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kriegerischer Tüchtigkeit und in künstlerischem Schaffen von den Assyrern übertroffen worden sein, so stand doch auch bei ihnen die Pflege der Kunst in Uebung und ihre religiösen Dichtungen und kosmogonischen Mythen verraten eine reiche künstlerische Phantasie und Erfindungsgabe. In der Astronomie sind sie zu erstaunlichen Kenntnissen und Beobachtungen vorgedrungen und die Lehrmeister der ganzen Welt gewesen.

Die Entwicklung zu der hohen Kulturstufe eines Volkes, das ein ausgeprägtes Schriftsystem hat, überraschende Kunstwerke aufweist, rechtlich bis ins kleine geordnete staatliche Ordnungen besitzt, eine systematisch geordnete Wissenschaft von den Gestirnen pflegt und praktisch in einer tiefsinnigen Kalenderweisheit verwertet, können wir bei den Babyloniern nicht verfolgen. Die ältesten inschriftlichen Zeugnisse setzen schon diesen hohen Kulturstand voraus, die Kunstdenkmäler des alten südbabylonischen Reiches von Lagas, die in Telloh gefunden worden sind, stellen eine nicht wieder erreichte Blüte der Kunst dar, das Gilgamešepos birgt einen Schatz von mythologischen Erzählungen und die ältesten Rechtsurkunden beweisen das Vorhandensein staatlicher Organisation, die erst auf einem langen Weg völkergeschichtlicher Entwicklung erreicht sein kann. Die religiöse Entwicklung überhaupt, nicht nur die Anfänge der Religion, ist im Dunkel einer für uns vorhistorischen Zeit verborgen. Nur religiöse Bewegungen innerhalb der systematisch ausgebildeten Götterlehre und der zu einem Pantheon vereinigten Götterwelt können noch aus den Inschriften beobachtet werden.

Aus den Trümmern der alten Kulturstätten sind, in Stein und Erz gemeisselt und in Ton gebrannt, die Zeugnisse babylonischer Geschichte und Kultur auf uns gekommen. Das Inschriftenmaterial ist jetzt schon erdrückend gross. Und doch ist erst an wenigen der babylonischen Hügel, unter welchen verschüttete und versandete Kulturwelten begraben liegen, der Spaten angesetzt worden. Und von den ausgegrabenen und zum grossen Teil in europäischen Museen geborgenen Schätzen ist nur erst ein Bruchteil veröffentlicht. Trotzdem ist die Ausbeute für die Kenntnis der babylonischen Religion gering. Die Tempelarchive sind noch verschlossen. Soweit religiöse Texte in Betracht kommen, gehören sie zum grössten Teil dem religionsgeschichtlich sekundären Gebiet an: es sind Mythen, Omina, Beschwörungen. Auch die Psalmen und Gebete sind zumeist für den mantischen Gebrauch bestimmt. Wenn in diesem Abriss einer Geschichte der Religion Babyloniens und Assyriens den der Mythologie und Mantik verwandten Gebieten ein weiter Spielraum gegeben wird, so entspricht

das in keiner Weise der Bedeutung, die diese Gebiete für die Religionsgeschichte haben, sondern nur dem gegenwärtigen Quellenbefund, welcher nötigt, aus sekundärem Material zu schöpfen. Die aufgefundenen Inschriften vermitteln sichere historische Kenntnisse bis ins 4. Jahrtausend hinein. Es kommen für die älteste Zeit besonders Tempelweihinschriften, Urkunden über Tempelbauten und -erneuerungen in Betracht, dazu die in ein hohes Alter weisenden Reliefdarstellungen und Siegelzylinder. Von grosser Wichtigkeit sind die nur erst oberflächlich erforschten und verwerteten Gudeainschriften. Auch die Dokumente aus dem Rechtsverkehr und dem privaten Leben, die Briefliteratur, führen in das 3. Jahrtausend zurück. Dann beginnen die historischen Inschriften, die Palast- und Prunkinschriften einen grösseren Raum einzunehmen. Der epochemachenden Bedeutung der Amarnaliteratur ist schon in § 2 gedacht worden. Unerschöpflich ist das Material aus den Archiven der assyrischen Könige der Sargonidenperiode. Asurbanipal (669-625) sammelte in Verfolg eines von seinen Vorgängern begonnenen Werkes kurz vor dem Zusammenbruch des babylonischen Reiches aus den Tempelarchiven die alten Schriftdenkmäler, liess sie übersetzen und abschreiben und in der königlichen. Bibliothek katalogisiert und geordnet aufbewahren. Diese zum Teil ausgegrabenen Schätze der Bibliothek Assurbanipals sind bis heute die Hauptfundgrube für alle religionsgeschichtlichen Forschungen auf dem Gebiete der babylonischen Religion. Es befinden sich darunter astrologische Werke, gesammelte Beschwörungen und Omina, Hymnen und Busspsalmen und die Dichtungen, welche über die mythologischen Vorstellungen der Babylonier Aufschluss geben. Ein wichtiges Hilfsmittel sind die Götterlisten mit Angabe der Beinamen, der Wirkungsweise und der Kultorte der Götter und die Syllabare, welche die ideographisch geschriebenen Götternamen durch Silbenschrift erklären. Vor Auffindung der Inschriften waren die Fragmente des Berossus aus dem Anfange des dritten vorchristlichen Jahrhunderts nach Alexander Polyhistor in bruchstückweiser Wiedergabe bei Eusebius die wertvollste Quelle. Berossus war Priester am Bel(Marduk)tempel zu Babel, konnte also aus bester Quelle schöpfen. In der Tat haben die keilinschriftlichen Zeugnisse die Zuverlässigkeit seiner Berichterstattung immer mehr bestätigt. Die biblischen Angaben beziehen sich zumeist auf die Zeit der assyrischen Weltherrschaft.

Bei Darstellung der babylonischen Religion kann die Frage nach dem sumerischen Ursprung der Schrift und Kultur ausser Betracht gelassen werden (s. u.). Nur sei in diesem Zusammenhang nochmals darauf hingewiesen, dass der babylonische Gestirndienst in einer Weise

mit astrologischen Spekulationen verbunden ist, die in den übrigen semitischen Religionen keine Parallele hat, und dass die Elemente der Mantik, die offenbar von ältester Zeit her eine weite Verbreitung im Volksglauben gefunden haben, neben der astralen Götterwelt und ihrem Kult wie ein Fremdkörper erscheinen. Der ganz eigenartige und in seiner Eigenart niemals verdrängte Kult von Eridu ist eine innerhalb der semitischen Religionen gesondert dastehende Erscheinung, wenngleich Ea, der Gott von Eridu, im Pantheon der babylonischen Astralgötter als ein unentbehrliches Glied mit fest umgrenztem Wirkungskreis eingegliedert ist. Vom „sumerischen Standpunkt“ aus wird man den reichen Einschlag von mantischen und astrologischen Vorstellungen auf den Einfluss der alten einheimischen Kultur zurückführen, dem die semitischen Eroberer verfallen wären. Schon Gudea eifert gegen das Zauberwesen. Die spätere Tradition hingegen bezeichnet Magie und Gestirndienst mit Vorliebe als chaldäische Weisheit. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Tradition bewahrheitet. Das südbabylonische Gebiet mit dem Kult von Eridu war das Chaldäergebiet. Geschichtlich bezeugt ist das Auftreten der Chaldäer allerdings erst seit dem 11. Jahrh. In den Zeiten, da Babylonien gleichzeitig von Assyrien und Elam bedrängt war und politisch verfiel, kam in Südbabylonien Chaldäa als Macht auf, die sich fortan dauernd gegen Babylonien und Assyrien behauptete und den Zugang zum persischen Meer versperrte. Die Chaldäer bildeten Kleinstaaten, deren Streben unausgesetzt auf die Herrschaft über die Kulturzentren, besonders Babylon, ausging. Nach dem Sturz des assyrischen Weltreichs begründen sie unter Nabopalassar das neubabylonische Reich, welches Babylonien und Chaldäa umfasst. Aber die späte geschichtliche Bezeugung der Chaldäerbewegung spricht nicht dagegen, dass parallele Erscheinungen auch in vorhistorische Zeit zurückreichen, vgl. § 1.

Von der ideographischen Schreibweise der Götternamen kann. kein Beweis für einen fremden Ursprung ihrer Träger hergeleitet werden, solange die Frage nicht entschieden ist, ob das sog. Sumerisch die Sprache eines verschollenen Volks oder ein priesterliches Kunstprodukt ist. Die Namen von zwei grossen babylonischen Göttern, Ea und Ninib, sind ausnahmslos ideographisch geschrieben, und mit voller Sicherheit ist ihre Aussprache nicht zu bestimmen. Aber auch der Name des Wettergottes Ramman war lange Zeit nicht inschriftlich zu belegen. Merkwürdig sind allerdings spätere Kunstformen, welche die ideographische Lesung in den Namen des Gottes umwandeln. So wird bei Damascius der Gott Bel, der ideographisch EN-LIL geschrie

ben wird, assimiliert als voc wiedergegeben, und im Pantheon von Harran heisst die Göttin, die babylonisch NIN-GAL geschrieben ist, in aramäischen Inschriften gleichfalls assimiliert Nikkal. Doch können das wohl späte Kunstformen sein. Auch die veränderte Schreibweise und der Wechsel von Götternamen erklärt sich ohne Schwierigkeit aus dem Wechsel der politischen Verhältnisse, unter dem ein Kultort hinter dem andern zurücktritt. Und selbst wenn die Namen einzelner babylonischer Götter als ursprünglich sumerisch erwiesen würden, so würde daraus nur zu schliessen sein, dass die eingewanderten Semiten dieselben mit dem Erbe der Schrift herübergenommen und aus irgendwelchen Gründen ihre Gottheit gerade mit der bestimmten sumerischen Gottheit identifiziert hätten.

Von den niederen Formen des Geisterglaubens und den mantischen Kultgebräuchen abgesehen, ist jedenfalls der Charakter der babylonischen Religion semitisch. Auch die ältesten Inschriften sind nach übereinstimmender Meinung der Kenner der babylonischen Literatur zum mindesten semitisch beeinflusst, selbst wenn sie rein ideographisch geschrieben sind. Und wenn auch die Entwicklung der babylonischen Staaten bis zu der Herrschaft der fremden Hammurabidynastie und dem Einheitsstaat Hammurabis gegen Ausgang des 3. Jahrtausends manchen Einblick in die Entwicklung der babylonischen Religion innerhalb der staatlichen Umwälzungen gewährt, so finden sich doch die Grundzüge des babylonischen Pantheons schon in den ältesten Inschriften von Telloh. Auch in späterer Zeit hat weder die auf die Hammurabidynastie folgende elamitische Herrschaft über Babylonien, noch die 600 Jahre währende Oberherrschaft kossäischer Könige im 2. Jahrtausend, noch zuletzt die chaldäische Invasion einen merklichen Einfluss auf die Gestaltung der babylonischen Religion ausüben können.

Das sumerische Problem harrt auch jetzt noch der endgültigen Lösung. Es geht von der Form aus, in welcher die alte Literatur Babyloniens überliefert ist. Die babylonisch-assyrischen Schriftdenkmäler sind sämtlich in teils phonetischer, teils ideographischer Schreibweise abgefasst. Die Schriftzeichen haben neben dem Silbenwert rebusartig die Bedeutung eines oder mehrerer Worte (Ideogramme). Unter der von Assurbanipal und seinen Vorgängern gesammelten religiösen Literatur wie unter den altbabylonischen Urkunden finden wir solche, welche durchgehends ideographisch geschrieben sind. Sie weisen ausserdem ein durch Präfixe und Suffixe gebildetes grammatikalisches System auf. Assurbanipal liess zu solchen schon zu seiner Zeit schwer zu entziffernden Texten von seinen Gelehrten eine Interlinearübertragung hinzufügen. Die Assyrer charakterisieren die ideographische Schreibweise als Sprache des Landes Sumer und Akkad. Auf den Ausdruck Sprache ist kein besonderes Gewicht zu legen. Sumer bezeichnet in den Inschriften das älteste südbabylonische Herrschaftsgebiet. Die meisten Gelehrten leiten

aus der bezeichneten Schreibweise die Existenz eines vorsemitischen sumerischen Volkes her, das von den einwandernden semitischen Stämmen allmählich verdrängt und absorbiert worden ist, während Sprache und Schrift als religiöse Kultsprache der Gelehrten, d. i. Priester, noch Jahrtausende hindurch weiter gepflegt wurde wie das Lateinische im Mittelalter. Dagegen vertritt der französische Gelehrte HALEVY unentwegt die Ansicht, dass in der Euphrat- und Tigrisniederung die semitische Kultur ursprünglich ist und dass jene sog. sumerische Schrift und Sprache ein künstliches System sei, in den Priesterschulen gelehrt und fortgepflanzt als Mittel zur Erhaltung des priesterlichen Einflusses. Die Verteidiger der Existenz einer sumerischen Sprache stimmen mit HALÉVY darin überein, dass die überlieferten Texte bis in die älteste Zeit zurück das Vorhandensein des semitischen Elementes beweisen und dass es keine rein sumerischen Texte gibt. Der semitische Einfluss ist in der Bildung ideographischer Zusammensetzungen erkennbar; Worte, welche als sumerisches Lehngut angesehen wurden, haben sich als gut semitisch erwiesen. Dass bei einigen der Texte mit Interlinearübersetzung der ideographische Text nachweislich eine Rückübertragung aus dem phonetisch geschriebenen und der semitische der ursprüngliche ist, spricht für keine der beiden gegnerischen Ansichten. Die wichtigste Tatsache für die Annahme eines sumerischen Volkes und einer sumerischen Sprache ist der Umstand, dass die Schriftzeichen einen ursprünglichen Silbenwert haben, der sich in vielen Fällen nicht (nach HALEVY noch nicht) aus semitischen Wurzeln herleiten lässt. Ursprünglich ist die Keilschrift Bilderschrift. Reichliches Material bieten die amerikanischen Ausgrabungen in Nippur mit ihren altbabylonischen In`schriften in primitivster Form. Aber die Hoffnung, dass durch neues Material die Frage endgültig entschieden werde, hat sich nicht erfüllt. Für die Thesis einer sumerischen Sprache wird von philologischer Seite hervorgehoben, dass die Silbenwerte der Ideogramme mit den semitischen Wurzeln der von ihnen dargestellten Worte nicht übereinstimmen. Ein Zeichen z. B., das in der archaistischen Form das Bild des zunehmenden Mondes ist und die Mondsichel, das Horn (KARNU) oder das Zeitwort aufgehen (napâhu) von Gestirnen bedeutet, hat den Silbenwert SI. Aber es lässt sich keine semitische Wurzel nachweisen, welche den Lautwert SI mit einem entsprechenden Sinnwert vereinigte. Doch bleiben das immer offene Fragen. Auf philologischem Gebiet wird das Problem nicht entschieden werden. Erwähnt sei noch, dass die von DE SARZEC in Telloh ausgegrabenen Kunstdenkmäler aus dem südbabylonischen Reich Lagaš in den Kunstformen und Typen einen von den bekannten semitischen Typen wesentlich verschiedenen Charakter haben.

§ 5. Babylonische Lokalkulte.

Literatur: Ueber die neuesten Ausgrabungen berichten: V. SCHEIL, Mémoires publ. par les membres de l'institut français d'archéologie orientale du Caire I 1, 1902 (Ausgrabungen in Sippar); HILPRECHT, Old babylonian inscriptions chiefly from Nippur 1893 ff., 1. Teil soeben deutsch bei J. C. Hinrichs erschienen, vgl. HILPRECHT, Die Ausgrabungen im Bêl-Tempel zu Nippur. Ein Vortrag 1903; Mitteilungen der Deutschen Orientgesellschaft zu Berlin 1900 ff. (Ausgrabungen in Babylon), herausgegeben von DELITZSCH.

Die ältesten babylonischen Inschriften zeigen uns eine Reihe kleiner Staaten, deren Mittelpunkt ein wichtiger Kultort ist. Die Kämpfe der Stadtkönige untereinander haben die Begründung grösserer

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