr wohl mit der Idee der Gottheit als eines Himmelsherrn vereint. Das beherrschte Gebiet ist Eigentum des Gottes. Verlässt der Gott. den Sitz seiner Herrschaft, so gibt er auch seine Macht auf. Es ist das grösste Unglück und die grösste Schmach, wenn das Götterbild entführt und der Tempel zerstört wird. Es ist zugleich die gewaltsamste Form politischer Erschütterung, die auf das religiöse Gebiet übergreift. Ein Kult kann nur zerstört werden, wenn zugleich die Volkskraft der Untertanen des Gottes vernichtet wird. Gott und Land und Stamm oder Volk gehören zusammen, aller Besitz und alles Leben ist Eigentum des Gottes, und es fehlt auch nicht an der geschichtlichen Bezeugung von Menschenopfern, welche den Kultus persönlicher Hingabe an die Gottheit in der höchsten Steigerung zeigen.

Die Babylonier und Assyrer.

§ 4. Babylonien. Quellen zur babylonischen Religion. Literatur: A. Ausführliche Literaturangaben finden sich in der Zeitschrift für Assyriologie. Die bei den folgenden Werken beigefügten Abkürzungen werden fernerhin angewandt. Zeitschriften: Zeitschrift für Keilschriftforschung von HOMMEL und BEZOLD 1884 f; Zeitschrift für Assyriologie, herausgegeben von BEZOLD 1886 ff. [ZA]; Transactions und Proceedings of the Society of Bibl. Archaeologie 1872 ff; The Babylonian and Oriental Record von TERRIEN DE LACOUPERIE 1886 ff. Beiträge zur Assyriologie und vergleichenden semitischen Sprachwissenschaft von DELITZSCH und HAUPT 1889 ff. [BA]. Recherches bibliques und Revue semitique von HALÉVY 1893 ff. John Hopkins University Circulars. Archiv für Religionswissenschaft, herausgegeben von DIETERICH und ACHELIS 1898 ff. [ARW]. Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft 1896 ff. [MVAG]; Orientalische Literaturzeitung, herausgegeben von F. E. PEISER 1898 ff. Reiches Material verstreut bei WINCKLER, Altorientalische Forschungen 1893-1901, JENSEN in KB VI, 1; HOMMEL, Aufsätze und Abhandlungen 1892, 1900, 1901; derselbe, Grundriss der Geographie und Geschichte des Alten Orients (2. Aufl. im Druck), sowie in den Monographien von A. JEREMIAS zu einzelnen Göttern des babylonischen Pantheons in Roschers Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Verwiesen sei auf die Geschichte des Altertums von DUNCKER, MEYER und MASPÉRO und auf die Geschichtswerke zur babyIonisch-assyrischen Geschichte von HOMMEL, TIELE, MÜRDTER-DELITZSCH und WINCKLER, Sowie auf die einschlägigen Artikel in den biblischen Handwörterbüchern, besonders in der Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, 3. Aufl., herausgegeben von A. HAUCK 1896 ff; BEZOLD, Ninive und Babylon im XVIII. Bd. der von HEYCK herausgegebenen Monographien zur Weltgeschichte. - Von der keilinschriftlichen Bibliothek [KB], welche historische und mythologische Texte in Umschrift und Uebersetzung gibt, sind sechs Bände erschienen, herausgegeben von E. SCHRADER. Eine neue umfassende Textausgabe in Umschrift und Uebersetzung mit kurzen sachlichen Anmerkungen (Vorderasiatische Bibliothek) wird bei J. C. HINRICHS Vorbereitet. Ueber die Ergebnisse der Forschungen auf orientalischem Gebiet Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. 1. 17

einschliesslich der Aegyptologie berichten in summarischer gemeinverständlicher Form auf gediegener wissenschaftlicher Grundlage die von der vorderasiatischen Gesellschaft unter dem Sammelnamen „der Alte Orient“ herausgegebenen gelben Hefte [AO].

B. Ausführlicher behandeln die babylonische Religion ausser den religionsgeschichtlichen Werken von TIELE und VON Orelli: Hommel, Die semitischen Völker und Sprachen 1883; SAYCE, Lectures on the origin and growth of religion 1888; JENSEN, Die Kosmologie der Babylonier 1890; HOMMEL, Die altisraelitische Ueberlieferung in inschriftlicher Beleuchtung 1897. JASTROW, The religion of Babylonia and Assyria 1898, erscheint deutsch in erweiterter Gestalt unter dem Titel: Die Religion Babyloniens und Assyriens. Ein Archiv geschichtlicher und religionsgeschichtlicher Forschungsergebnisse enthalten zwei neuere Werke: das von ZIMMERN und WINCKLER neu bearbeitete Handbuch von EB. SCHRADER, Die Keilinschriften und das Alte Testament 1903 [KAT3] und A. JEREMIAS, Das Alte Testament im Lichte des Alten Orient 1904 [ATAO]; derselbe, Babylonisches im Neuen Testament 1905.

C. Aus der Flut der Babel-Bibelliteratur kommen für die babylonische Religion in Betracht: DELITZSCH, Babel und Bibel I. und II. Vortrag; KEIL. Zur Babelund Bibelfrage; A. JEREMIAS, Im Kampf um Babel und Bibel, 4. Aufl. 1903; HOMMEL, Die altorientalischen Denkmäler und das Alte Testament, nebst einem Nachtrag; LEHMANN, Babyloniens Kulturmission einst und jetzt; ZIMMERN, Keilinschriften und Bibel nach ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhang.

D. Die sumerische Frage wird ausführlich verhandelt von DELITZSCH, Die Entstehung des ältesten Schriftsystems 1897; WEISSBACH, Die sumerische Frage 1898; HALEVY, Le Sumérisme et l'histoire Babylonienne 1901.

Auf den Bergen Armeniens liegen die Quellen des Euphrat und Tigris. Sie schliessen ein wasserreiches und fruchtbares Land in ihrem unteren Laufe ein, nähern sich bis zu geringem Abstand und fliessen dann noch einmal auseinander, um zuletzt in den persischen Golf zu münden. Das ursprüngliche Mündungsgebiet lag im Altertum weit nördlicher als das gegenwärtige. Der Kult von Eridu legt es nahe, bei Eridu die oft inschriftlich erwähnte alte Mündung der Ströme zu suchen. Das Land, welches der untere Lauf der Ströme von der Annäherung in der Mitte des Laufs bis zur Mündung der Ströme ins Meer einschliesst, ist Babylonien. Es war durch die Anlegung eines Kanalnetzes, welches in der ältesten historischen Zeit das ganze Land durchzieht, zu einem blühenden Kulturland geworden. Alljährlich strömten im Frühling die Wasser über, sie wurden durch das Kanalnetz über das ganze fruchtbare Land verteilt. In schnellem Wechsel folgt der fruchtbaren Jahreszeit ein heisser Sommer. Die Winterszeit ist Regenzeit. Ackerbau, Baumkultur und Viehzucht standen in hoher Blüte. Ein fleissiges und friedliebendes Volk schuf mächtige Städte, Handelsemporien, die zugleich die Mittelpunkte der Kultur waren, mit ihren Tempeln und Priesterschulen, wo die hohe Kunst der Astrologie als heilige Wissenschaft von den Priestern geübt und unter den Wissenschaften die Rechtspflege ausgebildet wurde. Mögen die Babylonier in

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »